Buying Pharma - Plazebo als Wunderpille

Wie vertrauensselig sind Ärzte, wenn ein Pharmaberater mit einem neuen, ihnen unbekannten Medikament in die Praxis kommt? Das interessierte die Produzenten der Dokumentation "Buying Pharma". Für den Film liess sich der Schauspieler Jason Klamm von einer ehemaligen Pharmaberaterin trainieren und besuchte, ausgestattet mit einer versteckten Kamera, mit der fiktiven Plazebo-Wunderpille "Cashenin XR" (the best thing about it is, that it basically does nothing) Ärzte, um diese von dem Produkt zu überzeugen.

Bei YouTube ist ein 9-minütiger Trailer dieses als "documentary comedy" bezeichneten Films zu sehen. Den Ärzten scheint grundlegende Skepsis und gesunder Medizinerverstand zu fehlen. Hier noch ein Clip.
 
[Pharmaaussendienst]
Autor: strappato   2009-01-21   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Also ran an die Docs!

Neues im Fall Trommsdorff. Der Pharmahersteller hatte Ärzte mit Elektroartikeln als Gegenleistung für Teilnahme an Anwendungsbeobachtungen (AWB) geködert. Nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft gab es mehr als 500 Ärzte, bei denen die AWB nur als Vorwand diente, um den Ärzten die "Prämien", quasi als "kick backs", zukommen zu lassen. Also Schein-AWBs.

Laut den Aachener Nachrichten (AN) ist dieses Jahr nicht mehr mit der Entscheidung über die Anklage zu rechnen. Neben den Verantwortlichen bei Trommsdorff trifft es auch die Ärzte, die sich mit der Annahme der Bestechung strafbar gemacht haben könnten.

In einem weiteren Artikel berichten die AN über den Job der Pharmaberater und die Problematik der Einflussnahme auf Verschreibungen. Die Zeitung zitiert aus ihr vorliegenden internen Dokumenten, die belegen, wie Pharmaberater bei Trommsdorff motiviert wurden.
«In der vergangenen Woche haben wir zum ersten Mal 1,09 Prozent Marktanteil mit Emestar plus erreicht. Das erfreut mein Herz, und ich bitte - weiter so. (...) Also ran an den Speck, und die Ärzte noch ein bisschen ködern! Es lohnt sich!»

Das ist jedoch kein Trommsdorff-Spezifikum. Die drei wichtigsten Aufgaben des Pharmaaussendienstes sind: Umsatz machen, Umsatz machen, Umsatz machen.
 
[Pharmaaussendienst]
Autor: strappato   2008-11-13   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ärzte weiterhin abhängig von Pharmareferenten

Initiativen, die den Einfluss der Pharmaindustrie auf Informationen und Verschreibung kritisch hinterfragen, haben es schwer in Deutschland. Das könnte man aus einer Studie des Ärzteverbands "Virchowbund" folgern, in der Ärzte zum Nutzen und zur Akzeptanz von Pharmareferenten befragt worden sind. Danach bezeichnen nur 11,1% der Ärzte sich als "zurückhaltend" im Umgang mit Pharmaberatern - gegenüber 2006 ein Rückgang um 3%. Am beliebtesten sind die "Fortbildungsangebote" (2008: 77,8% - 2006: 82,8%). Fast 70% bewerten die Übergabe von Medikamentenmustern als sehr positiv. Der Trend zur Vereinsamung hält in den Arztpraxen an: Für 64,6% ist schon der Kontakt zum Pharmareferenten ein positiver Aspekt, 2006 waren es erst 51% der Ärzte, die sich freuten, mal ein anderes Gesicht zu sehen. Möglicherweise sind die Pharmareferenten/-referentinnen auch attraktiver geworden - das wurde leider nicht erfragt.

Für die Sponsoren der Studie, die Pharmakonzerne Bristol-Myers Squibb (BMS), Grünenthal, Merck/Serono, Pfizer und Takeda ein erfreuliches Ergebnis. Trotz Einsparungen im Pharmaaussendienst, der verstärkten Rekrutierung über Leiharbeitsfirmen ("Dienstleister") und Einschränkungen bei den Motivationsgaben hängen die Ärzte ungebrochen an den Lippen der Pharmaindustrie-Repräsentanten.
 
