Lifestyle vs. Sicherheit Nachdem deutsche und österreichische Zeitungen und Frauenmagazine den Leserinnen ausschliesslich redaktionell verbrämte Marketing-Aussagen zu Bayers "natürlicher" Antibabypille Qlaira® präsentiert hatten, hätte man fast annehmen können, Bayer und die beauftragen Werbeagenturen haben die Medien im Griff. Ein Lichtblick ist der Artikel des Tagesanzeigers aus Zürich: Pille 'natürlich', Risiko unbekannt. Die Pharmaindustrie preist die «Natürlichkeit» einer neue Antibabypille. Risiken, die der neuartige Stoff birgt, sind ihr im Detail «nicht bekannt». Jungen Frauen verkauft sie das Produkt mit Lifestyle-Argumenten. Der Autor Thomas Knellwolf bringt die Fakten auf den Punkt. [Klaera]
Zur Venus mit Qlaira Nachdem das österreichische Frauenmagazin "Wienerin" im Juli der Antibaby-Pille Cerazette® von essex Pharma grosszügig redaktionellen Raum gegeben hat, darf das Konkurrenzprodukt von Bayer nicht nachstehen. Unter dem Titel "Die Venus Woche" werden die Erkenntnisse von Rebecca Booth verhackstückt, deren Buch im März 2010 auf deutsch erscheinen wird. Die US-Frauenärztin verbindet geschickt Ernährung, Hormone und Lebenstil zu einer Frauen-Wellness-Mixtur. Die Ärztin ist bekennende Befürworterin der Hormonersatztherapie, ungeachtet, dass seit Monaten Wyeth und Pfizer wegen verschwiegenden Risiken ihrer Hormonpräparate in der Kritik stehen. Gerade in dieser Woche wurde Pfizer vor einem US-Gericht zu 6,3 Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt worden ist, da die von Wyeth sowie Pharmacia & Upjohn hergestellten Menopausen-Mittel Premarin, Provera und Prempro bei der Klägerin Brustkrebs verursacht hätten. Weitere 1500 Klagen sind noch anhängig. Wo Hormone und Wellness im Spiel sind, ist die neue Pille von Bayer mit der "Wirkung des natürlichen Östrogens" nicht weit. In dem Artikel darf die Grazer Frauenärztin Monika Schaffer darauf hinweisen, dass Qlaira® den Frauen ihr monatliches Stimmungshoch zurückgeben könnte. Sie berichtet von individuellen Erfahrungen aus ihrer Praxis. Die Grazerin kennen die Leser des Blogs schon als Expertin in redaktionellen Schleichwerbeartikeln aus news Leben oder Kurier und als Referentin auf Forbildungsveranstaltungen zu Qlaira®. Schon im Kurier-Artikel hatte sie nicht durch Studien gedeckte Marketingaussagen propagiert "Die Frauen fühlen sich wohler, sie haben mehr Lust, und die Scheide ist feuchter. Nun wird das Statement mit dem Avis versehen, dass ... Studien, die diese Aussagen verifizieren könnten, noch im Gange sind. Trotzdem bleibt der Artikel eine redaktionell verbrämte Werbeanzeige und damit eigentlich, wie die anderen redaktionellen Beiträge rund um die Pille von Bayer ein Fall für den österreichischen Werberat. [Klaera]
Qlappe zu Bayer hat sich die Kritik an der illegalen Internet-Werbung für die Antibaby-Pille Qlaira® zu Herzen genommen. Oder ist doch ein Mitbewerber aktiv geworden? Beim Aufruf der im Stern-Artikel kritisierten Internetseite Pille-mit-dem-Q, erhält die Nutzerin seit Anfang dieser Woche die Mitteilung: Die Webseite wird momentan überarbeitet. Wir danken für Ihr Verständnis. Qlasse: Abgeschaltet. In Österreich hatte Bayer auf traditionelle und massive Print-Kampagnen gesetzt. Vorteil: Da kann man keinen Stecker ziehen. -- Mehr zu der Internetkampagne: Hier und hier. -- Update 16.10.2009 Ist wieder da. Wenn es Veränderungen gab, dann nur marginal. Die Kritik an der Kampagne ist weiter aktuell. Update 1.1.2009 Die Formulierung "Pille mit dem natürlichen Östrogen" ist nicht mehr zu finden. Stattdessen wird das Präparat als "Mikropille mit Wirkung des natürlichen Östrogens" beschrieben. [Klaera]
