Korruption bei Werbeagentur von Klosterfrau

Im Frühjahr dieses Jahres hatte der Presserat Schleichwerbung für das Allheilmittel "Klosterfrau" in der Zeitschrift "TV Hören und Sehen" gerügt. Für 60.000 Euro wurden drei redaktionelle Artikel vom Bauer-Verlag angeboten. 2005 wurde aufgedeckt, dass bei Sat 1 Klosterfrau-Produkte mit gekauften redaktionellen Beiträgen an den Patienten gebracht wurden.

Die Werbeagentur "103° Communications" und Klosterfrau, die auf diese unmoralische Angebote eingegangen sind, stehen nun unter anderen Korruptionsverdacht. Die Kreativen sollen Mitarbeiter von Klosterfrau und eines weiteren Kunden, der "Alten Leipziger", geschmiert und im Gegenzug millionenschwere Werbeetats erhalten haben. 2002 hatte die kleine Agentur den 8-Millionen Etat überraschend gegen die zuvor beschäftigten Werber von McCann Erickson gewonnen.

Zwei Topmanager der Düsseldorfer Werbefirma und ein früherer Mitarbeiter von Klosterfrau sind verhaftet worden.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-12-04   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Novartis schmeisst Geld unter die Ärzte

Neue Story von Markus Grill im Stern. Novartis kurbelt den Umsatz mit Methoden an, die eigentlich durch Kodex und Gesetze längst geächtet sind.
Der stern konfrontierte Novartis schriftlich mit den Recherchen. Das Unternehmen antwortete allerdings lediglich allgemein, sich an Recht und Gesetz zu halten und den Verhaltenskodex der Pharmaindustrie zu unterstützen.

 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-12-01   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Wimpernwunder bei Glaukompatienten

Allergan? Kennt kaum jemand. Botox, das bekannteste Produkt des Pharmakonzerns kennt jeder. Seit Anfang der 80er Jahre zur medizinischen Behandlung eingesetzt, hat erst die kosmetische Wirkung gegen Falten den Umsatz gebracht. Der stieg von $5 Millionen im Jahr 1993 auf $1 Milliarde im Jahr 2006.

Nun soll eine weitere kosmetische Anwendung eines Medikaments bei Allergan die Gewinne beflügeln. Lumigan®, ein Medikament gegen Glaukom, soll Augenwimpern wachsen lassen. In den deutschen Fachinformationen ist als Nebenwirkung "Wachstum der Augenwimpern bei bis zu 45% im ersten Jahr" aufgeführt.

Dass Prostaglandine diese Wirkung haben können, ist schon lange bekannt. Einige US-Kosmetikafirmen haben sich in die Grauzone begeben und Prostaglandine in ihre Wimpernwunderprodukte gemischt - ohne es zu deklarieren.

Der Markt ist gigantisch. Die Wimpern-Produkte kosten rund $150 in den USA, während die Glaukom-Augentropfen für 30 Euro mit Rezept in Deutschland zu haben sind. Verständlich, dass Allergan da mitverdienen will. Am 7. November hat Allergan eine Patentklage gegen 7 Kosmetikunternehmen eingereicht.

Alles im Dienste der Gesundheit, wie Allergan es als Statement zur Verantwortung formuliert
For more than 50 years, Allergan has been committed to the health, well-being and safety of the people who put their trust in our products. Every day, we strive to find innovative solutions to complex medical conditions to fulfill this commitment.

 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-11-27   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Ein Ex-Mietmaul erzählt

Lesenswert. In der NY Times Magazine-Beilage erzählt ein Psychiater über seine Erfahrung mit dem Pharmamarketing als bezahlter Repräsentant für den Pharmakonzern Wyeth.
As the reps became comfortable with me, they began to see me more as a sales colleague. I received faxes before talks preparing me for particular doctors. One note informed me that the physician we’d be visiting that day was a “decile 6 doctor and is not prescribing any Effexor XR, so please tailor accordingly. There is also one more doc in the practice that we are not familiar with.” The term “decile 6” is drug-rep jargon for a doctor who prescribes a lot of medications. The higher the “decile” (in a range from 1 to 10), the higher the prescription volume, and the more potentially lucrative that doctor could be for the company.
...
At that moment, I decided my career as an industry-sponsored speaker was over. The manager’s message couldn’t be clearer: I was being paid to enthusiastically endorse their drug. Once I stopped doing that, I was of little value to them, no matter how much “medical education” I provided.

