Sichtweisen

Zwei Statements, die zeigen, wie weit die Politik von der Realität im Gesundheitswesen entfernt ist.

Allein in der Tumorbehandlung sind fast 400 neue Wirkstoffe in der klinischen Prüfung. In den nächsten Jahren werden sicher viele teure Medikamente zugelassen werden. Das Machbare wird noch einmal exponentiell zunehmen. Damit kommt eine Kostenlawine auf uns zu, die auch durch immer neue Gesetze nicht gebremst werden kann. Um eine Rationierung werden wir wahrscheinlich nicht herumkommen. Doch sie ist nur vertretbar, wenn wir gute Kriterien anlegen können. Wir müssen den Patienten wirklich innovative Medikamente zugute kommen lassen. Gleichzeitig müssen wir verhindern, dass man mit Arzneimitteln, deren Nutzen wir gar nicht kennen, das große Geld verdienen kann.
Prof. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft in einem Interview im Tagesspiegel am 4.1.2007.

Produktorientierte Innovationen im Bereich der Pharmaindustrie, der Biotechnologie und der Medizin- und Gerontotechnik (umfasst Produkte aus den Bereichen Medizin, Behinderten- und Orthophädietechnik) gehen mit dem medizinisch-technologischen Fortschritt einher und bilden mit Blick auf Umsatz und Beschäftigung das Fundament für eine dynamische Entwicklung.
Hendrik Hering, Wirtschaftsminister von Rheinland-Pfalz auf dem Fachkongress Gesundheitswirtschaft in Bad Kreuzenach.
 
[Politik]
Autor: strappato   2007-01-25   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Kosten-Nutzen der Pharmaindustrie

Bei der Eindämmung der Kosten im Gesundheistwesen kommt immer öfter die gesundheitsökonomische Bewertung ins Spiel. Die Gesundheitsreform soll dem IQWiG ermöglichen, nicht nur Nutzenbewertungen durchzuführen, sondern auch anhand von Kosten-Nutzen-Analysen neue Medikamente zu evaluieren. Über den Sponsor-Bias bei Pharmakoökonomischen Studien habe ich schon berichtet.

David LB Schwappach und Till A Boluarte haben sich in Deutschland die veröffentlichten Untersuchungen zwischen 1990 und 2004 angesehen. Das Ergebnis ist niederschmetternd, was die Qualität und Transparenz der Studien betrifft. Die Pharmaindustrie ist wie immer mit von der Partie:
The fact that three quarters of all studies and nearly all studies evaluating pharmaceuticals that included a funding statement were industry-sponsored is concerning.
Schwappach DLB, Boluarte TA. HEE-GER: a systematic review of German economic evaluations of health care published 1990–2004. BMC Health Services Research 2007;7:7.

Viel Arbeit für das IQWiG.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-01-24   Link   (27 KommentareIhr Kommentar  



 

Altenpflege als Geschäft

Diese Gesellschaft drückt sich um das wichtige Zukunftsthema, der Alterspflege. Ein Interview in der taz mit Claus Fussek, Deutschlands bekanntesten Pflegeexperten und -kritiker.
Es ist alles bekannt, aber es ändert sich nichts. Denn am System schlechter Pflege werden Milliarden verdient. Man verdient mit Magensonden, mit Psychopharmaka, mit Windeln. Man muss nur mal auf eine Altenpflegemesse gehen, da gibt es alles. Pflege ist ein Riesengeschäft geworden. Die Träger expandieren und jammern gleichzeitig - so ähnlich wie die Pharmalobby.

Wir machen uns um den Klimawandel mehr sorgen, als um die Situation im Alter. Absurd.
 
[Pflegeversicherung]
Autor: strappato   2007-01-24   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Sponsor-Bias

Auch ein Thema, das regelmässig in diesem blog auftaucht: Stents. Das CMAJ (Canadian Medical Association Journal) hat in der jüngsten Ausgabe eine Übersichtsarbeit über die Kosten-Effektivität von drug-eluting Stents veröffentlicht. Die Autoren zeigten, dass es hier einen klaren Sponsor-Bias gibt:
All of the 7 sponsored studies argued in favour of widespread use, as compared with 3 of the 12 studies without sponsorship. Studies from the United States were more likely than those from other countries to endorse unlimited use.

Wenn die Hersteller dieser drug-eluting Stents als Sponoren der Studie in der Publikation genannt worden sind, ist die Bewertung positiver ausgefallen. Die Autoren empfehlen Wachsamkeit gegenüber diesen Faktoren bei der Interpretation. Ligthart S, Vlemmix F, Dendukuri N, Brophy JM. The cost-effectiveness of drug-eluting stents: a systematic review. CMAJ 2007;176:199-205.

Soviel zur Evidenz von pharmakoökonomischen Studien.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-01-23   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Im Dreck wühlen

Vielleicht sollte doch mit dem bloggen aufhören. Es ist so deprimierend. Wo man hingreift, bleibt Dreck an den Händen kleben. Hier hatte ich heute noch ein Interview mit Robert Essner, dem CEO von Wyeth, verlinkt, schon kommt heute eine andere Meldung auf den Tisch:

Essner soll als Zeuge in einem Gerichtsverfahren aussagen, in dem es um das Verschweigen von Krebsrisiken bei der Hormonersatztherapie von Frauen in der Menopause mit dem Medikament Prempro® (in Deutschland Climopax®) geht. In den USA sind gegen Wyeth fast 5.000 Prozessen zu Prempro® und Premarin® anhängig.

The desire for increased sales has overruled our company's ethical responsibility to promote our products safely.
Aus einem vom 18. Juli 2000 datierten Brief eines ehemaligen Aussendienstmitarbeiters an die Verantwortlichen im "Office of Ethics and Business Conduct" von American Home Products, Wyeths früherer Unternehmensname.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2007-01-23   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Pfizer verschlankt

Das Handelsblatt bringt Details zu den Kosteneinsparungen bei Pfizer. So sollen auch in Europa 20% der Vertriebsmitarbeiter ihren Job verlieren.

In diesem Zusammenhang ist ein Interview des Wall Street Journals mit dem CEO von Wyeth, Robert Essner interessant.
No company has ever been No. 1 in this industry two decades in a row -- or two decades ever. In most industries there's some movement, but not the kind of rise and fall that you see in this industry. One problem is this sense of entitlement -- believing that you've kind of got it figured out. But all it is is that the guy before you was pretty good at discovering a few brilliant drugs. How do you become great and not become complacent, not become comfortable, not become arrogant, not think that you're entitled to success?

Eine Spitze gegen Pfizer. Ansonsten habe ich den Eindruck, dass auch der CEO von Weyth wenig Einsicht in die veränderte Lage der Pharmaindustrie zeigt.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-01-23   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Kalkulierte Empörung

Die erste Stufe des von BILD initiierten Dramas um die Generationenbilanz zündet:

Marco Wanderwitz (31), Vorsitzender der „Jungen Gruppe“ in der CDU-Fraktion
So bitter das ist: So wie sich der Bevölkerungsaufbau verschoben hat, wird es dazu führen, dass es auch Einschnitte bei den Älteren geben muss.

Morgen sind die Sozialverbände dran.
 
[Sozialstaat]
Autor: strappato   2007-01-23   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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