AWB-Vergütungen sinken Die Teilnahme an Anwendungsbeobachtungen galt in den vergangenen Jahren als ein attraktiver Zusatzverdienst für Ärzte. Für das mehr oder weniger fantasievolle Ausfüllen von rund drei Seiten Formular pro "Patient" erhielten Ärzte Presseberichten zufolge zwischen 50 und 700 Euro als Aufwandsentschädigung. Ein Blick auf zwei aktuelle Anwendungsbeobachtungen im hausärztlich-internistischen Umfeld ist da ernüchternd. Die Ezetrol®- und Inegy®-Anbieter MSD und Essex pharma offerieren für eine im Herbst gestartete Anwendungsbeobachtung, bei der der Grad der Zielerreichung bei der Lipidsenkung in hohem Detailgrad beschrieben werden muss, gerade einmal 15 Euro pro dokumentierter Visite. Ein Anbieter von Homöopathika und Phytopharmaka bietet da mehr für weniger Aufwand. Sein Mittel hilft praktischerweise sowohl gegen hohen als auch gegen niedrigen Blutdruck und pro dokumentiertem Fall erhält der Arzt immerhin noch 40 Euro Aufwandsentschädigung. Weiterer Vorteil der naturheilkundlichen Variante: Hier ist auf Wunsch die Erstattung per Scheck möglich. [Pharmamarketing]
Schlucken & Sparen Wie definieren Pharmaunternehmen ethisches Verhalten, wenn sie die Werbebeschränkungen beklagen und gerne direkt die Patienten auch über verschreibungspflichtige Medikamente informieren wollen? Ein krasses Beispiel kann man in den USA sehen. Ein Beitrag von CBS über Rabattcoupons für Medikamente. [Pharmamarketing]
„Vermutlich aus GQ oder Men's Health“ Wissenschaftsjournalistin Cornelia Stolze, schon in der Vergangenheit angenehm aufgefallen durch gut recherchierte Artikel über zweifelhafte Methoden der Pharmaindustrie, sieht sich für Spiegel Online Bayers merkwürdige Männer-Pillen genauer an: In einer Pressemitteilung lässt Bayer auf der eigenen Homepage den "Fitness- und Lifestyle-Experten" Michael Despeghel verkünden, dass sich Sexualität dann am intensivsten ausleben lässt, "wenn das Körpergefühl stimmt und die vitalen Körperfunktionen problemlos funktionieren". Doch daran fehle es "bei acht von zehn Männern". Woher die überraschenden Zahlen stammen, ist unklar. Auf Nachfrage bei Despeghel stellt sich heraus, dass er es selbst nicht recht weiß. "Vermutlich aus GQ oder Men's Health", gesteht der "Gesundheitsexperte", der weder Medizin noch Pharmazie studiert hat. Lesenswert. [Pharmamarketing]
Pfizer-Werbung dient nur der Volksaufklärung Jarvik's presence in the advertisements is meant to educate consumers on the importance heart health.
Die Lipitor-Werbung von Pfizer soll nicht das Produkt verkaufen, sondern über die Bedeutung der Herzgesundheit aufklären. Das ist die Antwort eines Pfizer-Sprechers auf die anhaltende Kritik in den US-amerikanischen Medien über Pfizers PR-Celebrity Robert Jarvik. Der Chairman des House Committee on Energy and Commerce des Kongresses hat Pfizer unangenehme Fragen gestellt, da Jarvik in den Spots als Arzt auftritt, jedoch keine Lizenz zum Praktizieren hat.Pfizer hat positive PR nötig. Das hat auch CEO Jeff Kindler erkannt und heuert zum ersten Mal einen "Senior Vice President of Worldwide Communications and Chief Communications Officer" mit Verantwortung für die weltweite Kommunikation an, der Kindler direkt berichtet. Man sollte sagen "die". Den neuen Job hat Sally Susman bekommen. Sie war war vorher für die Kommunikation beim Kosmetikkonzern Estée Lauder zuständig. Nun wird Pfizers Aussendarstellung etwas mehr Glamour bekommen. Demnächst Lippenstifte mit Pfizer-Aufdruck statt Pharmakugelschreiber? [Pharmamarketing]
Pfizers herzlose Werbung Seit März 2006 wirbt in den USA Robert Jarvik, der dort relativ bekannte Miterfinder eines künstlichen Herzens, für Pfizers Cholesterinsenker Lipitor® (D/A/CH Sortis®). msnbc-Journalist Robert Bazell hat sich die Vita des Arztes genauer angesehen. Would you buy a heart medication from someone whose own efforts to cure heart disease led to failure? Es sieht so aus, als wäre Jarvik nicht gerade die beste Referenz für eine Statin-Empfehlung. 2010 wird Pfizer das Patent auf Atorvastatin, der Wirkstoff in Sortis®, und damit das mit $13 Milliarden weltweit umsatzstärkste Medikament, verlieren - und Jarvik seinen Job als Pfizer-Gallionsfigur. -- Update Der US-Kongress interessiert sich auch für die Pharma-Werbung mit Promis und Semipromis. Jarvik ist ganz oben auf der Liste und Pfizer werden unangenehme Fragen gestellt. In the ads, Dr. Jarvik appears to be giving medical advice, but apparently, he has never obtained a license to practice or prescribe medicine.