[Pharmaaussendienst]
Autor: strappato   2008-09-29   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

So emotional

Pharmakugelschreiber, Einladungen, Medikamentenmuster, Zusatzverdienst durch Anwendungsbeobachtungen. Das sind nur einige der Mittel, mit denen Pharmaberater Ärzte zur Verordnung motivieren wollen. Hilft wenig, so die Ergebnisse einer US-Studie.

Ärzte sollten die Effektivität der Pharmaaussendienstes von AstraZeneca, Bristol Myers Squibb, Janssen, Eli Lilly und Pfizer beim Vertrieb von atypischen Antipsychotika beurteilen. Resultat: Es zählt die emotionale Beziehung zwischen Pharmaberater und Arzt.

Das Unternehmen, dass die Untersuchung durchgeführt hat, sieht darin einen neuen Ansatz zur Messung der Effektivität von Pharmaberatern. Im Grunde keine Neuigkeit: Gerade in den USA werden gut aussehende, eloquente junge Frauen als "Pharma Reps" auf Tour geschickt - Pharma Babes.

In Deutschland ist das nicht so offentsichtlich, aber trotz einem Überangebot an Pharmareferenten, reisst die Nachfrage nach neuen Bewerbern bei den Leiharbeitsfirmen nicht ab. Ich würde vermutem, dass dies nicht ausschliesslich an dem geringeren Gehalt der Einteigerinnen liegt.


 
[Pharmaaussendienst]
Autor: strappato   2008-08-18   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pharmaberater als Praxiscoach

Der Gründer des Dienstleisters "Pharma Rent" in der Ärzte Zeitung über den Pharmaberater als "Service-Provider".
Von der Mühll: Das fängt an bei der Niederlassungshilfe für den Arzt, der seine Praxis neu eröffnet hat. Unsere Pharmareferenten beraten Ärzte aber auch bei der Gründung und Organisation von Einkaufsgemeinschaften oder in betriebswirtschaftlichen Fragen. Wir klären über die Erstattungsfähigkeit von Produkten und Therapiekonzepten auf. Unsere Mitarbeiter beraten zum Beispiel auch über IGeL. In der Zukunft wird der Pharmareferent auch über die Gesundheitspolitik informieren und aufklären müssen, soweit sie die Ärzte betrifft.

Der Pharmaberater als guter Geist des Arztes. Alles Themen, die man eher mit einem Unternehmensberater verbinden würde - und die beim Arzt ein hohes Vertrauen in die Absichten voraussetzen, das Beste für den Arzt zu wollen. Der Mitarbeiter ist aber im Auftrag eines Pharmakonzerns unterwegs. Interessensgeleitetes Consulting?
 
[Pharmaaussendienst]
Autor: strappato   2008-04-03   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Final: Health & Sales tritt letzten Besuch an

Health & Sales, die Zeitschrift für den Pharmaaussendienst, hat Insolvenz angemeldet. Selbst die Internet-Domains werden auf die DENIC-Seite umgeleitet.

Immerhin 3 Jahre hat der Verlag durchgehalten, länger als mancher Mitarbeiter bei einem der Pharma-Dienstleister, über die mittlerweile per Arbeitnehmerüberlassung ein Grossteil der Pharmaberater rekrutiert wird. Am Ende passte Health & Sales sich der allgemeinen trüben Stimmung im Pharmaaussendienst an.

Journalistisch war die Zeitschrift ein Negativbeispiel für jedes Journalistikstudium-Seminar. Die Rüge des Presserates, wegen Verstoss der Pflicht zur Trennung von redaktionellen Inhalten und Werbung, kam da einem ungerechtfertigten Ritterschlag gleich.

