Rechnen für TV-Journalisten

Halbgötter in Not
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Schwestern am Limit
=
Ärztepfusch
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2009-07-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Zweifelhafte Pharmawerbung

Gestern im 3. Programm des SWR: Zweifelhafte Pharmawerbung als Schwerpunkt der Sendung "Odysso". In vier Beiträgen wurden Beispiele dokumentiert, wie die Pharmaindustrie mit Marketing manipuliert. Die ausgewählten Themen Zeckenimpfung, Anwendungsbeobachtungen, HPV-Impfung und pharmafinanzierte Fortbildung sind für Leser dieses Blogs und aufmerksame Medienkonsumenten nicht neu.

Wie sagt man so schön, steter Tropfen, und dicke Bretter usw. Wobei bei den Videos auffällt, dass der Tropfen schon dicker sein könnte oder der Bohrer mehr Umdrehungen haben dürfte. Die Diktion des SWR erscheint an manchen Stellen übervorsichtig. Dazu gehört auch, die Sendung um 22:00 Uhr auszustrahlen, nicht zu wiederholen, und nur zwei Videos online zu stellen.

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Übrigens werden die EU-Minister am 8. und 9. Juni beim EU-Ministertreffen des "Employment, Social Affairs, Health and Consumer Affairs Council (EPSCO)" in Luxemburg die von den Pharmaunternehmen gewünschte Lockerung der Werbebeschränkungen für Arzneimittel gegenüber dem Verbraucher vorläufig wohl beerdigen.

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Update: Der Zeckenbeitrag ist wohl aus der Sendung "report" von 4.5.2009. Könnte trotzdem darauf verlinkt werden.
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2009-06-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Zweiklassen-Fernsehen bei Maischberger

Zweiklassen-Medizin in Deutschland. Für den Journalisten Markus Grill etwas, was nicht zu ignorieren ist. Bei dem gestrigen Maischberger-Talk wähnte er sich daher "wie in einer Talkshow-Sendung aus dem vorigen Jahrhundert", als Maischberger die Gäste über die Frage diskutieren liess, ob Kassenpatienten schlechter behandelt werden als Privatpatienten.

Am vehementesten bestritt die ehemalige Vorzeige-TV-Ärztin Marianne Koch die Ungleichbehandlung. Lediglich bei der Verschreibung von Generika sah Marianne Nachteile für Kassenpatienten.
Nun muss man wissen, dass Frau Koch sich nicht nur mit Ärzten, sondern auch mit den Herstellern von Originalpräparaten gut versteht. Sie selbst ist, was in der Sendung verschwiegen wurde, Präsidentin der "Deutschen Schmerzliga". Hersteller der teuren Schmerzmittel Oxygesic und Palladon ist die Firma Mundipharm. Im Vorstand von Kochs Schmerzliga sitzt auch ein ehemaliger leitender Mitarbeiter von Mundipharm, und Mundipharm stiftet auch den "Deutschen Schmerzpreis" in Höhe von 10.000 Euro, den, potzblitz!, im Jahr 2006 ausgerechnet Marianne Koch bekommen hat.

Dem Fazit von Markus Grill kann man nur zustimmen:
In der Gefahr, die Realität nicht mehr wahrzunehmen, befinden sich aber nicht nur die Abgeordneten, sondern auch Frau Maischberger. Während sie noch wie in einer Talkshow-Sendung aus dem vorigen Jahrhundert diskutieren lässt, ob Kassenpatienten schlechter behandelt werden als Privatpatienten, gibt das Gesundheitsministerium seinen Experten vom IQWiG bereits den Auftrag, auszurechnen, wie viel ein zusätzliches Lebensjahr kosten darf oder welcher Preis für Medikamente noch in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen stehen. Zwei-Klassen-Medizin ist ein alter Hut. Jetzt geht es um Rationierungen für 70 Millionen Krankenversicherte – nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Aber ich fürchte es wird nicht die letzte Talkshow oder die letzte Dokumentation über diese Frage gewesen sein, während die Gesundheitsökonomen und Politikexperten unbehelligt von gesellschaftlichen Diskussionen die Pflöcke für die Rationierungsentscheidungen einschlagen.
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2009-05-06   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

Report Mainz berichtet kritisch über FSME-Impfung

Kein TV-Politmagazin ohne ein Beitrag über die Pharmaindustrie. Am Montag berichtete das ARD-Magazin "Report Mainz" unter dem Titel "Panikmache bei Zeckenschutzimpfungen - Die verantwortungslosen Kampagnen der Pharmaindustrie" (Video).

