Selbsthilfe und Pharmasponsoring

Der Einfluss der Pharmaindustrie auf die Selbsthilfe ist gross. Keine neue Erkenntnis, die Kirsten Schubert und Prof. Glaeske in der Studie für die Selbsthilfe-Fördergemeinschaft der Ersatzkassen herausgefunden haben.

Am Ende des Berichts werden Empfehlungen gegeben. Es sollten verbindliche Regeln erarbeitet werden, alles schön auf Unabhängigkeit bedacht. Das alles sollte von einer Monitoring-Stelle überwacht werden, bezahlt vom Steuer- oder Krankenkassenbeitragszahler.

Die formulierten Anforderungen sind hoch und mit Mehraufwand auf Seiten der Selbsthilfegruppen verbunden, wenn diese das personell überhaupt leisten können. Höherer Aufwand und weniger Geld durch Pharmasponsoren. Ich glaube nicht, dass man die Selbsthilfeverbände für diese Empfehlungen begeistern kann. Der Bericht bleibt vage und die Empfehlungen sind nicht sehr praxisnah. Fälle, Unternehmen oder Verbände werden, falls überhaupt, nur exemplarisch genannt - ohne Wertung und Details. Das ist angesichts der zweifelhaften Praktiken der Pharmaindustrie auch gegen eigene Ansprüche der Corporate Social Responsibility kaum verständlich. Die Anschuldigungen konnte dann auch der Sprecher des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) locker zurückweisen: Mit "pauschalen Vorwürfen" werde den Patientenorganisationen Unmündigkeit und Unprofessionalität unterstellt. Patientenorganisationen achteten stark darauf, nicht von einem Pharma-Unternehmen abhängig zu sein. Der Sprecher des BPI verteidigt die Selbsthilfeverbände!

Ohne Nennung von Sache und Schuldigen kommt man meines Erachtens nicht weiter, so wie es beispielsweise Consumers International gemacht hat. Nur erfordert das ein umfassendes Verständnis und Erfahrung im Gesundheistwesen, -politik, Pharmamarketing und der Arbeit der Pharmaindustrie. Im Bericht wird deutlich, dass die Autoren dieses Verständnis nicht immer im notwendigen Masse hatten:
Die Beschäftigung mit diesem Thema hat gezeigt, wie schwierig es ist, Transparenz in diesen Bereich von Finanzierung und Abhängigkeiten, Sponsoring und Unterstützung zu bringen.

 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-11-30   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Verlustmeldung

Fax von einer Gastroenterologie-Praxis:
Der Studienordner ist leider verloren gegangen. Schade.

Ob man dort gerne Patient wäre?
Das Endoskop ist leider verlorengegangen. Schade.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2006-11-30   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Zahnarztlyrik

Für eine Weisheitszahn-OP wechselt man lediglich in die untere Etage der Praxis zum Oralchirurgen. Und wer diesen Eingriff verschlafen möchte, plant seinen Termin zu einem Zeitpunkt, da das ambulante Narkoseteam vor Ort ist. Selbst bei Problemen an Wochenenden und Feiertagen bleibt KU64-Patienten der Gang in die Notaufnahme erspart. Die Berliner Praxis am Kurfürstendamm bietet seit langem Öffnungszeiten jenseits des Ladenschlussgesetzes und erweist sich auch damit als echte Serviceoase im deutschen Gesundheitsmarkt.

13 Pressemitteilungen in einem Monat. Ganz schöne Schlagzahl. Und der Inhalt variiert nur gering. Sieht ein wenig nach einem erfolgreich absolvierten Seminar "Öffentlichkeitsarbeit für Anfänger" aus. Sogar Zahnärzte brauchen Kommunikationsberatung. Wenn man sich die Praxis im Internet ansieht, könnten die sich das auch leisten.
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-11-30   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Leiharbeiter

Dass Krankenkassenmitarbeiter im Gesundheitsministerium als Fachleute auf Zeit rekrutiert werden, ist dieser Tage aufgefallen. In den Bundesministerien und im Bundeskanzleramt arbeiteten beziehungsweise arbeiten in den letzten vier Jahren insgesamt 100 externe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ganz oder teilweise von Unternehmen, Verbänden oder Gewerkschaften bezahlt wurden. In der Antwort auf die Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion sind die Krankenkassenmitarbeiter im Gesundheitsministerium und einige anderen nicht enthalten, da sie von den Ministerien beschäftigt und bezahlt werden, aber natürlich jederzeit wieder in ihren alten Job wechseln können.

Ich war ja auch eine Zeit lang in der Politik beschäftigt, leider kann ich nicht aus dem Nähkästchen plaudern und die Journalisten wollen es scheinbar nicht. Aber nicht immer geben die Kassen die Mitarbeiter mit weinenden Augen ab. Wie den Abteilungsleiter eines Kassenbundesverbandes, der als erste Amtshandlung seine Abteilung umbenannt hatte, damit sie wichtiger klingt. Nach gut einem Jahr konnte er dann ans Gesundheitsministerium vermittelt werden. Ist halt wie im richtigen Arbeitsleben. Versetzungen und Beförderungen schaffen auch die verdiente Ruhe.
 
