Lilly öffnet sich einen Spalt weit

Eli Lilly hat die Zuwendungen des Konzerns für Ärzte- und Patientenverbände, und "other worthy activities that we believe increase healthcare knowledge and improve patient care" pdf-Dateiveröffentlicht. Jörg Auf dem Hövel nennt dies bei Telepolis eine "brisante Liste". Dabei ist der Schritt nicht so ungewöhnlich. Andere Unternehmen, wie die europäischen Pharmakonzerne GlaxoSmtihKline (GSK) und Roche, machen das schon seit längerer Zeit.

Der Informationsgehalt der Lilly-Liste ist jedoch beschränkt. Im Lilly Grant Registry kommuniziert das Unternehmen nur die Zahlungen, die über das eigene "Lilly Grant Office (LGO)" in den USA oder das "Lilly Research Laboratories (LRL) Grant Office" bei Anfragen von internationalen Organisationen gelaufen sind. Nach welchen Kriterien intern entschieden wird, ob eine Vorlage bei den Grant Offices nötig ist oder Zahlungen direkt z.B. aus dem Marketingbudgets finanziert werden, bleibt unklar. Die Summen sind ohne Angaben, in welchen Relationen sie zu zum Gesamtetat des jeweiligen Empfängers stehen, schlecht einzordnen. Transparenz geht anders.

Eine entsprechende Aufstellung von Lilly für Europa und Deutschland bzw. Österreich steht noch aus.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2008-05-08   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Korruption oder Kooperation

Auf dem Hauptstadtkongress 2008 - Medizin und Gesundheit wird der Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) einen eigenen Workshop zur Gesundheitspolitik ausrichten. Neben "Lobbying"-Seminaren zu Adipositas, postoperative Wundinfektionen, Vorhofflimmern, Inkontinenz, Endoprothetik oder Diabetes, beschäftigt sich eine Podiumsdiskussion mit dem Thema Navigation zur Vorbeugung von Korruption. Ist wohl nötig.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2008-05-06   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Verdeckte PR mit MedCom international und der Seniorenliga

Die Bonner Marketingfirma MedCom international medical&social communication GmbH hat den Leitsatz erfolgreicher Pharma-PR verinnerlicht:

Nirgendwo gilt diese Wahrheit so sehr wie im Gesundheitssektor, wo der Gesetzgeber den Herstellern von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wie den Anbietern sogenannter "Nahrungsergänzungsmittel" bei der Formulierung ihrer Werbebotschaften gewisse Grenzen auferlegt hat.

Das Verschleiern des Absenders einer Werbebotschaft ist nach § 4 Absatz 3 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) zwar häufig ebenfalls als illegal zu bewerten, jedoch weitaus schwerer gerichtsfest nachzuweisen. Je nach genauer Ausprägung findet man das Prinzip u.a. in den Geschmacksrichtungen "Schleichwerbung", "Astroturfing", "Mietmaultum" und "gekaufte Interessengruppe". Mischformen sind beliebt.

Nicht überraschend, dass das Angebot der MedCom in der Branche reißenden Absatz findet. In der Kundenliste finden sich illustre Namen:

Leistungen der MedCom, die nach meinem Eindruck für die Firma Orthomol erbracht wurden, sollen exemplarisch den Gegenstand des heutigen Artikels bilden. Über verschiedene andere Fälle wird noch zu reden sein.

Orthomol ist in Deutschland Marktführer im Bereich hochpreisiger "Nahrungsergänzungsmittel" und bietet verschiedene Zusammenstellungen von Vitaminen, "Mikronährstoffen" und anderen Ingredienzen an. Die Produktnamen suggerieren eine vorbeugende oder heilende Wirkung gegen bestimmte Erkrankungen: Orthomol Immun®, Orthomol Arthro plus®, Orthomol Rheumat®, Orthomol AMD extra®, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Damit hat Orthomol den gesetzlichen Spielraum schon bis an seine äußersten Grenzen ausgeschöpft. Den Produkten darüberhinaus auch offen eine vorbeugende oder heilende Wirkung zuzusprechen, wäre ein Verstoß gegen das Lebensmittelrecht. Die Wirkung solcher Präparate ist ausgesprochen fraglich und erhebiche gesundheitiche Risiken sind nicht auszuschließen. Das Arzneitelegramm fasst seine Einschätzung über den Nutzen solcher Nahrungsergänzungsmittel wie folgt zusammen:
Angesichts des nicht nachgewiesenen Nutzens sowie der gravierenden Bedenken raten wir von den Produkten der orthomolekularen Medizin ab.
Die Kosten der Orthomol-Präparate bewegen sich z.T. bei über 60 Euro für eine Packung mit 30 Kapseln, so dass Anwender schon für die vermeintliche Linderung eines einziges Wehwehchen leicht 700 Euro im Jahr investieren müssen. Die Kassen übernehmen diese Kosten nicht. Der Umsatz der 1991 gegründeten Orthomol GmbH soll bereits 2003 bei pdf-Dateiüber 50 Millionen Euro gelegen haben.

