Reformkonzepte

Ulla Schmidts Zögern bei der Gesundheitsreform hat Folgen: Die Lobby formiert sich und legt eigene nicht ganz selbstlose Konzepte vor.

Einige Ärzteverbände (Medi, Bundesverband der Ärztegenossenschaften, Freie Ärzteschaft, NAV-Virchow-Bund und Hartmannbund) haben ihr Eckpunktepapier vorgestellt. Ziel der Eckpunkte sei es, die Verantwortlichkeiten zwischen Gesetzgeber, Krankenkassen, Ärzten und Versicherten klarer zu definieren als bisher. Hört sich plausibel an, bedeutet aber nur, dass die Ärzte ohne Rücksicht auf das Gesamtsystem ihre Interessen verfolgen. Um es mal grob zusammenzufassen: Mehr Geld für die Ärzte durch Reduzierung der Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse.

Wenn die Reformdiskussion auf diesem Niveau weiter geht, bewahrheitet sich eine Prognose der Ärzte-Zeitung: Dabei ist zur Zeit weder klar, ob die Ministerin am Tisch sitzt, wenn die Reformentscheidung getroffen wird, noch, ob ihre Pläne dann überhaupt noch eine Rolle spielen.
 
[Reform]
Autor: strappato   2006-03-06   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Schnelligkeit vs. Sicherheit

Die Reformen machen auch an der Arzneimittelzulassung nicht halt. Die grosse Koalition hat vor, das Zulassungsverfahren zu beschleunigen. CDU und SPD wollen laut Koalitionsvertrag das BfArM in eine "konkurrenzfähige Zulassungsagentur" verwandeln, da das Hauptinteresse des Herstellers ist, möglichst ohne Verzögerungen das Verfahren zu durchlaufen.

Damit wird an einen Gesetzentwurf der rot-grünen Bundesregierung von April 2005 angeknüpft, mit dem die Arzneimittelzulassung in Deutschland auf eine private Grundlage gestellt werden sollte.

Auf dem Deutschen Ärztetag 2005 wurde dies aus guten Gründen abgelehnt: Die Umwandlung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in eine marktpolitisch ausgerichtete Institution, deren primäres Ziel Dienstleistung für die pharmazeutische Industrie sei, diene nicht dem Interesse der Patienten und Ärzte, kritisierten die Delegierten.

Diese Entwicklung ist jedoch in allen europäischen Ländern zu sehen. Die durch die EU-Gesetze erzwungene Zusammenarbeit zwischen nationalen Behörden und EMEA erhöht den Reformdruck in diesem Bereich. Die Steigerung der Schnelligkeit und der Effizienz der Zulassungsverfahren soll der europäischen Arzneimittelindustrie im Wettbewerb gegen ihre nordamerikanische Konkurrenz helfen. Darüber hinaus enscheidet die Wahl des Landes oft auch über Standort der Forschungsabteilungen und die Vergabe von Forschungsmitteln für die notwendigen klinischen Studien.

Welche Folgen dies haben kann, zeigt ein aktuelle Meldung aus den USA: Drug companies not meeting commitments to test safety. Die FDA hat Herstellern eine beschleunigte Zulassung unter der Bedingung gegeben, dass weitere klinische Studien zum Sicherheit des Arzneimittels durchgeführt werden. Those studies haven't begun in two-thirds of cases, the U.S. government reported Friday. Hauptproblem ist, dass die FDA kaum rechtliche Mittel hat, diese Auflagen durchzusetzen. Da scheint man aus dem Fall Vioxx® nichts gelernt zu haben.

Dazu passt eine Meldung von heute: Merck tried to hide Vioxx risk. Merck continued to deny the ill-health effects of Vioxx while at the same time reaping profits obtained through its non-disclosure and concealment.
 
[Arzneimittel]
Autor: strappato   2006-03-05   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Globale Zwei-Klassen-Medizin

Von viralen oder bakteriellen Erregern verursachte Erkrankungen bei Kleinkindern, wie Mittelohrentzündung, Masern oder Durchfallerkrankungen sind in den Industrieländern kein grosses Gesundheitsproblem. In den Entwicklungsländern gehören sie jedoch zu den häufigsten Gründen für den Tod von Kleinkindern.

Neue Impfstoffe sind daher gerade für diese Länder wichtig. Das Ärzteblatt berichtete diese Woche über einen Impfstoff zur Prävention von Mittelohrentzündungen, der von GlaxoSmithKline entwickelt worden ist.

Die gentechnische Vakzine besteht aus 11 unterschiedlichen Stämmen von S. pneumoniae, die mit dem so genannten D-Protein von H. influenzae verbunden sind. Hört sich kompliziert an und ist es auch. Daher werden die Kinder in den Entwicklungsländern kaum von dem neuen Impfstoff - sofern er zugelassen wird - profitieren.

