MSD contra Intelligenz (mit Bild)

Aktuelle Pressemeldung einer PR-Agentur "djd deutsche journalisten dienste" mit der gemütlich-provinziell anmutenden Anschrift "Frank Schillinger, Bahnhofstr. 44, D-97234 Reichenberg".

Sie trägt den Titel "Intelligenz contra Diabetes (mit Bild)". Ein Auftraggeber wird nicht genannt, dennoch gibt es Sensationelles zu vermelden:
Ein neuer Medikamentenwirkstoff mit der Bezeichnung Sitagliptin kann diesen gefährlichen Kreislauf unterbinden. Die intelligente Strategie des verschreibungspflichtigen Medikaments: Es hemmt das "Stoppsignal" für die Freisetzung des wichtigen Dünndarmhormons - das Enzym DDP-4. [...] Der Wirkstoff [...] hat weder ein gefährliches Absacken des Blutzuckerspiegels zur Folge noch eine lästige Gewichtszunahme.

Auch informatives Bildmaterial in Form eines Fotos wird uns von Herrn Schillinger dankenswerterweise über den Pressedienst "ddp direkt" bereitgestellt ("Die Bilder dürfen nur in Zusammenhang mit den entsprechenden Textmeldungen sowie Fotonachweisen abgedruckt werden!"):


Als Bildunterschrift schlägt Herr Schillinger vor: "Der Arzt stellt fest, welche Diabetes-Typ-2-Patienten von dem neuen Wirkstoff profitieren können."

Bevor ich es vergesse, hier noch der geforderte Fotonachweis: "Foto: djd/MSD".

Das arznei-telegramm konnte vor gut einem Jahr die Begeisterung von Herrn Schillinger über den neuen Wirkstoff nicht teilen:
Die zusätzliche Verordnung von täglich 100 mg Sitagliptin (JANUVIA, 66 €/Monat) verteuert die Therapiekosten gegenüber Metformin allein (METFORMIN AL u.a.; 7 €/Monat, bei täglich 1.700 mg) um das Neunfache.
[...]
Risikosignale ergeben sich aufgrund der potenziellen Steigerung der kardiovaskulären Toxizität von Pioglitazon und erhöhter Mortalität bei Nierenfunktionseinschränkung.
[...]
Ein therapeutischer Stellenwert des wirkschwachen Antidiabetikums ist nicht erkennbar.

 
[Pharmamarketing]
Autor: hockeystick   2008-07-17   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  


strappato   2008-07-17  
In Österreich wird das Arzneimittelgesetz immer noch ignoriert.


hockeystick   2008-07-17  
In Deutschland gab es ja ganz offensichtlich schon in der Vergangenheit schleichwerbende PR-Aktivitäten für Januvia®, die mit dem Heilmittelwerbegesetz ebenfalls nicht zu vereinbaren sind.


strappato   2008-07-17  
djd ist sowas wie eine Schleichwerbungs-Agentur?
djd ist Marktführer im Segment auflagenstarke Pressearbeit über Verbrauchermedien.
djd erreicht pro Tag 20 Millionen Bundesbürger über redaktionelle Presseartikel.



hockeystick   2008-07-17  
Vielleicht hat Herr Schillinger auch nur ein besonderes Faible für MSD-Produkte und einen guten Draht zu deren Fotoarchiv. Beispielsweise schätzt er auch Fosavance®.


hockeystick   2008-07-17  
Anders als gedacht, scheint tatsächlich Geld zu fließen. Natürlich nicht nur von MSD. Hier die auf der Web-Site erwähnten Kunden aus dem Gesundheitssektor:
AMO Germany GmbH
Arcon International GmbH
duke Efficient Healthcare Communication
Hexal AG
GlaxoSmithkline GmbH & Co. KG
Hansaton Akustik GmbH
humatrix AG
La Vie
MSE Pharmazeutika GmbH
Medicom Pharma AG
Merz Consumer Care GmbH
MSD Sharp & Dohme GmbH
Ogilvy Healthworld GmbH & Co. KG
Organon GmbH
Paul Hartmann AG
Phonak GmbH
proDente e.V.
Pronovis GmbH
Protina Pharmazeutische GmbH
ratiopharm GmbH
ResMed GmbH & Co. KG
Rupp und Hubrach Optik GmbH
Serono GmbH, ein Unternehmen der Merck Serono S.A.
Valeant Pharmaceuticals Germany GmbH

Manches spricht natürlich dafür, dass auch Pfizer zu den Kunden der "djd" gehört.


hockeystick   2008-07-17  
Mehr dazu hier.








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