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![]() Lilly hält Studiendaten von Cialis zurück Ein schönes Beispiel, das deutlich macht, warum die Öffentlichkeit der Pharmaindustrie nicht glaubt, hat Ed Silverman im blog "Pharmalot" ausgegraben. Eli Lilly ist sehr stolz darauf, dass das Unternehmen alle Studiendaten veröffentlicht. Nach dem immer noch anhaltenden Zyprexa-Desaster sollte dies das Vertrauen in das Unternehmen wieder herstellen. Alle? Nicht ganz. Das gilt nicht für die Potenzpille Cialis®. Die Resultate von 7 klinischen Studien bleiben unveröffentlicht - ohne Begründung. Vertrauenwürdiges und transparentes Handeln sieht anders aus. [Ethik & Monetik]
Geschäft mit dem Wunschkind (update) ![]() Wellcome Images Ein ungewöhnlicher Lesetipp. Denn die Wirtschaftswoche ist eher als Verteidigerin der ungebremsten freien Marktwirtschaft bekannt. Bei Medizinthemen geht es in dem Magazin sonst um Innovationen in der Medizintechnik oder Erkenntnisse zur Gesundheit von Managern. In der aktuellen Ausgabe beschäftigt sich die WiWo als Titelthema mit dem "Geschäft mit dem Wunschkind". Herausgekommen ist eine überaus kritische Analyse des Marktes rund um die künstliche Befruchtung inklusive der Rolle der Pharmaindustrie und die ethische Bewertung der Reproduktionsmedizin. Es wird auch die ![]() Abschluss ist ein Interview mit der Wissenschaftheoretikerin Bettina Bock von Wülfingen, in dem die Wissenschaftlerin darlegt, dass die von der Reproduktionsmedizin ins Spiel gebrachten Chancen zu einer Veränderung der Wahrnehmung führen. Genetische Investionen in Kinder werden normal, die Rolle der Erziehung und des sozialen Umfelds werden marginalisiert, der Krankheitsbegriff wird zum Angebot gewandelt - bis hin zur Pathologisierung der genetischen Unachtsamkeit. Bock von Wülfingen zum Stichwort Anspruch gegen die Gesellschaft: Zunächst einmal dadurch, dass sie [die Reproduktionsmedizin] sich zum Anwalt aller Kinderwunschpaare machen kann - also auch derjenigen, die sich als unverheiratete, gleichgeschlechtliche und sozial benachteiligte Paare allein gelassen und diskriminiert fühlen. Darüber hinaus erinnert uns die Öffentlichkeit an niedrige Geburtenraten, Kindermangel und demographischen Wandel - und bietet die Reproduktionsmedizin als Problemlösung an. Schliesslich wird eine stille Interessensübereinkunft zwischen pharmazeutischen Unternehmen, Reproduktionsmedizinern und aktiven Patientengruppen aktiviert, die etwa zur Forderung führt, die Behandlung von Infertilität ohne Ansehen von Gründen durchzuführen. Insgesamt ein sehr informativ, wenn auch eine einen Tick zu sehr wertkonservative Sichtweise. -- Update Ein Beispiel für die überzogenen Versprechungen der Reproduktionsmedizin zeigt eine Studie aus den Niederlanden. (Bericht in der Südddeutschen Zeitung). Danach verringert ein frühzeitiger Erbgut-Check die Wahrscheinlichkeit, dass ein im Reagenzglas gezeugter Embryo zu einem lebensfähigen Baby heranwächst - zumindest bei Frauen über 35 Jahren. [Ethik & Monetik]
Big spender In den Niederlanden können Fernsehzuschauer nächste Woche per SMS entscheiden, wer von drei Bewerbern die Niere einer todkranken Frau erhält. Produziert wird die Sendung von Endemol. Ds Unternehmen gehört zu Mediaset, der Sendergruppe des ehemaligen italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Endemol hat auch schon "Traumhochzeit", "Big Brother" oder "Nur die Liebe zählt" ins deutsche Fernsehen gebracht. Demnächst also: "Die grosse Spendershow" bei RTL II? [Ethik & Monetik]
Conflict of Interest in Australien In Australien musste der Vorsitzende der nationalen Leitlinienkommission zur Behandlung von ADHD seinen Posten abgeben, nachdem bekannt wurde, dass er für die Pharmakonzerne Novartis (Ritalin®) und Eli Lilly (Strattera®) im advisory board sitzt. [Ethik & Monetik]
Kein Interesse an Interessenskonflikten "Newsday" deckt einen Fall von Vergesslichkeit bei einer Stiftung in den USA auf. When the president of a cancer-fighting foundation implored government advisers to back the drug Tarceva as a treatment for pancreatic cancer, she didn't tell them its Long Island manufacturer had given thousands of dollars to her group. Instead, Carolyn Aldige of the Cancer Research and Prevention Foundation told a Food and Drug Administration advisory committee she had no financial ties to OSI Pharmaceuticals, the Melville company that makes Tarceva. But Aldige now says her foundation had received funding from OSI and its marketing partner for Tarceva, Genentech. [Ethik & Monetik]
