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Geschenke erhalten die Freundschaft Einen Überblick über die Debatte in den USA zur Beziehung von Ärzten und Pharmakonzernen gibt Eric Campbell, Professor am Institut für Gesundheitspolitik der Harvard Medical School, in einem Artikel, der im New England Journal of Medicine erschienen ist. Der Hintergrund: Zwei US-Senatoren haben im September einen Gesetzentwurf eingebracht - Physician Payments Sunshine Act -, der alle Pharma- und Medizinprodukteunternehmen mit über $100 Millionen Jahresumsatz verpflichten soll, Zahlungen an Ärzte offenzulegen. Unabhängig von der Form, ob Vortragshonorare, Einladungen zu Tagungen oder der in den USA übliche Lunch, den der Pharmaaussendienst in die Praxis liefert. Campbell schliesst mit einer Empfehlung, die man auch deutschen Ärzten ans Herz legen würde: Individual physicians can take some steps to maximize the benefits for patients and minimize the risks associated with their own industry relationships. They can start by recognizing that such relationships are designed to influence prescribing behavior and by carefully considering the potential effects that their own associations may have on their patients. They can familiarize themselves with and adhere to the guidelines established by the institutions in which they practice and the professional associations to which they belong. And they can bear in mind that the costs of industry dinners, trips, and other incentives are passed along to their patients in the form of higher drug prices. [Ethik & Monetik]
An Prothesen gut verdienen In den USA hatten Hersteller von Hüft- und Knieimplantaten grosszügig Ärzte geschmiert. Dies kostete die betroffenen 5 Unternehmen Zimmer, DePuy (J&J), Smith & Nephew, Biomet und Stryker $311 Millionen Strafe und die Auflage, Zahlungen an Ärzte mit Namen der Empfänger zu veröffentlichen. Nun sind die Listen draussen und verschaffen einen Einblick in das florierende Geschäft mit den Knie- und Hüftgelenkprothesen. Alleine 40 Empfänger erhielten dieses Jahr jeweils mehr als $1.000.000. Die Links zu den Listen hat das Wall Street Journal Health Blog. [Ausland]
Heumann macht Aussendienst dicht Das Pharmaunternehmen Heumann Pharma hat seinen kompletten Aussendienst gestrichen. Wie auch schon zuvor bei Stada soll der Grossteil der gekündigten Mitarbeiter zum 1. November oder spätestens zum 1. Dezember für zwölf Monate in eine Transfergesellschaft wechseln. Der Rest erhält Abfindungen, die mit 500 € pro Jahr Betriebszugehörigkeit alles andere als üppig sind. Von den vormals 137 Mitarbeitern bei Heumann bleiben gerade einmal 34 übrig. Geschäftsführer Jürgensen spricht aus, was die Einsicht der Generikabranche zur Zeit ist: Für einen Hersteller sogenannter Nachahmerpräparate sei ein Aussendienst schon immer "Luxus" gewesen. Die Ärzte verschreiben Präparate, die sie schon seit 20 bis 30 Jahren kennen. Da braucht es keinen Pharmareferenten mehr. Die Zukunft von Heumann bleibt trotzdem ungewiss. Heumann Pharma ist eine reine Vertriebsgesellschaft. Die Heumann PCS Arzneimittelherstellung ist 2005 abgespalten worden und gehört noch zu Pfizer, soll jedoch auch verkauft werden. Die Geschichte von Heumann ist exemplarisch für die Pharmabranche in den letzten 10 Jahren. 1913 gegründet, 1989 in das Generikageschäft eingestiegen. 1999 von Monsanto (G.D. Searle) übernommen. Durch Fusion von Monsanto mit Pharmacia & Upjohn zu Pharmacia. Durch Übernahme von Pharmacia durch Pfizer 2003 dann zu Pfizer. 2005 Aufspaltung in Vertrieb und Herstellung mit Verkauf des Vertriebs an die indische Torrent Pharmaceuticals. Ich würde nicht darauf wetten, dass Heumann sein hundertjähriges Jubiläum feiern kann. [Pharmaaussendienst]