Daniel Carlat ist mittlerweile Herausgeber eines unabhängigen Newsletters, The Carlat Psychiatry Report, und schreibt ein Blog.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-11-25   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pharmamarketing mit Frauensachen


„female affairs“ ist eine Initiative, die von sechs Expertinnen ins Leben gerufen wurde.
Warum steht dann im Impressum der Internetseite female affairs "Organon GmbH"? Astroturfing wie aus dem PR-Lehrbuch. Viele werden sich unter Organon nichts vorstellen können, Logo und andere Hinweise fehlen auch.

Organon wurde dieses Jahr von Akzo-Nobel an Schering-Plough verkauft und gehört mit über 2 Milliarden Euro Jahresumsatz und 14.000 Mitarbeitern zu den grossen Pharmakonzernen. Alles rund ums Kinderkriegen, von Kontrazeptiva bis Hormone zur Fruchtbarkeitsbehandlung sind Kernbereiche des Unternehmens.

Daher wird vom Unternehmen das Schlagwort "female affairs" mit "Sexualität" definiert. Wie bei allen Astroturfing-Kampagnen steht das "Agenda-Setting" im Vordergrund. Weiter im Lehrbuch: Man nehme eine Handvoll Experten, ein buzz-Begriff von Trendforscher Horx: Smart Sex, eine Umfrage und verrühre dies zu einem gesellschaftlichen Thema, das Frauen bewegt.

Die Expertinnen:
  • Ulrike Brandenburg, Autorin und demnächst für RTL in Sachen Liebe in Not als Super-Nanny für Erwachsene unterwegs.
  • Elisabeth Merkle, Gynäkologin und schon früher für Organon tätig.
  • Eva Wlodarek, Bestseller-Autorin für "Tschaka-Literatur".
  • Anita Rieder, Expertin für Austroturfing.
  • Anneliese Schwenkhagen, Gynäkologin mit Erfahrung in der Kooperation mit Organon.
Lehrbuchhaft auch der Erfolg. Selbst Sigrid Neudecker von der Zeit störte sich in ihrem Sex-Blog bei der Vorstellung der Initiative vor 1,5 Jahren eher an Äusserlichkeiten, ohne zu merken, dass dies zur Kampagne gehört.

Kein Wunder, dass die PR-Agentur MS&L Manning Selvage & Lee schon mal für die Lockerung des Werbeverbots für verschreibungspflichtige Medikamente trommelt. Dann lohnt sich auch der Einsatz von Sanofi-Aventis für den Preis für junge Wissenschaftsjournalisten, den MS&L medial vermarktet.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-11-16   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Restless ads syndrome

Regelmässige Leser haben es gemerkt. Es es ruhiger geworden. Ich bin viel unterwegs zur Zeit. Selbst morgen ist Bahnfahren angesagt, da Flüge nicht mehr zu bekommen waren. Es gibt aber als Backup einen Mietwagen, falls das Streikchaos eskaliert.


Für einen bemerkenswertes Video reicht die Zeit: Die US-Verbraucherorganisation Consumers Union hat einen Werbespot für Requip® zur Behandlung des Restless Legs Syndroms (RLS) gnadenlos auseinander genommen. Der RLS-Patientenverband Restless Legs Foundation schäumt. Finanziert sich doch der Verband zu einem beachtlichen Teil durch GlaxoSmithKline (GSK) dem Hersteller des Medikaments. $450.000 des $1,4 Millionen Etats kamen 2005 von GSK. Weitere $178.000 von Boehringer Ingelheim, die 2005 auf die Zulassung ihres RLS-Präparats warteten.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-11-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ask your undertaker



Bill Maher über Big Pharma.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-11-14   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Emerging drug markets

In den Industrieländern wachsen die Ausgaben für Arzneimittel nur moderat und Massnahmen zur Eindämmung der ausufernden Kosten für die Gesundheitsversorgung lassen wenig Spielraum für Gewinnsprünge. Einen Ausweg sehen die Pharmakonzerne in den Entwicklungs- und Schwellenländern, in denen die Mittel- und Oberschicht vom Wirtschaftwachstum profitiert.

