Tod durch Champix?


fotomontage lanu

Die Raucherentwöhnungspille Champix® (in den USA Chantix®) steht in Verdacht, dass sie die Ex-Raucher nicht nur von der letzten Cigarette träumen lässt, sondern auch andere Träume intensiver sind.

Auch Gewaltfantasien? Die Frage stellten sich einige Medien in den USA nach dem tragischen Tod des Musikers Carter Albrecht, der am 3. September 2007 von einem Hausbesitzer erschossen worden war, nachdem er seine Freundin verprügelt und an der Tür des Todesschützen randaliert hatte. Die Freundin war sich sicher, dass Champix® der Grund gewesen ist. Beide hätten die Pille eine Woche genommen und die "Chantix Dreams" erlebt.

Leider wird dies nie geklärt werden. Nach dem Bericht der Dallas News verwies der obduzierende Arzt, Medical Examiner Jeffrey Barnard, darauf, dass er nicht die Möglichkeit hätte, auf Champix zu testen. Der Hersteller Pfizer wollte verständlicherweise dies auch nicht machen und hatte eine Anleitung geschickt, in der erklärt wird, wie der Barnard einen eigenen Test entwickeln könne. Die dazu gelegte Probe war jedoch nur wenige Tage haltbar.

Zur Vollständigkeit muss man erwähnen, dass Albrecht nach ein paar Drinks 2,35 Promille Alkohol im Blut hatte. Automatisch stellt der Leser sich Fragen wie: Das erste Mal im Leben des Musikers? Falls nicht, warum ist vorher nie ähnliches passiert?
 
[Champix]
Autor: strappato   2007-11-06   Link   (14 KommentareIhr Kommentar  



 

Kondratieff hat immer recht

In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts veröffentlichte der Russe Nikolai Kondratjew (oder auch "Kondratieff") eine Theorie der langen Konjunkturwellen, die über 40 bis 60 Jahre dauernde wirtschaftliche Aufstiegsphasen markieren und durch ganz bestimmte Technologien geprägt sind. Danach leben wir zur Zeit im 5. Kondratieff-Zyklus der sich durch die Informationstechnologie auszeichnet - nach "Dampfmaschinen", "Eisenbahn", "Elektrotechnik" und "Einzweck-Automatisierung" als vorherige Zyklen.

Schon immer hat Trend- und Zukunftsforscher diese Theorie fasziniert. Die Frage, was wohl der nächste Kontratjew-Zyklus sein wird, wird auf Tagungen und Symposien seit Anfang unseres Jahrzehnts diskutiert, obwohl der 5. Zyklus erst 1990 begonnen hat und nach der Theorie noch sicher 25 Jahre andauern wird. Mögliche Kandidaten sind die Biotechnologie, die Nanotechnologie, die Kernfusionsenergie, die Technologie der regenerativen Energien und die Gesundheit. Besonders die Gesundheitswirtschaft feiert Kondratjew und hat ihn aus der Versenkung geholt, nachdem sein Ansatz in der Volkswirschaft lange keine Rolle mehr spielte. Mein erstes Symposium mit den Thema "Gesundheit, der 6. Kondratjew" habe ich 2001 besucht. Seitdem fehlt die Theorie des Russen auf keiner Tagung, die sich mit der Zukunft des Geldverdienens mit der Gesundheit beschäftigt. Google gibt 32.000 link zu den Stichwörtern "Kondratieff" und "Gesundheit" aus.

Nun ist er auch bis Österreich gekommen. Unter dem Titel Und Kondratieff hatte doch recht - Gesundheitspolitik als Schlüssel zu Gesellschaftspolitik wird Mittwoch und Donnerstag in Wien erörtert, wie man mit dem Trend die Gesundheit des eigenen Geldbeutels verbessern und Steuergelder in Gesundheitsprojekte versenken kann.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-11-05   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Vermiete Wohnung mit Raucherlaubnis

Gleich zum Wochenanfang eine weitere Hiobsbotschaft für Raucher: In den USA (wo sonst...) geht der Trend zum Rauchverbot in Mehrfamilienhäusern. Nicht im Treppenaufgang oder Flur - in den Wohnungen. Jedenfalls berichtet das die NY Times.
 
[Public Health]
Autor: strappato   2007-11-05   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Wenn Journalismus krank macht

Wenn man den Artikel in der ZEIT liest, dann wirft man glatt die Medikamente aus dem Fenster und geht nur noch zum Heilpraktiker. Ungeheuerlich. 40.000 Medikamente und keines ist anständig geprüft.

Das Arzneimittelverzeichnis Rote Liste, in dem wohl 98% der verordneten Medikamente enthalten sind, kennt nur 2387 Wirkstoffe und 8779 Präparate. 90% der Verordnungen entfallen auf 1850 Medikamente. 45% der in den Apotheken verkauften Packungen sind nicht-rezeptpflichtige Medikamente, die diesen Status wegen der langjährigen Erfahrung mit dem jeweiligen Wirkstoff und der relativen Unbedenklichkeit haben. Weitere 12% sind freiverkäufliche Medikamente und Mittel.

