Ministerielle AIDS-Schleife


Ich liebe Österreich. Aber das brauche ich hier nicht mehr zu betonen.

Österreich und speziell Wien liebt Bälle. Ein Highlight der Saison ist der Lifeball, dessen Erlöse Hilfsorganisationen im Kampf gegen HIV/AIDS zu Gute kommt.

Heuer geht der Ball zum 15. Mal über die Bühne und wird zum ersten Mal life übertragen. Ein weiterer Ansporn für die Austria-Promis den eh schon aufälligen Roben noch was draufzusetzen.

Am besten, man lässt die Öffentlichkeit schon vorher wissen, was man trägt, damit man nicht übersehen wird. So wie die Gesundheitsminsiterin Andrea Kdolsky, die als wandelnde AIDS-Schleife den Abend bestreiten wird.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-05-18   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Ministerielle Unterstützung

In diesem blog geht es ja oft um österreichische Themen. Jedoch bisher nicht um die Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky. Was einige Leser aus dem Nachbarland irritieren mag, denn dort kann man der Dame medial nicht entgehen. Ein Grund: Eigentlich bräuchte es ein eigenes blog dafür, das wahrscheinlich überaus lesenswert wäre.

Wenn die Ministerin mal nicht die Öffentlichkeit an ihrer Vorliebe für Schweinsbraten und ihrer nun aufgegeben Neigung zum Genussrauchen teilnehmen lässst, verteilt sie Kondome, gibt Schulklassen Sexualkundeunterricht, will Verkehrsführerscheine ausgeben ("aber bitte nie ohne") oder lässt sich in einer begehbaren Prostata ablichten.

Übergewicht ist auch in Österreich ein Thema - nicht nur bei Ministern. So wirbt sie für eine Kampagne des Lebensmittelkonzern billa: Forum Besser Leben. Die Aktion war so plump, dass es sogar der BZÖ, einer Absplitterung der Haider-Partei FPÖ, aufgefallen ist. Fraglich, ob eine Gesundheitsministerin den Umsatz steigert. Da hat selbst Österreich andere Promis, die geeigneter wären. Viel wichtiger war der Rewe Group, zu der billa gehört, wohl die Lobbyarbeit und die Unterstützung durch Andrea Kdolsky. Auf europäischer Ebene kämpft Rewe zuammen mit anderen Handelskonzernen gegen Pläne der EU-Kommission, die Kennzeichnung von Lebensmitteln zu verschärfen. Im März hatten 13 Handelskonzerne, darunter Rewe, in Brüssel zu einer Lobbyveranstaltung geladen, um ihre Bemühungen für die gesunde Ernährung vorzustellen.

Ein wenig eleganter ist da das "Forum Urologie" - eine Aktion der Pharmakonzerne AstraZeneca, Bayer Schering, Eli Lilly, Novartis und Pfizer - für das Andrea Gdolsky in die Prostata gestiegen ist.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-05-13   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Austria news

Minuzien aus unserem Nachbarland

Den Krankenkassen wurde die Pharmawerbung in der "Krone" durch den ArzneiOmbudsmann unter dem Deckmantel der aufopfernden Hilfe scheinbar zuviel. Der Hauptverband hat seine Mitwirkung aufgekündigt und argumentiert mit dem Datenschutz. Hier der Krone-Artikel: krone_ombudsmann (pdf, 278 KB)

