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![]() Interessenkonflikte bei deutschen ADHS-Leitlinien In Australien hat eine Zeitung gestern ![]() Anlass für mich, einen Blick auf die Autoren der entsprechenden Leitlinien in Deutschland zu werfen. Ich habe nicht erwartet, dass die Situation bei uns besser ist. Vorneweg: Das ist sie auch nicht, im Gegenteil. Aktuell scheinen in Deutschland zwei Leitlinien zu ADHS bei Kindern und Jugendlichen eine Rolle zu spielen. Zum einen gibt es die ![]() Gemeinsam ist beiden Leitlinen, dass die Interessenkonflikte der Autoren nicht thematisiert oder gar offengelegt werden. Bleibt die eigene Recherche im Internet. Bei 19 Autoren überwiegend ohne nennenswerte Publikationen in angesehenen Zeitschriften ein durchaus mühseliges Unterfangen. Bei 14 (ca. 74 Prozent) der insgesamt 19 Autoren habe ich dennoch konkrete Hinweise auf entsprechende Interessenkonflikte gefunden. Fast immer handelt es sich um (üblicherweise lukrative) Einsätze als Sprecher auf sogenannten Satellitensymposien. Für die verbleibenden Autoren muss das keinesfalls bedeuten, dass keine Interessenkonflikte vorliegen. Nur ein verschwindender Bruchteil der industriefinanzierten "Fortbildungen" hinterlässt Spuren im Internet. Beratungshonorare oder Reisekostenzuschüsse tun dies fast nie. Folgende Autoren sind mir in Funktionen aufgefallen, die einen signifikanten Geldfluss von der Pharmaindustrie höchst wahrscheinlich erscheinen lassen. Angegeben und verlinkt ist nur eine Auswahl der Auftritte. Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte Prof. Dr. Harald Bode: Vorsitz bei Lilly- und Janssen-Cilag- Satellitensymposien PD Dr. Dr. Klaus-Peter Grosse: Moderation und Sprecher auf Medice-Satellitensymposium Dr. Klaus Skrodzki: Moderation und Sprecher auf Medice-Satellitensymposium, Sprecher auf Janssen-Cilag-Satellitensymposium Dr. Jürgen Gromball: Sprecher auf Medice-Satellitensymposium Dr. Ulrich Kohns: Sprecher auf Medice- und Lilly-Satellitensymposium Dr. Hans-Jürgen Kühle: Sprecher auf Medice-Satellitensymposium Dr. Kirsten Stollhoff: Sprecher auf Medice-Satellitensymposium PD Dr. Bernd Wilken: Sprecher auf Allergan-Satellitensymposium PD Dipl. Psych. Dr. Christian Wolff: Sprecher auf Medice- und Lilly-Satellitensymposium Dr. Eckhard Ziegler-Kirbach: Sprecher auf Medice-Satellitensymposium Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Prof. Dr. sc. hum. Manfred Döpfner: Vorsitz bei UCB-Satellitensymposium, Sprecher auf Medice-Veranstaltungen Dr. Gerd Lehmkuhl: Sprecher auf Medice-Satellitensymposium Prof. Dr. Renate Schepker gibt in einer Präsentation u.a. folgende Interessenkonflikte an: "Für Vorträge in den letzten 5 Jahren Unterstützung von: Astra Zeneca, Janssen-Cilag, sanofi pasteur, [...] Für Tagungen: Astra Zeneca, Bristol-Myers-Squibb, Desitin, Janssen-Cilag, Lilly, Medice, Novartis, Pfizer, ratiopharm, TAD, UCB - Keine Studien, keine Pharma-Gremien, keine boards, keine Aktien" (das einzige Disclosure-Statement, auf das ich gestoßen bin) Dr. Jan Frölich: Sprecher auf UCB-Satellitensymposium -- Update: Ergänzend ![]() [Ethik & Monetik]
Diskussion über "Korrupte Medizin" Wieder einmal erscheint dieser Tage ein Enthüllungsbuch über die Praktiken der Pharmaindustrie. Einzigartig macht es jedoch der Autor und die Methode, mit der ein Blick hinter die Kulissen der Branche geworfen wird. ![]() In seinem neuen Buch "Korrupte Medizin: Ärzte als Komplizen der Konzerne - ein Pharma-Consultant packt aus" wirft der Österreicher Weiss einen Blick auf die Ärzte, ohne die das Pharmamarketing ins Leere laufen würde. Der Journalist ist dafür in eine andere Identität geschlüpft. Nach einer halbjährigen Fortbildung zum geprüften Pharmareferenten trat er als Arzt auf, mal als Pharma-Consultant oder als Export-Import-Händler und recherchierte 2 Jahre im Dickicht der Mietmäuler. Besonders