Klosterfrau-Überzeugungstäter Bankhofer Der ehemalige TV-Gesundheitsguru Hademar Bankhofer hat über Jahre verdeckt die Produkte der Klosterfrau-Gruppe angepriesen. Zu diesem Ergebnis kommt der Journalist Marcus Anhäuser hat in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Dafür hat Anhäuser sich insbesondere in der Fernsehzeitschrift rtv von Anfang 2007 bis Sommer 2008 angesehen. Da wimmelt es von eingetragenen Markenzeichen der Kosterfrau Healthcare Group. Bei Bankhofers Rauswurf beim WDR im Sommer 2008 beteuerte der Naturheilkunde-Papst noch, dass er lediglich einen Beratervertrag habe, in dem stehe, dass er "keine Werbung und PR mache". Mit diesen neuen Fakten konfrontiert verwies er nun darauf, das er Überzeugungstäter sei: ."Dann ist es doch verständlich, dass ich mich auch im Rahmen meiner journalistischen Tätigkeit beim Schreiben von Zeitungs-Kolumnen aus Überzeugung - ohne Geld dafür zu bekommen - dafür einsetze." In einem weiteren Artikel wird die wissenschaftliche Qualität seiner Tipps noch einmal hinterfragt. Es verstärkt sich der Eindruck, dass der Medizinjournalist auf das Überprüfen von Quellen verzichtet, wenn die Message sich schön verkaufen lässt. Zwei Journalistik-Professoren halten dies für hochgradig unseriös. Hier könnte man Bankhofer sogar zur Seite springen, denn seine Arbeitsweise unterscheidet sich nicht besonders von der vieler anderer Kollegen. Medizinjournalismus in Deutschland verlässt sich zu oft auf die Ausagen der Pharmaunternehmen und der von ihnen bezahlten Forscher. Wobei der Begriff "Journalist" eigenlich nicht auf Bankhofer passt. Wie Marcus Anhäuser in seinem Blog zu Recht bemerkt: "Sein Format ist ist die Kolumne". Kolumne bezeichnet in der Presse sowie im Online-Journalismus einen kurzen Meinungsbeitrag als journalistische Kleinform. Meinung, nicht Evidenz und Objektivität ist das Geschäft von Bankhofer. [Journalismus]
Links am Samstag Former Parliament President among the least transparent lobbyists - der ehemalige Präsident des Europaparlaments, Pat Cox, hat die Seiten gewechselt und macht intransparente Lobbyarbeit u.a. für Pfizer. Betrug in der Wissenschaft. Durchsichtige Medizin. Kritik an geplantem Antikorruptionsgesetz - in Österreich dürfen Pharmaunternehmen bald wieder Professoren anfüttern. Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapie (DGPPN), der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) anlässlich der Ultimate Fighting-Veranstaltung am 13.06.09 in Köln FTC: 12-14 yr too long to shield biotech drugs - US Handelskommission lehnt die Forderung der Pharmaindustrie auf 12-14 Jahre Patentlaufzeit für gentisch hergestellte Medikamente ("Biologicals") ab. Elsevier erstellt neue Richtlinien für den Nachdruck und die Zusammenstellung von pharmazeutischen Artikeln sowie für Kundenpublikationen - das Unternehmen aktualisiert ausserdem die Untersuchungsergebnisse über die Praktiken australischer fremdfinanzierter Publikationen der Jahre 2000-2005. AOK will Arzt-Bewertungsportal noch in diesem Jahr online stellen. Medtronic Paid Surgeon While He Was in the Army - Medtronic has acknowledged that it paid a former Army surgeon, who is now accused of falsifying research about one of its products, to give speeches and train other doctors on the company’s behalf while he was in the military. Disease Prevention in Germany Is Mostly Good for Doctors - das WSJ Health Blog berichtet über den Spiegel-Artikel von Markus Grill. Mal wieder was aus der Medizinhistorie: Video des BMJ über Joseph Lister, dem Begründer der antiseptischen Chirurgie. [Links]
Pfizer: Wollen sie nicht oder können sie nicht? Pfizers Weigerung, dem IQWiG vollständige Studiendaten zum Antidepressivum Reboxetin (Edronax®) zur Verfügung zu stellen, sorgt für einige Aufmerksamkeit in den Medien. Nach Spiegel Online und den anderen großen Nachrichtenportalen berichtete am Donnerstag abend auch das ARD-Magazin Monitor. Tenor aller bisherigen Berichte (auch bei uns): Pfizer würde die Unterlagen vermutlich deshalb nicht an das IQWiG herausgeben, um durch die selektive Auswahl von Daten ein geschöntes Bild des Nutzen-Risiko-Profils des Medikaments zu vermitteln. Zu dieser Einschätzung beigetragen haben auch die dreisten Statements von Pfizer gegenüber den Medien, z.B. gegenüber Monitor: Merkwürdig dabei: Warum bloß riskiert Pfizer die auf das Zurückhalten der Unterlagen und solcherlei Äußerungen vorhersehbare negative Publicity? Nur, um ein für Pfizer-Verhältnisse unbedeutendes Nischenprodukt, das längst als Generikum erhältlich ist, in der IQWiG-Bewertung besser dastehen zu lassen, als es ist? Der Stationären Aufnahme liegen detaillierte Informationen aus gut informierten Kreisen vor, die den Vorgang in einem deutlich anderen Licht erscheinen lassen. Demnach sind die angeforderten Unterlagen bei Pfizer schlicht nicht mehr auffindbar, die interne Fahndung nach