Die 1993 gegründete gemeinnützige Deutsche Seniorenliga e.V. gehört zu den bevorzugten "Partnern" der MedCom International. Die Seniorenliga tritt seit einiger Zeit zielgruppengerecht unter dem Namen "DSL German Seniors" auf, alt werden liegt schließlich im Trend. Sie hat sich vorgeblich zur Aufgabe gemacht, die Interessen der "Bevölkerungsgruppe 50+" zu vertreten. Tatsächlich hat es den Anschein, als würde sie die Interessen von MedCom-Kunden vertreten, die versuchen, mehr oder weniger fragwürdige Produkte an die Bevölkerungsgruppe 50+ zu verkaufen.

Die Deutsche Seniorenliga teilt sich nicht nur ihren geschäftsführenden Vorstand Erhard Hackler, sondern auch ihre Postanschrift seit vielen Jahren mit anderen Initiativen, etwa der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e.V. (DHA) oder dem Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz – Info Gesundheit e.V. (BGV). Diese Organisationen gehören ebenfalls zu den "Partnern" oder "Referenzen" der MedCom und es hat fast den Anschein, als würden auch diese überwiegend die Interessen einzelner MedCom-Kunden vertreten.

Hackler ist auch politisch gut vernetzt, er war bis 1999 Landesgeschäftsführer der CDU NRW. So überrascht es nicht, dass zu den Kunden der MedCom auch das CDU-geführte Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW gehört, das im vergangenen Jahr eine gemeinsame Kampagne mit der Seniorenliga finanziert hat.

Die Nähe der MedCom zur Deutschen Seniorenliga ist bemerkenswert, auch in geografischer Hinsicht:

Größere Kartenansicht
Noch vor zwei Jahren residierten beide Organisationen in einem anderen Viertel von Bonn. Schon damals war die Distanz bequem zu Fuß zu bewältigen.

Das Personal lässt sich im Einzelfall ebenfalls schwer einer der beiden Organisationen zuordnen. Andrey Pauliny-Toth, einer der beiden MedCom-Geschäftsführer (vermutlich seit 1999), schrieb z.B. bereits 1994 im Namen der Seniorenliga einen Leserbrief an den Spiegel:

"Prof. H. Erbler, Frankfurt am Main", den Autor des zweiten, in der Kombination fast kongenial wirkenden Leserbriefs, finden wir in späteren Pressemeldungen als Leiter der in Frankfurt am Main ansässigen Merz-Pharmasparte wieder. Merz ist der Hersteller des im Leserbrief gepriesenen Medikaments "Akatinol Memantine". Dieses Medikament, dessen Nutzen bestenfalls dürftig ist und das wegen unterdrückter Studiendaten und schwerwiegender Nebenwirkungen ins Gerede gekommen ist, liegt der Seniorenliga bis heute besonders am Herzen und wird in ihren Alzheimer-Broschüren ausgiebig gewürdigt. Ein Blick in die MedCom-Referenzliste bringt dann auch keine Überraschung mit sich. Es erscheint mir noch nicht einmal ausgeschlossen, dass es zwischen der Gründung der Seniorenliga und der PR-Arbeit für dieses Medikament einen direkten Zusammenhang gegeben hat.

Aber zurück zu Orthomol. Wie bei den Alzheimer-Broschüren sehen wir das typische Muster von Marketingkampagnen der MedCom in Zusammenarbeit mit der Seniorenliga:

1. Broschüren werden gedruckt, in vielen Fällen ohne Hinweis auf den eigentlichen Auftraggeber (manchmal jedoch auch mit dem Logo des Geldgebers auf der Titelseite):


Im Impressum der Broschüren mit verdecktem Geldgeber findet sich natürlich kein Hinweis auf diesen:


Damit kann diesem auch dann nichts passieren, wenn in der Broschüre z.B. mit Bildern von Ärzten in Berufskleidung für Nahrungsergänzungsmittel geworben wird:


Wenn man genau hinsieht, findet man in den Broschüren allerdings gelegentlich deutliche Indizien:


2. Eine Website wird aufgesetzt, im Falle der Nahrungsergänzungsmittel-Kampagnen war das z.B. die Domain dsl-ernaehrung.de. Auch hier können die Broschüren in elektronischer Form heruntergeladen werden:


3. Über die dpa, die Tagespresse, die in Sachen Seniorenliga besonders emsig berichtende Ärzte-Zeitung und verschiedene Online-Medien wird auf das Erscheinen der Broschüre aufmerksam gemacht.

