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![]() Traumberuf Medizinjournalist (XVIII) In Österreich gilt die Apotheker Krone als Print-Medium der ersten Wahl, wenn das Marketing Apotheker erreichen will. Laut Homepage "versorgt die Apotheker Krone alle ApothekerInnen Österreichs mit aktuellem pharmazeutischen Wissen auf hohem Niveau". Qualitätsjournalismus könnte man interpretieren. In der Ausgabe 1/2010 hat sich eine Doppelseite mit "probiotilka" befasst. ![]() Sieht aus wie eine üblicher Aufmachung. Artikel, Infokästen Literaturliste. Für den Bericht zeichnet sich eine Redakteurin persönlich verantwortlich. Am Ende eine Werbeanzeige - der Verlag muss auch von etwas leben. Nicht sofort fällt auf, dass der Aufhänger ein Symposium einer Fachgesellschaft ist, die sich mit probiotischer Medizin beschäftigt. Gründerin und Präsidentin ist die Dame auf dem Foto in der Anzeige. Beim Medienpartner "Krone Gesund" schreibt sie Kolumnen als Expertin für Darmgesundheit. Der Inhalt ist eine Sammlung von Erkenntnisse z.B. aus einer Anwendungsbeobachtung von dem zufällig in der Anzeige beworbenen Produkt oder den Resultaten eines Tagungsbeitrags zu einer Studie für ein in der Entwicklung befindliches Produkt des Herstellers des zufällig in der Anzeige beworbenen Produkts. Beim näheren Hinsehen fällt rechts unten ein kleiner quer gesetzter Schriftzug auf. ![]() Mit gesunden Augen oder angepasster Sehhilfe lässt sich entziffern: "Entgeltliche Einschaltung". ![]() Glück gehabt, doch Qualitätsjournalismus. -- Bei Krone Gesund sieht das so aus: Links die Kolumne zum Thema Verstopfung von der Geschäftsführerin der Unternehmens, das rechts für ein Produkt zur Prävention von Reisediarrhoe wirbt. ![]() Ist ja auch keine Qualitätspresse. [Journalismus]
Links am Samstag Sparen, bis der Arzt nicht mehr kommt - Miese Zeiten für Privatpatienten. Litauen: Gesundheitssystem von Korruptionsskandal erschüttert. Österreich: Korruption in Spitälern weiter möglich. Doctor quits Brigham to speak for pay - Boston physician Lawrence M. DuBuske was given a choice: Either stop moonlighting as a paid speaker for pharmaceutical companies or quit his job at a top Harvard teaching hospital. Pharma-Angestellter organisierte Feuerwerk - Kündigung rechtens - Kodex gilt auch für Feuerwerk. Vom Ketchup-Verkäufer zum Novartis-Chef. Streit um Umckaloabo. Halber Sieg für Patentgegner - Das Patent des deutschen Pharmaunternehmens Schwabe auf die Herstellungsmethode für das Naturmedikament Umckaloabo ist am Dienstag nach zweitägigen Verhandlungen vollständig widerrufen worden. 'Nicht für Gewinne der Unternehmen zuständig' - Interview mit Philipp Rösler. Health Care Gives Way to Economy and Jobs - NY Times zur Gesundheitspolitin in Obamas "State-of-the-Union" Rede. Did Obama Move Health Care Forward? Schweiz: Personal-Fischzüge auf Kosten der Ärmsten - Ohne Personal aus dem Ausland ginge im Schweizer Gesundheitswesen nicht mehr viel. AstraZeneca 'suppressed' drug test data - Seroquel's former UK medical adviser told the BBC he was pressured to approve promotional material which said weight gain was not an issue. ![]() Prüfungen im Medizinstudium: Fragwürdige Krankschreibungen nehmen überhand. Pharmariese Roche erhält Schmähpreis. [Links]
10 Thesen zum Ende des unabhängigen Medizinjournalismus 1Medizinjournalismus mangelt es an ProfessionalisierungDrei Dutzend ärztliche Fachgebiete und Weiterbildungen, eine jährlich vierstellige Zahl von Absolventen gesundheitswissenschaftlicher Studiengänge - der Medizinjournalist steht einer Armada von Experten gegenüber. Der Klassiker naturwissenschaftliches Studium und journalistische Fortbildung alleine genügt nicht mehr, um kompetent über die Komplexität des Gesundheitswesens zu berichten und nicht als PR-Organ der Interessensgruppen zu dienen. 