Die Internationale der Gesundheitswirtschaft

Institut: Deutsches Gesundheitswesen muss internationaler werden. Bei dieser Überschrift habe ich sofort an das Institut für Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen gedacht. Bingo.

Statt den 60.000 Patienten aus dem Ausland, die Ende des Jahres von der Arbeitsgruppe gezählt wurden, sind es nun nur noch 54.000. Warum so kleinlich sein, wenn es um 800.000 neue Arbeitsplätze bis 2020 geht.

Aus meiner Sicht wird die einzige Internationalisierung die der Pflegekräfte sein und die Arbeitsplätze werden aus möglichst preiswerten Pflegedienstleistungen bestehen. Selbst die Krankenkassen sehen den Bedarf langsam ein - private Investoren schon länger.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2007-08-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Die Milch machts (Update)

Milch macht Muckies. Zumindest, wenn sie nach dem Training getrunken wird. Das legen die Ergebnisse einer US-Studie nahe. Wird wohl ein Sommerloch-Füller in den Medien in den nächsten Tagen werden - nachdem Milch durch die Preiserhöhungen eine schlechte Presse hatte. Der Focus, Amtsblatt der wellness-orientierten Elite, hat es schon als Meldung. Jedoch nur indirekt auf die kleine Zahl von 18 Probanden hinzuweisen. Genauso, wie nicht erwähnt wurde, dass der U.S. National Dairy Council, das Ernährungsinstitut des Landwirtschaftsverbandes American Dairy Association die Untersuchung finanziert hat. Die geradezu entusiastischen Äusserungen des Autors der Studie, Stuart Phillips, verwundern daher nicht, denn die nächste finanzierte Studie ist in Planung:
A glass of cold milk is refreshing, it rehydrates you and it helps restore muscle. It's also the source of nine essential nutrients so you get everything in one convenient package.
Würde auch gut in einen Werbespot passen.

Mal sehen, was die anderen Zeitungen daraus machen.

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Man sollte noch erwähnen, dass die Gabe von synthetischen Hormonen an Rinder in den USA im Gegensatz zu Europa nicht verboten ist. Vielleicht macht es nicht die Milch, sondern die Pharmaindustrie, und die Resultate sind nicht auf Deutschland übertragbar.

Update:
Die Süddeutsche Zeitung berichtet sehr unkritisch über die Studie - kein Wunder, übernimmt sie doch einen Artikel des Kooperationspartners Medical Tribune.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-08-10   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Rechtsstreit um ein rotes Kreuz


Wellcome Images

Pharmagigant Johnson & Johnson (J&J) hat in den USA das Rote Kreuz (American Red Cross) verklagt. Es geht dabei um die Nutzung des international anerkannten Symbols "Rotes Kreuz auf weissem Grund", das in der Genfer Konvention als Schutzzeichen "zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Streitkräfte im Felde" eingetragen ist. Wie die NY Times berichtet fürchtet J&J um seine Umsätze mit Verbandsmaterial, die das rote Kreuz tragen. J&J vereinbarte mit dem American Red Cross 1895 die Nutzung als Warenzeichen für jegliche pharmazeutischen oder medizinischen Produkte. Die gemeinnützige Organisation hat selber Lizenzen vergeben, die mit den Produkten von J&J konkurrieren. Die Forderung des Pharmakonzerns: Alle in ihren Augen illegalen Produkte sollen zerstört werden und die Gewinne aus dem Verkauf zusammen mit dem Schadensersatz sollen J&J zufliessen.

Das Rote Kreuz geniesst in Deutschland höchstes Vertrauen der Bürger - im Gegensatz zur Pharmaindustrie. Das wird in den USA nicht anders sein. Ich denke J&J ist dabei, weiter Glaubwürdigkeit zu verspielen. Das J&J Blog erklärt den Standpunkt des Unternehmens.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2007-08-09   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Wüstenwunder Umckaloabo

Bei der Recherche für den Echinacea-Artikel, ist mir ein anderes Wundermittel aus der Natur wieder über den Weg gelaufen. Umckaloabo - in diesem blog auch schon ein Thema. Den damals verlinkte FTD-Artikel sollte man immer wieder einmal in die Hand nehmen. In seltener Deutlichkeit wird der Einfluss des Pharmamarketings thematisiert.