brisant: Im Ende des Buches finden sich fast 20 Seiten mit "Disclosure Statements", also Informationen, welche prominenten Ärzte welche klinischen Studien für welche Pharmaunternehmen durchgeführt haben oder für wen sie als Berater tätig waren. Die Informationen stammen zum Teil aus Publikationen der Betroffenen und sind daher eher ein Beweis für Transparenz. Trotzdem ist zu befürchten, dass diese Aufzählung als eine Art schwarze Liste interpretiert wird. Ich habe das Buch noch nicht gelesen. Ende letzter Woche ist es in Österreich vorgestellt worden. Dazu gibt es Interviews im Standard und im Kurier, einen längeren Artikel im Wirtschaftsmagazin Profil, oder einen Bericht im ORF. In unserem Nachbarland haben die von Weiss erhobenen Vorwürfe schon für Aufregung gesorgt. Jan Huber, Generalsekretär des Pharmaverbandes Pharmig, fordert Weiss auf, falls er klare Beweise in Österreich habe, dann solle er eine Sachverhaltsdarstellung an den Staatsanwalt schicken. Hans Weiss ist morgen Gast in der Sendung Menschen bei Maischberger (Dienstag, 18. November 2008, 22:45 Uhr ARD), in der es um das Thema "Der betrogene Patient: Machen Medikamente krank?" geht. Mit dabei Cornelia Yzer, die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), und Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). [Buch]
Interessenskonflikte bei ADHD-Leitlinien Down Under In Australien haben sieben der zehn Autoren, die an der Behandlungsleitlinien für ADHD mitgeschrieben haben, finanzielle Beziehungen zu Pharmaunternehmen mit entsprechenden Produkten für diese Patienten. Die Experten erhielten Forschungsgelder, Hotelaufenthalte, Übersee-Reisen und andere Zuwendungen von Pharmakonzernen wie Eli Lilly, Shire oder Celltech, berichtet der Daily Telegraph. Dementsprechend empfehlen die Leitlinien Ritalin, Strattera und andere ADHD-Medikamente als Behandlungsoptionen der ersten Wahl ("first-line treatment") für Kinder. Die Behandlungsleitlinien haben ein besonderes Interesse erhalten, da die Anzahl der Verschreibungen von ADHD-Medikamenten in Australien um 43,4% in den letzten 12 Monaten gestiegen ist. Der Vorsitzende der Leitlinienkommission sieht darin kein Problem: "There is absolutely no concern raised that any person on the working group has in any way acted inappropriately and I have every confidence in their professionalism," Dr Forbes, an associate professor at the University of Western Australia school of paediatrics, said. [Ausland]
Doping ohne Ärzte in Österreich Austria is a too small country to make good doping.
Ein legendäres Zitat des Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes im Februar 2006. Bei den Olympischen Winterspielen im selben Jahr hat sich gezeigt, dass Doping auch in Österreich läuft. Zwei Jahre später, Anfang 2008, ist die Öffentlichkeit durch Meldungen aufgeschreckt worden, nach denen dass Doping in der Alpenrepublik mittlerweile gut genug für deutsche Spitzensportler sein soll. Damals soll ein auf Blutbanken spezialisiertes Unternehmen in Wien Sportlern beim Dopen geholfen haben. Wenn es um Doping in Österreich geht, wird immer wieder in den Medien ein Sportmediziner erwähnt, der seine Ausbildung im Sport-Institut von Leipzig gemacht hat und nun in Wien niedergelassen ist. Am Wochenende wurde bekannt, dass der Arzt gegen die von einem Wiener Leichtathletik-Funktionär erhobenen Vorwürfe, er sei Bestandteil eines mafiosen Netzwerkes, gerichtlich vorgehen wird. Ein anderer Arzt ist aktuell in den Verdacht gekommen, Doping zu fördern. Dem leitenden Arzt aus einem Kinderspital wird vorgeworfen, EPO und andere Medikamente ohne medizinische Notwendigkeit an Sportler weitergegeben zu haben. Der Tageszeitung "Kurier" liegen entsprechende eidestattliche Versicherungen vor. In einem Interview mit der Zeitung bestreitet er die Vorwürfe. Seine Klinik hat ihn bis zur Klärung der Sache vom Dienst