Stern kritisiert Pharmawerbung Fast ein halbes Jahr nach Einführung von Bayers Anti-Baby-Pille Qlaira® (gesprochen "Klära"), die von einer vorher nicht gekannten Marketingkampagne begleitet worden ist, hat es die Journailie gemerkt: Wie Frauen mit 'Natürlichkeit' gelockt werden titelt der Stern. Hier im Blog hatte das Thema seine Premiere mit einem ersten Posting am 2. März 2009. Was in dem Artikel nicht erwähnt wird: Der Verlag G+J, der den Stern herausgibt, verlegt in Österreich die Frauenzeitschrift "Woman", das Nachrichtenmagazin "News", und "News Leben". Dort haben sich die G+J-Medien mit Freude und ohne Scham an der Kampagne beteiligt, obwohl in unserem Nachbarland auch das Arzneimittelgesetz Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente untersagt - Schleichwerbung sowieso. Kritisiert der Artikel lediglich das Qlaira-Marketing im Internet, weil es das eigene Geschäft in der lukrativen Grauzone zwischen Werbung und redaktionellem Inhalt bedroht? G+J soll es nicht so glänzend gehen. Und dass die Pharmaindustrie bei Werbung im Printbereich zurückhaltend ist, musste G+J gerade bitter erfahren. Die geplante Gesundheitsbeilage "Vitaguide" wird wegen des zu geringem Interesses an Anzeigenbuchungen seitens der Pharmaindustrie nicht erscheinen. Derweil erscheint die nächste Marketing-Welle für die Pille am Horizont: Bayer will Qlaira® für die Therapie von "übermässig starken Regelblutungen" in Europa zulassen. Das könnte viele Zeilen Text in den Frauenzeitschriften bedeuten, um die Leserinnen über das Krankheitsbild "starke Regelblutungen" und die neue Therapiemöglichkeit aufzuklären. -- Update 13:07 Uhr: Der Artikel ist weg. Update 17:00 Uhr: Soll laut der Autorin des Beitrags ein technisches Problem sein. Update 18:17 Uhr: geht wieder. [Klaera]
Perry und die qlasse Pille Kate Perry nimmt Qlaira®. Dies will ein Artikel im Freizeit-Magazin, der Wochenend Beilage der österreichischen Zeitung "Kurier", nahelegen, in dem als Einstieg für die Schleichwerbung für die Verhütungspille von Bayer das Bekenntnis der Sängerin gewählt worden ist. "Ich werfe die Anti-Baby-Pille ein wie andere Vitamin C". Laut dem Bericht soll Perry beim Wiener Lifeball im Mai verraten haben, dass sie sich mit Pillen der neuesten Generation schütze. Zum Nachrechnen: Der Ball war einen Tag nach Markteinführung des Medikaments in Europa. In der Heimat der Sängerin, den USA, ist die Pille noch nicht zu haben. Perry als early Adopter mit direktem Draht zu Bayer? Danach gibt der Autor Hinweise auf die neue Pillengeneration, die den Körper weniger stark belaste und eine Warnung: Trotzdem ist Estradiol noch lange kein Vitamin-C-Zuckerl. Soweit redaktionelle Sauberkeit im Pharmawerbebusiness. Für die schmutzigen Teil darf die Expertin Dr. Monika Schaffner ran. In einem Kasten erklärt die Frauenärztin, die auch schon für "News Leben" Qlaira® positiv gewürdigt hat und für Bayer auf Kongressen das Medikament vorstellt, die nicht durch Studien bestätigten werbewirksamen Vorteile des Kontrazeptivums Die Frauen fühlen sich wohler, sie haben mehr Lust, und die Scheide ist feuchter. Sie verschreibe die Pille deswegen häufig. Damit auch jede Frau, weiss um was es geht, ist eine Packung mit Handelsnamen abgebildet. Leserinnenservice. Zugegeben, mal neue Value Messages, sollten doch bisher Vorteile bei Haut, Haare, Körpergewicht und kürzere Blutungen, die in redaktionellen Artikeln von Experten herausgestellt wurden, die Frauen zum Gang zum Arztbesuch motivieren. Könnte ein Strategiewechsel sein, um andere, ältere Zielgruppen zu erreichen - was bedeuten würde, dass die hippe Q-Punkt-Kampagne in Österreich zuwenig junge, Lifestyle orientierte Frauen erreicht hat. [Klaera]
Negativer Q-Test Social media ist ein hartes Stück Brot für die Pharmawerbung. Da berichtet im Forum von netdoktor.de eine Anwenderin über Probleme mit der neuen Antibabypille Qlaira®. Habe sie heute den 2. Tag genommen und mir gehts echt schlecht, extremer Druck im Kopf, Schwindel, heute Nacht hatte ich ne schlimme Panikattacke und meine Stimmung ist total zum Heulen, traue mich jezt überhaupt nicht die nächste Tbl aus der Packung zu nehmen.