Und es dauert nicht lange, dann finden sich die Inhalte der Kampagne sogar auf dem Verbraucherportal der Hessischen Landesregierung.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-04-25   Link   (8 KommentareIhr Kommentar  



 

Härtere Zeiten für Mietmäuler

Five years ago, “nobody paid any attention to taking money from industry,” he said, adding: “They just took it. In some instances, I think people thought they were suckers if they didn’t.”
In der New York Times kommen medizinische Experten zu Wort, die sich entschlossen haben, keine Industriegelder mehr anzunehmen. Als Grund wird unter anderem genannt, dass amerikanische Journalisten sich zunehmend für die Interessenkonflikte ihrer Interviewpartner interessieren und diese auch explizit erwähnen.

Nicht alle Experten, die in dem Artikel zitiert werden, zeigen sich allerdings so selbstkritisch wie Kelly D. Brownell:
He was offered, for example, $50,000 to be on an advisory board.

“It is easy to offer subtle statements that would favor a drug,” Dr. Brownell said. “You do it for two reasons. You’ve got a money stream coming in, and you get to like the people who work for the companies. You feel like you’re on a team.”

Ich warte noch auf den ersten deutschsprachigen Zeitungsartikel, in dem die Interessenkonflikte eines Interviewpartners genannt werden.

Hat Tip: Pharmalot
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-04-15   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Alzheimer-Hype um Enbrel®


Klingt wie ein Märchen. Ein Rheuma-Medikament soll Alzheimer-Patienten wieder ins Leben zurückholen. Google news zeigt noch keine deutschen Quellen über die unglaublichen Behandlungserfolge des Tumornekrosefaktor-Antagonisten Etanercept (Handelsname Enbrel®) bei Alzheimer, aber PR-Welle wird auch nach Deutschland schwappen. Im Telegraph kann man die Story um das Wunder lesen.

Es wäre wirklich ein Fortschritt. Aber bis jetzt bleibt nur die Hoffnung. Die Berichte über die Wirkung von Enbrel® beruhen auf Fallbeschreibungen eines Forschers, veröffentlicht in einem Artikel der Zeitschrift Journal of Neuroinflammation. Es gibt keine systematische Beobachtung oder gar qualitativ hochwertige klinische Studien. Was jedoch auffällt ist der Medien-Hype. Der Autor Edward L Tobinick arbeitet am privaten Institute for Neurological Research in Kalifornien und hat sich die Behandlung als "Tobinick Alzheimer Method™" markenrechtlich schützen lassen. Acht von ihm beantragte Patente warten auf die Eintragung. Was sicher unabhängige klinische Studien nicht erleichtern wird. Schon jetzt bietet das Institut Kurse an, in denen Ärzte die nicht zugelassene (off-label) und kaum untersuchte Behandlung erlernen können.

Tobinick ist auch sonst nicht interessenslos. Er gibt an, Aktien des Etanercept-Herstellers Amgen zu besitzen - die ihm durch den Kursverlust von 25% in den letzten 6 Monaten und zeitweise fast einer Halbierung des Wertes seit dem Höchststand Anfang 2007 wenig Freude bereiten dürften. Seiner Veröffentlichungsliste kann man entnehmen, dass er darüber hinaus mit Amgen andere klinische Studien durchgeführt hat.

Es wäre ethisch höchst problematisch, wenn eine möglicherweise vielversprechende Therapie für Patienten mit Alzheimer unter die Räder von finanziellen Interessen eines Arztes kommen würde. Ob das die Revolution ist, die der Intel-Gründer Andy Groove auf der Tagung der Society for Neuroscience im November 2007 beschworen hat? Medizinforschung im Internettempo. Zumindest wird von der Herausgeberin des Journal of Neuroinflammation in einem Kommentar zu dem Tobinick-Artikel dies als Antwort auf die Forderung von Andy Grove gesehen.

