Werbezecken Der Journalist Michel Reimon hat sich im Standard die Impfkampagne in Österreich "gegen Zecken" angesehen und hat das erlebt, was auch hier im blog schon zum Thema Österreich aufgefallen ist. Pharmaindustrie, Verbände, Ärzte und PR-Agenturen Hand in Hand. Sehen wir uns mal die Pressemitteilung von Januar an. Die ISW-TBE (International Scientific Working Group on Tick-Borne Encephalitis) fordert europaweite Impf- und Reiseempfehlungen. [...] Das Zurückdrängen der FSME wäre aufgrund der hohen Qualität der heutigen Impfstoffe kein Problem", so Michael Kunze, Institut für Sozialmedizin, Medizinische Universität Wien, anlässlich der ISW-TBE-Tagung in Wien. Die ISW ist eine reine Veranstaltung des Impfstoffherstellers Baxter. Die domains "tbe-info.com" und "tick-victims.info" gehören Baxter. Die Internetseiten wurden von einer Agentur erstellt, die auch Baxter als Kunden hat, und auch die im Artikel genannte Seite zecken.at gestaltet hat. [Oesterreich]
Escortservice auf dem Weg ins "Blockbustertum" Integrierte Werbekonzepte im Pharmamarketing in Österreich. Die PBK hat sich neben der Werbe- ein Kompetenznetzwerk von fünf Agenturen aufgebaut: Die PBK ivent GmbH deckt Events/Incentives ab. Die MEDahead Gesellschaft für medizinische Information mbH bereitet medizinisch-wissenschaftliche Themen auf, konzipiert, organisiert und publiziert Konsensus Meetings, Ärztefortbildungen und ist Netzwerkspartner zu den Key Opinion Leadern der Ärzteschaft. Die D33 elektronisch-medizinische Consulting GmbH entwickelt Arzneimittelinformationssysteme für Ärzte-/Apothekersoftware, Webdesign, E-Detailing und elektronische Außendienst-Gesprächsleitfäden. Die Public Health PR-Projektgesellschaft mbH agiert in Sachen PR. Der Verlag für Moderne Medizin ergänzt mit dem Medium „Meine Medizin“ in Kooperation mit Die Presse das Spektrum des Gesundheits-Kommunikations-Clusters Davidgasse. Ist gar nicht einfach, in so einem Netzwerk den Überblick zu behalten. Die Gesellschaft für moderne Medizin ist unter den Tisch gefallen. Dabei hat man doch bei der "Sicher ab 60" Kampagne so gut zusammengearbeitet. Wie die Kooperation mit "Die Presse" on der Praxis aussieht ist hier zu sehen. Integrierte Konzepte lassen bei Internetseiten auch schon einmal den Kunden im Dunkeln. [Oesterreich]
Austro-Astroturfing Mr. Gesundheit, der TV-Gesundheitsexperte Hademar Bankhofer lächelt in einigen Apotheken in Österreich immer noch vom Plakat und will zur Pneumokokken-Schutzimpfung motivieren, obwohl die Aktion "Sicher ab 60" schon am 31. Dezember 2006 endete. Für die Kampagne zeichnen sich die von Ärzte- und Apothekerkammer und die "Gesellschaft für Moderne Medizin" verantwortlich. Die Gesellschaft gibt sich verschlossen. Der Internetseite ist ausser einer E-mail-Adresse und den Namen der Vorstandsmitglieder wenig zu entlocken. Nebenbei: Nach §5 des österreichischen E-Commerce-Gesetzes ist das zuwenig. Die domain hat die Anschrift: "Prof.Dr.Stephan Korenstrasse 10, Wiener Neustadt". Wo auch schon der Verlag für Moderne Medizin GesmbH und die Public Health PR-Projektgesellschaft mbH residieren. Letztere hat die PR-Arbeit für die Aktion übernommen. Die Impfkampagne ist nicht neu. Auch 2005 hat es Sicher ab 60 Jahren gegeben. Wie auch 2004 und 2003. In den Vorjahren war der Impstoffhersteller "Sanofi Pasteur MSD" (SPMSD), bzw. der Vorgänger Aventis Pasteur MSD, mit von der Partie. Stattdessen trat 2006 die "unabhängige Gesellschaft für Moderne Medizin" an. Klingt besser. Macht aber kein Unterschied. Die Public Health PR Projektgesellschaft gehört zum Netzwerk des PR-Unternehmens PBK Ideenreich. Und dort finden wir als Kunden SPMSD mit der Kampagne "Sicher ab 60" und dem lächelnden Mr. Gesundheit. -- Nachtrag: Ich bin kein Impfgegner. Aber Impfkampagnen kann man auch ohne Beteiligung der Pharmaindustrie machen, wie es Sachsen zeigt. [Oesterreich]
Moderne Medizin-Werbung Beim Wettbewerb um die Marketing-Budgets der Pharmaindustrie in Österreich wollen andere Zeitungen der Krone nicht nachstehen. "Die Presse", eine angesehene österreichische Tageszeitung, startete im Herbst 2006 das Patientenmagazin meine medizin, das als Zeitungsbeilage und in Arztpraxen verteilt wird. In jeder Ausgabe wir ein Thema behandelt. Schon bei der Durchsicht fällt sofort in Auge: Advertorial. Anzeigen, die im redaktionellen Stil veröffentlicht werden. Aber auch andere Beiträge scheinen nicht den Anspruch Höchste Seriosität zu entsprechen. Hinter "meine medizin" steht der "Verlag für Moderne Medizin GesmbH". Die Anschrift in der Wiener Neustadt teilt sich der Verlag mit der Public Health PR-Projektgesellschaft mbH, die in der Pressemitteilung zum Start des Magazins als Ansprechpartner genannt wird. "Public Health" gehört zum Netzwerk der PR-Agentur pbk Ideenreich. Hier im blog nicht unbekannt. In der Geschäftsführung des Verlags für Moderne Medizin trifft man auf eine ehemalige pbk-Mitarbeiterin: hier (letzte Meldung). Man kommt auf den Gedanken, dass hier die österreichischen Gesetze zur Pharmawerbung umgangen werden. Der Eindruck verstärkt sich noch, wenn man die Preisliste sieht. Mit PR-Beiträge - (1/1 Seite 9900 Euro) sind wohl die "Advertorials" gemeint. Seriös deklarierte Expertenempfehlungen offenbaren ihren Hintergrund als gekaufte Meinungen: Beiträge im ethischen Bereich durch Experten (Ärzte) in Form von Interview, Nennung Präparat - (1/1 Seite 7500 Euro) Wie war das noch im österreichischen Arzneimittelgesetz?
§ 52 (1) Laienwerbung muss so gestaltet sein, dass der Werbecharakter deutlich zum Ausdruck kommt und das Produkt eindeutig als Arzneimittel dargestellt wird. Werbung und redaktionelle Beiträge sind deutlich zu trennen. (2) Laienwerbung hat, sofern in Abs. 4 nichts anderes bestimmt ist, zumindest folgende Angaben zu enthalten: 1. den Namen der Arzneispezialität und die wissenschaftlich übliche Bezeichnung des Wirkstoffes, sofern das Arzneimittel nur einen Wirkstoff enthält, 2. die für die sinnvolle Anwendung der Arzneispezialität unerlässlichen Informationen und 3. einen deutlich wahrnehmbaren Hinweis darauf, dass Arzneimittel neben Wirkungen auch unerwünschte Wirkungen hervorrufen können und daher die Gebrauchsinformation genau zu beachten oder der Rat eines Arztes oder Apothekers einzuholen ist. Erfolgt die Werbung über akustische oder audiovisuelle Medien, so muss dieser Hinweis akustisch deutlich wahrnehmbar sein. § 53 (1) Laienwerbung darf keine Elemente enthalten, die 1. bildliche Darstellungen im Zusammenhang mit Angehörigen der Heilberufe oder Einrichtungen des Gesundheitswesens aufweisen, 7. sich auf eine Empfehlung von Wissenschaftlern, im Gesundheitswesen tätigen Personen oder Personen beziehen, die auf Grund ihrer Bekanntheit zum Arzneimittelverbrauch anregen könnten -- Übrigens sorgt sich Presse-Redakteurin Claudia Richter, die das Magazin "meine medizin" als Chefredakteurin verantwortet, in einem Kommentar um die Patienten, denen mit mehr Respekt begegnet werden sollte. Den Umgang mit den Lesern halte ich in dem "Patientenmagazin" für alles andere als respektvoll. [Oesterreich]
