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![]() Blaue Ständer in Rautenform ![]() Diesen Ständer widmet Ihnen Pfizer. Wie Pfizer in Östserreich versucht, Werbung für Potenzpillen an Fahrradständern, an denen auch Kinder und Jugendliche ihre Fahrräder anschliessen, mit dem Hinweis auf die Internetseite sexistgesund.at. Vielleicht bin ich zu konservativ, aber besonders ethisch finde ich das nicht. Auf der Internetseite kann Mann einen Test zu "sexuellen Gesundheit beim Mann (IIEF)" machen. Das Instrument wurde natürlich für Pfizer entwickelt und vergibt das Krankheitsmerkmal "errektile Dysfunktion" sehr schnell. Die fünf Fragen des verkürzten Fragebogens haben zwar eine Sensitivität von 98% ("Richtigpositiv-Rate"), aber nur und eine Spezifität von 88% ("Richtignegativ-Rate"). Studien haben ergeben, dass die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) für behandlungsbedürftige errektile Dysfunktion bei unter 10% in der männlichen Bevölkerung liegt. Eine Kölner Studie kam auf 7%. Das ergibt einen ![]() -- PS Bei der PR-Agentur eXakt, die "Ständer" mit "Ständer" verbindet, wird das Phrasenschwein sicher täglich im Sackerl zur Bank gebracht. PPS Die Prävalenzzahlen gelten natürlich nur für die deutsche Bevölkerung. Vielleicht ist das Problem in Österreich doch erheblich grösser. [Oesterreich]
Pharmakugelschreiber-Test (VI) ![]() Eigentlich müsste man mit der Pharmaindustrie ein wenig Mitleid haben. Deren Manager sind nicht zu beneiden. Von ihnen wird jedes Quartal erwartet, dass Umsatz, Gewinn und Aktienkurs steigen, selbst wenn die Rendite in der Branche oft schon in anderen Sphären schwebt. Die Pharmaindustrie hat eine vergleichsweise hohe Wertschöpfungstiefe. Von der Forschung über die Produktion bis zum Vertrieb - alles in der Hand der Pharmaunternehmen. Zusätzlich unterliegt die Branche weitgehenden staatlichen Reglementierungen, was zusätzliche Verwaltung und weitere Arbeitsplätze, z.B. im Bereich der Zulassung, der Gesundheitsökonomie und natürlich beim Lobbying schafft. Ein Arbeitsplatz im Pharmaunternehmen sichert gerade einmal einen weiteren Arbeitsplatz bei Zulieferern und Dienstleistern. In der Automobilindustrie sind es drei alleine bei den Zulieferern. Nach der Neuen Institutionenökonomik erreichen vertikal integrierte Unternehmen, die hierarchisch gestaltet sind und autonom agieren durchaus eine hohe Effizienz. Die erhöhte Dynamik der externen und internen Rahmenbedingungen und der erhöhte Wettbewerbsdruck erfordern jedoch im Pharmabereich zunehmend neben einer hohen Effizienz auch eine hohe Effektivität. Vernetzung mit anderen Unternehmen, geringere eigene Wertschöpfungstiefe und erhöhte Spezialisierung werden als effektiver, weil flexibler, angesehen. Mein könnte nun meinen, dass wenigstens die Abhängigkeit von Dienstleistern verringert wird. Aber hier schlägt in der Pharmaindustrie ein anderes Konzept durch. Die Pharmaindustrie hat eher hochspezialisierte Leistungen an externe Anbieter vergeben, etwa in der Biotechnologie, bei der Durchführung klinischer Studien, beim Pharmamarketing oder der Informationsbeschaffung. Die Spezialisierung führt zu Informationsasymmetrien. Derjenige Partner, der Wertschöpfungsaktivitäten auslagert, verfügt in der Regel nicht über den gleichen Informationsstand wie der Partner der die Leistung ausführt. Die Herausforderung besteht darin, das Verhalten des ausführenden Partners durch vertragliche und organisatorische Regelungen, Anreiz- und Sanktionsmechanismen zu steuern. Es entstehen Kontrollkosten, die je höher sind, je komplexer die Situation ist. Die Autoindustrie schafft die Kontrolle über Knebelverträge mit den Zulieferern, die Einbindung in Lieferketten oder die Integration auf das eigene Werksgelände. In der Pharmaindustrie sind die Dienstleister eher unabhängig und bieten ihr Wissen nicht exklusiv einem Unternehmen an. Also: Ein träger Apparat, der eigentlich flexibeler und effektiver werden müsste, und der zudem abhängig von relativ autonomen externen Dienstleistern ist - und wo die Ansprüche an das Unternehmensergebnis besonders hoch sind. Genug der Theorie, zurück zum Kugelschreiber. Diesmal