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Nachtrag
Enbrel® wird in den Alzheimer-Medienberichten bezüglich der Nebenwirkungen als langjährig untersucht dargestellt. Vor vier Wochen mussten Amgen und Wyeth eine Warnung vor erhöhten Risiko für Tuberkolose und andere Infektionen in die Patienteninformationen aufnehmen.
 
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Autor: strappato   2008-04-14   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Meinungsbildner ohne Geldsorgen

Was ist denn nun drin an Nebeneinkünften für einen Medizinprofessor?

Der Rostocker Krebsspezialist Matthias Freund, eher ein Experte aus der zweiten Reihe, legt seine Einnahmen im Internet offen und kommt in guten Jahren auf rund 25.000 Euro an Nebeneinkünften. Man konnte bereits vermuten, dass das für die etablierten Meinungsbildner in lukrativen Marktsegmenten kein Maßstab sein kann.

Psychopharmaka sind bekanntermaßen so ein Segment. US-Senator Chuck Grassley, seit längerem an den Verbindungen zwischen Pharmaindustrie und Wissenschaft interessiert, hat nun weitere interessante Zahlen pdf-Dateizutage gefördert. Melissa DelBello, nur ein "Associate Professor" an der University of Cincinnati und noch nicht lange im Geschäft, dafür aber im besonders umkämpften Feld Kinderpsychiatrie, hat nach seinen Informationen alleine im Jahr 2003 über 100.000 Dollar (zum damaligen Kurs rund 83.000 Euro) von AstraZeneca erhalten. Nach Angaben von AstraZeneca soll es sich dabei um Beratungs- und Vortragshonorare, Honorare für die Mitarbeit im "Advisory Board" und Reisekostenerstattungen gehandelt haben. Weitere 80.000 Dollar erhielt sie von AstraZeneca im Jahr 2004, weitere 238.000 Dollar in den Jahren 2005 bis 2007. Gegenüber ihrem Arbeitgeber hat sie offenbar weit geringere Summen offengelegt.

Im Jahr 2002 war DelBello Erstautorin einer Studie gewesen, die in die Leitlinien zur Behandlung von Kindern mit dem AstraZeneca-Medikament Seroquel® eingeflossen war. Die Studie hatte eine für das Medikament positive Bewertung des Nutzen-/Risikopotentials bei der Behandlung von Bipolaren Störungen ergeben.

AstraZeneca ist für Frau DelBello nicht die einzige Quelle von Nebeneinkünften. In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2007 gibt sie folgende potentielle Interessenkonflikte an:
Dr. DelBello has disclosed the following relevant financial relationships: AstraZeneca, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly, and Pfizer: Consultant; AstraZeneca, GlaxoSmithKline, Pfizer: Speakers’ Bureau; and Abbott Laboratories, AstraZeneca, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly, Janssen, Johnson and Johnson, Pfizer, and Shire: Research Support Recipient.

(Hat Tip: WSJ Health Blog)

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DelBello hat bislang nicht zu Anfragen von Journalisten Stellung genommen:
The university said she was taking care of patients and wasn’t available.
Ihr Foto, gestern noch online, ist mittlerweile von ihrer Homepage verschwunden. Ob ihr soviel geschäftlicher Erfolg peinlich ist?
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-04-09   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Der gläserne Medizinprofessor

Was verdient ein Medizinprofessor in Deutschland durch Nebentätigkeiten? Was bekommt man für einen Vortrag oder für eine Teilnahme an einem Advisory-Board-Treffen? Und welche Pharmafirma zahlt am besten?

Der Rostocker Krebsspezialist Prof. Mathias Freund spielt als Vorsitzender der Krebsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern und Sekretär und Schatzmeister der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) nicht unbedingt in der ersten Liga der Meinungsbildner. Auch in der Ärzte Zeitung kommt er weitaus weniger zu Wort als viele seiner umtriebigeren Kollegen.

Anders als diese schwört Freund jedoch auf Transparenz und dokumentiert seine Einkünfte und Nebeneinkünfte detailliert im Internet.