Wilder Westen in Tirol Der Klassiker im Western: Es ist Markt und ein Quacksalber bietet mit viel Show und guten Worten seine Wundertinktur an und im Planwagen daneben wartet schon ein "Arzt", der die Behandlung damit durchführt. Alles nur Kino? Nicht in Österreich. Auf der Tiroler Frühjahrsmesse versuchte Novartis seine Impfung gegen FSME-Viren, einem Virus der durch Zeckenbiss übertragen wird, an den Mann zu bringen. Hier die Anzeige in der "Tiroler Tageszeitung" vom 14. März 2007 und ein redaktioneller Hinweis der etwas oberhalb der Anzeige abgedruckt war. Nach einem mir vorliegenden Augenzeugenbericht lief das folgendermassen ab: Ein Promoter hatte ein Terrarium mit "geprüften ungiftigen" Zecken vor sich. Daraus sollten die Besucher Münzen herausholen. Danach untersuchte er sie mit einer Taschenlampe, ob eine Zecke angebissen hätte. Daneben stand ein Mikroskop und eine Vitrine, in der Zecken in verschiedenen Entwicklungsstadien krabbelten. Auf der rechten Seite verkauften zwei Frauen den Impfstoff. In der Mitte der beiden Flügel des Novartis-Standes war die Türe, die zum Arzt führte, der den Impfstoff verabreichte. Nein, der Arzt hiess nicht Doc Holiday. Erst Verkauf, dann die Aufklärung und Einwilligung? Im wilden Westen galten Ethik und Gesetze auch wenig. Das Bundesgesetz über die Ausübung des ärztlichen Berufes und die Standesvertretung der Ärzte: § 53 (1) Der Arzt hat sich jeder unsachlichen, unwahren oder das Standesansehen beeinträchtigenden Information im Zusammenhang mit der Ausübung seines Berufes zu enthalten. Das Arzneimittelgesetz: § 59. (1) Arzneimittel dürfen nur durch Apotheken abgegeben werden, sofern in den §§ 57 und 58 oder im folgenden nichts anderes bestimmt ist. [Oesterreich]
Anzeigenrelevante Geister der Pharmaindustrie Andrea Fried, die Chefredakteurin der Österreichischen Krankenhauszeitung (ÖKZ), kritisiert im HTA-Newsletter No. 53 - Dezember 2006/Jänner 2007 des "Ludwig Boltzmann Instituts für Health Technology Assessment", dass der Druck der pharmazeutischen Industrie auf die Verlage immer grösser wird. Sie führt dabei als Beispiel den deutschen Fall der Arzneimittelexperten Michael Kochen und Wilhelm Niebling an, die auf Druck von Anzeigenkunden aus der Pharmaindustrie ihre Artikel über Informationen zur rationalen Arzneitherapie in der hausärztlichen Praxis zu den Themen "Protonenpumpenhemmer" und "Thrombozytenaggregationshemmer" nicht in zwei allgemeinmedizinischen Zeitschriften publizieren konnten. Besonders betont Andrea Fried den zunehmenden Einfluss der Industrie auf die Gesundheitsberichterstattung in den so genannten "Laienmedien". Ich erinnere da an die Krone des Medizinjournalismus und die Champix-NEWS. In letzter Zeit ist in Österreich auch ein zunehmender Einfluss der pharmazeutischen Industrie auf die Gesundheitsberichterstattung in den so genannten „Laienmedien“ (Monats-, Wochen-, Tageszeitungen, Fernsehsendungen) zu bemerken. Die Lobbyisten der Industrie verweisen selbst stolz darauf, welche Medien sie finanziell unterstützen und welche Möglichkeiten des „Agenda Settings“ sie dafür erhalten." So recht die Chefredakteurin hat, darf man nicht vergessen, dass es auch ein Streiten um den Werbekuchen ist. Die ÖKZ sieht sich als Marketingpartner und verweist auf "flexibles Eingehen auf spezielle Kundenwünsche", "breites Werbeangebot" oder "erweiterte Marketing-Unterstützung für Stammkunden". Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los. (J.W. von Goethe, Zauberlehrling) [Oesterreich]
Ideenreichtum beim Pharmamarketing Österreich ist ein kleines Land, aber nicht so klein, als dass nicht Platz für weitere Pharma-PR Agenturen wäre. Auf ein Schlachtschiff der Pharmakommunikation in unserem Nachbarland habe ich schon hingewiesen. Ein anderer Player mit einer ansehnlichen Kundenliste ist PBK Ideenreich. Der Name ist Programm. Stolz verweist man beispielsweise auf ms-moveon.at ein Internetangebot für Patienten mit Multiple Sklerose (MS), für das laut Impressum die Agentur verantwortlich ist. Nicht von ungefähr tauchen Fragen wie "Was sind monoklonale Antikörper?", "Wie wirkt Natalizumab?" oder "Wie wirksam ist Natalizumab?" an prominenter Stelle auf. Der Kunde, der nicht genannt wird, ist Biogen Idec und das Produkt der monoklonale Antikörper Tysabri®, seit Mitte letzten Jahres für die Behandlung von MS auf dem Markt. In Deutschland nennt ms-life.de, ein Internetangebot der BertelsmannSpringer "Business Solutions Medicine Online GmbH (BSMO)", immerhin auf einer ähnlichen Internetplattform den Sponsor Biogen Idec grau in kleiner Schrift am Fuss der Internetseite und im Impressum. In Österreich wohl nicht nötig. Zumindest bei einer Agentur, die unter dem Stichwort "ethisch" auf ihrer Internetseite die Handelsnamen der Kundenprodukte präsentiert. Bytheway: Der auf der Seite genannte Experte, Prof. Deecke, durfte schon am 18.10.2006 im Österreich-Fenster von SAT 1 in der Sendung "Welt der Medizin" die Therapie umfassend vorstellen. Der beworbene monoklonale Antikörper ist Natalizumab nur für Patienten zur Therapie besonders aggressiver Formen der schubförmigen Multiplen Sklerose zugelassen. Als eine Art "last choice". Lediglich in den USA kann Natalizumab auch für die Behandlung normal verlaufender schubförmiger MS als Ersttherapie verordnet werden. Klingt eher altbacken als ideenreich. Es gibt noch eine Fortsetzung. Stay tuned. [Oesterreich]
Champix®-NEWS Das wird hier noch zum Österreich-Pharma-Watch-Blog. Aber was dort so möglich ist, erstaunt immer wieder. Die "NEWS" ist das grösste Nachrichtenmagazin des Landes mit einer Auflage von 250.000. Gehört übrigens zu Gruner+Jahr. Am 22. Februar gab es in dem Magazin einen redaktionellen Artikel mit 6 Seiten zu Champix® und die Nikotinentwöhnpille von Pfizer schaffte es auch auf das Titelblatt. Damit nicht genug: Redakteure und andere "NEWS-Tester" berichten über ihre Erfahrungen und führen ein weblog. Dazu gibt es eine Kampagne des gemeinnützigen Vereins nosmoking.at - gesponsert von Pfizer und News. Präsident ist der immer noch in Österreich bekannte ehemalige Leichtathlet Andreas Berger, der seine Karriere wegen Doping beenden musste. Vizepräsident Univ.-Doz. Dr. Ernest Groman tritt neben dem immer emsigen Prof. Michael Kunze bei Pfizer-PR-Aktionen auf und erwähnt Champix® gerne in redaktionellen Artikeln: Kurier v. 21.2.2007, Apotheker Krone 2/2007. [Oesterreich]