[Politik]
Autor: strappato   2006-11-29   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Aus für den Aussendienst

Pfizer will 2.400 Aussendienst-Mitarbeiter in den USA entlassen. Das wären 20% der Medikamentenverkäufer.

Interessant ist, dass dies von den Kommentatoren als Beginn von Einsparungen im Pharmaaussendienst auch in anderen Unternehmen gesehen wird. Anzeichen für eine Reduzierung bei den Pharmareferenten gibt es ja auch in Deutschland. Da könnte die Strategie des neuen Pfizer-Chefs weitere Dynamik reinbringen. Denn wenn das Reformgesetz ohne Änderungen in Kraft tritt, müssen auch in Deutschland die Kosten gekappt werden.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2006-11-29   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pandemie-PR

Die Vogelgrippe ist wieder da. In Südkorea ist das Virus nachgewiesen worden. Passend dazu hat der Bundesrat beschlossen, dass die gesetzlichen Krankenkassen sich künftig an den erforderlichen Vorhaltekosten antiviraler Arzneimittel zur Bekämpfung einer Influenza-Pandemie beteiligen sollen. Was einen grossen Teil des 2,5 Milliarden Euro starken Zuschusses aufbraucht, den sie im nächsten Jahr aus dem Bundeshaushalt bekommen sollen.

Mit "antiviralen Arzneimitteln" ist eigentlich nur das Präparat Tamiflu® des Herstellers Roche gemeint. Das hatte Roche schon im letzten Jahr einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro beschert, da Regierungen und Unternehmen Vorratslager anlegen, um Bevölkerung und Mitarbeiter nach einem möglichen Ausbruch einer Grippepandemie durch einen mutierten Vogelgrippevirenstamm zu versorgen. Früher erzielte Roche nur kümmerliche Erlöse von etwa 18 Millionen Euro mit seinem Grippemittel.

Der Nutzen des Medikaments ist weiterhin unklar: Es gibt Wissenschaftler, die sogar durch eine zu optimistische Einschätzung der Wirksamkeit von Neuraminidasehemmern (Tamiflu®) ein erhoehtes Risikoverhalten befürchten, was somit sogar zu einer Förderung der Virusausbreitung führen könnte. Resistenzen sind beobachtet worden, genau wie neuropsychiatrische Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen. Das Medikament kann eine Infektion nicht verhindern, sondern nur die Folgen mindern. Alle bisherigen Studien zu Oseltamivir basieren auf den zirkulierenden Influenzavirenstämmen der vergangenen Jahre. Ob und in welchem Ausmaß Oseltamivir gegen ein bislang unbekanntes Pandemievirus wirksam ist, bleibt offen. Es gibt auch derzeit gibt es keine Daten aus randomisierten Studien zum Einfluss von Oseltamivir auf die Sterblichkeit. Ein Spiel mit vielen Unbekannten.

Roche spielt mit. Um die Nachfrage zu befriedigen mussten neue Produktionsanlagen aufgebaut und Lizenzen vergeben werden. Das Medikament hat je nach Darreichungsform eine Haltbarkeit von 2-5 Jahren. Die Ersatzbeschaffung alleine lastet die Anlagen nicht aus, wobei diese auch kein Selbstläufer ist. Also wird weiter die Pandemie-Trommel geschlagen. Genau wie es von der PR-Agentur Fleishman-Hillard empfohlen wurde:
Proactively communicate corporate pandemic planning activities immediately and continually to a wide swath of press.

"Die Presse" meldet: Es vergeht fast keine Woche mehr, in der es nicht irgend wo in Österreich eine Veranstaltung zur Influenza oder Vogelgrippe gibt.

So auch bei einer Veranstaltung des östereichischen Pharmaverbandes für ihre Mitglieder, bei der die Unternehmen ermuntert wurden, mit gutem Beispiel voranzugehen und unternehmensinterne Pandemiepläne zu erarbeiten - was die Bevorratung mit Tamiflu® einschliesst. Mit dabei Roches "Business Managerin Pandemic". Eine Marketing-Dame, die z.B. für die Abnehm-Pille Xenical® und für Tamiflu® als Produktmanagerin tätig ist. Folgerichtig wird in der Präsentation immer wieder die positive Wirkung auf das Unternehmensimage betont.

Als weiterer Referent: Prof. Michael Kunze. Für Roche auch schon bei Xenical im Einsatz und zur Zeit als Vortragsreisender in Sachen "Vogelgrippe - Pandemie, Mysterie oder Gefahr" für Roche unterwegs. Der Sozialmediziner Univ.-Prof. Dr. Michael Kunze empfiehlt, Tamiflu für alle Familienmitglieder in der Hausapotheke bereitzuhalten, so eine Pharmig-Pressemitteilung. Wen überrascht dies?
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-11-29   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Tote Hose nicht nur auf dem Konto

Gerade ein Gespräch mit meinem Apotheker. Auffallend oft sind unter den nicht eingelösten Beträgen aus dem EC-Lastschriftverfahren wegen Kontounterdeckung Kunden, die Medikamente gegen Erektionsstörungen gekauft haben.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2006-11-27   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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