Boom in der Rechtsmedizin

Rechtsmedizinische Fakultäten in Deutschland registrieren eine Bewerberflut. Da wirkt der Fernsehkonsum von TV-Serien wie CSI, Crossing Jordan, Post Mortem oder deutsche Krimis, in denen ohne den Rechtsmediziner nicht viel läuft. Ein Artikel in der Ärzte Zeitung geht dem gesteigerten Interesse an dem früher unpopulären Fach nach. Wie oft scheint es mit der Aktualität zu hapern. Die seit einem Jahr laufende RTL-Serie "Post Mortem" wird als "seit kurzem" bezeichnet. Focus war der Boom bei den Rechtsmedizinern vor knapp einem Jahr schon einen Artikel wert.

Ob der "CSI-Effekt" der Rechtsmedizin wirklich hilft? Ethik ist ein zentrales Thema der Rechtsmedizin. Anthony E. Zuiker, Erfinder, Autor und Executive Producer der "CSI"-Fernsehserien ist 2007 mit dem österreichischen Big Brother Award ausgezeichnet worden, weil es mit den "Rechten" in der Fernsehserie nicht weit her ist.
Die C.S.I.-Serien präsentieren Rasterfahndung, DNA-Analysen und die Aushebelung von Bürgerrechten unkritisch, verharmlosend und gefährlich einseitig. CSI diente in den letzten Jahren als Prototyp einer ganzen Reihe weiterer ähnlich gelagerter Fernsehserien, in denen die Rechte der Bürger im Allgemeinen und der Verdächtigen im Speziellen in erster Linie als ermittlungsbehindernd dargestellt werden. Die C.S.I-Beamtern zeigen vielmehr, wie smart sie ihre Arbeit erledigen, in dem sie all diese Rechte links liegen lassen bzw. systematisch umgehen.

 
[Aerzte]
Autor: strappato   2008-01-21   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Deutsche Bank schätzt Ärzte

Ärzte sollten vorsichtig sein, wenn sie in die Nähe von Filialen der Deutschen Bank kommen: Deutsche Bank nimmt Ärzte ins Visier. Kittel ausziehen und Stethoskop in der Praxis lassen könnte hilfreich sein.

Hintergrund: Die Deutsche Bank hat Ärzte als Zielgruppe für Finanzdienstleistungen entdeckt. Jahrelang waren niedergelassene Ärzte für Banken nicht sehr lukrativ. Die Gesundheitsreformen hatten dem Einkommen zugesetzt. Sieht aus, als ginge es wieder aufwärts.

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Update: Die Deutsche Bank veröffentlicht auch ihre Markteinschätzung: pdf-DateiMediziner: Chancen durch neue Einnahmefelder.
 
[Aerzte]
Autor: strappato   2008-01-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Medical MythBuster

Zu Weihnachten sind Rachel Vreeman und Aaron Carroll, zwei Wissenschaftler aus Indianapolis, im British Medical Journal sieben medizinischen Mythen auf den Grund gegangen.
  • Man soll mindestens 8 Gläser Wasser täglich trinken, um gesund zu bleiben. [In Deutschand unter "2 Liter Flüssigkeit" bekannt]
  • Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns. [Und den zu 90% für Schwachsinn]
  • Haare und Fingernägel wachsen nach dem Tod noch weiter. [Ein Mythos der Friseurinnung?]
  • Rasieren bewirkt, dass Haare noch dicker, schneller und länger wachsen. [Die Rasentheorie]
  • Lesen bei schummriger Beleuchtung ist schlecht für die Augen. [Kennt wohl jedes Kind]
  • Truthahn zu essen macht besonders schläfrig. [Eher ein anglo-amerikanischer Mythos]
  • Handys verursachen beträchtliche elektromagnetische Störungen in Krankenhäusern. [Die Verbotsschilder sind nicht zu übersehen]
Despite their popularity, all of these medical beliefs range from unproved to untrue. Although this was not a systematic review of either the breadth of medical myths or of all available evidence related to each myth, the search methods produced a large number of references. While some of these myths simply do not have evidence to confirm them, others have been studied and proved wrong.

Der Artikel wäre nicht in einer Fachzeitschrift erschienen, wenn er nicht Ärzten noch einen Rat mit auf dem Weg in den Weihnachtsurlaub geben würde. Mediziner sollten die Evidenz verstehen, die ihre Entscheidungen stützen. Zumindest sollten sie anerkennen, wenn ihre Praktiken auf Traditionen, Anektoden oder Kunst beruhen. Während es unwahrscheinlich wäre, dass das Vertrauen in die im Artikel beschriebenen Mythen Schaden bewirkt, könnte dies jedoch bei anderen empfohlenen Behandlungen mit geringer Evidenz der Fall sein.

