Sexy-mini-super-flower-pop-op-cola

Die Bevölkerung altert. Nix neues. Die zukünftigen Senioren werden sich aber anders verhalten wie die heutigen. Dies zeigt auch eine aktuelle Meldung aus den USA: Der Gebrauch von illegalen Drogen ist in den USA in den letzten Jahren in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen angestiegen. Die Flower-Power-Generation will auch im Alter nicht von den Glücksbringern die Finger lassen. Im Gegensatz zu ihren Enkeln: Bei den Teenagern ist der Anteil rückläufig.

Schlechte Zeiten für Hansi Hinterseher, André Rieu, Heino & Co. Und Zeit für die Politik, die Bedingungen für realistische Perspektiven für die alternde Gesellschaft zu schaffen.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2006-09-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Weiss

Schwarz und Silbergrau sind passé. Die neue Modefarbe ist Weiss.

In einer alternden Gesellschaft sind helle, glänzende Oberflächen besonders gefragt. Sie verheißen ewige Frische. Weiss, als die ultimative Farbe des Lebens, die Farbe des Endes und des Anfangs.
Kein Wunder, der Anfang und das Ende findet in den Industriegesellschaften ja auch in der Klinik statt.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2006-09-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Medizin-PR-Expertise

Zufällig über den Weg gelaufen. Aus der Serie: Wie werde ich Experte für Medizin und Gesundheitswesen. Eine PR-Agentur, die sich auf Medizin und Gesundheit spezialisiert hat und medizinische Fachverbände und Kongresse betreut. Die Qualifikation des Teams - kompetent, erfahren, vielseitig - nach Angaben auf der Homepage:
  • Studium der Musik (Hauptfach: Trompete)
  • Studium der Anglistik und Germanistik
  • Studium der Medienkultur
  • Studium der Europäischen Medienkultur

 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2006-09-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Forschung ist die beste Medizin

Fluoxetin, bekannt unter dem amerikanischen Handelsnamen Prozac™ (in Deutschland Fluctin™) spielt eine unrühmliche Rolle in dem Buch von Rengen und Nollmeyer. Die gesamte Stoffklasse der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) ist wegen der Nebenwirkungen und Absetzsyndrome in die Kritik geraten.

Nun wird über neue Einsatzmöglichkeiten nachgedacht. So was nennt man "Ausweitung der Indikation". Das ist für den Hersteller lukrativ, wenn wie im Falle vieler SSRI die Wirkstoffe den Patentschutz verloren haben und die Umsätze einbrechen.

SSRIs sollen nun die Rettung bei Ejaculatio praecox (vorzeitiger Samenerguss) sein.

Parallel zu den klinischen Studien wird schon mal kräftig Disease Mongering betrieben. So sind in den letzten zwei Jahren 12 Studien zu dem Thema veröffentlicht worden, allein schon fünf in diesem Jahr. Mehr als in den 8 Jahren davor. Hilfreich ist dabei, dass die Diagnostik schwierig ist und es noch keine allgemeinverbindliche Definition des Leidens gibt. Der potentielle Markt ist da: Ein Drittel der Männer sollen davon betroffen sein.

Das Studienergebnis war nur bei den Männern eindrucksvoll.
Der Anteil der Frauen, die mit dem Sexualverkehr zufrieden waren, stieg von 58 Prozent vor der Studie auf 78 Prozent danach. Offenbar hatten die meisten Frauen geringere Probleme mit der Ejaculatio praecox als ihre Männer.

Da nimmt man es doch als Mann gerne in Kauf, dass bei 20,1% eine Übelkeit auftrat, es bei 6,8% zur Diarrhöe kam und bei 6,2% zu Schwindelanfällen. Die Autoren glauben, dass die Medikamente akzeptiert würden, wenn das Medikament zugelassen wäre. Ganz schön gewagt: Die FDA hatte letztes Jahr die Zulassung noch verweigert.

Wenigstens wird unser Solidarsystem davon verschont bleiben. Ähnlich wie Viagra werden diese kurz wirksamen SSRI in der Negativliste mit den nicht erstattungsfähigen "Arzneimitteln zur Erhöhung der Lebensqualität" landen. Die Behandlung der Nebenwirkungen darf aber dann die Krankenkasse bezahlen.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2006-09-08   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Die dunkle Seite der Macht


Bild: Jana Walzog muckidesign

Rubio spuckt's aus. A Story from a Pharma-Insider. Ein Enthüllungsbuch eines Pharma-Insiders. Markus Grill hat das Buch in seinem blog ausführlich besprochen.
Unter dem Pseudonym John Rengen hat ein Pharma-Insider einen Enthüllungsroman geschrieben, der jede Menge Sprengstoff enthält. Der Autor war mehr als 35 Jahre in der Branche tätig, vor allem als Manager bei den Pharmakonzernen Eli Lilly und Novo Nordisk.