Aktuell beleuchtet das Nachrichtenmagazin "Profil" die steigenden Ausgaben für Medikamente und "die Tricks der Pharma-Industrie".
Die Rolle der Medien in diesem Verteilungskampf ist zwiespältig. Auf den Gesundheitsseiten sprießen alle Formen von Pharmakooperationen. Aktionen wie der – zum Großteil von der Industrie bezahlte – Arznei-Ombudsmann der „Krone“ torpedieren offen die Bemühungen zu mehr Behandlungsökonomie. „Der Chefarzt hat ein Medikament abgelehnt, aber Ihr Arzt meint, es wäre das Beste für Sie?“, fragt der Ombudsmann verständnisvoll auf einer eigenen Website www.arzneiombudsmann.at. „Oder Sie haben jahrelang ein Medikament bekommen, das gut geholfen hat, und Sie bekommen dieses nun nicht mehr?“ Falls der Patient der Meinung ist, ungerecht behandelt zu werden, weil er meint, das Original habe viel besser gewirkt als die nunmehrige billigere Kopie, so kann er auf der Internet-Seite Musterbriefe zur Bescheidaufforderung an die Krankenkasse oder auch gleich zur Einreichung einer Klage beim Arbeits- und Sozialgericht downloaden. Als „Pressure-Group“ der Industrie will der PR-Fachmann Wolfgang Maierhofer, der gemeinsam mit „Krone“-Chefarzt Wolfgang Exel den Ombudsmann erfunden hat, aber deshalb nicht erscheinen. „Das sind wir bei Gott nicht!“

Nicht gerade eine ruhige Kaffeehausatmosphäre, in der die neue Pfizer Chefin Theresa Firestone ihren Posten antritt. Einen ihrer ersten Auftritte hatte Ms Firestone bei einer Veranstaltung von Pfizer und der Zeitung "Die Presse" zum Thema Nichtraucherschutz. pfizer_rauchen (pdf, 237 KB)

Eine ungewohnte Diskussion in einer ungewohnten Sprache. In ihrem Heimatland Kanada haben 9 der 13 Provinzen längst umfangreiche Regelungen erlassen. Interessant was in dem Presse-Artikel haften bleibt: Die Pfizer Chefin hatte Angst um ihren Mann, als bei ihm fälscherlicherweise Lungenkrebs diagnostiziert worden war. Landesstatthalter des weltgrössten Pharmakonzerns geht anders. Da werden die Berater noch einige Arbeit haben.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-05-07   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Willkommen im Club


Just for the records: Im November hatte ich über die "Initiative Trockene Nacht - Guter Tag" berichtet. Astroturfing durch Ferring Arzneimittel.

In Österreich nennt sich das Austroturfing Club Mondkind. Auch hier gehört die domain Ferring und ausser einem Therapie Comic, in dem das Präparat von Ferring erwähnt wird, gibt es keine Hinweise auf den Sponsor oder die PR-Agentur. Betreut wird die Inititiative von der Agentur Fischill Public Relations. Die Inhaberin fungierte bis März als "Obfrau" des Clubs. Neue Obfrau ist eine Pharma-PR-Mitarbeiterin der Agentur ipk.

Als Obfrau hat sie Erfahrung. Für ihren Arbeitgeber steht sie auch der Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung vor.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-05-04   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Asthma-Marketing im Standard

Der Standard macht Werbung für das Asthmamedikament Symbicort® smart von AstraZeneca. Zwar wird der Handelsname nicht genannt, aber der Artikel ist ein lupenreines PR-Stück. Inklusive Hinweis auf eine Aktion, bei der in den Apotheken Schlüsseltaschen verteilt werden, in die der Inhalator passt.

--
Nachtrag:
PR-Stück war richtig.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-05-03   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Atemloses A(u)stroturfing

Wie dreist GlaxoSmithKline (GSK) in Österreich das Asthma-Marketing betreibt, haben wie hier schon einmal gesehen. Aber es gibt eine Fortsetzung.

In Österreich gibt es eine Aktion Atemschule. Laut Aussage auf der Homepage: Die Atemschule ist ein Service der österreichischen Lungenfachärzte gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie - unterstützt von GlaxoSmithKline. Alles als Verein organisiert.

