Suffer no more


[Quelle with thanks: Satan's Laundromat]

Würde in Deutschland wohl nicht als Praxisschild durchgehen:

§17
(4) Der Praxissitz ist durch ein Praxisschild kenntlich zu machen.

Ärztinnen und Ärzte haben auf ihrem Praxisschild
- den Namen,
- die (Fach-) Arztbezeichnung,
- die Sprechzeiten sowie
- ggf. die Zugehörigkeit zu einer Berufsausübungsgemeinschaft gem. § 18 a anzugeben.

§27
(3) Berufswidrige Werbung ist Ärztinnen und Ärzten untersagt. Berufswidrig ist insbesondere eine anpreisende, irreführende oder vergleichende Werbung. Ärztinnen und Ärzte dürfen eine solche Werbung durch andere weder veranlassen noch dulden.

(Muster-) Berufsordnung für die deutschen Ärztinnen und Ärzte.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2006-10-06   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Tagungsethik

Die evangelische Akademie Loccum veranstaltet vom 6. bis 8. November 2006 eine Tagung zum Thema: Ethik (in) der pharmazeutischen Industrie. Welchen Interessen dient die Arzneimittelforschung?

Wieder einmal wird hauptsächlich über die Pharmaindustrie gesprochen, aber nicht mit der Pharmaindustrie. Ethisches Handeln ist auch, den Anspruch des Tagungstitels einzulösen und mit relevanten Meinungsbildner aus der Pharmaindustrie zu diskutieren.

Bei solch einer bunten Schar von Referenten, von BfArM über Ärzte ohne Grenzen, BUKO, ESIP, NAKOS, WIdO, Verbraucherzentrale bis zu universitärer Forschung, wird die Zahl der Teilnehmer von den Pharmaunternehmen klein sein. Sich vor einer pharmakritischen Kulisse wie dort als Unternehmensvertreter zu outen, ist eine Strafe, die sich niemand zumuten wird.

Immerhin ist die Veranstaltung von der der Ärztekammer Niedersachsen als Fortbildungsmassnahme anerkannt und wird mit einem Punktwert 3 + 1 angerechnet. Man darf auf ein paar Ärzte hoffen.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-10-05   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Gesundheit der Nachbarn

Sehr interessant: 10 health questions about the new EU neighbours.

Grundlegende Gesundheitsindikatoren - von Albanien bis Ukraine.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2006-10-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

DRG Lerneifer

Anzahl der DRGs
Das Fallpauschalen-System (DRG), nach dem stationäre Leistungen bezahlt werden, wird ab 2007 nun 1082 Fallpauschalen, 128 mehr als in diesem Jahr, enthalten. Ausserdem wurden 105 Zusatzentgelte vereinbart, 23 mehr als im Vorjahr.

Damit wird die Codierung noch komplexer und anfälliger für Fehler. Schon jetzt ist es uns kaum noch möglich die Kosten von stationären Aufenthalten in gesundheitsökonomischen Modellen valide abzubilden.

Das deutsche G-DRG-System ist als lernendes System angelegt. Zu Beginn 2003 waren erst 661 Fallpauschalen im DRG-Katalog. 2004 schon 824. Das lernende System verschlingt langsam seine Erzeuger.
 
[Klinik]
Autor: strappato   2006-10-04   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Pharma-Blogging

Pharmaindustrie und social media. Das wurde hier schon angesprochen, ist eine diffizile Sache.

Das bekräftigt ein Artikel in der San Francisco Business Times. Ein paar Schlagworte von Peter Pitts einem Blogger-Evangelisten und Pharmaindustrie-Mietmaul:
  • blogging is the next generation -- the new frontier -- of communications
  • [blogs are the] 21st century wild west of the health-care policy debate
  • [the] pharmaceutical industry is gun shy when it comes to shooting its mouth off online.
  • pharmaceutical companies should not only monitor blogs but participate as appropriate and consider starting blogs of their own

In dem Artikel werden auch die Bedenken geäussert und das Beispiel der "hired guns" genannt: bezahlte Kommentatoren, die sich in Diskussionen einschalten und diese beeinflussen sollen. Dennis S. Levine, der Autor, fürchtet, dass solches bezahltes blogging der Weg der Pharmaindustrie in die blogosphäre werden. Levine zitiert dazu einen bekannten Cartoon von Peter Steiner aus dem Jahr 1993.*




Jedoch:
On the Internet, nobody knows if you're a dirty dog, either.

Was am Ende die social media-Aktivitäten der Pharmaindustrie vollkommen diskreditieren würde. Das wissen im Grunde auch die Verantwortlichen in der Pharmaindustrie. Die Zurückhaltung ist verständlich. Da können Evangelisten wie Pitts noch so predigen.

*The cartoon by Peter Steiner has been reproduced from page 61 of July 5, 1993 issue of The New Yorker, (Vol.69 (LXIX) no. 20) only for academic discussion, evaluation, research and complies with the copyright law of the United States as defined and stipulated under Title 17 U. S. Code.
 
[Internet]
Autor: strappato   2006-10-04   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Emerging corruption

Vor mir liegt ein Artikel des Wall Street Journals vom 25. September 2006. Darin geht es um den Pharmamarkt in Russland. Mit volkswirtschaftlichen Wachstumsraten von inflationsbereinigt 8,7% (2005) und über $ 9 Milliarden Umsatz für Medikamente (35% Steigerung seit 2004) ist der Markt für die Pharmaindustrie zunehmend interessant. Experten erwarten 2010 Umsätze von $ 15,5 Milliarden.

