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Protonengräber Noch was zum Thema "Wettbewerb der Gesundheitsregionen". Protonen zur Krebstherapie ist ein heisses Ding. Weltweit sind rund 25 Anlagen in Betrieb, davon eine in Berlin. Jedoch sind alleine in Deutschland weitere 11 Zentren geplant oder im Bau. Jede Gesundheitsregion, die was auf sich hält, würde gerne so ein Zentrum haben. Investitionsvolumen jeweils dreistellige Millionen Euro. Goldgräberstimmung, diagnostiziert die FTD und zitiert den Leiter des Zentrums für Protonentherapie der Universität Zürich: "Rein medizinisch sind viele Anlagen hauptsächlich Prestigeobjekt". Goldgräberstimmung auch für Siemens, das die Technik liefert und tatkräftig PR betreibt. Während in Deutschland Milliarden in den Sand gesetzt werden, da der Nutzen unklar ist und eine Überversorgung absehbar scheint, ist die nächste Generation von Partikelschleudern in der Entwicklung. Damit würden sich die Investitionen auf ein Zehntel verringern und die schon jetzt ambitionierten Kalkulationen der geplanten Anlagen in Deutschland endgültig den Bach runtergehen. [Gesundheitswirtschaft]
Vertragsärztin kündigt Eine Ärztin gibt ihre Vertragsarztzulassung zurück. Die Düsseldorfer Allgemeinmedizinerin und Bloggerin Dr. Sarah Schons vollzieht damit einen Schritt, den viele Ärzte als Reaktion auf die Gesundheitsreform und den sich seit Jahren verschlechternden Bedingungen für ihre Tätigkeit angekündigt haben und der in Umfragen immer wieder auf Zustimmung stösst. Jedoch lassen die wenigsten niedergelassenen Ärzte den Worten Taten folgen. Obwohl der § 95b SGB V (Kollektiver Verzicht auf die Zulassung) einen Weg öffnet, um weiterhin Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung nach GOÄ zu behandeln. Schwerer wiegt bei den Ärzten der Absatz 2 des Paragraphen: Eine erneute Zulassung kann frühestens nach Ablauf von sechs Jahren erteilt werden. So bleibt es bei der individuellen Rückgabe der Zulassung - ohne dass es den Druck auf die Gesundheitspolitik erhöht. Besonders schmerzlich: Gerade engagierte Ärzte kapitulieren vor dem System - oder lassen sich als Jungmediziner gar nicht erst auf die frustbeladene Tätigkeit als niedergelassener Arzt ein. So ganz kommt Dr. Schons aus dem System nicht raus: Privatärzte ohne Vertragsarztzulassung müssen sich am ärztlichen Notfalldienst selbst dann beteiligen, wenn dieser von der Kassenärztlichen Vereinigung organisiert wird. Das Heilberufsgesetz NRW verpflichtet alle niedergelassenen Ärzte, somit auch Privat- und Fachärzte, am Notfalldienst teilzunehmen. [Ambulante Versorgung]
Maschinenmenschen ![]() Ausschnitt aus: Der Mensch als Industriepalast. In: Fritz Kahn: Das Leben des Menschen. Stuttgart 1922. In einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung sieht Werner Bartens im Doping-Skandal bei der Tour de France den Abgesang auf das Maschinen-Modell des Menschen. Das flächendeckende Doping macht die technische Zurichtung des Menschen zur - in diesem Fall betrügerischen - Maschine kenntlich, zeigt den funktionellen Blick auf den Körper. Die Skandal-Tour 2007 bietet nicht nur die Chance zu einem Neuanfang ohne unerlaubte Leistungssteigerung, mitreisende Blutspender und Arzneihändler. Sie ermöglicht es auch, endlich das einseitige Maschinenmodell vom Menschen aufzugeben. Sehr idealistisch. Nur bildet das "Maschinenmodell" die Grundlage für den "medizinisch-industriellen Komplex", und die Richtschnur für die Gesundheitspolitik. Da wird das Desaster im Radsport nichts daran ändern. Und ehrlich gesagt: Manchmal ist mir das naturwissenschaftliche Modell auch ganz angenehm und es funktioniert oft besser als ganzheitsmedizinische Ansätze. Was die Pharmaunternehmen zu verantworten haben, ist das nicht einlösbare Versprechen, jedes Problem zu lösen - es wird nur die richtige Pille benötigt. Das hat zu einer überzogenen Erwartungshaltung des Patienten an den Arzt und einer Entfremdung gegenüber den Körpersignalen geführt. In dieser Hinsicht sind die Profisportler ein Produkt ihrer Zeit. Nicht nur beim Medikamentenmissbrauch. Wenn ein Bundesligaspieler nur wenige Wochen nach einer schweren Verletzung wieder aufläuft, dann bestätigt auch dies für die Fans die Macht der Medizin und die Leistung der Pharmaindustrie. [Wissenschaft]
Garota de Ipanema Weil das Wetter hier immer noch nicht sommerlich ist: João Gilberto & Tom Jobim. [heile Welt]
Zulassungsrekordjagden Alle Jahre wieder: Deutschland soll zur "Apotheke der Welt" werden - was es schon einmal war. Das bedeutet auch, dass Deutschland zum Dopingschrank der Sportwelt werden würde - nur so am Rande. Nach der ![]() Beliebtes Argument: Die Zulassung dauert zu lange. Das wollte schon die rot-grüne Bundesregierung durch die Umwandlung des BfArM in die "Deutschen Arzneimittel- und Medizinprodukteagentur" ändern. So schnell reagiert die Politik: War vor einigen Jahren im Vergleich zur amerikanischen Zulassungsbehörde FDA in Europa die Zulassung noch langsam, ist nun Europa zum Zulassungsparadies geworden. Nach den Medikamentenskandalen wie Lipobay oder Vioxx geht es heute nicht mehr um die Geschwindigkeit der Zulassung, sondern um die Sicherheit für die Patienten. Hier ist Forschungsbedarf. Mittlerweile bedeutet in Deutschland und Europa die Zulassung auch nicht mehr automatisch den Markteintritt, da sich die Erstattungsbedingungen und die Preisverhandlungen verschärft haben. Und was die FDA zur Zeit von der schnellen Zulassung in Europa hält, hat sie erst kürzlich mit der Weigerung für die - in Europa entwickelte - Diätpille Acomplia gezeigt. [Arzneimittel]
Auftrags-Lobbyisten Dass "Leiharbeiter" aus Verbänden und der Industrie in Bundesministerien tätig sind, ist schon länger ![]() Wollen wir mal ein wenig helfen: Das DLR ist Projekträger für die Forschungsförderung des Bundesministerium für Gesundheit. Das heisst, diese DLR-Mitarbeiter sind im Auftrag des Ministeriums tätig. Warum sollen dann nicht ein paar davon ihren Schreibtisch nicht im Ministerium haben? Das erleichtert die Zusammenarbeit mit den zuständigen Abteilungen ungemein. Jeder, der schon einmal ein Projekt für das BMG mit der DLR als Projektträger durchgeführt hat, weiss, wie schnell man zwischen die bürokratischen Mühlsteine von Ministerium und Projektträger geraten kann. Würde mich wundern, wenn im Bundesforschungsministerium keine DLR-Mitarbeiter zu finden wären. Das BMG beschäftigt also selbst beauftragte Lobbyisten in seinen Räumen. Hoffentlich ist der Rest der Lobby Control-Liste besser recherchiert. [Politik]
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