Wenn man nun auf "Impressum" geht wird die Sache klarer:
Diese Internetseite und die Datenbank, die alle von Ihnen eingegebenen Informationen enthält, werden von einem von GSK ausgewählten externen Unternehmen in den USA betreut, in Übereinstimmung mit den Anweisungen von GSK Österreich und dieser Private Policy. Wenn Sie persönliche Informationen angeben, stimmen Sie zu, dass Ihre persönlichen Informationen in den USA verarbeitet werden. Sollten Sie diesbezüglich Fragen haben, kontaktieren Sie bitte GSK an der unten angegebenen Adresse: GlaxoSmithKline Pharma GmbH, Albert-Schweitzer-Gasse 6, 1140 Wien, Tel.: +43 1 970-75/0 oder per email at.info@gsk.com.
Gut, GSK ist der Sponsor. Aber auffallend ist, dass der Vereinssitz an der Firmenadresse von GSK ist.

Verein Atemschule Trainingskreis für Patienten mit Asthma oder COPD
(ZVR-Zahl 480847164)
Albert Schweitzer Gasse 6
A-1140 Wien

Der Vorstand:
  • Obfrau: Beatrix Buchinger (bei GSK für das Programm zuständig)
  • Obfrau-Stv.: Dr. Gottfried Halmschlager (Direktor Medical, Regulatory & Government Affairs bei GSK)
  • Kassier: DI Alexander Barta (Marketing Manager bei GSK)
Diese Website wurde mit freundlicher Unterstützung von GlaxoSmithKline ermöglicht. Das ist wohl eine grenzenlose Untertreibung. Understatement. Das kennt man im titelverliebten Österreich sonst nicht.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-04-29   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Gesetzlose Pharma-Werber

Eigentlich sollte es eindeutig sein:
§ 51 (1) Laienwerbung darf nicht für
1. Arzneispezialitäten, die der Rezeptpflicht unterliegen
...
betrieben werden.
§51 Arzneimittelgesetz in Österreich.

Als Pharmainsider reibt man sich bei dieser Anzeige im "Standard" verwundert die Augen - in einer, wenn nicht der einzigen österreichischen Qualitätszeitung.
In blasser Schrift steht über dem im redaktionellen Stil gehaltenen Beitrag: "Bezahlte Anzeige". Unter dem Artikel finden sich die logos von rebif® und Merck-Serono dem Hersteller.

Aber damit nicht genug. Die Anzeige ist auf einer Seite in einem positiven redaktionellen Umfeld eingebettet, hier zu sehen: seite merck-serono (jpg, 3,653 KB). In zwei Artikeln und einem Kasten wird erklärt, was Multiple Sklerose (MS) ist, welche Therapieansätze es gibt und wie die zukünftige Behandlung aussehen könnte. Alles in einer Sprache, die nicht gerade laien-kompatibel ist. Ganz nebenbei wird noch ein Kokurrenzpräparat von Rebif®, der monoklonale Antikörper Tysabri® mit kurzen Worten negativ präsentiert.

"Leider kam es in drei Fällen nach Einnahme des Medikaments zu schweren Infektionen im Gerhirn", berichtet Vass. Tysabri® wurde deshalb nach Erstzulassung Ende 2004 im Februar 2005 wieder vom Markt genommen, aber Mitte 2006 unter Einhaltung strenger Richtlinien in Europa wieder zugelassen.
Tysabri® war zu diesem Zeitpunkt in Europa noch nicht zugelassen. Stattdessen wird ein Medikament von Novartis, das noch in der Entwicklung ist, schon mal erwartungsfroh gelobt.

Den Werbeetat von Rebif® in Österreich hatte zumindest im Mai 2006 die Agentur Welldone.
Die Marketing- und Kommunikationsagentur Welldone wurde vom Biotechnologie-Unternehmen Serono beauftragt, das Medikament Rebif®, ein Biologikum zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS), neu am Markt zu positionieren.
...
Ziel ist es, mit der Kampagne und der Kreationsidee sowohl die Marke Serono, als auch das Produkt Rebif® neu zu positionieren, zu stärken und eine klare Abgrenzung zum Mitbewerb herzustellen.
...
Kampagne soll sowohl die Bevölkerung, das Gesundheitssystem, die Ärzteschaft und die Patienten ansprechen und Serono mit dem Produkt Rebif® eine Alleinstellung in der MS-Therapie geben“, so Ascherl-Grandi.
...
Die Aufgabe für die Kreation bestand darin, Rebif® gegenüber der Konkurrenz als eine durch hohe Dosierung hoch wirksame Therapie zu positionieren.
Am Rande wäre zu erwähnen, dass Novartis auch als Referenz auf der Internetseite der Agentur geführt wird. Kann aber auch Zufall sein.

