Ghost management

Tipp: Ein Artikel im Open Access Journal "PLoS Medicine". Ghost Management: How Much of the Medical Literature Is Shaped Behind the Scenes by the Pharmaceutical Industry?

In extreme cases, drug companies pay for trials by contract research organizations (CROs), analyze the data in-house, have professionals write manuscripts, ask academics to serve as authors of those manuscripts, and pay communication companies to shepherd them through publication in the best journals.
Würde ich mittlerweile als Normalfall sehen, kann aber auch nur die eingeschränkte Perspektive aus meiner beruflichen Erfahrung sein.

Die Lösung, die Sergio Sismondo, der Autor, anbietet ist eher unrealistisch und verkennt die enormen finanziellen Mittel, die dafür von den Pharmakonzernen eingesetzt werden.
Universities should also take disciplinary action against investigators who serve as authors on ghost-managed articles. Meanwhile, investigators need to be aware of the mechanisms of ghost management of work that goes under their names, and to refuse to participate. Perhaps they need to be more modest about how many articles they can publish, and more realistic about the amount of effort, legwork, and/or creativity it takes to publish an article.

 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-10-12   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Online Pharmawerbung

Online Werbung boomt. Freier Zugang, über Werbung bezahlt - das ist das Geschäftsprinzip im Web2.0. Daran wollen nun auch die Wissenschaftsverlage partizipieren, die als Bastion des paid-content gelten. Marktführer Reed Elsevier will seine Inhalte auf einer werbebasierten online-Plattform veröffentlichen.

Ohne Abonnement oder einen anderen lizenzsierten Zugang war es bisher nicht möglich, Zugriff auf die Inhalte von biomedizinischen Fachzeitschriften zu erhalten. Abgesehen von der überschaubaren Anzahl von freien Journalen, ausgewählten kostenlosen Artikeln, wenigen Zeitschriften mit offenen Zugang zu älteren Ausgaben und natürlich den OpenAccess Veröffentlichungen. Diese restriktive Politik mit horrenden Preissteigerungen bei den Lizenzen für die Bibliotheken hat die Gewinne der Verlage sprudeln lassen und die Branche für Private-Equity Investoren interessant gemacht.

Aufgrund der massiven Kritik an den stetig steigenden Preisen, die auch der OpenAccess-Bewegung Auftrieb gegeben hatten, war klar, dass es nicht so weitergehen konnte. Für das erste Halbjahr hatte der börsennotierte britisch-niederländische Verlagskonzern Reed Elsevier einen stagnierenden Umsatz ausgewiesen. Nun soll es das Internet richten und Kursfantasien blühen lassen. Dazu will der Verlag auf der Internetseite "Oncology by OncologyStat" Artikel aus 100 verlagseigenen Medizinzeitschriften zum Thema Krebs anbieten. Diese sind Teil eines Fachinfo-Portals u.a. mit tagesaktuellen news, Medikamentendatenbanken, Leitlinien, Tagungsberichten und blogs. Finanzieren soll sich das durch Pharmawerbung und dem Verkauf der Nutzeradressen.

Wie in anderen Printbereichen steigt bei den Fachjournalen die online-Nutzung zu Lasten der Papierausgaben. Die letzte Novelle des Urheberrechts hat die wissenschaftlichen Verlagen bei der Verwertung begünstigt. Das Projekt von Reed Elsevier zeigt, dass die Angst, wissenschaftliche Erkenntnisse würden unzugänglich werden, übertrieben erscheint - sie werden nur für die Pharmaindustrie ins richtige Format gepresst.
 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-09-10   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Fussball gesünder als Joggen

Das wird einige Kicker wie supatyp freuen: Regelmässiges Fussball­spielen soll als "Hobbysport" gesünder als Joggen sein.

Zwar mögen die Fitnesswerte besser sein, aber Fussball gehört zu den besonders verletzungsgefährdeten Sportarten. Ausserdem sind Ausdauersportarten zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser geeignet.

Fazit: Wurde die Studie vom dänischen Fussballverband unterstützt?
 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-08-22   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  



 

Echinacea metamorph

Echinacea schützt vor Erkältungen. Eine Meta-Analyse, die durch die Medien gegangen ist, hatte vor kurzem die Wirkung bestätigt. Während in der Süddeutschen Zeitung ein Experte seine Zweifel anmeldete, wird in der Businessweek an dem Fall die Grundproblematik der Meta-Analysen gezeigt. Meta-Analysen verwirren oft mehr, als sie Durchblick bringen.
 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-08-07   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Maschinenmenschen


Ausschnitt aus: Der Mensch als Industriepalast.
In: Fritz Kahn: Das Leben des Menschen. Stuttgart 1922.


In einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung sieht Werner Bartens im Doping-Skandal bei der Tour de France den Abgesang auf das Maschinen-Modell des Menschen.
Das flächendeckende Doping macht die technische Zurichtung des Menschen zur - in diesem Fall betrügerischen - Maschine kenntlich, zeigt den funktionellen Blick auf den Körper. Die Skandal-Tour 2007 bietet nicht nur die Chance zu einem Neuanfang ohne unerlaubte Leistungssteigerung, mitreisende Blutspender und Arzneihändler. Sie ermöglicht es auch, endlich das einseitige Maschinenmodell vom Menschen aufzugeben.

Sehr idealistisch. Nur bildet das "Maschinenmodell" die Grundlage für den "medizinisch-industriellen Komplex", und die Richtschnur für die Gesundheitspolitik. Da wird das Desaster im Radsport nichts daran ändern. Und ehrlich gesagt: Manchmal ist mir das naturwissenschaftliche Modell auch ganz angenehm und es funktioniert oft besser als ganzheitsmedizinische Ansätze.

