Deutsches Grünes Kreuz - grünes Feigenblatt für Pharmamarketing

Das Arzneitelegramm seziert in seiner aktuellen Ausgabe die Pharma-PR-Maschinerie "Deutsches Grünes Kreuz" (DGK) und zieht folgendes Fazit:
- Das Deutsche Grüne Kreuz (DGK) ist ein Verein, der als gemeinnützig firmiert und sich wesentlich durch kommerzielle GmbHs finanziert.
- Unter dem Deckmantel der "Prävention" propagiert der DGK-Verbund Nahrungsergänzungsmittel wie Mikronährstoffe, Anti-Aging-Mittel und andere Produkte, deren Nutzen nicht durch aussagekräftige Studien belegt ist.
- Sponsoren werden nicht deklariert, beispielsweise bei Aktionen, die den Gebrauch des HPV-Impfstoffes GARDASIL und des Pilzmittels Itraconazol (SEMPERA 7) ankurbeln sollten. Dadurch wird das DGK zum verlängerten Arm des Pharmamarketings.
- Wir vermissen eine eindeutige Trennung von Mitteilungen des Vereins und Angeboten der angeschlossenen (nicht gemeinnützigen) GmbHs, die durch das Markensymbol des Deutschen Grünen Kreuzes e.V. eine Art vermeintliches Qualitätssiegel erhalten.
- Die wirtschaftlichen Ziele des DGK Firmenverbandes sind derart dominant, dass die Gemeinnützigkeit des Deutschen Grünen Kreuz fraglich erscheint und der Überprüfung bedarf.
Der vollständige Artikel [Update 21.7.] ist war auch für Nichtabonnenten frei zugänglich.
 
[Pharmamarketing]
Autor: hockeystick   2009-06-15   Link   (8 KommentareIhr Kommentar  


plazebo   2009-06-15  
den Hinweis auf das österreichische Grüne Kreuz muss man gar nicht mehr machen ... (a-t machts aber trotzdem nochmal ganz am Ende des Beitrags). Oder machst Du noch einen Beitrag für die Rubrik Österreich?


hockeystick   2009-06-15  
Hatten wir doch schon. Übrigens auch die Q10-DGK-Connection. ;-)


hockeystick   2009-06-15  
Interessant und m.E. ein vielversprechendes Feld für weitere Recherchen sind die personellen Strukturen. Da gibt es etwa eine Frau Dr. Sigrid Ley-Köllstadt, die ihr Einkommen ganz offenbar zu wesentlichen Teilen als Geschäftsführerin von mindestens zwei der kommerziellen DGK-GmbHs bestreitet (medialog GmbH, DGK Förderergesellschft mbH und/oder DGK Service GmbH) und gleichzeitig seit vielen Jahren (früher noch ohne Doppelnamen) als unabhängige Impfexpertin vom Grünen Kreuz durch die Lande zieht. Sogar beim Tag der offenen Tür der für Impfungen zuständigen Aufsichtsbehörde geht sie ein und aus und bietet während der gesamten Veranstaltung Impfberatung und Reiseimpfberatung an. Die Konstruktion hat durchaus Charme.

Selbstdarstellung medialog GmbH:
Natürlich zählen auch größere und kleinere Unternehmen aus der pharmazeutischen Industrie zu unseren Kunden. Für diese führen wir Pressekonferenzen durch, koordinieren die Medienarbeit und produzieren Broschüren, Plakate und Flyer.

Ein Hauch von Österreich.


ebenholz   2009-06-15  
in dem bericht wird auch die werbung für die prävention mit jette joop erwähnt. eine frage, ist so eine werbung lt. heilmittelwerbegesetz nicht eigentlich verboten, da es sich ja um eine verschreibungspflichtige therapie handelt?

danke vorab für eine antwort!


hockeystick   2009-06-15  
Das Gesetz lässt da meines Erachtens auch für Impfstoffhersteller keinen Spielraum.

Aber für die Durchsetzung des Heilmittelwerbegesetzes gegenüber Pharmaunternehmen scheint in Deutschland niemand zuständig zu sein; formell sind es wohl die Gewerbeaufsichtsämter. Die Urteile, die ich zum HWG finden konnte, beziehen sich i.d.R. auf Gesetzesverstöße von Ein-Mann-Unternehmen aus der Heilpraktiker- und Esoterikerszene.


ebenholz   2009-06-15  
da diese werbung ja in allen medien ausgestrahlt wird, wären da auch nicht die landesmedienanstalten ein ansprechpartner?


hockeystick   2009-06-15  
Halte ich nicht für aussichtsreich. Der beste Ansprechpartner wäre m.E. jede Polizeidienststelle oder Staatsanwaltschaft, theoretisch jedenfalls (aber nur, wenn es um "irreführende" Werbung geht).

Nachtrag: Wenn es um nicht irreführende Verstöße gegen das HWG geht, kann man sich an die "zuständige Verwaltungsbehörde" wenden. Diese wäre dann gehalten, der Sache nachzugehen. Am Ende eines vielmonatigen Verwaltungsaktes steht dann wahrscheinlich ein Bußgeld von 150 Euro für das Pharmaunternehmen.


hockeystick   2009-06-15  
Sogar STIKO-Mitglied Christa Hülße, sonst ohne große Hemmungen, wenn es um Werbeauftritte für Impfstoffhersteller geht, scheint ihr Engagement beim Deutschen Grünen Kreuz ein wenig peinlich zu sein.

Das DGK listet sie als Sprecherin des "Wissenschaftlichen Beirats" der Sektion Impfen (dgk.de/das-dgk/arbeitsgemeinschaften-sektionen/infektionskrankheiten.html). In ihren STIKO-Selbstauskünften (www.rki.de/cln_091/nn_1007552/DE/Content/Infekt/Impfen/STIKO/Selbstauskuenfte/stiko__selbstauskuenfte__Christel__Huelsse.html) kein Wort davon:
Mitgliedschaft in Gremien/Tätigkeiten für Gremien: Fachbeirat „Forum Impfen“ bis 2008 (www.forum-impfen.de) (Sammlung von Merkblättern/Fakten zum Impfen, wechselnde Unterstützung durch mehrere Firmen, derzeit SPMSD und Wyeth) (ehrenamtlich); Advisory Board Rotavirus der Firma SPMSD 2005-2007; Advisory Board Varicella-Zoster-Virus der Firma SPMSD (2005-2007); 2004-2006 Mitglied der Arbeitsgruppe Varizellen der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV), Unterstützung durch Firmen SPMSD und GSK) 2004-2006; Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Projektgruppe Zervixkarzinom-Prävention (Zervita) 2006-2007 (www.zervita.de) (finanziert u.a. von GSK, SPMSD und der Europäischen Union) (ehrenamtlich)

Oder das Problem ist ein anderes: Da wäre wohl auch eine Klammer zur Finanzierung des DGK fällig gewesen.








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