Auszüge (2004):
Honorar Satellitensymposium Krebskongress 2003, Amgen 29.02.04 [...] Amgen GmbH 1.300,00 €

Honorar EPO-Veranstaltung Roche Potsdam 26.6.2004 [...] Hoffmann-La Roche AG 1.500,00 €

Honorar Myeloma Advisory Board 6.7.2004 Turin Novartis 2.500 USD Scheck [...] Novartis Pharma GmbH [...] 2.047,00 €

Auf jährlich gut 15.000 € an Nebeneinkünften kam Prof. Freund so in den letzten Jahren. Im Jahr 2002 waren es noch fast 25.000 €. Nicht alle Kollegen werden über so viel Offenheit begeistert sein.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-03-11   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

STIKO noch industrienäher als befürchtet

Nur fünf von 16 Mitgliedern der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) sind ganz oder weitgehend frei von finanziellen Verbindungen zu den Herstellern von Impfstoffen. Die Empfehlungen der STIKO entscheiden darüber, welche Impfungen von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden.

Dieses Bild ergibt sich aus einer Durchsicht der Selbstauskünfte der STIKO-Mitglieder, die - gut zwei Monate später als von der Bundesregierung angekündigt - am Donnerstag auf der Website des RKI veröffentlicht wurden.

Die Verflechtungen der anderen 11 STIKO-Mitglieder mit den Impfstoffherstellern sind unterschiedlicher Natur. Gemeinsam ist den Damen und Herren jedoch, dass sie sich Auftritte auf Veranstaltungen direkt oder indirekt von Impfstoffherstellern finanziell honorieren lassen.

In den vom RKI veröffentlichten Angaben finden sich für diese Art von Auftritt stets Variationen der folgenden Formulierung (Bsp: Prof. Wahle):
Fortbildungsveranstaltungen/Kongresse/Vorträge: Vorträge zu Impfthemen ohne Produktbezug (Honorare zum Teil durch Impfstoffhersteller (re)finanziert)

"Ohne Produktbezug", "(re)finanziert", das klingt relativ unverdächtig. In der Praxis verbergen sich hinter solchen Formulierungen jedoch häufig Auftritte auf Pharma-Werbeveranstaltungen, deren angeblich fehlender Produktbezug sich dem Betrachter nicht unmittelbar erschließt.

Typisches Beispiel:
"Die Zoster-Impfung ergänzt die jährliche Influenza-Impfung und die alle sechs Jahre empfohlene Pneumokokken-Impfung in idealer Weise und sollte deswegen zügig als Standardimpfung empfohlen werden", so Wahle auf einer Veranstaltung von Sanofi Pasteur MSD, dem Hersteller des Zoster-Impfstoffs (Zostavax®).

Das RKI macht keine Angaben über die Höhe der so erzielten Nebeneinkünfte. Honorare im deutlich vierstelligen Bereich sind jedoch für einen solchen Auftritt nicht unüblich. Als kleine Ergänzung zum kargen Professorengehalt, versteht sich.

Die vermeintlich unabhängige Verbraucheranwältin Dr. Hanna Oppermann vom Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt ist übrigens nicht unter den fünf Impfexperten der STIKO, die ohne solche Zuwendungen über die Runden kommen. Auch Frau Dr. Oppermann konnte den Angaben nach der Versuchung nicht widerstehen, sich Vorträge und Moderationen von Impfstoffherstellern honorieren zu lassen.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-03-09   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Die STIKO macht es spannend (II) (Update)

Drei Wochen sind vorbei. Immer noch nichts.

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Update:

Hier sind sie. Erster Eindruck: Es bleiben viele Fragen offen.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-03-06   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  



 

Industrienahe Psychiater warnen vor Antidepressiva-Verzicht

In der Süddeutschen Zeitung und in der Ärzte Zeitung melden sich nun - wenig überraschend - Professoren zu Wort, die vor eine Überbewertung der jüngst veröffentlichten Antidepressiva-Studie warnen. Die Studie hatte erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) besonders bei leichten und mittelschweren Depressionen geweckt und vor allem in den britischen Medien für Aufsehen gesorgt.

Ebenso wenig überraschend, dass beide Professoren über finanzielle Verbindungen zu den Herstellern von Antidepressiva verfügen, und dass diese in den beiden Artikeln nicht thematisiert werden. Professor Ulrich Hegerl, der in der Süddeutschen Zeitung zu Wort kommt, äußert sich beispielsweise auf Pfizer-finanzierten Veranstaltungen wohlwollend über deren Produkte. Und auch Professor Hans-Jürgen Möller, der in der Ärztezeitung dazu rät, weiterzumachen wie bisher, taucht immer wieder mit verschreibungsfördernden Aussagen über die Produkte der jeweiligen Sponsoren auf pharmafinanzierten Symposien auf. Seien es Antidepressiva oder z.B. auch die umstrittene Diätpille Acomplia®.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-03-03   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 



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