Die Krone des Medizinjournalismus In unserem Nachbarland Österreich gibt es die Kronen Zeitung (kurz "Krone"). Eine Boulevard-Tageszeitung, die in Relation zur österreichischen Bevölkerungszahl eine der erfolgreichsten weltweit ist und gegen die die Bild seriös wirkt. Der Einfluss auf Gesellschaft und Politik ist dementsprechend hoch. Die deutsche WAZ-Gruppe hält 50% der Anteile. Die Krone hat Medizin und Gesundheit als strategische Themen erkannt und gibt zusätzlich die Ärzte-Krone, die Apotheker-Krone (beide 14-tägig) und Zahn-Krone (achtmal pro Jahr) heraus, die sich an niedergelassene Ärzte bzw. Apotheker richten. Für Patienten gibt es die Wartezimmer-Krone als Beilage der Ärzte-Krone. Im Mittwoch-Magazin „Zeit zum Leben“ werden ebenfalls Gesundheitsthemen schwerpunktmäßig aufbereitet. Im Magazin "Krone-Gesund“ werden Informationen, Tipps und Anregungen in den Bereichen Gesundheit, Medizin, Wellness, Sport und Ernährung präsentiert. Natürlich gibt es einen Themenplan, mit dessen Hilfe die Pharmaindustrie ihre Anzeigen und Kampagnen planen kann. Denn alle diese Gesundheitsableger werden von derselben Redaktion produziert. "Bild kämpft für Sie" - das kennen wir in Deutschland. Eine Zeitung hilft den Lesern im Kampf gegen ungerechte Bürokraten und uneinsichtige Unternehmer. Die Krone setzt dem die Krone auf und hat seit Herbst 2006 einen ArzneiOmbudsmann. Sie haben Probleme mit dem Erhalt von Arzneimitteln? Der Chefarzt hat ein Medikament abgelehnt, aber Ihr Arzt meint, es wäre das Beste für sie? Ihre Krankenkasse hat die Kosten für ein Medizinprodukt abgelehnt, das Sie aber dringend brauchen? Oder Sie haben jahrelang ein Medikament bekommen, das gut geholfen hat, und Sie bekommen dieses nun nicht mehr? Bei all diesen Problemen können Sie sich an den ArzneiOmbusdman wenden.
Wie schamlos da mit der Pharmaindustrie zusammengearbeitet wird, zeigt ein Beispielartikel: krone (pdf, 511 KB).Statt Wirkstoffe werden die Handelsnamen genannt, Neuheiten werden als Innovationen gefeiert - 2006 sind Präparate auf den Markt gekommen, die bisher kaum beherrschbare Krankheiten plötzlich behandelbar machten - und der Präsident des Pharmaindustrieverbandes Pharmig, Dr. Hubert Dressler, darf im Text die Erstattung aller neuen Präparate fordern. Der "Gegenspieler", der Hauptverband der Sozialversicherungsträger, kommt in einem extra Kasten zu Wort. Faktisch unter Ausschluss der Leserschaft - Platzierung und Diktion sind mit Krone-Leser nicht kompatibel. [Oesterreich]
Win-Win auf österreichisch siyani hat mich in den Kommentaren auf die österreichische PR-Agentur welldone hingwiesen. In der Wiener Lazarettgasse 19/4 residiert nicht nur die Agentur, sondern auch:
Der gemeinnützige Verein "Altern mit Zukunft" gibt sich im Internet bezüglich der Finanzierung verschlossen. Wenn man sich über die Geldgeber des Vereins informieren will, sollte man die die Liste mit den Vereinsaktivitäten(doc) ansehen. Der 1. Österreichische Diabetes-Bericht 2004 ist von dem Insulin-Hersteller Novo Nordisk gesponsert worden, dem es ein besonderes Anliegen ist, einen Beitrag zur Diabetes-Vorsorge zu leisten. Der Bericht Epidemiologie Neuropathischer Schmerz in Österreich ist von Pfizer in Auftrag gegeben worden. Das Unternehmen unterhält auch die Patientenplattform neuropathischer Schmerz. Den Adipositas Bericht 2006 haben Pfizer und Sanofi-Aventis unterstützt. Sanofi-Aventis hat mit Acomplia® eine Diätpille im Programm und Pfizer mit Sortis® einen Lipidsenker, der weltweit zu den umsatzstärksten Medikamenten gehört. Der Sponsor für des Allergieberichts und des "Study Reports Gräserpollenallergie 2006" ist nicht offen ersichtlich, jedoch fällt am Ende der Pressemitteilung der Hinweis auf eine neue "Gräserallergentablette" auf. Der Hersteller Alk Abello wird von Welldone intensiv betreut. Beim 2. Kongress für Allgemeinmedizin & Integrierte Gesundheitsversorgung 2006 waren Actelion, Merck Sharp & Dohme, Pfizer, Sanofi-Aventis und Wyeth als Sponsoren genannt worden. Die Organisation hat Update Europe – Gesellschaft für ärztliche Fortbildung übernommen, deren Büros einen Stockwerk über denen von Weldone liegen. Bei soviel räumlicher Nähe darf sich das Unternehmen auch in der Kundenzeitschrift von Welldone präsentieren. Die vom Verein "Altern mit Zukunft" initiierten Therapieleitlinien "Demenz Konsensus" und "Diabetes Konsensus" sind in der hauseigenen Zeitschrift "Internationale Zeitschrift für ärztliche Fortbildung" publiziert worden. Es versteht sich von selbst, dass die meisten Sponsoren sich auf der umfangreichen Kundenliste von Welldone finden. Die Vereinsanschrift ist im Haus es Steuerberaters, die Büroanschrift in den Räumen von Welldone. Wo die Berichte enstehen, die Projekte entwickelt und bearbeitet werden oder die Studienanalysen gemacht werden, bleibt unklar. Der Verein wurde 2004 von der Sozialmedizinerin Dr. Anita Rieder ins Leben gerufen, die am Institut für Sozialmedizin der Universität Wien tätig ist. Prof. Kunze, der Leiter des Instituts, ist hier im blog schon mehrmals als umtriebiger Wissenschaftler aufgefallen. Vieles wird in dem Institut abgewickelt, aufgrund der Autorenschaft der Berichten naheliegend. Natürlich hat so ein wichtiger Verein auch ein Medizinisch-wissenschaftliches Board. Ich kenne die österreichische medizinische Szene nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass da alle drinsitzen, die irgendwas in Gesundheitspolitik oder Fachverbänden zu sagen haben. International fällt die Beziehung zur Medizinischen Hochschule Hannover auf. Nebenbei: Dort hat übrigens auch unsere deutsche Familienministerin von der Leyen Public Health studiert und in der Abteilung Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung von Prof. Schwartz gearbeitet. Dass Universitäten Auftragsforschung in gemeinnützige Vereine auslagern, ist nicht neu. Unseren Nachbarn in Österreich ist gelungen, diese industrienähe durch die enge Verbindung mit der grössten medizinischen Kommunikations-Agentur auf ein neues Niveau zu heben. Win-Win. Die Agentur wird damit zum echten "Full-Service"-Anbieter, die von PR über wissenschaftliche Studien bis zur Publikation alles liefern kann und die beteiligten Wissenschaftler bekommen nicht nur Drittmittelaufträge, sondern können sich auch als Experten in Medienkampagnen präsentieren. [Oesterreich]
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