Tabakindustrie & Ärzte Ist schon ein paar Wochen alt, aber trotzdem interessant: Ein Artikel im Ärzteblatt über den Einfluss der Tabakindustrie auf medizinische Forschung. Es klingt fast unglaublich: Als erste medizinische Fachgesellschaft hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) 2006 einen ethischen Kodex verabschiedet, in dem jede Form der Zusammenarbeit mit der Tabakindustrie entschieden abgelehnt wird. Der Bundesverband der Pneumologen (BdP) ist mit einem gleichartigen Kodex gefolgt. Wir schreiben das Jahr 2007 und immer noch wird über diese Thema diskutiert. [Ethik & Monetik]
Gekaufte Ärzte Fast alle Ärzte haben Beziehungen zur Pharmaindustrie. Das ergab eine Studie, die in der aktuellen Ausgabe der New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde. Die meisten erhielten Medikamentenmuster oder das in den USA übliche Essen, das der Pharmaaussendienst in die Praxis liefert. 35% gaben an, Kostenerstattungen für Tagungen und Weiterbildungsveranstaltungen bekommen zu haben, 28% direkte Zahlungen für Beratungsleistungen, Vorträge oder Teilnahme an klinischen Studien. Die Wahrscheinlichkeit für Zahlungen war bei Kardiologen doppelt so hoch wie bei Allgemeinmediziner. Diese wiederum trafen sich häufiger als Ärzte anderer Fächer mit Pharmaberatern. Campbell EG, Gruen RL, Mountford J, Miller LG, Cleary PD, Blumenthal D. A National Survey of Physician–Industry Relationships. NEJM 2007;356:1742-1750. Dass Kardiologen besonders umworben werden, ist wohl nicht nur in den USA so. Nach meinen Erfahrungen fliesst in keiner anderen Disziplin so viel Geld. Die Untersuchung zeigt einmal mehr, wie sehr die Pharmaindustrie den Medizinbetrieb beherrscht. [Ethik & Monetik]
Pharmaaussendienst rocks Nachdem die Wissenschaftler Steinman, Bero, Chren und Landefeld im letzten Jahr eine Analyse von unternehmensinternen Dokumenten zum Marketing von Gabapentin ![]() In ihrer neuen Studie zeigen die Autoren, dass die Pharmaberater einen grossen Einfluss auf die erfolgreiche, aber unerlaubte Vermarktung des Medikaments für nicht zugelassene Indikationen hatten. Nach den Referentenbesuchen äußerten 36% der Ärzte die Absicht, dass sie das Medikament in Zukunft häufiger verschreiben werden. Stimulierend hat sich die Abgabe von Medikamentenmuster ausgewirkt. In 38 Prozent der Besuche hatten die Pharmareferenten wenigstens einen Off-label-Einsatz zum Hauptthema. ![]() [Ethik & Monetik]
Transparenz - nicht ganz freiwillig Im Dickicht von Pharma und Medizin gibt es durchaus auch Positives zu berichten. Meldung 1 Die forschenden Pharmaunternehmen wollen mit einer Selbstverpflichtung mehr Transparenz in die zu Recht in Verruf geratenen Anwendungsbeobachtungen bringen. Meldung 2 Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen hat einen Verhaltenskodex für die Ärztevertreter und den Vorstand der KV verabschiedet. Der Kodex sieht vor, dass die Mitglieder mögliche finanzielle Interessenkollisionen mit ihrer KV-Tätigkeit freiwillig offen legen. Es bewegt sich was, wenn auch nur sehr langsam. Und ja, ich glaube an das Gute, sonst würde ich die Branche wechseln. -- Update Und dann gibt es wieder Sachen, die mich zweifeln lassen: Renate Schmidt, ehemalige Bundesfamilienministerin, Rudolf Seiters, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, und Barbara Stamm, Vizepräsidentin des bayerischen Landtags, bilden den neu gegründeten Ethik-Beirat des Deutschen Lotto- und Toto-Blocks. Heiko Kretschmer - ja der von Johanssen + Kretschmer - ist zum Ethik-Beauftragten der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung (degepol) berufen worden. Scholz & Friends hat eine eigene Agentur für Corporate Social Responsibility gegründet. Unter dem Namen Scholz & Friends Reputation werden Unternehmen in Fragen verantwortungsvoller Unternehmensführung beraten. [Ethik & Monetik]
Hooked ![]() Seit Jahrzehnten hat die Pharmaindustrie den medizinischen Betrieb im Griff. Howard Brody, Professor und Direktor des Institute for the Medical Humanities der Universität von Texas im schönen Galveston am Golf von Mexiko legt in seinem Buch Hooked: How Medicine's Dependence on the Pharmaceutical Industry Undermines Professional Ethics eine Analyse der vielfältigen Beziehungen vor. Vom Pharmaberater, der Aufmerksamkeiten an Studenten und Ärzte verteilt, bis zu den von der Industrie bezahlten klinischen Studien. Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber die Kritik in der NY Times klingt sehr vielversprechend. Howard Brody. Hooked: How Medicine's Dependence on the Pharmaceutical Industry Undermines Professional Ethics. Lanham MD: Rowman & Littlefield Publishers, 2007. -- Howard Brody hat auch ein blog zum Buch. [Ethik & Monetik]
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