von IMS Health, einem der so wichtigen Dienstleister. Praktisch alle Pharmaunternehmen sind von IMS abhängig. Das Unternehmen sammelt Daten je nach Land bei Ärzten, Grosshändlern, Krankenkassen, Apotheken, Krankenhäusern, in der Regel direkt aus den Computern, bereitet diese auf und stellt sie den Unternehmen für das Marketing, den Vertrieb, die strategischen Planung, die Produktentwicklung und Produkteinführung zur Verfügung. Ohne die Daten von IMS könnte beispielsweise in Deutschland der Pharmaaussendienst nicht erfolgsabhängig entlohnt werden. Die Gesundheitsministerin hat aus gutem Grund bei der Gesundheitsreform die Weitergabe von Verordnungsdaten durch den Vertragsarzt stark ![]() IMS verkauft die Torpedos, die im Kampf um Marktanteile und in den Widrigkeiten der Gesundheitspolitik treffen sollen. Wie bei Waffenverkäufern werden alle Parteien gleichermassen bedient, wenn das Geld stimmt. Und so sieht auch der Kugelschreiber aus: Schlank, stromlinienförmig wie ein Torpedo, der mit wenig Aufwand durchs Wasser gleiten muss. Durchsichtig, um möglichst nicht aufzufallen und keine Wellen zu erzeugen, die - um wieder zurück zur Gesundheitspolitik zu kommen - durch zu grosse Öffentlichkeit jegliche Strategie zunichte machen könnten. Die Mechanik des Kugelschreiber íst eher einfach, aber ein Torpedo soll ja nicht lange im Wasser kreisen, sondern seine Aufgabe erfüllen. [Pharmakugelschreiber]
Verfügung Gestern ist ein Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen Artikel und Formulierungen in diesem blog vor Gericht bei einer Güteverhandlung und mündlichen Verhandlung gescheitert. Die Gegenseite hat den Antrag zurückgezogen. Ich sollte mal wieder was an meinen bloghoster überweisen. [heile Welt]
Geschäft mit dem Wunschkind (update) ![]() Wellcome Images Ein ungewöhnlicher Lesetipp. Denn die Wirtschaftswoche ist eher als Verteidigerin der ungebremsten freien Marktwirtschaft bekannt. Bei Medizinthemen geht es in dem Magazin sonst um Innovationen in der Medizintechnik oder Erkenntnisse zur Gesundheit von Managern. In der aktuellen Ausgabe beschäftigt sich die WiWo als Titelthema mit dem "Geschäft mit dem Wunschkind". Herausgekommen ist eine überaus kritische Analyse des Marktes rund um die künstliche Befruchtung inklusive der Rolle der Pharmaindustrie und die ethische Bewertung der Reproduktionsmedizin. Es wird auch die ![]() Abschluss ist ein Interview mit der Wissenschaftheoretikerin Bettina Bock von Wülfingen, in dem die Wissenschaftlerin darlegt, dass die von der Reproduktionsmedizin ins Spiel gebrachten Chancen zu einer Veränderung der Wahrnehmung führen. Genetische Investionen in Kinder werden normal, die Rolle der Erziehung und des sozialen Umfelds werden marginalisiert, der Krankheitsbegriff wird zum Angebot gewandelt - bis hin zur Pathologisierung der genetischen Unachtsamkeit. Bock von Wülfingen zum Stichwort Anspruch gegen die Gesellschaft: Zunächst einmal dadurch, dass sie [die Reproduktionsmedizin] sich zum Anwalt aller Kinderwunschpaare machen kann - also auch derjenigen, die sich als unverheiratete, gleichgeschlechtliche und sozial benachteiligte Paare allein gelassen und diskriminiert fühlen. Darüber hinaus erinnert uns die Öffentlichkeit an niedrige Geburtenraten, Kindermangel und demographischen Wandel - und bietet die Reproduktionsmedizin als Problemlösung an. Schliesslich wird eine stille Interessensübereinkunft zwischen pharmazeutischen Unternehmen, Reproduktionsmedizinern und aktiven Patientengruppen aktiviert, die etwa zur Forderung führt, die Behandlung von Infertilität ohne Ansehen von Gründen durchzuführen. Insgesamt ein sehr informativ, wenn auch eine einen Tick zu sehr wertkonservative Sichtweise. -- Update Ein Beispiel für die überzogenen Versprechungen der Reproduktionsmedizin zeigt eine Studie aus den Niederlanden. (Bericht in der Südddeutschen Zeitung). Danach verringert ein frühzeitiger Erbgut-Check die Wahrscheinlichkeit, dass ein im Reagenzglas gezeugter Embryo zu einem lebensfähigen Baby heranwächst - zumindest bei Frauen über 35 Jahren. [Ethik & Monetik]
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