Überraschunsgmomente hatte ich beim Lesen des Buches nicht. Ich musste ich oft an einen Kollegen aus den USA denken. Von Typ vergleichbar mit dem Rubio in dem Buch. Früher im Marketing bei Pharmakonzernen, heute als Consultant tätig. Ein wenig hemdsärmlig, ein Verkäufertyp, der abends nach der Tagung gerne von seinem Haus, Auto, Ferienhaus in den Rockies usw. erzählt, Fotos zeigt und seine neuesten Gadgets am Tisch präsentiert. Er sagte mal halb ernst, halb flapsig: "Ich arbeite für die dunkle Seite der Macht".

Ich auch? Ist die dunkle Seite nicht überall dabei, wenn mit dem Schicksal von Menschen Geschäfte gemacht werden?
 
[Arzneimittel]
Autor: strappato   2006-09-08   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Flüchtlinge

Deutsche Ärzte zieht es ins Ausland. Wie gross das Interesse an einer Flucht aus dem deutschen Gesundheitssystem ist, konnte ich von einer Kollegin erfahren, die für spanische Krankenhäuser deutsche Fachärzte sucht.

Diese Anzeige erschien im Ärzteblatt (Zum Vergrössern draufklicken):


Die Reaktion darauf: Rund 300 Bewerbungen von Fachärzten und Oberärzten im Krankenhaus.

Das ist nicht verwunderlich, wenn man die Bedingungen kennt. 35-Stundenwoche. 48 Stunden Maximalarbeitszeit. Um 15:00 Uhr sind die Ärzte wieder zu Hause.

Die Organisation dort soll nach Angaben der Kollegin besser sein: Keine langen Arztbriefe, die keiner liest, dagegen viel EDV-Unterstützung. Krankenschwestern mit 3 Jahre Unistudium, die beispielsweise auch Zugänge legen und andere Routineaufgaben übernehmen, die in Deutschland der Arzt macht. Die Essen wird stattdessen von Mitarbeitern ausgegeben, die weniger verdienen und nicht von examinierten Krankenschwesterm. Die Kliniken sind eher als Poli- und Tageskliniken organisiert - Krankenhausaufenthalte werden vermieden.

Dazu ein grosser Freizeitwert. Sonne, an der andalusischen Mittelmeerküste, eine Stunde bis zu den Skipisten der Sierra Nevada.

Der einzige Haken ist der Verdienst. Netto kommt dort ein Arzt auf 2500 Euro monatlich. Damit kann man in Spanien leben. Zusätzlich besteht aber die Möglichkeit, sich das Einkommen durch private Tätigkeit aufzubessern.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2006-09-07   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Medikamentenlager

Mal wieder ein Beispiel aus der Praxis, das zeigt, wie die Interviews und Vorlagen der Gesundheitspolitiker von den Realität entfernt sind.

(4) Pharmazeutische Unternehmer dürfen Muster eines Fertigarzneimittels an Personen nach Absatz 3 Satz 1 nur auf jeweilige schriftliche Anforderung, in der kleinsten Packungsgröße und in einem Jahr von einem Fertigarzneimittel nicht mehr als zwei Muster abgeben oder abgeben lassen. Mit den Mustern ist die Fachinformation, soweit diese nach § 11a vorgeschrieben ist, zu übersenden. Das Muster dient insbesondere der Information des Arztes über den Gegenstand des Arzneimittels. Über die Empfänger von Mustern sowie über Art, Umfang und Zeitpunkt der Abgabe von Mustern sind gesondert für jeden Empfänger Nachweise zu führen und auf Verlangen der zuständigen Behörde vorzulegen.
§47 Arzneimittelgesetz

Ist eigentlich eindeutig oder? Wie sieht es in der Realität aus?

Ich bin im Vergleich mit anderen Kollegen von generischen Firmen noch recht gut dran. Die bekommen Ihre Lieferungen auf Euro-Paletten...
Blog: Notizen eines Pharmaberaters.
Die Kontaktware, die ein einziger Pharmareferent übers Jahr verschenkt, ist so gigantisch, dass sich damit locker drei Apotheken füllen ließen. Im Juni vergangenen Jahres hat Ratiopharm seinen Außendienstlern die "Musterplanung 2005" geschickt, die dem stern vorliegt: eine genaue Auflistung, wie viele Gratis-Medikamente (so genannte Ärztemuster) ein Außendienstler im Jahr erhält. Darunter sind 2100 Packungen des Blutdrucksenkers Amlodipin, 500 Packungen Schmerztabletten Diclofenac, 3800 Packungen des Herz-Kreislauf-Mittels Metoprolol und so weiter. Insgesamt bekommt ein Ratiopharm-Referent mehr als 40.000 Arzneimittelpackungen zum Verschenken.
Ratiopharm - Der Pharma-Skandal Stern 46/2005

Die Diskrepanz zwischen Gesetz und Praxis ist evident. Eigentlich müssten von Generika keine Muster verteilt werden, da der Wirkstoff schon lange auf dem Markt ist. Aber niemanden interessiert es.

Das kann zu unerwarteten Problemen führen. Aus dem Stern-Artikel: Weil die ganze Ware in keinen Kofferraum der Welt passt, stapeln sich die Medikamente meist im Keller der Außendienstler oder in deren Garage. Pharmareferenten erkennt man auch daran, dass sie ihr Auto zu Hause im Freien parken. Ob da eine genügend sichere und ordnungsgemässe Lagerung garantiert werden kann?
 
[Arzneimittel]
Autor: strappato   2006-09-06   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Informationsvermittlung

In einem Artikel wird angesichts der globalen online-Verfügbarkeit von wissenschaftlichen Informationen die Existenzberechtigung von lokalen (nur auf ein Land beschränkte) wissenschaftlichen Journals diskutiert.

Insbesondere ein Statement von Gerd Antes, dem Direktor des deutschen Cochrane-Zentrums, fand ich bemerkenswert:
For example, the trend to publish in English-language journals has a serious impact on health care because most German physicians and other health-care professionals are still not able or willing to read English in their daily routine. And there is a growing division between, on the one hand, the career-driven pressure to publish in high IF—and therefore English-language—journals, and, on the other hand, the need for high-quality and timely information in German about new research results for health care.

Das spricht für die Notwendigkeit Standards zur Integration von Leitlinien und Behandlungspfade in EDV-gestützte Informationssysteme für den Arzt zu entwickeln. Ansätze gibt es bereits: Beispielsweise hat das Rahmenkonzept zur Förderung der Versorgungsforschung der Bundesärztekammer als einen Schwerpunkt die Implementierung von Leitlinien in den ärztlichen Alltag.
 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2006-09-06   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Werberelevante Zielgruppe

Gestern abend bei Kerner: Tokio Hotel. Was eine gute Quote bei 10-15-jährigen Mädchen garantierte.

Passend, dass als weiterer Gast der Schönheitschirurg Prof. Werner Mang auftrat. Der Auftritt war eine Werbung für die Erfolge der Schönheitschirurgie. War auch nicht anders möglich, nachdem die Person Werner Mang schon in der zuvor ausgestrahlten Sendung 37° ausgiebig präsentiert wurde.

Ein paar Auszüge aus dem Heilmittelwerbegesetz:
§ 3
[Irreführung]

Unzulässig ist eine irreführende Werbung. Eine Irreführung liegt insbesondere dann vor,
2. wenn fälschlich der Eindruck erweckt wird, daß
a) ein Erfolg mit Sicherheit erwartet werden kann,
c) die Werbung nicht zu Zwecken des Wettbewerbs veranstaltet wird

§ 11
[Werbung außerhalb der Fachkreise]

(1) Außerhalb der Fachkreise darf für Arzneimittel, Verfahren, Behandlungen, Gegenstände oder andere Mittel nicht geworben werden
3. mit der Wiedergabe von Krankengeschichten sowie mit Hinweisen darauf,
5. mit der bildlichen Darstellung
b) der Wirkung eines Arzneimittels, eines Verfahren einer Behandlung, eines Gegenstandes oder eines anderen Mittels durch vergleichende Darstellung des Körperzustandes oder des Aussehens vor und nach der Anwendung,
11. mit Äußerungen Dritter, insbesondere mit Dank-, Anerkennungs- oder Empfehlungsschreiben, oder mit Hinweisen auf solche Äußerungen,
12. mit Werbemaßnahmen, die sich ausschließlich oder überwiegend an Kinder unter 14 Jahren richten.

Natürlich wurden Vorher-Nacher-Darstellungen präsentiert, von idealen Nasen geschwärmt, Prof. Mang verkündete, dass man ab 16 Jahre Nasenkorrekturen und Fettabsaugung machen könne und er verwies darauf, dass es um das "Wohlfühlen" ginge.

Vor dem Bildschirm eine grosse Gruppe pubertierender verunsicherter Teenager, deren Selbstwertgefühl durch Werbung und Modeindustrie angeknackst ist und die sie in Depressionen, Essstörungen und unter das Messer von Schönheitschirurgen treiben.

Diese Dauerwerbesendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, mit bester Zielgruppe hätte selbst Prof. Mang nie bezahlen können.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-09-06   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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