1506 IN 4256/07
Beschluss vom 28.12.2007:
In dem Verfahren über den eigenen Antrag auf Eröffnung des
Insolvenzverfahrens der

med.oc-Verlag GmbH, Schönfeldstr. 6, 80539 München
bevollmächtigt:
Rechtsanwälte xxxxxxxxx und Kollegen, xxxxxx,
xxxxx Detmold, Az.: 00997/07/RS/RS
gesetzlich vertreten durch
Geschäftsführer Dr. Andreas Guhl, xxxxxxxxxxx, xxxxx


- Schuldnerin -


1. Zur Sicherung des Schuldnervermögens vor nachteiligen Ver­änderungen wird gemäß § 21 Abs. 1 und 2 InsO am 28.12.2007 um 16.30 Uhr

vorläufige Insolvenzverwaltung

angeordnet.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird bestellt:

Rechtsanwalt Dr. xxxxx xxxxxxx, xxxxxx, xxxxx Mün­chen, Telefon: 089/xxxxx, Fax: 089/xxxxx

2. Es wird gemäß § 21 Abs. 1, 2 Nr. 2 InsO

angeordnet, daß Verfügungen des Schuldners nur mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam sind.


Amtsgericht München
- Insolvenzgericht -

--
Noch online: med.oc projects Ltd. unter gleicher Adresse.
 
[Pharmaaussendienst]
Autor: strappato   2008-03-15   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

Pharmaberater als Disease Manager

There may come a day, when reps’ pay is based in part on the health of patients in their sales territories. Reps pitching diabetes drugs, for example, might be measured in part on improvements in patients’ blood sugar, as measured by HbA1c.
Eli Lilly CEO Sidney Taurel in einer Rede auf der Wharton School health conference in Philladelphia.
 
[Pharmaaussendienst]
Autor: strappato   2008-03-01   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

TK für Kontrolle der Arzneimittelmuster

5,5 Milliarden Arzneimittelmuster könnten die Pharmaberater theoretisch jedes Jahr in Deutschlands Praxen abgeben. Diese Zahl nahm das "Wissenschaftliche Institut der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen" (WINEG) zu Anlass, in einem pdf-DateiPositionspapier sich mit dieser Form des Pharmamarketings zu beschäftigen.

Nach dem Arzneimittelgesetz ist nur die Abgabe von zwei Ärztemuster (kleinste Packungsgröße) pro Jahr und Arzt erlaubt. Dabei zeigen manche Pharmaberater und Unternehmen mathematische Schwächen.

Das WINEG schlägt vor, die Musterabgabe zeitlich auf die ersten zwölf Monate nach der Zulassung des Medikamentes zu begrenzen.

Ein weiterer Punkt, der für eine stärkere Kontrolle der Ärztemusterabgabe spricht: Arzneimittelmuster werden meist von Pharmavertretern in die Praxen geliefert und sind so den Qualitätskontrollen für die Lagerung und dem Rückrufsystem entzogen. In der Pharmaaussendienst-Szene gibt es den Spruch: Woran erkennt man einen Pharmaberater? Daran, dass er sein Auto auf der Strasse stehen hat, weil der die Garage für die Medikamentenmuster braucht.
 
[Pharmaaussendienst]
Autor: strappato   2008-02-08   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

D.C. legt Pharmavertreter an die Kette

Der amerikanische Bundesdistrikt District of Columbia will den Einfluss der Pharma Babes auf das Verschreibungsverhalten von Ärzten per Gesetz begrenzen. Kern des gestern verabschiedeten Gesetzes ist eine neuartige Pharmavertreter-Lizenz. Diese ist die Voraussetzung für die Ausübung des Berufes im Bundesdistrikt und wird gegen eine Gebühr von $250 an solche Pharmavertreter vergeben, die über eine ausreichende akademische Qualifikation verfügen und die einen Ethik-Kodex unterzeichnen. Bei Verstößen gegen diesen Ethik-Kodex können Bußgelder verhängt und ggf. auch die Lizenz entzogen werden.

(Hat Tip: Pharmalot)
 
[Pharmaaussendienst]
Autor: hockeystick   2008-01-09   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Onkel Pharmareferent


 
[Pharmaaussendienst]
Autor: strappato   2008-01-05   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 



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