Es ein Schnelldreher in den Apotheken mit einem Umsatz von mehr als 80 Millionen Euro und das eines der erfolgreichsten rezeptfreien Präparate in Deutschland. Der Hersteller Spitzner Arzneimittel und Vertriebschef Traugott Ulrich haben von Anfang an voll auf Marketing gesetzt. Jedoch nicht traditionelle Formate, sondern ausnahmslos auf Advertorials und Schleichwerbung, sogenannte Sonderwerbeformen. Dafür gibt das Unternehmen jährlich mindestens 8 Millionen Euro aus, nach der pdf-Dateigroben Statistik von Nielsen.
Auch Traugott Ullrich textet Advertorials selbst und schert sich nicht um gängige Regeln.
pdf-DateiZitat aus: werben & verkaufen Nr. 50 2004, S. 58-60.

Traugott Ulrich hatte vor zwei Jahren noch die Kooperation mit Sat 1 dementiert, es langte dennoch zu einer Rüge des Deutsche Rats für Public Relations gegen die vermittelnde PR-Agentur Connect-TV. Übrigens zusammen mit dem ebenfalls durch unerlaubte Werbeformen auffällig gewordenen Klosterfrau Melissengeist.

Zum Nutzen des Mittels stellte das arzneimittel-telegramm 2003 fest:
Ein Nutzen des Pelargonium-Extrakts UMCKALOABO, der als "pflanzliches Antibiotikum" insbesondere bei Atemwegsinfektionen angeboten und beworben wird, ist nicht nachgewiesen.
...
Wir raten von der Anwendung des unzureichend dokumentierten Produktes ab. Ob die noch ausstehende Nachzulassung dem Mittel ein Ende bereitet?
2005 hat das Medikament vom BfArM die Nachzulassung erhalten, jedoch nur für die Indikation "akute Bronchitis". Es wird aber immer noch in den Medien allgemein für Erkältungen und Schnupfen empfohlen. Auch ein Erfolg des aggressiven Marketings.

Der Pflichttext "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" entfällt bei Advertorials und ist quasi überflüssig, da im Internet ein separater Bereich mit speziellen Informationen für Fachkreise bei umckaloabo.de fehlt. Obwohl vor 3 Jahren angekündigt. Der Arzt oder Apotheker weiss im Zweifelsfall nicht mehr als der Patient, oder kennt nur die Erfolgsmeldungen aus der Ärzte Zeitung.

Noch ein paar Highlights aus dem Umckaloabo-Marketing:
  • Ein kürzlich erschienenes Supplement der Zeitschrift "Phytomedicine", das ausschliesslich Umckaloabo behandelt. Supplements werden dem Verlag vom Hersteller bezahlt.
  • Der Hubert Burda Health Lunch im Jahr 2005 zur "Antibiotika Resistenz" mit Traugott Ulrich. Antibiotika Resistenz ist ein immer wiederkehrendes Thema für das Umckaloabo-Marketing und Ulrichs Arbeitgeber Spitzner ein guter Anzeigenkunde von Burda. Etwa in Fit For Fun (Bild 4) oder bei Focus.
  • Ein Film über die "Heilkraft aus der Wüste", der 2005 erstmals von 3sat ausgestrahlt worden ist und in dem Umckaloabo eine herausragende Rolle einnimmt.
Mit verantwortlich für den Erfolg des umstrittenen Präparats ist, dass das Marketing bewusst mit unseriösen Argumenten spielt, mit denen sonst nur Quacksalber ihre Wunderheilmittel anpreisen, inklusive der Erfolgsberichte in der Yellow-Press:
  • Keine Nebenwirkungen
  • Erfolgsgarantie
  • Vielseitig wirksam
  • Exotische Herkunft
  • Besser als die Schulmedizin
  • Seit Jahrzehnten bewährt
  • In Indikationen wirksam, für die es keine Zulassung/Studien gibt

 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-08-08   Link   (9 KommentareIhr Kommentar  



 

Füttern verboten

Österreich soll ein Antikorruptionsgesetz bekommen. Das heisst natürlich nicht so, denn es wird immer wieder betont, dass Bestechung in Österreich kein Problem ist darstellt. Man müsse nur internationale Vorgaben umsetzen. Daher wird es in ein Strafrechtsänderungsgesetz 2008 verpackt.

In der Industrie ist es kein Thema, eh kloar. Denn da werden die Mitarbeiter intensiv geschult.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-08-08   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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