Traumberuf Medizinjournalist (IX)

Pharmakritischer Journalismus existiere jedoch durchaus, sind sich beide Autoren einig. Weiss beobachtete kritischen Journalismus vor allem in der Süddeutschen Zeitung sowie in Beiträgen von Pharma-Bloggern, die jedoch anonym agierten.
Korruption im Medizinjournalismus
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2008-11-20   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Beruft Obama Lobbyisten zum Gesundheitsminister?

Barack Obama hat den zukünftigen Gesundheitsminister ausgeguckt. Tom Daschle, einstiger Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, soll das Gesundheitsministerium übernehmen.

Das könnte eine Belastung des Wahlkampfversprechens werden, dass Lobbyisten keinen Job bei ihm im Weissen Haus haben würden. Wer in den letzten zwölf Monaten Lobbyarbeit in einem bestimmten Bereich betrieben hat, darf im Übergangsteam nicht in diesem Bereich arbeiten. Ausserdem darf niemand für zwölf Monate in seinem Bereich Lobbyarbeit leisten, der im Übergangsteam tätig ist - so Obamas selbstgesetzte Leitlinien.

Die NY Times führt auf, wie Tom Daschle die vergangenen vier Jahre seit dem Verlust seines Abgeordneten-Mandats verbracht hat. Daschle sitzt im Board der Mayo Clinic und berät Kunden aus dem Gesundheitswesen bei der Lobby- und Anwaltskanzlei Alston & Bird. Ein Sprecher der Kanzlei wollte keine nähere Angaben zu den Kunden machen, die Daschle beraten hat, jedoch vertritt Alston & Bird nach den Informationen der NY Times dutzende von Unternehmen aus der Pharmaindustrie, Kliniken und Pflegeeinrichtungen, die mögliche Interessenskonflikte in sich bergen. Aus der Internetseite der Kanzlei:
Our health care legislative and policy team has the significant advantage of including two former U.S. Senate majority leaders — Senators Bob Dole and Tom Daschle — both resident in our Washington office and champions of many health care issues in their Senate Finance Committee and leadership roles.

Eine Nagelprobe für den neuen Politikstil oder vermutlich nur das Eingeständnis, dass es im Pharma- und Gesundheitsbereich keine Fachleute ohne intensive Beziehungen zur Industrie gibt. Beobachter loben ihn als gute Wahl. Peter Rost hatte mit ihm zusammen 2004 eine Pressekonferenz zum Thema Parallelimporte abgehalten. Rosts Chancen auf das Amt des FDA Commissioners steigen.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2008-11-20   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Bewährungsstrafe für Cornelia E.

Man tritt keinen Menschen, der am Boden liegt: Diese Verhaltensmaxime beherzigte am heutigen Mittwoch die Kammer des Hamburger Amtsgerichts, vor der sich eine 34 Jahre alte Frau wegen Urkundenfälschung, Betruges und Missbrauchs von Berufsbezeichnungen von 2002 bis 2007 zu verantworten hatte.
SPIEGEL-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen über den glimpflichen Ausgang des Prozesses gegen die "falsche Kinderärztin".
 
[Aerzte]
Autor: hockeystick   2008-11-20   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Die großzügigen Freunde der Arbeitsgemeinschaft ADHS

Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse vor, nach denen pharmazeutische Unternehmer in direkter Weise mit Facharztverbänden bzw. Elternverbänden zusammenarbeiten, die Beratungen zur medikamentösen Behandlung von ADHS anbieten
[...]
Wenn diese Verbände und Gruppen eine finanzielle Unterstützung durch pharmazeutische Unternehmen erhalten sollten, sollten diese aus Sicht der Bundesregierung im Sinne einer verbesserten Transparenz offengelegt werden.
(aus der pdf-DateiAntwort der Bundesregierung vom 13.11.2006 auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen)

Die Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e.V. (AG ADHS) rund um den Forchheimer Kinderarzt und "Ritalin-Pionier" (DER SPIEGEL) Klaus Skrodzki ist die vielleicht einflussreichste Gruppierung von ADHS-Experten in Deutschland und setzt sich offensiv für die Behandlung von jungen ADHS-Patienten mit Medikamenten ein.

Auf dem Internetauftritt der AG ADHS (ag-adhs.de) konnte ich keinen Hinweis auf Finanzierungsquellen für die vielfältigen Aktivitäten des Vereins finden. Einiges spricht jedoch für die Vermutung, dass die Hersteller der gängigen ADHS-Medikamente hierbei eine tragende Rolle spielen.

Der neunköpfige Vorstand der AG AGHS stellt einen großen Teil der Autorenschaft einer der beiden ADHS-Leitlinien, deren persönliche finanzielle Verbindungen mit der Pharmaindustrie ich kürzlich betrachtet habe. Aufgefallen ist mir dabei, dass der Vorstand der AG ADHS auf dem Kinder- und Jugendärztetag im Juni 2008 in Berlin nahezu geschlossen ein Vorsymposium zum Thema "AD(H)S - Aspekte der verschiedenen Altersgruppen" präsentiert hat, mit freundlicher Unterstützung der Firma Medice Arzneimittel Püttner. Nur der Schatzmeister war offenbar verhindert. Medice stellt mit Medikinet® ein Methylphenidat-Präparat her, das in Deutschland neben dem bekannteren Ritalin® von Novartis zu den verbreitetsten ADHS-Medikamenten gehört.