Die internationale Verbraucherorganisation "Consumers International" hat in einem pdf-DateiReport - "Doctors, drugs and dinners" - das Marketing der Pharmakonzerne in den "Ermerging markets" wie beispielsweise Indien, Thailand, Brasilien, Mexiko oder China dokumentiert. Geschenke, wie Klimaanlagen, Notebooks, Clubmitgliedschaften, Reisen zu Tagungen ins Ausland, Neuwagen und Übernahme von Schulgebühren gehören danach zu den üblichen Methoden, um Ärzte vom Produkt zu überzeugen. Ein nur wenig geregelter Werbemarkt lässt Raum für DTC Kampagnen der Pharmakonzerne.

Dabei wird wenig Rücksicht auf die Patienten genommen. Oftmals unterbleiben Hinweise auf Nebenwirkungen und Gegenanzeigen. Die Aufsichtsbehörden tun sich schwer, die Bevölkerung vor Medikamenten zu schützen, die in den Industrieländern vom Markt genommen worden sind.

Dem Guardian sagte der Sprecher der International Federation of Pharmaceutical Manufacturers Associations (IFPMA), es koste Zeit, Verhaltensrichtlinien überall zu etablieren.

Der Report ist Teil einer Kampagne von Consumers International gegen irreführende Medikamentenwerbung.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-11-01   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pharmawerbung in der Schwulen-Szene

Ein Zufallsfund in den Weiten des Internets: In schwulen Szenemagazinen tauchen immer häufiger Anzeigen der Pharmaindustrie auf, das berichtete Jungle World im November 2005. Nach diesem Artikel verschwimmen oft die Grenzen zwischen Imagewerbung, Produktmarketing und redaktionellen Inhalten.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-10-27   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ich will blaue Lippen


Was will die Dame mit dem blauen Mund wohl? Nicht das, an was jetzt viele denken würden. Es ist ein Ausschnitt aus einer Anzeige, die für Ixoten, ein Krebsmedikament von Baxter werben soll und die beispielsweise in der aktuellen Ausgabe der Pharmazeutischen Zeitung erschienen ist.

Ziemlich geschmacklos, angesichts der Indikation "Therapie von Non-Hodgkin-Lymphomen nach Versagen von Standardtherapie". Eine Krebserkrankung von der hauptsächlich ältere Menschen betroffen sind. Ixoten® wird zur Palliativbehandlung eingesetzt, um die mit dem Krebs verbundenen Beschwerden zu lindern.

Das Produkt ist keine Innovation, sondern schmeichelnd ausgedrückt ein "Klassiker" und wird vom arznei-telegramm als umstrittenes Therapieprinzip bewertet. Durch die Kampagne soll mit einem alten Wirkstoff, der in der Therapie kaum noch Bedeutung hat, noch einmal Umsatz generiert werden. Um das rechtlich und preislich abzusichern ist im Juli 2007 von Baxter der das Herstellungsverfahren patentiert worden.

Die Werbeagentur Unterweger und Partner zeigt sich stolz angesichts ihrer Kreativität:
Ein solches Motiv ist im Bereich Onkologie vollkommen ungesehen - und damit ideal geeignet, um ein bereits Jahrzehnte altes Präparat bei der Zielgruppe wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Eine Zielgruppe die relativ klein ist. Wenn man die Fachinformationen zu dem Medikament ernst nimmt, dann sollte Anwendung von Ixoten nur durch einen in der Onkologie erfahrenen Arzt erfolgen.

Das aggresive Marketing ist ein Trend, der aus dem USA kommt, wo für verschreibungspflichtige Medikamente auch ausserhalb der Fachkreise geworben werden darf. Am Dienstag hat das Forschungsunternehmen "IAG Research" eine Studie zu den Pharmakampagnen mit dem höchsten Wiedererkennungswert vorgelegt. Unter diesen sind ein Reihe von Spots und Anzeigen, die besonders negatives Aufsehen erregt haben.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-10-26   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 



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