Chinas unkontrollierte Chemieindustrie Nicht nur die Aufsicht über die Zulassung und Vermarktung von Medikamenten wird in den Schwellenländern lax gehandhabt, sondern auch die Kontrolle von chemischen Grundstoffen und Vorprodukten. Die NY Times zeigt, wie diese aus China auch auf den amerikanischen Markt gelangen. Man könnte statt FDA und USA sicherlich meist ebenso Europa einsetzen. Dass die erwähnte Messe in Mailand stattfand, kann man als ein Seitenhieb gegen die EU verstehen. Hier der Beitrag als Video. [Pharmaindustrie]
Emerging drug markets In den Industrieländern wachsen die Ausgaben für Arzneimittel nur moderat und Massnahmen zur Eindämmung der ausufernden Kosten für die Gesundheitsversorgung lassen wenig Spielraum für Gewinnsprünge. Einen Ausweg sehen die Pharmakonzerne in den Entwicklungs- und Schwellenländern, in denen die Mittel- und Oberschicht vom Wirtschaftwachstum profitiert. Die internationale Verbraucherorganisation "Consumers International" hat in einem ![]() Dabei wird wenig Rücksicht auf die Patienten genommen. Oftmals unterbleiben Hinweise auf Nebenwirkungen und Gegenanzeigen. Die Aufsichtsbehörden tun sich schwer, die Bevölkerung vor Medikamenten zu schützen, die in den Industrieländern vom Markt genommen worden sind. Dem Guardian sagte der Sprecher der International Federation of Pharmaceutical Manufacturers Associations (IFPMA), es koste Zeit, Verhaltensrichtlinien überall zu etablieren. Der Report ist Teil einer Kampagne von Consumers International gegen irreführende Medikamentenwerbung. [Pharmamarketing]
Statistiken selber fälschen In den USA tobt der Vorwahlkampf. Das marode Gesundheitswesen entwickelt sich zu einem Haupthema. Die NY Times hat sich die Argumente des ehemaligen New Yorker Bürgermeister Rudolph W. Giuliani genauer angesehen, der gute Aussichten hat, für die Republikaner gegen die in Umfragen bei den Demokraten führende Hillary Clinton anzutreten. In Radiospots spricht Giuliani offensiv über seine Prostatakrebserkrankung vor 6 Jahren. Was sehr clever ist, da Zweifel an der Gesundheit vom amerikanischen Wähler abgestraft werden. Er sei geheilt und die Chance seinen Prostatakrebs zu überleben lägen in den USA bei 82%, in England - under socialized medicine nur bei 44%. Woher stammen diese Zahlen? Dies hat die NY Times nachgespürt und der Fall zeigt, wie Wahlkampf in den USA läuft. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt in Grossbritannien bei 74,4%. Giulianis Sprecherin gibt an, dass die Prozentwerte einem Artikel aus einer Veröffentlichung des Manhattan Institutes, einem konservativen Thinktank entnommen worden sind. Autor des Artikels mit dem Titel The Ugly Truth About Canadian Health Care war David Gratzer, ein Wahlkampfberater Giulianis. Dieser sagt, die Statistiken des Commonwealth Fund, einer in der Gesundheitspolitik angesehenen NGO, benutzt zu haben - aber auch, dass die Zahlen 7 Jahre alt seien und "crude". "Crude" bedeutet in der Statistik immer auch "Schrott". Wie man aus den Zahlen für Neuerkrankungen (Inzidenz) und der Sterblichkeit (Mortalität) die Überlebensrate errechnen kann, bleibt das Geheimnis des Autors. Würde Epidemiologen brennend interessieren. Wenn das nicht genug wäre. Zusätzlich sind diese Vergleiche höchst fragwürdig, da natürlich auch der Zeitpunkt der Erkennung eine Rolle spielt. Der überwiegende Anteil der Prostatatumore wächst nur sehr langsam. Abwarten und Beobachten ist eine häufige Empfehlung des Arztes. Ein intensives Screening