den Unterlagen sei bislang erfolglos verlaufen. Nach diesen Informationen spräche einiges dafür, dass Pfizer die Zulassung für Reboxetin eigentlich zurückgeben müsste; auch die Zulassung der Reboxetin-Generika wäre in Frage gestellt. Hintergrund für die Schwierigkeiten von Pfizer bei der Bereitstellung der Unterlagen wären demnach verschiedene Firmenzusammenschlüsse und zahlreiche Wechsel in den personellen Zuständigkeiten, gepaart mit Schlamperei. Reboxetin wurde ursprünglich von der italienischen Firma Farmitalia entwickelt und patentiert. Von Farmitalia ist das Medikament erst in einer wechselvollen Firmengeschichte von nicht immer reibungslosen Zusammenschlüssen über Pharmacia und später Pharmacia & Upjohn in das Portfolio von Pfizer gelangt. Dass die europaweite Zulassung des Medikaments dennoch erneuert werden konnte, wirft interessante Fragen auf, die die Unabhängigkeit und Sorgfalt der involvierten Behörden betreffen. In Kürze mehr bei der Stationären Aufnahme. [Pharmaindustrie]
Bewerbungsvideos um eHealth Milliarden Die USA setzt bei der Gesundheitsreform massiv auf IT. Vernetzung, elektronische Patientenakten und Computer sollen Ausgaben sparen, die dringend an anderer Stelle im Gesundheitssystem gebraucht werden. Alleine in die elektronische Patientenakten sollen 19 Milliarden Dollar investiert werden. Nun beginnt der Kampf um die Milliarden. Ein paar Splitter: IBM will mit dabei sein, und verspricht eine Welt, in der ich nicht gerne leben würde: Auf deutsch gibt es denn Clip hier. Ein Mitarbeiter im Bereich Health IT bei der Beratungsfirme Deloitte geht es mit Charme an und erklärt "Everything you need to know about the Health Information Technology for Clinical and Economic Recovery (HITECH) Act" in vier Minuten. Wie er das gemacht hat, erklärt er hier [Ausland]
Vom Discogewinn zum OP-Desaster Die Brust-OP, die von einer Discothek im niedersächsichen Celle verlost worden war, endete für die Gewinnerin in einem Horrortrip. Im November 2008 hatte die Verlosung der Brust-OP grosses Medienecho hervorgerufen. Ärzteverbände, Verbraucherorganisationen und Kirchen hatten das reisserische, nicht menschenwürdige Vorgehen kritisiert. Trotz der einhelligen Missbilligung und einer Abmahnung der Wettbewerbszentrale hatten die Discothek und die Agentur, die den Eingriff in Polen vermittelte und bezahlte, die Veranstaltung durchgezogen. Es zeigte sich, dass alle Bedenken bezüglich der Sicherheit und Risiken wahr geworden sind. Die Frauenzeitschrift "Jolie" aus dem Axel Springer Verlag berichtet in der aktuellen Ausgabe unter der Überschrift "Wie mein Hauptgewinn zum Albtraum wurde" über den Ärztepfusch und die Komplikationen, die die Gewinnerin erleiden musste. Die BILD-Zeitung veröffentlicht eine Zusammenfassung in ihrem eigenen Stil mit einer Breitseite gegen Polen. Die - im Gegensatz zu dem BILD-Schmierenartikel - sehr gute Reportage in "Jolie" offenbart ein Vorgehen, das aus dem Drehbuch einer Vorabend-Soap enstammen könnte, inklusive Happy-End. Nachdem die 23-jährige Nadine L. sich vier Stunden "total zum Affen machte", konnte sie den Gutschein in den Händen halten. Statt des Gewinns von 3700 Euro hatte sie jedoch 3700 Euro Schulden gewonnen, die nach dem Vertrag fällig geworden wären, wenn sie die Reise zur polnischen Klinik nicht angetreten hätte. Es folgte ein Bratungsgespräch auf polnisch, das Notwendigste von der Chefin der Vermittlungsagentur übersetzt, in der Risiken nicht zur Sprache kamen. Nach deutschen Recht wäre das nicht statthaft, wie auch die Operation nur drei Stunden später. Laut Gesetz müssen hierzulande 24 Stunden zwischen dem Beratungsgespräch und einem OP-Termin als sogenannte Bedenkzeit liegen. Am nächsten Tag wird die Patientin schon aus der polnischen Klinik entlassen, ohne dass ein Arzt noch einmal die Brust sich angeschaut hatte. Erst 10 Tage später kommt es zu einer Kontrolluntersuchung in Hannover - in den Räumen der Agentur. Ohne Arzt, den Verband soll die Sekretärin abgenommen haben. Im Ergebnis waren die Brüste statt geformt eher "verformt". Schadensersatz von der Klinik aussichtslos und die Patientin ohne finanzielle Mittel für eine Korrekturoperation in einer seriösen deutschen Klinik. Die Agentur war durch den Vertrag gegen Forderungen abgesichert. Happy-End: Durch eine Suche im Internet gelangte sie an einen Arzt, der pro bono, nur gegen die Erstattung der Kosten für die Anästhesie und die Implantate, die Silikon-Kissen aus Polen ausgetauscht hat. Die Agentur vermittelt weiter Patientinnen nach Polen. Die Frage aus meinem Blogposting im November 2008 bleibt unbeantwortet: Warum dürfen nebenberuflich betriebene Agenturen verzweifelte Patienten in ausländische Kliniken verfrachten, deren Qualifikation der Betreiberinnen einzig in Werbung, Marketing und Promotion besteht? [Ethik & Monetik]
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