Das Wort zum Jahresende:
Speaking from a position of authority, as physicians do, requires constant evaluation of the validity of our knowledge.

 
[Aerzte]
Autor: strappato   2007-12-25   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Standessymbolik

In Grossbritannien wollen ab 2008 die Arztkittel verbannt werden Für standesbewusste deutsche Ärzte eine Horror-Vorstellung:
Ausserdem dient der klassische Arztkittel eben nicht nur als Funktionskleidung, sondern gehört gewissermaßen zum Ritual. Er hat, wie gesagt, eine wichtige hilfreiche Symbolfunktion.
Günther Jonitz, Vorsitzenden des Ausschusses Qualitätssicherung der Bundesärztekammer und Präsident der Ärztekammer Berlin in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung.

Mit dem Arztkittel werden aber nicht nur positive Symbole verbunden...
 
[Aerzte]
Autor: strappato   2007-09-18   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Insignien der Heilkunst

RTL macht den Arzttest. Kittel, Stethoskop und fertig ist die Laube.

So eine Arztgrundausstattung muss ein gutes Gefühl geben. Trotz entsprechender Hinweise am Eingang gab es bei uns in der Hochschule immer Jungmediziner, die diese Insignien nicht einmal beim Essen ablegen wollten. Der Hygienebeauftragte hat regelmässig die Krise bekommen. Eben noch am Krankenbett, schon am Essenstisch. Guten Appetit.
 
[Aerzte]
Autor: strappato   2007-08-30   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 
Autor: strappato   2007-08-29   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  



 

Erfolgsgarantie

Hört sich wie die Werbung von Quacksalbern an, aber angesichts des Sparzwangs in den Gesundheitssystemen bietet die Pharmaindustrie sogar Geld-zurück-Garantien an. Da Kosten-Nutzen-Bewertungen der systemweiten Entscheidungsfindung dienen und oftmals die Versorgungsrealität oder einzelne Indikationen ungenügend berücksichtigen, erscheint eine auf den Fall bezogene Erfolgskomponente folgerichtig. Insbesondere bei Erkrankungen, bei denen randomsierte klinische Studien ethisch nicht durchführbar sind.

Die NY Times hat einen Artikel dazu.

Das ist eine Entwicklung, die sich auch in Deutschland andeutet. Beispielsweise gibt es integrierte Versorgungsverträge für Patienten, die künstliche Hüft- und Kniegelenke benötigen, die den kompletten Behandlungsprozess vom ambulanten Erstkontakt bis zur Reha nach einem vorgegeben Konzept vorschreiben und dann eine 10-jährige Garantie beinhalten.

Wie medizinischer Erfolg beurteilt wird, war schon immer schwierig.
Wenn fast alle anderen Künste und Wissenschaften nach Vollkommenheit und Verrichtung, nicht aber nach Erfolg oder Mühe beurteilt werden, […] üben der Arzt und vielleicht nur noch der Staatsmann kaum irgendwelche eigentümlichen Wirkungen aus, durch die sie eine Probe ihrer Kunst ablegen, sondern sie ernten Ehre oder Schande hauptsächlich nach dem Erfolg und sind der unbilligsten Beurteilung ausgesetzt. Denn wie wenige Leute wissen, ob es Zufall oder planmäßigem Ratschluss zu danken ist, wenn der Patient gesundet oder stirbt […]. Und so trägt oft der Betrüger die Siegespalme, der Tüchtige den Tadel davon.
Bacon von Verulam, Francis: Über die Medizin. Ins Deutsche übertragen aus: De dignitate et augmentis scientiarum (1623), Buch IV Kapitel II, von E. Wallach. Sudhoffs Archiv 1926; 18: 112–129.

Die naturwissenschaftliche auf Studien beruhende Medizin glaubte, durch die Konzentration auf nachvollziehbare und wiederholbare Kriterien dies überwunden zu haben.

Durch die ergebnisorientierte Bezahlung im Gesundheitswesen wären wir jedoch wieder dort angekommen, wo die westliche Medizin ihren Ausgangspunkt nahm. Im antiken Griechenland. Dort bestimmten Honorar und Ruhm den Erfolg eines Arztes. Misserfolg führte zu Verlust des Ansehens mit direkten finanziellen Auswirkungen. Es versteht sich von selbst, dass aussichtslose Fälle damals nicht so gern behandelt worden sind.
 
[Aerzte]
Autor: strappato   2007-07-29   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Journalistenhasserbuch

Vorab: Ich verlinke das jetzt nicht, kann jeder auch selber finden.