Als Aufhänger für den Beitrag dient ein Kind, das vermutlich einen Impfschaden durch eine FSME-Impfung erlitten hat und nun ein Pflegefall ist. Das wird im Beitrag nicht weiter belegt, erscheint aber nach der aktuellen Einschätzung des Arzneitelegramms auch nicht unplausibel (a-t Juli 2007):
Bleibende neurologische Schäden sind bei Kindern eine "Rarität" (a-t 2002; 33: 27), Impfstoff-Unverträglichkeiten jedoch sehr häufig: 28% der Ein- bis Zweijährigen bzw. 7% der Drei- bis Fünfjährigen reagieren auf FSME-IMMUN JUNIOR mit Fieber von 38-39° Celsius, 3% bzw. 0,6% mit Temperaturen von 39,1-40° Celsius.6 Kopfschmerzen sind sehr häufig. Nervenentzündungen, Enzephalitis u.a. kommen vor.

Hauptthema des ARD-Berichts ist die Diskrepanz zwschen den tatsächlichen Risiken der FSME und den von den Impfstoffherstellern getragenen öffentlichen Kampagnen. Für Leser dieses Blogs nichts fundamental Neues.

Überraschend allerdings, dass sich ausgerechnet das Robert-Koch-Institut (RKI) im Beitrag von den Kampagnen der Industrie distanziert. Hatte doch gerade das RKI mit einer Neudefinition der "FSME-Risikogebiete" die entscheidende Munition für die Impfkampagnen der letzten Jahre geliefert. Dazu noch einmal das Arzneitelegramm 7/2007:
Die Idee könnte aus den Marketingabteilungen der Hersteller von FSME-Impfstoffen stammen: Seit einigen Wochen verzichtet das Robert Koch-Institut (RKI) auf die früher übliche Unterscheidung zwischen Hochrisiko- und Risikogebiet sowie Regionen mit geringer FSME-Endemizität.1 Jetzt gibt es nur noch "Risikogebiete". Das sind nach neuer Definition Land- (LK) und Stadtkreise (SK), in denen die Inzidenz der gemeldeten FSME-Erkrankungen im Zeitraum 2002 bis 2006 höher als 1 pro 100.000 Einwohner war. Tatsächlich wird diese - bereits sehr niedrig angesetzte - Inzidenzgrenze aber lediglich in 80 (62%) der 129 jetzt als Risikogebiet bezeichneten Kreise erreicht.* Außerdem werden Kreise mit geringerer FSME-Inzidenz definitionsgemäß zum Risikogebiet, wenn alle angrenzenden Kreise signifikant erhöhte Erkrankungsraten aufweisen. 33 Stadt- und Landkreise erhalten allein durch diese Neudefinition den Status eines Risikogebietes.1 Dabei wurden in sieben dieser "Risikogebiete" bislang "niemals FSME-Erkrankungen erworben": SK Ansbach, LK Germersheim, LK Hohenlohekreis, SK Mannheim, LK Rhein-Pfalz-Kreis, SK Speyer und SK Worms.1 In Artikeln der Tagespresse und auch der Ärztezeitung2 wird all dies nicht erläutert, sondern die größere Zahl der Risikogebiete mit zunehmender Ausbreitung des FSME-Risikos gleichgesetzt. Der Run auf die Impfung und die damit verbundenen Lieferengpässe sind somit hausgemacht.

 
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Autor: hockeystick   2009-05-06   Link   (10 KommentareIhr Kommentar  



 

Kartfahren mit STADA

Die ZDF-Sendung Frontal 21 berichtet heute abend um 21 Uhr über Korruptionsvorwürfe gegen den Pharmakonzern STADA:
Das Ganze sei zum Beispiel über Kart-Rennen gelaufen, zu denen auch Arzthelferinnen und die Familien der Ärzte eingeladen worden seien. Auch Karten zu wichtigen Sportereignissen hätten zum Angebot der STADA-Pharmareferenten gehört. Ein STADA-Insider gegenüber "Frontal 21": "Wir hatten eine Loge im Frankfurter Fußballstadion, auf Schalke und Sitzplätze in der Münchener Allianzarena. Und da wurden natürlich nur Ärzte eingeladen, die auch Umsatz gemacht haben. Man könnte sagen: Eine Hand wäscht die andere."