Hat man sich erst einmal weiter durch die Unterlagen der AG ADHS gewühlt, überrascht einen der firmengesponsorte Vorstandsausflug nicht mehr.

So pdf-Dateibietet die AG ADHS etwa die Förderung von Forschungsvorhaben zum Thema ADHS an:
So weit für diese Projekte eine finanzielle Unterstützung
notwendig ist, kann diese in begrenztem Umfang über die
AG ADHS aus einem Fond der Fa. Medice zur For-
schungsförderung bei ADHS erfolgen, der ab 2005 zur
Verfügung steht. Über die Verteilung der Fördermittel ent-
scheidet der Vorstand der AG ADHS zusammen mit dem
Leiter der Arbeitsgruppe Forschung selbstständig und un-
abhängig, firmen- und produktneutral.

Die "Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung der Kinder- und Jugendärzte e.V." als pdf-DateiBeilage der Zeitschrift KINDER- UND JUGENDARZT werden dagegen von der Firma UCB finanziell "unterstützt". UCB ist Hersteller des Ritalin®- und Medikinet®-Konkurrenzpräparats Equasym®.

Und wenn die AG ADHS zum "Treffen der regionalen Netzwerke ADHS in der Arbeitsgemeinschaft ADHS (AG ADHS) der Kinder- und Jugendärzte e. V." einlädt, dann heißt es in dem Einladungschreiben gar:
Hotel und Tagungsräume sind fest gebucht, die ersten Anmeldungen bei mir bereits eingegangen. Die Finanzierung (Unterkunft, Verpflegung, Reisekosten) wird wie immer großzügig von Fa. Medice aus Iserlohn übernommen.

 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-11-19   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Psst, you want eternal life?

Diese Zeilen über 23andMe soll Helen Wallace von GeneWatch verfasst haben. Brilliant.

23andMe Poem

Psst, you want eternal life?
On Sale Now: from Sergey and his wife.
All you need to do is pay
For them to own your DNA.

In return they’ll give you back
Information that you lack
Genetic risk for this and that:
You won’t know what you’re looking at.

Some of it will be plain wrong
Or else you knew it all along:
But you can bet they’ll make it pay
Now they have your DNA.

If you’re at risk of getting fat
You’ll soon be clicking on an ad:
There’s always something you can buy
To treat you so you will not die.

It’s personalised marketing:
The latest trend, the hottest thing.
If what they tell you isn’t true
Read the disclaimer: more fool you.

Then, when you spend your precious time
Searching journals, all online
The more you look, the more you’ll learn
How long you live depends on what you earn.

Suddenly you’ll understand
The science behind the business plan,
The secret of a longer life:
Oh yes, they have it, Sergey and his wife.

Remind me now, why did you pay
For them to own your DNA?
When you start to think it through,
Shouldn’t they be paying you?

 
[heile Welt]
Autor: strappato   2008-11-19   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Speculantol short



Der FTD fällt zum Fall des ratiopharm-Unternehmers Merckle ein besonderes Symbolbild ein.

[gefunden bei Thomas Knüwer]
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2008-11-19   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

E-Paper von der Medica

Heute hat die Medica in Düsseldorf begonnen. Eine der weltgrössten Medizin-Messen.

Einen Einblick, für was im Gesundheitswesen demnächst Geld ausgegeben werden soll, bietet das tägliche E-Paper der Ärzte Zeitung:

http://www.aerztezeitung.de/medica/
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2008-11-19   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Schecks aus Österreich für deutsche Apotheker

Der Stern-Journalist Markus Grill hat aufgedeckt, wie Apotheker über eine Tarnfirma in Österreich saftige Rabatte und kick-back-Zahlungen von Pharmaunternehmen kassieren. Eine Praxis, die in Deutschland seit zwei Jahren verboten ist.
Offiziell erbringt Global Apo Dienstleistungen für Pharmaunternehmen. In Wirklichkeit erhält Global Apo aber Rückvergütungen, die sich an der Höhe des Mehrumsatzes von verschreibungspflichtigen Präparaten der Pharmafirmen bemessen.

Der Artikel erscheint am Donnerstag im Stern. Darin wird auch erwähnt, dass Branchenkenner davon ausgehen, dass es neben der Global Apo weitere ähnlich organisierte Scheinfirmen im Ausland gäbe.

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Aktuell eine Pressemitteilung vom Pharmagrosshändler Gehe:
Die Global Apo ist eine Einkaufs-, Marketing- und Dienstleistungsgemeinschaft, die als Genossenschaft organisiert ist und unter anderem für ihre Genossenschaftsmitglieder optimierte Einkaufsmodalitäten verhandelt.