Die immer wieder genannten 40.000 sind die verschiedenen Wirkstärken, Darreichungsformen und Packungsgrössen, die in Deutschland jeweils eine eigene Pharmazentralnummer haben. Der im Artikel genannte Vioxx-Skandal, und viele andere wie Zyprexa auch, sind nicht auf fehlende Zulassungsstudien zurückzuführen, sondern darauf, dass die Hersteller Studien zurückgehalten oder positive Ergebnisse herausgekitzelt haben. Zudem ist gerade den letzten Jahren der Stellenwert der Post-Marketing Studies ("Phase IV-Studien), der klinischen Studien im Praxisalltag, gewachsen. Da gibt es einen echten Boom. Bei neuen Behandlungen mit hohem Risiko für Nebenwirkungen ist die Zulassung oder Erstattung oft an die Einrichtung von Patientenregistern gekoppelt. Pharmakoviliganz, die systematische Erkennung, Bewertung und Verhinderung von Nebenwirkungen ist ein ganz heisses Thema in der Pharmaindustrie. Nicht zuletzt durch die milliardenschweren Schadensersatzforderungen in den USA. Noch ein Punkt: Die Bezahlung durch die Regierungen und Krankenkassen hängt immer stärker von dem Nutzen ab. Nicht nur abstrakt, sondern für die Patienten.

Der grosse Bremser sind die Pharmakonzerne und die Bereitschaft, Transparenz und Verantwortung vor das Marketing zu stellen.
 
[Medien]
Autor: strappato   2007-11-04   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Pharmaindustrie-Lobby in den USA

Die FAZ beschäftigt sich mit dem Stellenwert der Gesundheitsversorgung als Thema im US-Vorwahlkampf. Der Bericht des Washingtoner Korrespondenten mündet in einem Kommentar, der Wettbewerb und Eigenverantwortung, die Grundpfeiler der USA in Gefahr sieht.
Statt nur am Symptom der hohen Zahl von Nichtversicherten herumzukurieren, muss die Ursache der hohen Kosten beseitigt werden. Nicht weniger, sondern mehr Wettbewerb im amerikanischen Gesundheitswesen ist hierzu notwendig. Das gilt mit Blick auf Ärzte und Krankenhäuser ebenso wie für die Pharmaindustrie und für Versicherungen. Ein schärferer Konkurrenzdruck und mündige, aufgeklärte Verbraucher bieten die besten Chancen, dass erstklassige Gesundheitsdienstleistungen und wirksame Medikamente zu bezahlbaren Preisen zu haben sind.

Da kann man anderer Meinung sein. Nur ist diese Einschätzung meilenweit entfernt von der Wahlkampfrealität. Pharmakonzerne, Versicherungen, Krankenhäuser, Ärzte - keiner will den Wettbewerb mit Konkurrenzdruck. Dafür wird im Wahlkampf einiges eingesetzt. In der Vergangenheit hat sich die Medizinindustrie als ergiebige Quelle für Wahlkampfspenden und Lobbyistenzuwendungen erwiesen.

Ein aktuelles Beispiel, wie Meinung gemacht wird: In der sonst seriös-liberalen NY Times durfte Peter Pitts, Vice-Präsident einer PR-Agentur, die Pharmakonzerne zu ihren Kunden zählt, die Meinung seiner Auftraggeber in der op-ed Kolumne verkünden. Aufgetreten ist er jedoch als Präsident des Center for Medicine in the Public Interest, a nonprofit organization that receives financing from the pharmaceutical industry. Einer Astroturfing-Organisation der Pharmaindustrie.

Bewertung des Nutzens von Arzneimitteln in direktem Vergleich, wie es IQWiG, NICE und Institutionen in anderen Ländern machen und deren Ergebnisse als Entscheidungsgrundlage für die Erstattung dienen, ist für Pitts Teufelszeug. Was nun nicht verwundert.

Neben Pitts im Center for Medicine in the Public Interest: Robert Goldberg, ehemaliger Direktor des Manhattan Institutes, das auch den republikanischen Kandidaten und Pharmalobbyisten Rudy Giuliani mit fragwürdigen Argumenten versorgt.

Ein Problem der Amerikaner? Nicht alleine. Mit dabei ist auch Jacob Arfwedson. Ein Schwede, mit besten Beziehungen zu neoliberalen, von der Pharmaindustrie finanzierten europäischen Thinktanks, wie das Centre for the New Europe, Stockholm Network, Timbro, Institut Euro 92.

Die in der FAZ beschworene ausgezeichnete Qualität des amerikanischen Gesundheitswesens offenbart sich besonders bei der Einflussnahme auf die Politik. Weltklasse. Doch Europa holt auf.
 
[Politik]
Autor: strappato   2007-11-04   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 



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