|
Andere Länder - ähnliche Probleme ![]() Genfer See Ich war gestern berufsbedingt einen Tag am Genfer See, daher mal ein Blick über die Grenzen in unser Nachbarland. Die Schweiz hat, gemessen an dem Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt, das zweitteuerste Gesundheitswesen der Welt. Deutschland liegt gleich dahinter an 3. Stelle. Auch in der Schweiz protestieren die Ärzte. Dort sind die Hausärzte auf die Strasse gegangen. Sie beklagen zuviel Bürokratie, Eingriffe der Krankenkassen und die fehlende Wertschätzung der hausärztlichen Tätigkeit. Die Schweiz bildet weniger Ärzte aus, als sie eigentlich bräuchte und profitiert in erheblichem Umfang von den Ausbildungsleistungen deutscher Universitäten. Besonders ländlichen Regionen droht deshalb in den nächsten Jahren Ärztemangel, da das Durchschnittsalter der Hausärzte bei weit über 50 Jahren liegt. Das Gesundheitswesen krankt am Förderalismus. Überalterung und niedrige Geburtenraten sind auch ein schweizer Problem. Als Antwort für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen wird mehr Wettbewerb vorgeschlagen. Fast ein déjà vu. -- Noch was Positives, was ich für die Woche mitgenommen habe: Am Flughafen habe ich das erste Mal in diesem Jahr in der Sonne in einem Café gesessen. Da konnten auch die unglaublich unverschämten Preise (Mineralwasser + grosses belegtes Brötchen = 14 Franken) die Stimmung nicht trüben. [Ausland]
Vollkasko-Gesellschaft Letztens an der Ausleihe.... Ja, sind Sie denn als Bibliothek nicht gegen so etwas versichert??? [Sozialstaat]
Koloskopie-manie Deutschland ist eines der wenigen Länder mit einem Programm zur Früherkennung von Darmkrebs. Zur Zeit nutzen rund 600.000 gesetzlich Versicherte ab dem 55. Lebensjahr das Angebot einer Insgesamt werden in Deutschland rund 2 Millionen Darmspiegelungen jährlich durchgeführt - das sind 45% von allen Koloskopien in den westeuropäischen Ländern. Eine Bewertung erspare ich mir hier, aber es verdeutlicht den Umfang der medizinischen Leistungen in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern. Demnächst kennen die Deutschen ihren Darm besser als ihre Nachbarn. [Public Health]
Transparenz und Verantwortung Transparency Deutschland (T-D) hat sich Integrität, Verantwortlichkeit, Transparenz und Partizipation der Zivilgesellschaft auf die Fahnen geschrieben. Dass das Handeln dieser Organisation nicht immer mit den hehren Prinzipien übereinstimmt, wird gerade in vielen blogs thematisiert. Wenn dieser Fall, den ich persönlich für nicht besonders skandalträchtig halte, nächste Woche in den Medien Wellen schlägt, dann vielleicht auch, weil sich einiges an Unmut aufgestaut hat. Beispiel Gesundheitswesen. Das Gesundheitswesen ist ein Bereich dem T-D sich besonders widmet. Korruption allerorten - zumindest wenn man die Berichte verfolgt. Da werden auch flott Zahlen aus dem USA aufs deutsche System umgelegt und medienwirksam verkündet: bis zu 20 Milliarden Euro versickern jährlich durch Betrug und Korruption im deutschen Gesundheitswesen. Mit Zahlen hat man es bei T-D nicht so. Zwischen 3% und 10% sollen durch Betrug veruntreut werden - die Spannbreite ist hoch. Angesichts der Datenlage wäre wohl die Aussage: "mindestens 6 Milliarden Euro" seriöser - wenn auch nicht richtiger. Da Zahlen nur stören, bekommen im Grundsatzpapier alle ihr Fett weg. Kreativ wird ausgebreitet, wo im deutschen Gesundheitswesen betrogen werden kann: Versicherte, Arbeitgeber, Ärzte, Apotheker, Pharmaindustrie, Kliniken, Krankenkassen. Leider werden keine realen Fälle genannt und es wird keine Einschätzung der Relevanz gegeben. Auf der Internetseite taucht dann auch noch der Herzklappenskandal von 1994 auf - ohne den Hinweis, dass dieser Fall zu umfangreichen Massnahmen geführt hat, bis hin zum Gesetz zur Bekämpfung der Korruption. So auch im aktuellen Global Corruption Report 2006. Transparency International hält das Gesundheitswesen wegen seiner hohen Komplexität für besonders anfällig. Das kann man auch von anderen Branchen sagen und in den aufgeführten Länder ist Korruption endemisch und kein Problem, das auf das Gesundheitswesen beschränkt ist. Wer seine Verantwortlichkeit darauf beschränkt, medienwirksame Rundumschläge zu machen und eher allgemeine Lösungsvorschläge zu präsentieren muss sich nicht wurdern, wenn nun Leute, die täglich aufs neue reale Verantwortung übernehmen, zurückschlagen. [Ethik & Monetik]
|
br> |
|
Letzte Beiträge und Kommentare / Frohe Weihnachten
(strappato) / OH!!!
(kelef) / Frohe Weihnachten
(strappato) / Subjektive Wahrnehmung
(casadelmar) / Sehr interessante Sichtweise,...
(akademischer ghostwriter)
Zum Kommentieren bitte einloggen. |