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Update
Markus Grill fasst in seinem Blog erste Reaktionen auf den Artikel zusammen.
 
[Apotheken]
Autor: strappato   2008-11-19   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Dr. House

Ich habe heute zum ersten Mal eine Folge "Dr. House" komplett gesehen. Wie hält man das aus, ohne zu den Fachkreisen im Sinne des Heilmittelwerbegesetz zu gehören? Und wer, der zu den Fachkreisen im Sinne des Heilmittelwerbegesetz gehört, versaut sich damit seinen Feierabend?

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Zusatzfrage: Wo sind denn da die Pharma Babes?
 
[Aerzte]
Autor: strappato   2008-11-18   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

Motrin ad makes moms mad

Die Macht des web2.0 hat in den USA der Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) gespürt. In einem Werbespot im Internet wollte das Unternehmen Müttern mit Säuglingen die Schmerztablette Motrin® (200 mg Ibuprofen) schmackhaft machen.



Die Message: Das Baby rumtragen führt zu Rückenschmerzen und macht die Mutter unleidlich. Motrin® hilft.

J&J erlebte innerhalb von nur zwei Tagen ein Kommunikationsdesaster. In Twitter, bei Youtube, in Blogs und anderen Internet-Foren äussern Mütter ihren Unmut über diese Werbekampagne. Ausgangspunkt soll Twitter gewesen sein. J&J musste den Spot gestern zurückziehen.

Dies passiert ausgerechnet J&J, einem Unternehmen, das unter den Pharmakonzernen in der Einbeziehung des Internets in der Kommunikation mit den Kunden, u.a. mit einem eigenen Blog und einem Kanal auf Youtube, ein Vorreiter ist.

Die Entschuldigung von Kathy Widmer, Vizepräsidentin für Marketing bei McNeil Consumer Healthcare, J&J Sparte für freiverkäufliche Medikamente, im Blog gleicht einem Kanossagang.
It was meant to engender sympathy and appreciation for all that parents do for their kids, but did so through an attempt at humor that missed the mark and many moms found offensive.
...
On behalf of McNeil, I’m sorry if you found this advertisement insulting. We are are in the process of removing it from our website. Unfortunately, it will take longer for us to remove this advertisement from magazines as several are currently on newsstands and in distribution.

Dies könnte andere Pharmaunternehmen in ihrer Meinung bestärken, dass da draussen im Web für Pharmakommunikation nichts zu holen ist.

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Hier ein Zusammenschnitt von Twitter-Reaktionen, nicht ganz objektiv von einer Social Media Marketing Beraterin zusammengestellt:


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Die offiziellen A-Blogger haben es eine Woche später auch mitbekommen.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2008-11-18   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

USA: Originalhersteller soll für Nebenwirkungen von Generikum haften

In den USA gibt es einen interessanten Fall (Conte v. Wyeth) von Produkthaftung bei Medikamenten. Ein Gericht in Kalifornien hat entschieden, dass das Pharmaunternehmen Wyeth für die bleibenden neurologischen Folgen haftbar ist, die bei einer Patienten nach der Therapie mit Metoclopramid gegen Refluxösophagitis aufgetreten sind. Jedoch hatte die Klägerin ein Produkt eines anderen Hersteller geschluckt, der den Wirkstoff von Wyeth als Generikum vertreibt. Das Patent war in den USA schon 1982 ausgelaufen.

Ein Hersteller ist danach noch Jahrzehnte nach dem Auslaufen des Patents für den Wirkstoff verantwortlich. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass die Produktinformationen des Generikums auf den Angaben von Wyeths Originalmedikament beruhen.

Dieses Urteil heizt die Diskussion über die Gesetzgebung bei Produkthaftung bei Medikamenten weiter an. Wenn diese Entscheidung bestand hat und ein Meilenstein darstellt, wie Experten prognostizieren, dann ist zu befürchten, dass patentgeschützte Medikamente noch teurer werden. Die Pharmakonzerne werden diese finanziellen Risiken auf den Versicherten abwälzen.

Hilfe könnte für die Pharmaunternehmen von anderer Seite kommen. Die Hersteller argumentieren, dass mit der Zulassung des Medikaments durch die FDA die Haftung auf die dort festgestellten Nebenwirkungen beschränkt ist. Nach dem Rechtsprinzip des Preemption in den USA darf das Bundesrecht nicht durch Entscheidungen von Gerichten der einzelnen Bundesstaaten ausgehebelt werden.

Auch hier ist Wyeth involviert. Das Pharmaunternehmen fechtet derzeit einen Fall (Wyeth v. Levine) vor dem Supreme Court aus. Preemption würde den in Europa immer wieder mit Erstaunen registrierten horrenden Haftungsklagen bei Medikamenten ein Ende setzen. Das ist nicht im Sinne der Wähler von Obama und der neuen demokratischen Mehrheit. Daher wird spekuliert, ob Barack Obama das "Preemption" beenden kann.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2008-11-18   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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