freigestellt. Ist eine ziemliche Schlammschlacht, die da zur Zeit ausgestragen wird. Der Kinderarzt deutet an, dass er auch Pfeile im Köcher hat. "Aber wir können uns gerne auf einen Kaffee treffen und ich kann Ihnen Sachen erzählen, die ich sonst so mitbekommen habe." Könnte eine indirekte Warnung sein. In Österreich sind immer Sportler wegen Dopings gefasst worden, nie Hintermänner wie Importeure, Dealer oder Mediziner. Einer der Auslöser, der des Dopings überführte Radprofi Bernhard Kohl, hatte angekündigt über die Hintermänner auszupacken, aber hatte seinen Worten bisher keine Taten folgen lassen. Das alles wird IOC-Präsident Rogge gar nicht freuen. Hat er doch erst vor 10 Tagen im "Standard" erklärt, das IOC sei glücklich, wie man mittlerweile in Österreich gegen Doping vorgehen würde. [Oesterreich]
Keine Tagung ohne Pharma-Sponsoren Pharma ist immer dabei. Unter den Sponsoren beim Bundesparteitag der Grünen, der dieses Wochenende in Erfurt über die Bühne geht:
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(Fast) keine Brust-OP als Gewinn bei Disco-Event Die Party in der Celler Disco muss ohne ![]() Die Agentur "Du bist schön", hat jedoch eine Hintertür gefunden. Statt der Operation will die Disko nun einen Schönheitsgutschein in Höhe von 3700 Euro verlosen, der laut Webseite des Veranstalters für "Wimpern-Verlängerungen" oder "Profi-Make-Ups" einsetzbar ist. Bei dem Betrag würde dies lebenslang lange Wimpern bedeuten. Gut, dass der Gutschein nur bei der Schönheitsagentur einlösbar ist, die sich laut ihrer Internetseite mit dem Ziel gegründet hat, "Schönheitsoperationen nach Polen zu günstigen Preisen zu vermitteln". Bleibt weiterhin die Frage, warum nebenberuflich betriebene Agenturen Patienten in ausländische Kliniken verfrachten können, deren Qualifikation der Betreiberinnen einzig in Werbung, Marketing und Promotion besteht? Die derzeitige gesetzliche Lage scheint Lücken im Verbraucherschutz aufzuweisen. [Ethik & Monetik]
Ermittlungsbeamte im Ausseneinsatz Diese Woche hat es gleich zwei Fälle von Razzien wegen Abrechnungsbetrug gegeben. In Bremen waren die Beamten beim Klinikum Links der Weser aktiv. Laut dem Weser Kurier bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft, dass es bei den Ermittlungen um die Frage gehe, ob medizinische Leistungen korrekt abgerechnet worden seien. Die Untersuchungen bezögen sich auf die Zeit zwischen den Jahren 2003 und 2005. Wie formuliert es die Zeitung: Die Fachkombination Medizin und Juristerei hat in der Hansestadt inzwischen eine beachtliche ![]() Bundesweite Durchsuchungen gab es bei Labormedizinern. Die Ermittlungsbehörden räumten ein umfangreiches Verfahren gegen 23 Ärzte wegen Abrechnungsbetrug im Zusammenhang mit ärztlichen Laborleistungen und Vorenthaltens von Abeitsentgelt ein. Schwerpunkt der Untersuchung war ein Augsburger Grosslabor, dessen Inhaber schon 2007 wegen Korruption verurteilt worden ist. [Ethik & Monetik]
Links am Samstag Gegen die Wand - Boykottaufrufe, Verleumdungen, Strafanzeigen: Mit allen Mitteln wurde in Kassel ein neues Versorgungsmodell ausgebremst. Organspendepflicht für ALGII-Empfänger. Cities Under Fire - 30,000 Americans die every year from gun violence. Drugmaker ads to target Obama idea. Lobbyist readies for prescription price fight. Günter Verheugen bleibt bei seinen Plänen zur Aufhebung des Werbeverbots. Gerüchte über Verkauf von ratiopharm. Pharmaceutical Pricing Policy project - Die USA geben jährlich 792 Dollar pro Kopf für Arzneimittel aus. Deutschland 498 Dollar und damit 20% mehr als der Durchschnitt der OECD-Länder. Kranke Scheichs auf Tempelhof - 'alles Phantasie' - Die Ärzte Zeitung nimmt die Berliner Klinik-Politik auseinander. Styriagra versus Viagra - Pfizer klagt gegen blaue Kürbisknabberkerne mit Schoko-Traubenzucker-Glasur. [Links]
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