Ob nach dem Lesen eine Internetnutzerin noch den Q-Test machen will, zu dem das Flash-Werbebanner für Qlaira® auf der rechten Seite auffordert?[Klaera]
"Wienerin" liebt Pillenwerbung Bei soviel Getöse um die neue "natürliche" Antibaby-Pille von Bayer in Österreichs Medien, wollen die Mitbewerber nicht zurückstehen. In der Frauenzeitschrift Wienerin wird über eine Doppelseite die Frage erörtert, wie eine Frau ihre monatliche Periode mit Hilfe einer Verhütungspille loswerden kann und nur noch alle 3 Monate vom "roten Indianer" - oder besser gar nicht mehr - belästigt wird. Empfohlen wird explizit das Produkt Cerazette® von essex Pharma (essex Pharma ist der Firmenname von Schering-Plough in Deutschland und Österreich). Variante2: Sie nehmen ohne Pause die Minipille Cerazette - sie ist derzeit die einzige ihrer Art am österreichischen Markt. Damit zielt essex klar auf Bayer. Zwar muss Bayers "Qlaira®" auch durchgängig ohne Pillenpause genommen werden, aber durch abgestufte Hormondosen und zwei Plazebo-Pillen am Ende des Einnahmezyklus können Frauen eine Entzugsblutung nicht "verschieben" oder ganz unterdrücken. Zu der Sorge um die Wellness der Leserinnen gehört natürlich auch, dass Wienerin online über das Bayer-Produkt informiert: Frauen in Österreich haben ab sofort eine neue Option in Sachen Verhütung. [Klaera]
Qlaira ist ein nettes kleines Mini Cabrio Eine Gynäkologin erklärt im Auftrag von Bayer die Vorteile von Qlaira®. Wissen Sie, Sie müssen sich das so vorstellen wie mit Autos. Also das Ethinylestradiol das ist so wie sagen wir mal ein ganz grosser dicker fetter Porsche. Schick, schnell. Sie kommen kommen superschick ganz schnell von A nach B, aber ist auch ein bisschen kapriziös und man muss echt aufpassen mit der Steuerung, man kann auch mal schnell wogegen fahren, ja. Und das Estradiolvalerat, das ist jetzt nicht etwa die kleine langweilige Schwester vom Ethinylestradiol, ja. Sondern stellen Sie sich das vor als netten, kleinen Mini, zum Beispiel. Mit dem kommen Sie auch schick von A nach B, ja. Und der hat sogar noch ein paar Vorteile, wenn Sie vielleicht ein Cabrio haben. Das ist einfach der Unterschied. Auch sonst gibt das Interview einen unbeabsichtigten Einblick in die Praxis der Gynäkologen. Nach diesen Aussagen "basteln" die Kollegen schon mal Off-Label mit Hormonen herum und sie habe Qlaira® schon vor dem Launch am 15. Mai 2009 verschrieben: "dann gehen sie gleich am 15. in die Apotheke und holen sich das". Übrigens die interviewte Frauenärztin mit der, dem Interview nach zu schliessen, Erfahrung beim Porschefahren kennen wir bereits. Sie hat in den letzten beiden Jahren für die Bayer Verhütungspillen Yaz® und Yasmin® als Expertin die Produkte gelobt. [Klaera]
Kurz und gut und unethisch Verbotene Werbung für rezeptpflichtige Arzneimittel geht in Österreich auch kurz. Statt Begeisterungsstürme und Experten-Testemonials einfach nur ein Hinweis auf die "natürliche Pille" im "Wohlfühlmagazin" Gesünder Leben - einzig natürlich ist die Nennung des Markennamens in solchen redaktionell verbrämten Werbeanzeigen. [Klaera]
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