John Dingell, Chairman "The House Committee on Energy and Commerce".[Pharmamarketing]
Ausgaben für Marketing höher als für Forschung Die US-amerikanische Pharmaindustrie gibt für Marketing und Werbung doppelt so viel aus, wie für die Entwicklung neuer Wirkstoffe. Das wurde immer wieder kolportiert und beruhte meist auf den Interpretationen der Bilanzzahlen einzelner Unternehmen. Nun haben die kanadischen Wissenschaftler Marc-André Gagnon und Joel Lexchin dies in einer Analyse bestätigt, die im Open-Access Journal "PLoS Medicine" veröffentlicht worden ist. Dazu verglichen die Autoren die Daten der beiden Marktforschungsinstitute IMS Health und CAM (Cegedim Group). Im Gegensatz zu IMS erhebt CAM nicht nur Zahlen zu Ausgaben für Werbung (Anzeigen, Spots,. Aussendienst) sondern auch für gesponserte Meetings, E-Promotion, Mailings und Marketing in Form klinischer Studien. Ergebnis: Im Jahr 2004 flossen insgesamt $57,5 Milliarden in Werbemaßnahmen, während sich die Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf $31,5 Milliarden beliefen. Die beiden Autoren merken an, dass die Summe die realen Ausgaben noch unterschätzt, da Aktivitäten wie Ghostwriting von Fachartikeln, illegales off-labels Marketing oder gesponserte Forschungspreise nicht enthalten wären. Gagnon MA, Lexchin J. The Cost of Pushing Pills: A New Estimate of Pharmaceutical Promotion Expenditures in the United States. PLoS Medicine 2008, Vol. 5, No. 1, e1 doi:10.1371/journal.pmed.0050001 [Pharmamarketing]
Kondommarketing in Brasilien Peter Rost zeigt in BrandweekNRX einige brasilianische Beispiele für Kondomwerbung. Sehr bemerkenswert. [Pharmamarketing]
Tschi:p tschi:p Das Arzneitelegramm beklagt in einem aktuellen "blitz-a-t" nach Ablauf des Patentschutzes eine Flut von Generika für das "atypische" Neuroleptikum Risperidon (Risperdal®), die mit einer Welle entsprechener Anzeigen in den einschlägigen Printmedien einher geht. Neben einer Preisreduktion um 60 Prozent gegenüber dem Originalpräparat erkennen die Autoren einen weiteren positiven Aspekt: Die unsäglich plumpe Werbung von Janssen-Cilag für RISPERDAL: "Er ist Schizophreniepatient und hat wieder Freude am [tschi:p tschi:p] der Vögel" wird durch die bezugnehmende Werbung von Orion Pharma für RISPECARE ["cheap cheap"] für weitere Werbeaktionen unmöglich gemacht. [Pharmamarketing]
Pillen als Hauptgewinn Arzneimittelhersteller dürfen nicht mit Erfolgsgeschichten ihrer Kunden werben. Aussagen, ein Medikament unterstütze das allgemeine Wohlbefinden, sind dagegen zulässig, urteilte Anfang November der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg zu einem Streit um Ginseng-Präparate. In dem Fall ging es um eine Verlosung von Arzneimitteln. Dazu stellt der EuGH fest, dass eine derartige Werbemassnahme durch die Richtlinie 2001/83/EG nicht explizit verboten wird. Die Richtlinie fordere aber allgemein in ihren Erwägungsgründen, dass übertriebene und unvernünftige Werbung verhindert und ein zweckmässiger Einsatz von Arzneimitteln gefördert werde. Dem widerspreche eine Verlosung von Arzneimitteln, die einer unzweckmässigen und übermässigen Verwendung Vorschub leiste. Verbraucher würden von einer sachlichen Prüfung der Frage, ob die Einnahme des Arzneimittels erforderlich sei, abgelenkt. Darüber hinaus könne die Möglichkeit, bei einer Auslosung ein Arzneimittel zu gewinnen, einer verbotenen, kostenlosen Abgabe des Arzneimittels an die Öffentlichkeit gleichgestellt werden. (Az: C-374/05) Weiterhin können Pharmaunternehmen nur bei Ärzten mit Erfolgsgeschichten werben und diese an Verlosungen teilnehmen lassen... da besteht keine Gefahr der der unzweckmässigen und übermässigen Verwendung. [Pharmamarketing]
Unethisches Marketing bei Novartis Der Artikel von Markus Grill im Stern, in dem geschildert wird, wie der Pharmakonzern Novartis seine Medikamente mit Schecks, Marketingtricks und Vergnügungsreisen in den Markt drückt, ist auf der Internetseite des Stern veröffentlicht worden. In firmeninternen Broschüren werden die Medikamente zu "Waffen" im Wettbewerb erklärt, eine positive Studie wird als "unser schärfstes Schwert" bezeichnet. Novartis ruft zum "Strassenkampf" in Arztpraxen auf. Gegenüber Ärzten sei "Streetfighting" angesagt und Exforge solle in "Bulldozer"- Manier durchgesetzt werden. Zur Vorbereitung des Straßenkampfs" werden Aussendienstler zu einer Tagung eingeladen, um sie "auf die entscheidende Attacke gegen den Wettbewerb" einzuschwören: "Der Sieg wird unser sein." Sie werden aufgefordert, "höchst aggressiv“ vorzugehen, getreu dem Motto, das die Mitarbeiterzeitung ziert: "Freundlich, clever, höchst aggressiv". Ein Novartis-Manager stachelt an: "Der Angreifer ist immer im Vorteil. Dem Verteidiger bleibt nur die Reaktion!" Vorstandschef Peter Maag spricht intern sogar von "Blitzkrieg". [Pharmamarketing]
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