Betrug in der Wissenschaft

Alle drei randomisierten kontrollierten Studien, auf die sich die hochdosierte Mannitolbehandlung beim schweren Schädelhirntrauma stützt, sind möglicherweise gar nicht durchgeführt worden. Der Autor hat sich das Leben genommen, die Co-Autoren haben nie Patienten gesehen und die Klinik an der Universität Sao Paulo ist eine Briefkastenfirma.

Warum werden eigentlich nur solche Extremfälle aufgedeckt und nicht das alltägliche Schönen von Ergebnissen?
 
[Wissenschaft]
Autor: strappato   2007-02-23   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Bayer setzt auf russisch Marketing

Während Bayer Schering Pharma in Deutschland Arbeitsplätze abbaut, wird in Russland investiert. Bayer HealthCare hat das Marketing- und Vertriebsnetz seines bisherigen Partners Pharmonyx Ltd. in Russland, Weissrussland, der Ukraine und Kasachstan übernommen.

Der russische Pharmamarkt wird von Experten als "priority emerging-growth market" bewertet. Es ist aber auch ein Markt, in dem Ethik ein Fremdwort ist. Hilfreich wenn man sich da auf ein Marketing- und Vertriebsnetz stützen kann, dessen Mitarbeiter die schmutzigen Spielregeln kennen.

Ich bin gespannt, wie man diesen neuen Bayer Health Care Mitarbeitern beispielsweise den Bayer Schering Pharma Code of Business Conduct and Ethics nahebringt.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2007-02-22   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

PR für Nichtraucherpille

sz-online und WELT-online berichten über die Nikotinentwöhnungspille Champix®, die im nächsten Monat auf den deutschen Markt kommt. