"Positioning DETROL (Creating a Disease)" Im Internet ist eine Präsentation aus dem Jahr 2002 aufgetaucht, in der Neil Wolf, zu dieser Zeit Group Vice President des Pharmakonzerns Pharmacia, auf der Konferenz der Pharmaceutical Marketing Research Group (PMRG) einen Einblick in die Methoden des "Diesease Mongering" gibt. Titel: "Positioning DETROL (Creating a Disease)". Es geht dabei um Detrol® (in Deutschland Detrusitol®), ein Medikament, das zur Behandlung der "überaktiven Harnblase" (OAB - Overactive Bladder) eingesetzt werden sollte. Nur gab es damals dieses Krankheitsbild "trockene Inkontinenz", noch nicht. Ein Nischenprodukt sollte in den Massenmarkt gedrückt werden. Increase the diagnosis and treatment of urge incontinence. Expand the appropriate patient population (beyond urge incontinence) Zur Einordnung: Kurz zuvor war Pharmacia von Pfizer gekauft worden. [Pharmamarketing]
Verheugen geht - Suche nach Informationen bleibt Kein TV-Magazin ohne Pharmathema. Gestern nahm sich Frontal21 der Lockerung des Werbeverbots für rezeptpflichtige Arzneimittel an. Die EU-Kommission unter Federführung des EU-Industriekommissars Günter Verheugen plant die Informationseinschränkungen aufzuheben. Arzneimittelhersteller dürften dann direkt den Patienten über ihre Produkte informieren. Das Deutschlandradio hatte sich vor einer Woche mit den Plänen beschäftigt. Erst einmal halte ich beide Beiträge für ein trauriges Stück Journalismus und für Irreführung der Zuschauer bzw. Zuhörer. Verheugens Pläne sind alles andere als neu. Anfang 2008 hatte er ein Konzept vorgelegt und zu Stellungnahmen aufgerufen. Die kamen zahlreich und zum überwiegenden Teil ablehnend. Im Oktober 2008 war er dann mit seinem Pharmapaket innerhalb der EU-Kommission gescheitert. Auch weil er strategisch unklug (oder zum Glück) die Lockerung mit einem faktischen Verbot des Parallelhandels verschnürt hat. Im Juni 2009 wird ein neues EU-Parlament gewählt und eine neue EU-Kommission gebildet. Um es mal deutlich zu sagen: Das Ding ist tot. Dagegen wird den Zuschauern suggeriert, dass es eine aktuelle Diskussion ist und die Entscheidung Spitz auf Knopf stünde. Dabei rechnen Insider und Experten aus Politik und Pharmaindustrie nicht vor 2011 mit einer Wiedervorlage. Bei der Sache bin ich nicht so entschieden, wie die Autoren der Medienstücke. In beiden Beiträgen wird ein eine Tatsache bewusst ausgeklammert, an der in der Diskussion niemand vorbei kommt. Patienten wollen sich zunehmend informieren und machen dies schon. Nicht nur im Internet sind Medizin und Gesundheit Top-Themen. Auch für die Print-Verlage sind es Highlights im düsteren Überlebenskampf. Nicht zuletzt hat es seinen Grund, warum kein TV-Magazin ohne Medizinbeitrag auskommt. Die Pharmaunternehmen argumentieren immer wieder mit den Zwei-Klasse-Patienten. Die einen könnten sich die englischsprachigen Infos im Internet zusammen suchen - die anderen wären auf die kargen deutschsprachigen Quellen angewiesen. Oder mit den Zwei-Klasse-Produkten. Hersteller von dubiosen Nahrungsergänzungs- und Naturheilmittel dürften ungeprüfte Informationen über das Internet, in Zeitschriften und über Experten wie Bankhofer verbreiten. Über zugelassene und in klinischen Studien geprüfte Arzneimittel sollte der Patient dagegen nichts erfahren. Das ist so falsch nicht, wenngleich man die Absichten der Pharmaunternehmen kritisch hinterfragen muss. An einer Novellierung der Bestimmungen, wie Information über Arzneimittel an den Patienten gebracht werden, führt kein Weg vorbei. Auch eine Folge der Medienrevolution und des Internets. Ob man es mag oder nicht, es geht nur zusammen mit den Pharmaunternehmen. Sonst wird die intransparente Grauzone mit gekauften Journalisten, Disease Awareness-Kampagnen und bezahlten Experten, die es heute schon gibt, weiter wachsen. Verheugens Pläne waren zu pharmafreundlich und haben gerechtfertigte Bedenken nicht berücksichtigt. Mit Verheugen und dem Richtlinienentwurf verschwindet jedoch nicht das Problem. [Pharmamarketing]
Anspruchsvolle Patientenkommunikation Wie bereits in den Vorjahren ist es Merz Pharmaceuticals gelungen, seinen Internetauftritt anspruchsvoll weiterzuentwickeln und damit einen weiteren Sprung in den Top-Rängen zu erzielen. Bei dem aktuellen Benchmarking belegt Merz nun den 1. Platz im Bereich der Angebotsqualität.
Unklar bleibt in der Merz-Pressemeldung leider, ob auch das Internetangebot der "Deutschen Seniorenliga" zum Thema Alzheimer-Erkrankung (dsl-alzheimer.de) und die Web-Site der österreichischen Merz-Tochter in die Wertung eingegangen sind.Mit seinen umfassenden Informations- und Serviceangeboten auf den Webseiten im Bereich Neurologie und Dermatologie gelingt es Merz sich neben den Branchengrößen wie Roche, Bayer Vital, GlaxoSmithKline oder Merck zu etablieren und im Gesamtranking Platz 5 bei den Fachkreisen und Rang 6 bei den Patientenwebseiten zu belegen. [Pharmamarketing]
Allwettertaugliche Zeckenexperten 2004 Zecken sind auf dem Vormarsch Gesundheit: Der milde Winter und der feuchte Sommer haben dafür gesorgt, dass die Plagegeister auch im Kreisgebiet vermehrt vorkommen. 2005 Robert-Koch-Institut schlägt Zecken-Alarm Weil der Winter zu mild war, beginnt die Blutsauger-Plage in diesem Jahr früher 2006 Eis und Schnee lässt Zecken kalt Der kalte und Schnee reiche Winter in diesem Jahr hat den Zecken nach Einschätzung der Borreliose-Gesellschaft nichts anhaben können. "Zecken überleben auch bei Eis und Frost. Ein Winter wie dieser macht ihnen überhaupt nichts aus", sagte der Präsident der Gesellschaft, Hartmut Prautzsch, in einem dpa-Gespräch. 2007 Forscher warnen vor Zeckenplage Der milde Winter mit seinen frühlingshaften Temperaturen kann für die Bundesbürger nach Ansicht von Wissenschaftlern noch unangenehme Folgen haben. Milder Winter - Zeckenplage droht Experten raten zur Impfung gegen die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME). Die durch Zeckenstiche übertragene Virus-Infektion kann zu einer lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung führen. 2008 Warmer Winter begünstigt die Zecken Heuer muss man aufgrund des Wetters wieder mit einer Zeckenplage rechnen. Amtsarzt Klaus Fillafer rät zu einer Schutzimpfung gegen FSME, die gefährliche Hirnhautentzündung. Warum 2008 wieder mehr Zeckenerkrankungen zu erwarten sind Da der Herbst 2007 aber kalt und der Winter 2007/2008 kalt genug für die Zecken waren, werden wir 2008 wieder mehr Zecken und in der Folge mehr Zeckenerkrankungen zählen. 2009 Zecken mögen kalte Winter Bei den Zecken führen kalte Winter sogar eher dazu, dass ihre Zahl steigt." Denn Schnee und Frost schützen die Zecken in der Phase ihrer Kältestarre. Darüber hinaus können in warmen und feuchten Wintern die Zecken von Pilzen geschädigt werden. Frostwinter senkt Infektionsgefahr durch Zecken nicht Der frostige Winter hat nach Ansicht eines Forschers die Infektionsgefahr durch Zecken nicht verringert. Er fordert daher zur Impfung gegen die Viruskrankheit FSME auf, die typischerweise durch die Tiere übertragen wird. [Pharmamarketing]
Merz versieht illegale Axura®-Werbung mit Zugangsschutz (Update) Die Firma Merz Pharma Austria hat auf unseren vor einigen Tagen erschienenen Artikel reagiert und im Laufe des heutigen Tages die Werbung für das Alzheimer-Medikament Axura® wie gesetzlich gefordert mit einem Zugangsschutz für Fachkreise versehen. Auch die Werbung für weitere verschreibungspflichtige Merz-Produkte (Hepa-Merz®, Rheumon® und Rheumon Depot®) ist seit heute nur noch Fachkreisen zugänglich. Unsere Bitte um Stellungnahme, auch zu den Verbindungen von Merz zur Firma Medcom International und zur "Deutschen Seniorenliga", blieb bislang ohne Antwort. -- Update Merz hat nun geantwortet. Der Informationsgewinn bleibt jedoch begrenzt: vielen Dank für Ihren Hinweis hinsichtlich unserer österreichischen Seiten. Wir haben selbstverständlich alle werblichen Informationen zu Memantine von den allgemein zugänglichen Seiten entfernt. Mit freundlichen Grüßen [Pharmamarketing]
Impfmarketing beim Impfforum StIKo-Empfehlungen und GBA-Richtlinie haben einen normativen Wert erhalten, der entgegen manchem medizinischem Sachverstand in die Nähe rechtlicher Einklagbarkeit geraten ist. Umso wichtiger ist es, dass die StIKo über jeden Verdacht des Industrie-Einflusses erhaben bleibt. Um dem o.g. Eindruck vorzubeugen, ist hohe Transparenz gegenüber der ärztlichen wie nichtärztlichen Öffentlichkeit essentiell.
Aus einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) zur Diskussion um das Impfen in Deutschland. Es ist zu befürchten, dass dies ohne Wirkung verhallt. Der Stiko-Chef Hofmann kann nach eigener Aussage in dem Thesenpapier der Degam keine Kritik an der Impfkommission erkennen. Stattdessen treffen sich diese Woche Stiko-Mitglieder, Experten und Politiker erstmals zur Nationalen Impfkonferenz in Mainz - während im Foyer die Impfstoffhersteller ihre Informationsstände aufgebaut haben. [Pharmamarketing]
Merz betreibt illegale Laienwerbung für Alzheimer-Medikament (Update) Die Firma Merz zeigt seit vielen Jahren, wie man erfolgreich ein verschreibungspflichtiges Medikament mit fraglicher Wirksamkeit auf dem Markt positionieren kann, ohne sich dabei in seiner Kreativität von ethischen Zwängen einengen zu lassen. Auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen scheinen für Merz von untergeordneter Bedeutung zu sein, wenn es um die Vermarktung des Alzheimer-Medikaments Axura® geht. Dessen Wirkstoff Memantin (engl. Memantine) wurde von Merz in der Vergangenheit unter dem Namen Akatinol Memantine® vertrieben. Im Zuge einer drastischen Preiserhöhung wurde das Medikament im Jahr 2002 in Axura® umgetauft. Die Firma Merz ist hier im Blog schon durch ihre offenbar ausgezeichneten Beziehungen zur umtriebigen Bonner PR-Maschinerie "Deutsche Seniorenliga (DSL)"/MedCom International GmbH aufgefallen. Die "Deutsche Seniorenliga" wirbt im Verbund mit der PR-Agentur seit vielen Jahren dreist und ohne Benennung eines Auftraggebers für den Wirkstoff Memantin zur Alzheimer-Behandlung. Der marktführende Anbieter dieses Wirkstoffs, Merz, fand sich vor unserem entsprechenden Artikel noch ganz offen in den Referenzen der mit der "Seniorenliga" eng verbandelten PR-Agentur MedCom International GmbH. In Österreich scheint den PR-Strategen von Merz dagegen keine Tarnkappe notwendig, um gegenüber Laien mit z.T. dreisten und unbelegten Behauptungen offen für das Medikament zu werben. Natürlich ist das wie in Deutschland auch in Österreich verboten. Über die Homepage von Merz Pharma Austria gelangt jedermann mit wenigen Klicks bequem auf die entsprechenden Seiten. Von der Login-Möglichkeit für Fachkreise am rechten Rand des Bildschirms braucht man sich dabei nicht irritieren zu lassen. Noch einfacher finden Interessierte die Seiten mit Google. Die von Merz offen dargebotenen Werbeaussagen erscheinen selbst dann noch krass überzogen und unbelegt, wenn man vergleichbare Ergüsse von Werbetextern aus Internetangeboten gewohnt ist, die Fachkreisen vorbehalten sind: Kaum zu glauben, aber die Autoren des Arznei-Telegramms sprechen in der Tat vom gleichen Wirkstoff, wenn sie schreiben: Die Datenlage zur Wirksamkeit von Memantin (AXURA, EBIXA) bei moderater bis schwerer ALZHEIMER-Demenz ist auf der Basis der veröffentlichten Studien dürftig. Die gemessenen Effekte werden als "gering" eingestuft.
--Keine der Studien, in denen sich ein Nutzen nicht nachweisen lässt, ist publiziert. Die drei Negativstudien umfassen mehr als die Hälfte der Patienten aus Studien im zugelassenen Indikationsgebiet. Unterdrückung von Negativdaten ist bei psychiatrischen Arzneimitteln verbreitet: Nicht einmal die Hälfte, durchschnittlich eher nur ein Drittel der klinischen Studien wird veröffentlicht. Eine seriöse Bewertung auf der Basis nur der veröffentlichten Daten ist nicht möglich. Auch das IQWiG zeigt sich sehr skeptisch: Es liegt kein Nutzenbeleg für die Behandlung von moderater bis schwerer Alzheimer Demenz (AD) mit Memantin vor. Für Patienten mit mittelschwerer Alzheimer Demenz gibt es jedoch für einzelne Endpunkte Hinweise auf einen Nutzen. Die Aussagen stehen jedoch unter dem Vorbehalt, dass ein großer Teil der erhobenen Daten nicht in die Bewertung einfließen konnte, da sie nicht oder nur unvollständig zur Verfügung standen. -- Update 17.3. Merz Pharma Austria hat die Seiten nun mit einem Zugangsschutz für Fachkreise versehen. [Pharmamarketing]
Intelligenz beim Pharmamarketing Wir dürfen Ärzten ja nicht mal mehr einen Kugelschreiber schenken. Wenn ich Chefärzte zum Essen einladen will, darf es nicht teurer sein als 27 Euro pro Person. Unsere Aktivitäten sind so reguliert, da brauchen wir intelligentes, sachorientiertes Marketing.
Hagen Pfundner, Deutschland-Chef der Roche AG in einem Interview mit ZEIT Campus.-- Sag beim Abschied leise Servus. -- Ein Beispiel für "intelligentes Marketing": Dem Darmkrebs auf der Spur, eine von Roche Pharma unterstützte Kampagne. Die Besucher bekommen kostenlos Broschüren, ein Hörbuch und eine DVD über Darmkrebstherapien. [Pharmamarketing]
Experten-Aufmarsch zur Zeckenimpfung Die Zeckensaison hat begonnen. Zeitgleich wird in Deutschland und Österreich die jährliche "Zecken-Impfkampagne" eröffnet. Bei der heutigen Mobilität würde ich die Indikation zur Impfung sehr großzügig stellen", betont Professor Jochen Süss aus Jena, und: "Jetzt ist die Zeit günstig für die Impfungen". Wobei die "Zeckenimpfung" gegen die vom Holzbock (lateinisch: Ixodes ricinus) übertragene Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME), nicht jedoch gegen andere wie Borreliose, die häufigste von Zecken übertragene Erkrankung, schützt. In beiden Ländern wird die Aufmerksamkeit mit einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) gesteigert, die einen viel zu geringen Durchimpfungsgrad feststellt. So waren nach den Daten in Bayern nur knapp 31 Prozent und in Baden-Württemberg knapp 26 Prozent der Befragten vollständig gegen FSME geimpft.
87 Prozent der Österreicher sind schon zumindest einmal gegen die FSME geimpft worden. Wirklich korrekt im Impfschutz sind allerdings nur 66 Prozent. Die Ratschläge der Experten, sind Teil einer gezielten Kampagne des Impfstoffherstellers Baxter. Dazu gehörte ein Medienseminar am 29. Januar, das von der ISW-TBE (International Scientific Working Group on Tick-Borne Encephalitis) veranstaltet und von der PR-Agentur Public Health PR betreut wurde. Da finden sich auch alle Experten wieder, die in den Presseartikeln die Relevanz der Impfung erklären. Die ISW-TBE wird vom Pharmaunternehmen Baxter gesponsert, das auch Eigentümer der Domain ist. Nur Baxter bleibt in den Artikeln unerwähnt. [Pharmamarketing]
Astroturfing mit der Deutschen Seniorenliga und der Dr. Pfleger GmbH Es folgt nun die versprochene bebilderte Auflösung unseres Weihnachtsrätsels. Strahlender Gewinner eines halben Dutzends Pharmakugelschreiber (neu, sortiert) ist virtualmono. Herzlichen Glückwunsch! Die Dr. R. Pfleger GmbH mit Hauptsitz in der schönen Weltkulturerbestadt Bamberg ist ein mittelständischer Arzneimittelhersteller mit gut 55 Mio. Euro Umsatz (2007), dessen ethischer Anspruch "absolute Priorität" genießt. Das lässt sich zumindest der Außendarstellung des Unternehmens entnehmen. Zweifel an dieser Prioritätenrangfolge sind angebracht. Einiges spricht dafür, dass das Pharmaunternehmen zu den Kunden der ausgeklügelten Bonner PR-Maschinerie gehört, die offiziell unter dem seriös anmutenden Namen "Deutsche Seniorenliga (DSL) e.V." auftritt. Bei vielen Aktivitäten der Deutschen Seniorenliga handelt es sich in Wahrheit ganz offenbar um mehr oder weniger gut getarnte PR-Kampagnen der Bonner PR-Agentur MedCom international. Das wunderliche Konstrukt Seniorenliga-Medcom war bereits in der Vergangenheit Thema hier im Blog. Nach unserem ersten Artikel hatten die Bonner allerdings augenscheinlich in der Branche ein wenig an Popularität eingebüßt. Auch bei der aktuellen Kampagne für das Bamberger Pharmaunternehmen scheinen wieder zwei Aspekte bei der Entscheidung eine Rolle gespielt zu haben, auf die Nennung des Auftraggebers zu verzichten: 1. Aussagen in der Broschüre und auf der begleitenden Web-Site könnten bei Nennung des wahren Absenders als Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz gewertet werden, etwa die Diskussion der Vor- und Nachteile verschiedener verschreibungspflichtiger Präparate. 2. Wie bei anderen Astroturfing-Kampagnen steigt die Glaubwürdigkeit der Aussagen dadurch, dass sie scheinbar von neutralen Patientenvertretern stammen. Die Kampagne "Blasenschwäche ist kein Schicksal" der Deutschen Seniorenliga/Medcom international folgt dem Muster der bisherigen verdeckten Seniorenliga/MedCom-Kampagnen, wenn auch hier die Finanzierung durch ein bestimmtes Pharmaunternehmen beim ersten Durchlesen nicht ganz so offensichtlich ist wie etwa bei den Alzheimer-Broschüren. "Blasenschwäche ist kein Schicksal" ist auf den ersten Blick eine klassische Disease-Awareness-Kampagne, wie sie auch in Deutschland von Pharmaunternehmen ganz legal durchgeführt werden können. Sie geht jedoch darüber hinaus und führt den von entsprechenden Beschwerden betroffenen Leser gezielt zu einem bestimmten verschreibungspflichtigen Präparat der Dr. Pfleger GmbH, nämlich zum Medikament Spasmex®. Genau hierin besteht auch der auffälligste Unterschied zwischen der "Seniorenliga"-Kampagne und einem sehr ähnlich strukturierten Informationsangebot unter der Adresse "dieBlase.de", bei dem die Dr. Pfleger GmbH ganz offiziell verantwortlich zeichnet. Die Seniorenliga-Broschüre führt den Leser in drei Schritten zu Spasmex®: 1. Medikamente gehören zur Standardtherapie: 2. Der einzige Wirkstoff, der aufgrund seines Nebenwirkungsprofils bei älteren Menschen geeignet erscheint, ist Trospiumchlorid. 3. Trospiumchlorid ist unter dem Namen Spasmex® erhältlich. Diese klare Argumentationslinie können sich Zweifler gerne noch einmal von scheinbar unabhängiger Seite bestätigen lassen. Die Seniorenliga empfiehlt hierzu ausgerechnet das Internetangebot "dieBlase.de". Kein Wunder. Denn auf ihrer Homepage brüstet sich die Medcom international mit ihrem Auftraggeber (man beachte die ausgefeilte Formulierung): [Pharmamarketing]
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