Die Bild pusht das neue Buch des Redakteurs der Süddeutschen Zeitung, Werner Bartens.
Diese Vorwürfe tun richtig weh: Deutschlands Ärzte sind geldgierig, unfähig und skrupellos! Das sagt einer, der selbst jahrelang als Arzt praktiziert hat: Dr. Werner Bartens (40), Autor des neuen Bestsellers „Das Ärztehasserbuch“.
Bis 1996 hat also Dr. Bartens das als Assistenzarzt selber erlebt. Im zarten Alter von 29 Jahren hat er den Dienst quittiert. Mehr als 2-3 Jahre kommen da nicht zusammen, inklusive AiP.

Wie wäre es mit einem "Journalistenhasserbuch"? Die Zustände in deutschen Redaktionen, mit gekauften Artikeln, schlampig recherchierten Stories, Nebenjobs als Moderator bei Unternehmensveranstaltungen oder die fragwürdige Professonalität von Ärzte-Journalisten.

Am Rande noch ein Zitat aus der Welt
Zu guter Letzt gesellte sich Buchautor Dr. Werner Bartens zur Runde dazu. Im Gegensatz zu Richling und Schöneberger hatte der Mediziner sein neuestes Werk direkt im Gepäck („Das Ärztehasserbuch. Ein Insider packt aus“). Darin zieht Bartens gegen die Ignoranz und die Arroganz von Ärzten zu Felde und fordert den würdevollen Umgang mit Patienten. Nach den beiden kurzweiligen Talkgästen aus der Showbranche geriet der Auftritt des Arztes ein wenig dröge und nicht nur Beckmann schien das Ende der Sendung herbeizusehnen.

 
[Aerzte]
Autor: strappato   2007-05-09   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Ärztewanderung

Wenn das Übergewicht aus den Schlagzeilen verschwunden ist, wird wieder der Ärztemangel ein Thema sein. Dabei kann man interessante Beobachtungen machen. Deutsche Kliniken machen Jobbörsen in Österreich, um Jungärzte anzuwerben. Was der Artikel verschweigt: Das ist erfolgsversprechend, da es in unserem Nachbarland an Turnusstellen fehlt. Während Deutschland das AiP abgeschafft hat, muss in Österreich ein Jungmediziner den Turnus absolvieren, eine 3-jährige "Ausbildung" zum Arzt für Allgemeinmedizin, der zur selbständigen Berufsausübung berechtigt. Oftmals verlängert sich das noch, weil Stellen für die notwendigen Fächer zur Weiterbildung nicht zum geeigneten Zeitpunkt zu bekommen sind.

Wie bekannt, studieren deutsche Medizinstudenten gerne in Wien oder Innsbruck und/oder absolvieren in Österreich gerne ihre Facharztausbildung und blockieren so Turnusstellen. Wenn man sich dann so an die alpenländische Lebensart und Umgebung gewöhnt hat, kann es gleich als Facharzt in der Schweiz weitergehen. Die Schweiz wirbt intensiv um Mediziner aus Deutschland.

Aber Deutschland ist auch ein Arzt-Einwanderungsland: Die Zahl ausländischen Ärztinnen und Ärzte ist im Jahr 2006 um 931, auf 19513 gestiegen. Ein Punkt: Weil Deutschland für Ärzte aus Osteuropa attraktiv ist. Angesichts des desolaten Gesundheitssystems in diesen Ländern, erscheint selbst Deutschland wie das Paradies. Mehr als 5000 Ärzte sind aus Polen seit dem EU- Beitritt ausgewandert oder sind im Begriff, das Land zu verlassen, berichtete die Zeitung Gazeta Wyborcza am 14.7.2006.

Da kommen wir auch zu den wirklich Betroffenen dieser Ärztewanderung: Die Patienten in den Ländern, die ohnehin schon unter der mangelhaften Gesundheitsversorgung zu leiden haben. Diese werden bei den Schlagzeilen zu Ärztemangel und Brain-Drain vergessen.
 
[Aerzte]
Autor: strappato   2007-04-24   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

England sucht keine deutschen Ärzte mehr

Wir sehen uns in England war das Motto beim Ärztestreik vor 1,5 Jahren. Grossbritannien galt als attraktive Alternative mit hohen Gehältern und angenehmen Arbeitszeiten.

Die Gehaltserhöhungen im staatlichen Gesundheitssystem in den letzten Jahren zeigen Wirkung und machen für einheimische Ärzte udn Pflegepersonal den Job wieder interessant. Die Konsequenz: Briten suchen keine deutschen Ärzte mehr.
 
[Aerzte]
Autor: strappato   2007-04-12   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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