2Medizinjournalismus ist konträr zu den ErwartungenDie fachlichen Anforderungen werden höher, jedoch fehlt das Interesse an unabhängigen, kritischen Medizinjournalismus als Gegengewicht zur PR. Unternehmen wollen Hoffnung auf Heilung verkaufen, und auch der Leser/Patient verlangt für sein Geld unrealistische Perspektiven, und nicht das Infragestellen durch die Bewertung von medizinischen Innovationen. 3Wirtschaft und Politik werden für den Medizinjournalismus wichtigerMedizinische Entwicklungen eröffnen Chancen und interessieren die Öffentlichkeit. Ihre Finanzierbarkeit limitiert die Bedeutung für den Einzelnen und die Gesellschaft. Der Marktzugang bestimmt den Fortschritt. Eine journalistische Begleitung der Verteilung der im Gesundheitswesen zur Verfügung stehenden Mittel und der damit Verbundenen wirtschafts- und gesundheitspolitischen Entscheidungsprozesse ist jedoch nur für eine schmale Zielgruppe von Interesse. 4Wellness- und Lifestyle- ≠ MedizinjournalismusMedien müssen bei medizinischen Themen eine Reduktionen der Komplexität vornehmen. Medizinjournalismus internalisiert Verkürzung. Die Herausforderung besteht darin, die medizin-ethische Dimension trotzdem angemessen zu berücksichtigen. Medizinjournalisten benötigen in ethischer Hinsicht ein hohes Mass an Verantwortungsbewusstsein. Stattdessen sind Emotionalisierung und Polarisierung, wie bei Wellness- und Lifestylethemen, von den Medien gefragt. 5Medizinjournalismus ist gegen Infomüll auf verlorenem PostenMedizin ist im Internet ein Top-Thema. Kein Publikumsmedium kommt ohne Gesundheitsinformationen aus. Die Öffentlichkeit wird von Tipps und Empfehlungen zu Medizin und Gesundheit erschlagen. Das wenigste davon ist nachrecherchiert und journalistisch aufbereitet. Quantitativ und Qualitativ können Medizinjournalisten den Berg an Infomüll nur ergänzen und dringen nicht durch. 6Social Media – Erfahrungen statt MedizinjournalismusTwitter, Facebook, Foren, Blogs, Bewertungsportale – Internetnutzer produzieren Gesundheitsinformationen und kommunizieren persönliche Erfahrungen. Das Internet gibt dem mündigen Patienten die Werkzeuge, die Behandlung nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Das ist die Vision von Health2.0. Ob dies Realität wird, bleibt offen. Für Medizinjournalisten in jedem Fall keine erquickende Vorstellung. 7Medizinjournalismus ist expertenhörigOhne Statements und Einschätzungen von Experten sind Medizinjournalisten hilflos. Dabei verkennen oder ignorieren sie, dass ihre Ansprechpartner, direkt oder indirekt, von den Anbietern der Medikamente oder Behandlungsverfahren bezahlt werden. Industriegelder pflastern den Weg zu akademischen Lorbeeren für Medizinprofessoren. Medizinische Experten mit der Bereitschaft, in der Öffentlichkeit kritisch zu neuen, lukrativen Behandlungen Stellung zu nehmen? Meist Fehlanzeige und damit auch eine unabhängige Berichterstattung. 8Im Medizinjournalismus wird Scharlatanerie als Kritik verbrämtMedizinjournalisten stürzen sich gerne auf alternative Behandlungsmethoden. In persönliche Schicksale verpackt stösst das auf Resonanz, weil es leicht verständliches Erfahrungswissen transportiert. „Mr. Gesundheit“, „Fitnesspapst“, „Dr. Diät“, „Prof. Rücken“ – Ratschläge von Selbstdarstellern zählen mehr als Evidenz. 9Medizinjournalismus ist NotbehelfGesetze, die die direkte Information der Patienten durch die Pharmaunternehmen einschränken und die Werbung für Heilmittel erschweren, halten in der Medizin die klassische Funktion des Journalisten als Vermittler am Leben. Falls die Grenzen weiter aufgeweicht werden, wird der Medizinjournalist als PR-Nothelfer weitgehend überflüssig. 10Es gibt keinen Markt für MedizinjournalismusWerbefinanzierte Medien sind der Tod des Medizinjournalismus. Das Werbebudget der Pharma- und Medizintechnikindustrie bestimmt den Inhalt. Bleiben nur schmale publizistische Nischen, ein paar kritische Sendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und seltene Artikel in der Qualitätspresse. Kein Markt für qualifizierte Medizinjournalisten. -- Formuliert von strappato & hockeystick [Journalismus]
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