Hauptsache das Auto fährt

Eigentlich dürfen sich die Medien nicht wundern, dass sie Konkurrenz aus dem Internet bekommen. Ein Beispiel, das mir heute aufgefallen ist:

In Indonesien wüten verheerende Waldbrände. Der Präsident musste sich bei den Nachbarstaaten Malaysia und Singapur entschuldigen, angesichts der des Smogs, der die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigt.

In den Presseartikeln wird genannt, dass die Brände während der Trockenzeit alljährlich von Bauern oder landwirtschaftlichen Unternehmen gelegt werden, um auf billige Weise Land für Plantagen zu roden, zumeist für Palmöl.

Kommt denn kein Journalist auf die Idee sich mal zu fragen, was die mit soviel Palmöl machen? Margarine oder Frittenfett?

Die Erklärung liegt in dem Boom des Biosprits in Europa und den USA. In Deutschland muss z.B. ab 2007 jeder Liter Benzin oder Diesel eine gesetzlich vorgeschriebene Menge Biosprit enthalten. Irgendwoher muss das Zeug ja kommen.

Wir sind auf dem besten Weg zu einer Konkurrenz zwischen den 800 Millionen Autobesitzern und den 2 Milliarden Menschen, die unter der Armutsgrenze leben. Weltweit werden Autobesitzer auch in Zukunft in der Lage sein, Lebensmittel und Sprit zu kaufen, während die Mehrheit der Armen nichts zu essen hat, da auf den landwirtschaftlichen Flächen "erneuerbare Energien" produziert werden und ihre Umwelt durch Abholzung und Monokulturen zerstört wird. Experten warnen davor, dass zukünftig eine Knappheit bei Futtermitteln, Öl, Milch, Eiern und Fleisch zu erwarten sei, weil auch in den entwickelten Ländern ein immer höherer Anteil der landwirtschaftlichen Produktion zur Energiegewinnung eingesetzt wird. Ein Beispiel: der Preis für Orangensaftkonzentrat ist innerhalb von zwei Jahren von $ 850 die Tonne auf $ 2600 gestiegen, weil Brasilien, das 80% des Weltmarktes beliefert, die Anbauflächen zugunsten von Zuckerrohr reduziert hat. Zuckerrohr, das als Bio-Ethanol in Autotanks gekippt wird.

Aber diese Zusammenhänge sind wohl für den gemeinen Journalisten zu komplex.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2006-10-18   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ohne Worte

Ich habe hier einen Antrag auf dem Tisch, der selbst mir den Atem verschlägt. Da will ein Hersteller für einen monoklonalen Antikörper der nächstes Jahr auf dem Markt kommt 350.000 Euro (in Worten dreihundertfünzigtausend) für die Jahrestherapie haben. Der Patient muss natürlich dauerhaft therapiert werden.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-10-17   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Unternehmensziele

Die Edelman-Technorati-Sache schlägt ja hohe Wellen in den deutschen blogs. Nun hat Don ausgebreitet, wie sehr Anspruch und Wirklichkeit bei Edelman auseinander klaffen.

Was mich an der Diskussion am meisten irritiert: Die sehr naive Sicht auf die Wirtschaft im Allgemeinen und auf internationale Konzerne oder grosse Unternehmen im Speziellen. Zielvorgaben, Umsatz, Reporting, Projektverantwortung - da bleibt für goodwill oder Unternehmensphilosophien kein Raum. Die Fluktuation ist gross, länger als 3 Jahre dient kaum ein Mitarbeiter mit Verantwortung auf einem Posten oder in der Firma, was es schwer macht, formulierte Verpflichtungen und Visionen mit Leben zu füllen. Die Realität sieht anders aus, als es die PR, IR oder HR Abteilungen nach aussen verkaufen.

Insofern ist der Edelman-GAU keine Überraschung. Ich bezweifle sogar, dass Transparenz, Kommunikation, blogs, web2.0, Cluetrain, Longtail und all die anderen zur Zeit gehypte Dinge überhaupt "unternehmenskompatibel" sind.

In jedem Fall sagt die Reaktion in den deutschen blogs aber eine Menge über die Struktur der deutschsprachigen blogosphäre aus.
 
[Internet]
Autor: strappato   2006-10-17   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Heimwerker

Was macht ein Chirurg, wenn ihm während einer OP ein Werkzeug fehlt? Er besorgt sich das passende im Baumarkt. So geschehen in England, wo anscheinend Torx-Schrauben in der Chirurgie unbekannt sind.