Zum einen weil die vierfache Injektion der Vakzine die Gesundheitssysteme dieser Länder logistisch überfordert - und wahrscheinlich durch den Preis. So ist der kürzlich zugelassene Impfstoff des Herstellers MSD gegen Rota-Viren, ein für Gastroenteritis und Durchfallerkrankungen bei Klinkindrn verantwortlicher Erreger, mit 187,50 Dollar eines der teuersten Vakzine auf dem Markt.
 
[Public Health]
Autor: strappato   2006-03-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Neues im Werkzeugkasten

Jeder Handwerker pflegt sein Werkzeug, da es die Grundlage für sein Auskommen ist. Da ist bei einem Kopfarbeiter nicht anders. Mein Werkzeugkasten hat einen Neuzugang: WikiPad (in der Version 1.6beta4). Eine Mischung aus Wiki und Outliner. Genau richtig um Ideen und kurze Notizen zu ordnen. Die Bedienung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Trotzdem genau, was ich lange gesucht habe.

Andere Programme in meinem Werkzeugkasten, die ich täglich benutze und nicht missen will:

MS Project - für das Projektmanagement.

askSam - die Volltextdatenbank, um Memos, minutes und andere Texte projektbezogen zu verwalten. Am Ende des Projektes importiere ich die E-mails, erstelle eine Dateiliste und die askSam-Datenbank dient als Archiv.

MindManager - zum Brainstorming, Ideenfindung, Aufgabenplanung (mit Export in MS Project).

ReferenceManager - der Standard zur Verwaltung wissenschaflicher Literatur, inklusive Import aus Literaturdatenbanken und Erstellung von Literaturanhängen in Reports und Papers.

Was ich noch suche, ist ein Progamm zur Desktop-Suche. Ich habe schon ein paar ausprobiert: copernic desktop search, SER globalBrain, google desktop - aber noch nicht das Richtige gefunden.
 
Autor: strappato   2006-03-05   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Blue Hour Blogging - Fazit

Nachhaltigster Eindruck: David Weinberger ist sehr beeindruckend. Mitreissender Vortrag.

Überraschenster Eindruck: Selbst junge Mitarbeiter aus internationalen Media-Unternehmen wissen wenig über "blogging". Wenn man solche Fragen wie "Wie oft muss ich ein blog aktualisieren?" oder "Wie kann ich dem Autor meine Anmerkungen zukommen lassen?" am Ende der beiden Vorträge so interpretieren will. Viel Arbeit für Blog-Berater.

Interessantester Eindruck: Blogger werden ernst genommen - zumindest betreiben die Unternehmen blog-Monitoring. Jedoch wird der Nutzen skeptisch gesehen, sagte mir in einem Gespräch der Corporate Communications Mitarbeiter eines DAX-Unternehmens.

Bleibendster Eindruck: Klar ist, bloggen kann nicht ignoriert werden. Unsicher ist, wie man darauf reagiert - ob als Unternehmen oder als Internet-User. Da wird jeder seinen eigenen Weg finden, auch ohne Blog-Berater. 2006 wird das Jahr der Differenzierung.

Zum Schluss noch einmal ein Dankeschön an Björn für die Einladung.

Und ein Foto von der Veranstaltung habe ich auch:

 
Autor: strappato   2006-02-28   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Blue Hour Blogging

Ich will mit heute selber mal vom Digital Lifestyle überzeugen lassen. Also sitze ich hier im Casino auf Kampnagel, hoffe, dass sich trocken werde (Hamburger Wetter) und werde gleich zu der Veranstaltung von Edelman mit David Weinberger und Heiko Hebig gehen.

Ich werde berichten.
 
Autor: strappato   2006-02-28   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Leitlinien

Die Frage der Verbindlichkeit von Therapieleitlinien wird kontrovers diskutiert. Best Clinical Practice steht gegen ärztliche Therapiefreiheit. Mit der Zahl und Qualität der Leitlinien erwächst auch der Notwendigkeit, Standards für den Umgang zu formulieren.

Nun hat sich eine Jurist auf die Seite der Leitlinien geschlagen.
In einem von der VolkswagenStiftung unterstützten Vorhaben wurde von Professor Dr. Dieter Hart die Bedeutung dieser medizinischen Handlungsempfehlungen für die Festlegung von Versorgungsstandards und für die Rechtsprechung untersucht

Mediziner dürften in Zukunft gut beraten sein, wenn sie sich in Diagnostik und Behandlung an ärztliche Leitlinien halten. Denn Ärzte, die in der Behandlung unbegründet von solch einer Leitlinie abweichen, können damit einen Behandlungsfehler begehen, für den sie einstehen müssen.

Dazu auch ein Interview mit Prof. Hart.

Eine leitliniengerechte Versorgung hätte erhebliche Mehrausgaben in unserem Gesundheitswesen zur Folge. Daher werden bisher Therapieleitlinien in der Regel nur dann von den Gesundheitspolitikern herausgestellt, wenn sie Ausgaben vermeiden. Es ist an der Zeit, dass auch von dieser Seite Reformdruck aufgebaut wird.
 
[Reform]
Autor: strappato   2006-02-28   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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