Geschenke erhalten die Freundschaft

Welche Einstellung haben Gynäkologen zu der möglichen Beeinflussung durch die Pharmaindustrie? Dieser Frage sind Maria A. Morgan und weitere vier Wissenschaftler in einer Befragung in den USA nachgegangen. Das Ergebnis bestätigt die Befürchtungen:
  • 92% meinten, es sei richtig Medikamentenmuster zu bekommen.
  • 77% hatten kein Problem mit einem informativen Mittagessen auf Kosten des Pharmakonzerns.
  • 75% fanden anatomische Modelle als Geschenk akzeptabel.
  • 53% konnten nichts Schlimmes an einem gut bezahlten Beratervertrag für das Pharmaunternehmen sehen.
Lediglich 33% der befragten Ärzte konnten sich es vorstellen, dass ihre eigenen Verschreibungen durch die Annahme von Medikamentenmuster beeinflusst würde. Es sind immer die anderen: Die Befragten waren der Überzeugung, dass der Durchschnittsarzt eher von Geschenken der Pharmaunternehmen beeinflusst wird, als sie persönlich. Als Grund für die Annahme von Pharmamustern rangierten die finanziellen Nöte der Patienten (94%) und die eigene Bequemlichkeit (76%) vor dem eigentlichen Zweck, dem Testen der Wirkung des Produkts (63%). Es überrascht daher nicht, dass nur ein Drittel der Gynäkologen der Ansicht waren, dass die Kontakte zur Pharmaindustrie strenger geregelt werden sollten. Morgan MA, Dana J, Loewenstein G, Zinberg S, Schulkin J. Interactions of doctors with the pharmaceutical industry. J Med Ethics 2006;32:559-563.

Wie sähen die Ergebnisse einer solchen Studie in Deutschland aus? Eine aktuelle Befragung von Vertragsärzten im Auftrag des Virchow-Bundes gibt Hinweise darauf. Danach schätzten 71% der Befragten die Arzneimittelmuster als wichtigen Wert. Nur 29% betracheten Werbegeschenke als negativ. Was ich als besonders erschreckend halte: 57% gaben an, dass Pharmareferenten eine grosse Rolle in der Organisation ihrer Fortbildung spielen. Wenn man weiss, welchen Einfluss die Pharmaindustrie auf die Planung, Durchführung und Veröffentlichung von klinischen Studien und sogar Leitlinienempfehlungen hat, dann sollten sich die Verantwortlichen in den Ärztekammen ernsthaft Sorgen machen. Ob das mit der Pflicht zur fachlichen Fortbildung gemeint ist?

Die Initative "No free lunch - mein Essen zahle ich selbst", die im Januar gegründet werden soll, wird einen schweren Stand haben.

Und noch ein Umstand, der für den Einsatz von Pharma Babes spricht: Die Persönlichkeit (Ausstrahlung) des Pharmareferenten hat auch in der deutschen Untersuchung den entscheidenden Einfluss auf die Bereitschaft der Vertragsärzte ihn (oder sie) zu empfangen.
 
[Pharmaaussendienst]
Autor: strappato   2007-01-17   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Rezept-Betrug

Wegen einer Betrugsserie zulasten der Krankenkassen ist ein Apotheker aus Neukölln zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Die Welt hat Details.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2007-01-16   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

Gimme a drug and say yeah


Auf solche Frauen stehen US-amerikanische Ärzte. Und Football-Fans, wobei es da Schnittmengen gibt. Denn es sind Brooke (Cincinnati Bengals), Allison (Philadelphia Eagles) und Beth (St. Louis Rams) - Cheerleader im Profi-Football.

Nur einige Beispiele von Cheerleadern im US Profi-Sport, die als Beruf "Pharmaceutical Sales Representative" angeben. Echte Pharma Babes.

Ein Artikel in der NY Times vom 28. November 2005 legt nahe, dass Pharmakonzerne gezielt bei Cheerleadern ihren Nachwuchs für den Pharmaaussendienst suchen. Dabei werden sie von Spirited Sales Leaders unterstützt, einem Unternehmen, dass sich auf die Vermittlung dieser jungen Damen an die Pharmakonzerne spezialisiert hat.