für die "First Class" Patienten kann die Überlebenszeiten für alle beeinflussen. So gibt der Commonwealth Fund in seinem Statement zu der irreführenden Wahlkampfmunition an, dass die Mortalität in den USA bei 26/100.000 Männern gelegen habe, in Grossbritannien bei 28/100.000. Wobei man auch die demographische Verteilung berücksichtigen muss und solche Vergleiche nur altersstandardisiert sinnvoll sind. Und was lernt Giuliani daraus? Dr. Gratzer dismissed the Commonwealth Fund’s statement, saying the group had “an ideological bias.” Asked if Mr. Giuliani would continue to repeat the statistic, and if the advertisement would continue to run, Ms. Comella responded by e-mail: “Yes. We will. Nicht zu vergessen: Giuliani hat nach seinem Bürgermeister-Job ein Beratungsunternehmen gegründet. Zu den Kunden gehören Pharmakonzerne und der Pharmaindustrieverband PhRMA. In der ![]() Wie bekannt wird Hillary Clinton von Pfizer-Chef Kindler unterstützt. Merke: Die Pharmaindustrie gewinnt in den USA immer. -- Update: Der Boston Globe hat die Story auch aufgegriffen. [Ausland]
Avastin - Verunsicherung und Nebelkerzen In den USA hatte Genentech, der Hersteller von Avastin® und Lucentis®, Mitte Oktober ![]() Das ist jedoch das einzige was klar ist. Widersprüchlich bleiben dagegen die Umstände der Gespräche zwischen Genentech, den Fachverbänden der Augenärzte und der Zulassungsbehörde FDA. Das Unternehmen will die weitere Belieferung von einer Erlaubnis der FDA abhängig machen. Wobei unklar ist, ob Genentech selber aktiv sich darum bemüht und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Ausserdem gab Genentech bekannt, 350.000 Ampullen Avastin® vernichtet zu haben, weil das Produkt nicht die Standards erfüllt, die das FDA für die Anwendung im Auge fordere. Auch hier bleiben die Rolle der FDA und Details im Dunkeln. Der in dem offenen Brief von Genentech zitierte "Warning-Letter" ist nicht datiert. Er könnte sich auch auf eine Inspektion bei einer Apotheke im Jahr 2005 beziehen. Wenn in dem Brief die Rede ist von Avastin deemed unsuitable for use in the eye due to a higher visual inspection standard. (These lots would have been entirely suitable for its approved use as an intravenous cancer medication),
dann müsste sich der "visual inspection standard" eigentlich auf die Qualitätssicherung beziehen - lediglich optisch und nicht analytisch. Bei einem Produkt, dass steril in Ampullen verpackt wird, bleiben Fragen offen.Es hat alles den Anschein, dass Genentech für Verunsicherung bei der Anwendung von Avastin® zur Behandlung von AMD sorgen will. Zurück zu Deutschland. boocoampany hat eine Gegendarstellung vom Verband "Pro Retina" erhalten, weil dieser in einem Artikel seine Unabhängigkeit von Novartis nicht ausreichend gewürdigt sieht. Dazu gebe ich einen Kommentar von hockeystick wieder. Deshalb nimmt Pro Retina nicht nur Geld von Novartis, sondern tourt auch mit der von Novartis ins Leben gerufenen und finanzierten Lobbyinitiative "AMD-Alliance" gemeinsam durch die Republik, die das Novartis-Logo bereits auf der Homepage zeigt. Die Europa-Koordinatorin der AMD-Alliance arbeitet wiederum als "Campaign Manager" für das Royal National Institute of Blind People. Das RNIB hat allein im vergangenen Jahr knapp £100.000 von Novartis erhalten. "Fachlich unterstützt" wird die AMD-Alliance wiederum von der Dr. Rainald von Gizycki von der Pro Retina. Im Gegenzug verbreitet die Pro Retina das Material der AMD-Alliance auf ihrer Homepage. (Das könnte man jetzt noch stundenlang so fortsetzen.) [Avastin - Lucentis]
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