Gut, wenn der Chirurg so pragmatisch handelt und nicht mit ungeeigneten Werkzeug rumpfuscht, was jeder ambitionierte Heimwerker sicher nachvollziehen kann.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2006-10-17   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Drinking can seriously damage your health

Nach dem Rauchen, geht es dem Alkohol an den Kragen: Die Zeitung The Independent meldet, dass die britische Regierung plant, Gesundheitswarnungen auf Verpackungen von alkoholhaltigen Getränken - also auch Weinflaschen - vorzuschreiben.

Damit soll das auf der britischen Insel besonders verbreitete Binge Drinking bekämpft werden. Druckbetankung mit einer Flasche 1945er Château Mouton Rothschild, die dann auch die Aufschrift "Drinking can seriously damage your health" tragen müsste?
 
[Public Health]
Autor: strappato   2006-10-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Hormon-Versprechungen


Ausschnitt aus: Lucas Cranach d. Ä.: Der Jungbrunnen.
Bild: wikipedia.org


Der Jungbrunnen ist ein unerreichbarer Mythos, obwohl der spanische Conquistador Juan Ponce de León auf seiner Expedition nach Florida 1513 der festen Überzeugung war, ihn zu erreichen. Heute gibt es Ärzte und Unternehmen, die ihrerseits meinen, den Weg gegen das Altern entdeckt zu haben.

Zum Bedauern dieser modernen Conquistadoren kommt der Markt für Anti-Aging-Medizin und -Produkten trotz der hohen Medienpräsenz in Deutschland nicht so recht in Fahrt. Die Hormonersatztherapie zur Linderung der altersbedingten Veränderungen bei Frauen in der Menopause ist durch in Studien gefundene erhöhte Risiken für Schlaganfall oder Brustkrebs in die Kritik geraten und wird in Deutschland nicht empfohlen. Andere Hormone, wie Melatonin sind nicht in Europa zugelassen, obwohl problemlos per Internet zu bestellen. Das Pharmaunternehmen Alliance untersucht Melatonin zur Zeit in einer Phase III-Studie zur Therapie von Schlaflosigkeit bei älteren Menschen. Ein Versuch um endlich offizielle Geschäfte mit dem Trend-Hormon zu machen, obwohl die Folgen einer Langzeit-Einnahme unklar sind.

Dumm, dass Anti-Aging-Medizin nicht von den Krankenkassen bezahlt wird und die Bereitschaft, selber in die Tasche zu greifen, in Deutschland eher gering ist.

Wie es anders geht, sieht man in den USA. Da schreibt ein TV-Star, Suzanne Somers, ein Buch über ihre Erfahrungen mit der Hormonersatztherapie und ist in allen Kanälen medial präsent.
I had bone loss 10 years ago — I restored it with bioidenticals,” Ms. Somers, who turns 60 on Monday, said in a telephone interview from Houston, where she was speaking before a group of 1,100 pharmacists. They also recharged her libido, she said, reduced her depression, and rejuvenated her hair, skin and body. (In February 2001, National Enquirer photographed her leaving a plastic surgery clinic, and she subsequently admitted to having had liposuction on her upper back and hips.)

Besonders suspekt: Der Therapieplan beruht auf einer Empfehlung von T. S. Wiley einer ehemaligen Schauspielerin, die keine formelle medizinische Ausbildung hat und sich nun "Independent Researcher" und "Medical Writer" nennt - und natürlich keine klinische Studien für den von ihr propagierten Hormoncocktail vorweisen kann.

Der Jungbrunnen ein mythischer Traum. In Deutschland fehlt es lediglich an Personen, die ihn zum Leben erwecken. Wenn öffentliche Personen wie Franz Beckenbauer oder Sabine Christiansen für die Hormonersatztherapien oder andere Anti-Aging-Therapien die mediale Trommel rühren würden, könnte aus dem lahmen Markt auch hierzulande schnell ein boomender werden. Ärzte und Unternehmen stehen bereit. Die negativen Folgen zahlt dann die Krankenkasse, genau wie schon heute die Nebenwirkungen von Präparaten, die zu Doping oder anderen Zwecken per Internet aus allen Laborküchen dieser Welt zusammengekauft werden.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2006-10-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

GKV-WSG

Jetzt hat das Kind einen Namen: Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der GKV (GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz - GKV-WSG). 39 Artikel, 542 Seiten.

Viel Stoff, der da in kurzer Zeit den Gesetzgebungsprozess durchläuft.
 
[Reform]
Autor: strappato   2006-10-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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