Was die Pharmaunternehmen zu verantworten haben, ist das nicht einlösbare Versprechen, jedes Problem zu lösen - es wird nur die richtige Pille benötigt. Das hat zu einer überzogenen Erwartungshaltung des Patienten an den Arzt und einer Entfremdung gegenüber den Körpersignalen geführt. In dieser Hinsicht sind die Profisportler ein Produkt ihrer Zeit. Nicht nur beim Medikamentenmissbrauch. Wenn ein Bundesligaspieler nur wenige Wochen nach einer schweren Verletzung wieder aufläuft, dann bestätigt auch dies für die Fans die Macht der Medizin und die Leistung der Pharmaindustrie.
 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-07-27   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Medical (Ghost)Writing


Susanna J. Dodgson, Direktorin des Biomedical Writing Program an der University of the Sciences in Philadelphia, erklärt, wie "Medical writing" abläuft. Wie z.B. Ghostwriter im Auftrag der Pharmakonzerne Publikationen anfertigen, die dann ein Experte als eigene ausgibt.
The problem that I have, is the lack of transparency. If you going to have authors on the paper and it is not quite clear who the authors should be, cause is done by a committee of 20 or 30 people, I think no one should be an author. Or else it should be some group or else it should be the pharmaceutical company. But to randomly put healthcare professionals on as authors, especially healthcare professionals, who have not be envolved in creating the study or analyzing the data, I think that's appalling and I don't think that helps the pharmaceutical industry in the long run.
Kann ich zustimmen.
 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-07-18   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Serono bezahlt Unfruchtbarkeits-Studie

Ungwollt kinderlos, der Titel einer Studie des Berlin Instituts, die diese Woche im Medienzirkus gastierte. In-vitro-Fertilisation (IVF) - also künstliche Befruchtung als Lösung der demographischen Probleme in Deutschland.

Sponsor der Studie: Das Pharmaunternehmen Serono, Hersteller von Hormonen zur IVF-Behandlung und nach eigenen Angaben "weltweit führend in der Behandlung von Unfruchtbarkeit". Die FTD hat es bemerkt, aber geht noch sehr freundlich mit dem Fall um. Der Leiter des Instituts - ein ehemaliger Wissenschaftredakteur der Zeit" erklärt, wie das Institut seine Forschung finanziert.
Zuerst werde ein Thema identifiziert - dann ein Sponsor gesucht.

Wobei Serono, wie die FTD schreibt, die Studie komplett bezahlt hat. Auftragsforschung für die Pharmaindustrie. Würde man von einer gemeinnützigen, wissenschaftlichen Zwecken dienenden Stiftung nicht erwarten. Aber das ist wohl das Geheimnis des Erfolgs.
 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-06-29   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Andere arbeiten lassen (AAL)

Der Chef der Unternehmensberatung ecco aus Oldenburg hat als Lehrbeauftragter der Uni Bremen die Scheinvergabe von unbezahlter Interviewertätigkeit für sein Unternehmen abhängig gemacht, berichtet die taz Bremen. Zugleich sollten die Studenten für eine von ecco organisierte Messe werben.

Die Public Health-Studierenden haben das abgelehnt und forderten die Entziehung der Lehraufträge für den Geschäftsführer und eine ecco-Mitarbeiterin. ecco hat dann, um Schaden abzuwenden, selber den Rückzug angetreten.

Im Bericht der taz wird noch die "Kooperation" des Unternehmens mit der Uni Oldenburg kritisch angesprochen. Diese enge Verflechtung ist sogar in einem pdf-DateiKooperationsvertrag fixiert worden.

Der Fall zeigt, wie geschickt "Spin-offs" aus dem Universitätsbetrieb, die Ressourcen der Uni nutzen. Ob Praktikanten, Examensarbeiten, Zugang zum Bibliotheksnetz, Imagetransfer des Uni-Namens, Nutzung von Räumen zu nicht marktgerechten Preisen, Möglichkeit bei Kapazitätsengpässe, die von der Uni bezahlten Mitarbeiter einzusetzen oder "Professoren" als Namensgeber für Gutachter zu haben - die Vorteile solcher meist von Professoren oder Uni-Mitarbeitern initiierten Unternehmungen können vielfältig sein.

Gegenüber rein privatwirtschaftlichen Forschungs-Dienstleistern und Beratungsunternehmen besteht da ein Wettbewerbsvorteil, der zu Preisdumping führt. Das erleben wir selber oft genug.
 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-05-21   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Biomedizinisches Publizieren in Deutschland

Heute wieder einmal erlebt:
  • Das Manuskript wird von einem Dienstleister im Auftrag des Studiensponsors angefertigt.
  • Die Reihenfolge der Autoren spiegelt nicht ihren Beitrag zu den Ergebnissen wider.
  • Als Koautoren tauchen an der Studie unbeteiligte Personen auf, die in den nächsten Monaten als Experten das Produkt pushen sollen.

 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-03-13   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Betrug in der Wissenschaft

Alle drei randomisierten kontrollierten Studien, auf die sich die hochdosierte Mannitolbehandlung beim schweren Schädelhirntrauma stützt, sind möglicherweise gar nicht durchgeführt worden. Der Autor hat sich das Leben genommen, die Co-Autoren haben nie Patienten gesehen und die Klinik an der Universität Sao Paulo ist eine Briefkastenfirma.

Warum werden eigentlich nur solche Extremfälle aufgedeckt und nicht das alltägliche Schönen von Ergebnissen?
 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-02-23   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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