Um ihren Umsatz mit STADA-Produkten nachzuweisen, hätten manche Ärzte sogar ihre Verordnungsdateien ausgedruckt vorgelegt oder den STADA-Pharmareferenten Einblick in ihre Computer gewährt. "Wir haben dann gewisse ausgehandelte Prozentsummen an den Arzt direkt wieder gezahlt." Zur Abwicklung dieses Geschäfts hätten manche Ärzte auch fiktive Fortbildungsveranstaltungen oder Seminare in Rechnung gestellt. "Es wurde Umsatz gekauft. Das ist bis heute so", sagt ein weiterer ehemaliger STADA-Mitarbeiter gegenüber "Frontal 21".

 
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Autor: hockeystick   2009-03-17   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Das Pharmakartell - ein Nachtrag

Am Dienstag hat das ZDF das "Pharmakartell" präsentiert. Vorab: Die Dokumentation war eindrucksvoll. Inhaltlich konnte die Reportage Schwächen nicht verbergen. Das fängt bei dem Titel "Kartell" an. Ein Begriff, der Verbindungen mit gleicher Zielsetzung beschreibt. Was der Komplexität der Pharmaindustrie nicht gerecht wird.

Die Redaktion hatte merklich Schwierigkeiten angemessene Gesprächspartner vor die Kamera zu bekommen. Hier im Blog hatte eine Autorin es auch probiert - ohne Erfolg. So konnte man die bekannten Experten bewundern, die immer im TV auftreten, wenn es kritisch um die Pharmaindustrie geht, was die Expertise nicht schmälert. Der ehemalige Lilly-Manager ist auch nicht erstmals vor die Kamera getreten. Bei Youtube ist er seit Januar 2007 vertreten und kündigt sein Buch an.

Die betroffenen Unternehmen und Einrichtungen antworteten auf die Dokumentation mit Richtigstellungen.

Strattera
Zweifel sind bei der Geschichte mit dem ADHS-Medikament Strattera des Unternehmens Lilly aufgekommen. Bei näherer Betrachtung reduzieren sich die vier Todesfälle auf einen Bericht über einen vollzogenen Suizid. Dieser Fallbericht stellt das BfArM folgendermassen vor:
Ein 16jähriger Patient wurde wegen ADHD von September – Oktober 2005 mit Strattera behandelt. Bei diesem Patienten bestanden weitere psychische Erkrankungen, weswegen er stationär behandelt wurde. Nach Absetzen der Therapie und etwa eine Woche nach Entlassung aus der Krankenhausbehandlung verstarb der Patient durch Suizid (Fall-Nummer 05018404).
Ein weiterer dem BfArM berichteter Fall bezieht sich auf ein 3-jähriges Mädchen aus den USA, das nach unbestätigten Angaben nach Einnahme von Strattera verstarb. Der Fall wurde von einem Arzt berichtet, der seinerseits von Kollegen von diesem Fall gehört hatte. Es liegen keine weiteren Informationen zu diesem Fall vor (Fall-Nummer 07061104).

Lilly verweist in einer Pressemitteilung darauf, dass bereits im Rote-Hand-Brief zu Strattera aus dem Jahre 2005 auf das Thema Suizidalität hingewiesen und einen entsprechenden Warnhinweis in die Fach- und die Gebrauchsinformation aufgenommen worden seien.

Eine im Filmbeitrag verwendete Aussage des Patientenbeauftragten im Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen bezeichnete das Unternehmen als "grob unwissenschaftlich und zudem unverantwortlich", da dort eine Nutzen-Risiko-Bewertung ohne Kenntnis von Einzelfällen vorgenommen worden sei.