Bei der Auswahl zählen natürlich nur die inneren Werte, wenn man Lamberto Andreotti von Bristol-Myers Squibb glauben darf:
Obviously, people hired for the work have to be extroverts, a good conversationalist, a pleasant person to talk to; but that has nothing to do with looks, it's the personality.

Zu den "have to" gehört keine naturwissenschaftliche Ausbildung - die hat ja schon der Arzt.

[via eDrugSearch & Peter Rost]

Fotos: Internetseiten der Clubs
 
[Ausland]
Autor: strappato   2007-01-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Tamiflu®-Welle

Nach der Vogelgrippenwelle folgt die Tamiflu®-Welle. Denn 90% des Medikaments werden wieder ausgeschieden und gelangen in die Umwelt. Für die Viren ideal, um die Abwehrkräfte zu stärken und einen resistenten Stamm herauszubilden. Das errechneten Forscher des Centre for Ecology & Hydrology in Oxford in einer Studie.
Singer AC, Nunn MA, Gould EA, Johnson AC. Potential Risks Associated with the Proposed Widespread Use of Tamiflu. Environmental Health Perspectives 2007;115:102-106.

Der Hersteller Roche hat diese Berechnungen schon mal vorsorglich als falsch zurückgewiesen - aber selber keine eigene ökologische Bewertung durchgeführt.
 
[Public Health]
Autor: strappato   2007-01-11   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Erfolgskonzepte

Ich habe etwas gefunden, was die überzogenen Erwartungen von DocMorris an das neue Franchise-Konzept zeigt. Der Umsatz soll ja bei 2 Millionen Euro pro Apotheke liegen. Da DocMorris dies als eigene Umsatzerwartung ausgibt, müsste dies auf Basis der Preise sein, zu denen DocMorris die Partner-Apotheken beliefert - quasi Grosshandelspreise.

Der Verbund Avie geht bei seinen Standorten auch von 2 Millionen netto Umsatz aus, aber als Umsatz der Apotheke und nicht des Grosshändlers. Und dies an 1a Standorten in Verbrauchermärkten, Einkaufszentren und erstklassigen City-Lagen. Nicht wie DocMorris in überversorgten Kleinstädten. Während bei DocMorris die Anforderungen an Partnerapotheken nicht spezifiziert werden und der Partnercheck dürftige Angaben enthält, verlangt avie Frequenzbringer als Nachbarn, Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, mind. 6 m Schaufensterfront, ebenerdige Begehbarkeit ohne Stufen und bietet Standortanalysen an (siehe pdf). Bei DocMorris muss der Apotheker auf die Marke vertrauen und bekommt ein "Markenhandbuch" in die Hand gedrückt. Erfolgreiche Businesskonzepte sehen anders aus. Damit würde man von keiner Bank einen Euro bekommen.

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Update: Auch die FAZ sieht die Chancen von DocMorris nüchtern.
 
[DocMorris]
Autor: strappato   2007-01-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Apothekertraditionen

Ein Kommentar in der Pharmazeutischen Zeitung beschreibt meines Erachtens gut die Lage bei DocMorris und am Apothekenmarkt.

Wie sehr DocMorris und die beginnende Liberalisierung am Apothekenmarkt die Branche erschüttern, kann man auch an ihren Gepflogenheiten ablesen. So findet die Pharmazeutische Fortbildungswoche der Bundesapothekerkammer traditionell immer noch in Davos statt. Im Rahmenprogramm: Günter Schabowski (Sponsor: Deutsche Apotheker- und Ärztebank), Inga Rumpf (Sponsor: CEDAG GmbH - standeseigenes Rechenzentrum), Konzert mit Preisträgern von "Jugend musiziert" (Sponsor: STADA Arzneimittel). Nicht fehlen darf der Hinweis für angestellte Apotheker, dass in einigen Bundesländern dies als Bildungsurlaubsveranstaltung anerkannt werden kann. Da kann man nur "Ski Heil" wünschen. Im Juni trifft man sich dann traditionell in Meran.

Für diese Funktionäre müssen DocMorris und Ulla Schmidt wie Bedrohungen aus einer anderen Galaxie wirken.
 
[DocMorris]
Autor: strappato   2007-01-10   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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