Kein Zufall ist ein Artikel in der aktuellen Ausgabe der Kundenzeitschrift von Welldone. Die stellvertretende Direktorin des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Beate Hartinger, erläutert, warum eine Aufhebung des europaweiten DTC-Werbeverbots für verschreibungspflichtige Medikamente nur den Herstellern nutzen würde aber nicht den Patienten.

So ist das wohl bei Werbern. Zwischen Aussendarstellung und Handeln liegen Welten. Nicht nur in Österreich.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-04-24   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Saubere Alpenrepublik

Die Staatsanwaltschaften sind in Deutschland mit dem Gesundheitswesen gut beschäftigt. Obwohl das Ergebnis oftmals enttäuscht.

Unser Nachbarland Österreich hat ein ähnlich komplexes Gesundheitssystem, das wahrscheinlich auch zu Korruption einlädt - sollte man meinen. Aber trotzdem ist es ein Land der Saubermänner, wie die Salzburger Nachrichten am 3.4.2007 titelten: keine_korruption (pdf, 196 KB).

Der Nationalratsabgeordnete Johann Maier hatte wieder einmal nachgefragt und die bekannten Antworten bekommen. Zwischen 2000 und 2006 hat es keine Ermittlungen und Erhebungen und keine gerichtlichen Verfahren gegeben. Die deutschen Behörden hatten genug mit den eigenen Fällen zu tun: Es gab auch keine Amtshilfe- oder Rechtshilfeersuchen aus Deutschland.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-04-22   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Komplex

Österreich ist ein interessanter, aber sehr komplexer und reglementierter Markt.
Die neue Pfizer-Austria Chefin Theresa Firestone im "Wirtschaftsblatt" am 4.4.2007.

Da wird es sicher in den Verbänden, bei den Sozialpartnern oder PR-Agenturen einige geben, die Ms Firestone gerne in die Feinheiten des komplexen Systems einführen. Aber cave: Die Dame kann kein deutsch - oder gar österreichisch.

Was Deutschland und Österreich trennt, ist die gemeinsame Sprache. Karl Kraus
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-04-22   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Zum Wohl!


Wenn es an der Haltestelle hustet, ohne dass ein Passant zu sehen ist, dann bitte nicht vom Rad fallen. Es ist nur das Haltestellenplakat. Klingt wirr? Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie lässt für eine Asthma-Aufklärungskampagne "Citylights", beleuchtete Werbeträger z.B. an Haltestellen, husten.

Wie so oft bei solchen Aktionen in Österreich fehlt es an Transparenz. Der Einsatz von 630 interaktiven Werbeträger ist nicht billig. Beteiligt sind der Aussenwerber Epamedia, die Werbeagentur Phase 5 und die Mediaagentur Wirz. Wer bezahlt es also? Dazu muss man sich nur einmal die auf den Plakaten genannte Internetadresse - http://www.asthmatest.at - ansehen. Domaininhaber:

GlaxoSmithKline Pharma G.m.b.H.
Albert-Schweitzer-Gasse 6
A-1140 Wien

Der Asthmakontrolltest auf der Internetseite wird von GlaxoSmithKline (GSK) zur Verfügung gestellt. Nur links zu englischspachigen "Disclaimer", "Copyright" und "Privacy" in grauer Schrift auf grauem Hintergrund am Fuss der Seite, weisen auf GSK hin. Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie, der in den Medien genannte eigentliche Initiator der Kampagne, ist irgendwie verlorengegangen.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-04-18   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 



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