Auch die in der Sendung gezeigte Selbsthilfegruppe ADHS-Deutschland distanziert sich von der Darstellung. Die 6.500 Euro zweckgebunde Spenden des Pharmakonzerns Lilly, mit der die Abhängigkeit des Verbandes belegt werden sollte, würden nur einen Bruchteil des Etats von ADHS-Deutschland ausmachen. Die Beziehungen zwischen Pharmaindustrie und Selbsthilfe sind kritikwürdig, nur hat die Redaktion sich wie es aussieht hier einen Verband gesucht, der in Sachen Transparenz eher vorbildlich ist. Ein weiteres Indiz, dass das Vorgehen des ZDF nicht ganz sauber war, findet man in einem ADHS-Forum. Dort schildert der Gesprächspartner in der Beratungsstelle den Undercover-Besuch.
Bei mir war vor ca. 4 Wochen ein älterer Herr "Lange" zu einem Beratungsgespräch wegen seiner 17jährigen Tochter. Er kam sehr schnell auf eine mögliche Medikation zu sprechen und fragte mich detailiert zu mir bekannten Nebenwirkungen von Strattera aus. Auch wollte er plötzlich wissen, ob Lilly schon an mich herangetreten sei wegen einer möglichen finanziellen Unterstützung. Ich verwies auf die mir bekannten Suizidfälle ("Finden Sie denn 2 Fälle bei einer so großen Testgruppe so schlimm?" meinte er) und auf in unserer Gruppe aufgetretene Probleme hin und meinte dann noch, dass wir uns grundsätzlich selbst finanzierten und ganz bestimmt kein Geld von irgendeinem Pharmaunternehmen annehmen würden.
Wenn das den Tatsachen entspricht, wäre dies kein sauberes journalistisches Vorgehen.

Fluoxetin
Zu den geschilderten Unregelmässigkeiten bei der Zulassung von Fluoxetin ("Prozac") und die Todesfälle bei der Behandlung mit dem Antidepressiva hat das BfArM sein Schreiben an die Frontal21-Redaktion ins Internet pdf-Dateigestellt. Dem kann man entnehmen, dass die Autoren des ZDF-Beitrags eher tendenziös mit den Informationen umgegangen sind.

Redaktionelle Werbung
Am überzeugensten war aus meiner Sicht der Teil, in dem die Redakteure vorgaben, ein Pharmaunternehmen zu haben und eine Werbekampagne für das neue Antidpressivum des fiktiven Unternehmens - Volazin - zu planen.

Natürlich hat dies speziell beim Verlag "Wort & Bild", der die Apothekenumschau verantwortet, zu Widerspruch geführt. Beispielsweise würde in dem Artikel, der in dem "Frontal 21"-Beitrag in die Kamera gehalten wird, explizit darauf hingewiesen, dass die neuartigen Antidepressionsmedikamente "keine Wundermittel"(Zitat) sind. Mögliche Nebenwirkungen ("Vermehrte Unruhe, Angst und gesteigerte Aggressivität") würden genannt und abschliessend auch auf die Gefahr eines möglichen Suizidversuchs hingewiesen.

Was bleibt? Eine wichtige Dokumentation, die jedoch durch allzu forsches und auf Skandal bedachtes Vorgehen sich selber zum Teil diskreditiert hat.

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Update

Die Redaktion von Frontal21 nimmt Stellung zu den Vorwürfen, das ZDF "inszeniere" die Aufregung um ein ADS-Medikament.

Prof. Peter Schönhöfer stellt aus seiner Sicht die Lilly-Pressemitteilung richtig.
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2008-12-11   Link   (11 KommentareIhr Kommentar  



 

Pharmakartell vs. Dr. House

Bei Dr. House sassen gestern abend, nach den ermittelten Quoten 4,8 Millionen Patienten vor dem Fernseher. Davon 3,6 Millionen aus der "werberelevanten" Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren. Zur gleichen Zeit zeigte das ZDF in der Dokumentation "Das Pharmakartell", wie die Phamaindustrie Dr. House die Patienten verschafft. Das wollten nur 3,2 Millionen sehen, von den 14- bis 49-Jährigen gerade einmal 680.000.
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2008-12-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Preisphantasien

Das TV-Magazin "Kontraste" hat sich die Preisgestaltung für Medikamente speziell im Bereich Krebstherapie angesehen.

Zum Pricing auch ein Beitrag von September 2007.
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2008-12-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Das Pharmakartell im ZDF

Die Pharmaindustrie ist der Frontal21-Redaktion eine eigene Dokumentation wert. Am 9. Dezember zeigt das ZDF von 21:00-21:45 Uhr unter dem reisserischen Titel Das Pharmakartell, "wie wir als Patienten betrogen werden".
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2008-12-04   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  



 

Belastung und Überlastungsanzeigen

Klinikrealität in Deutschland. Pflegekräfte schreiben Überlastungsanzeigen. Das WDR-Magazin Westpol dokumentiert die Folgen des Personalabbaus und Geldmangels in den Krankenhäusern, die die Versorgung beeinträchtigen.

"Überlastungsanzeige" war selbst für mich ein neuer Begriff.
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2008-10-27   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 



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