Seit 2005 gibt es ein staatliches Programm, das armen Familien und Rentnern die Kosten für Medikamente bezahlt. Von den $ 1,4 Milliarden gingen 85% an im Ausland produzierte Arzneimittel. Das Programm soll in den nächsten Jahren auf alle Männer über 65 Jahre, Frauen über 60 Jahre, Schwangere und Kinder ausgeweitet werden. Dazu kommt, dass auch Russland ein demographisches Problem hat und die altersbedingten Gesundheitskosten steigen werden. Novartis bewertet den russischen Pharmamarkt als ähnlich wichtig und interessant, wie China, Indien oder die Türkei als "priority emerging-growth market".

Was nicht im Artikel steht: Russland gehört zu den Staaten mit den grössten Problemen bei Korruption und Geldwäsche - Platz 90 von 146 Ländern in der Liste von Transparency International.
In Russland ist die Korruption nicht Parasit des Systems – sie ist ein tragender Teil. Wie der Moskauer Korruptionsforscher Satarow mit der neuen Studie seines Instituts Indem auf Basis von Umfragen belegt, gilt für die Korruption, was Präsident Putin für die gesamte Wirtschaft versprochen hat: Stabilität im Wachstum. 135.800 Dollar muss ein Unternehmer im Durchschnitt pro Jahr für Schmiergelder ausgeben – ein Anstieg um das 13fache binnen vier Jahren. Insgesamt, so Satarow, zahlt die Wirtschaft 316 Milliarden Dollar pro Jahr für Korruptionszwecke – ein Betrag in Höhe von 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
...
Ärzte präsentieren Unfallopfern im Krankenhaus den feinen Nähfaden oder den haltbareren Gips zum Aufpreis – zu zahlen ist vor der Operation. Ein Monatsgehalt von 200 Dollar macht erfinderisch.
Aus einem ZEIT-Artikel.

Was dies für die ethischen Aspekte im Pharmamarketing
bedeutet, kann sich jeder ausmalen. Während wir in Deutschland über die Frage diskutieren, wie teuer der Kugelschreiber sein darf, den ein Arzt als Geschenk von der Pharmaindustrie annehmen darf - und dabei grosse Teile der Einflussnahme der Pharmaindustrie auf die Ausgaben im Gesundheitswesen ignorieren - sind dort alle Mittel recht, um von dem Kuchen ein grosses Stück abzukriegen. Auf Kosten der schlecht versorgten Patienten.

Dazu passend eine Studie von 2001 über die Pharmawerbung in russischen Fachzeitschriften: Nur bei 40% der Anzeigen wurde der Wirkstoff genannt, in nur 45% wurde die Indikation angegeben, lediglich 11% der Anzeigen beinhalteten Hinweise zur Sicherheit und zu Kontraindikationen. Die Anzeigen der 6 Unternehmen, die für den Grossteil der Anzeigen verantwortlich waren, hatten weniger Informationen als die der Mitbewerber. Korruption ist durchaus kreativ:
Finally, we observed some promotional methods that we have not seen anywhere else. For example, Searle invited readers to take part in a competition for the best writing about its drugs.
Vlassov V, Mansfield P, Lexchin J, Vlassova A. Do drug advertisements in Russian medical journals provide essential information for safe prescribing? West J Med 2001;174:391–394.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2006-10-04   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Who pays for the pizza?

Das ist der Titel eines Aufsatzes im BMJ, der die Methoden der Einflussnahme der Pharmaindustrie auf die Ärzte beschreibt. Sozusagen Grundkurs in Pharmamarketing.
  • Face to face visits from drug company representatives
  • Acceptance of direct gifts of equipment, travel, or accommodation
  • Acceptance of indirect gifts, through sponsorship of software or travel
  • Attendance at sponsored dinners and social or recreational events
  • Attendance at sponsored educational events, continuing medical education, workshops, or seminars
  • Attendance at sponsored scientific conferences
  • Ownership of stock or equity holdings
  • Conducting sponsored research
  • Company funding for medical schools, academic chairs, or lecture halls
  • Membership of sponsored professional societies and associations
  • Advising a sponsored disease foundation or patients' group
  • Involvement with or use of sponsored clinical guidelines
  • Undertaking paid consultancy work for companies
  • Membership of company advisory boards of "thought leaders" or "speakers' bureaux"
  • Authoring "ghostwritten" scientific articles
  • Medical journals' reliance on drug company advertising, company purchased reprints, and sponsored supplements
BMJ 2003;326:1189-1192

Die ganze Ausgabe des BMJ war diesem Thema gewidmet.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-10-04   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Nobelpreiskosten

Die US-Amerikaner Andrew Fire und Craig Mello sind mit dem diesjährigen Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung der RNA-Interferenz ausgezeichnet worden.

Welche Therapiemöglichkeiten diese Entdeckung erschliesst, beschreibt ein Artikel in der FTD.

Für die Finanzierung des Gesundheitswesens interessant:
Alle diese Ansätze gehen allerdings davon aus, dass der Patient ständig RNA-Mittel erhält.

Soviel zum Thema medizinischer Fortschritt und Gesundheitskosten.
 
[Arzneimittel]
Autor: strappato   2006-10-04   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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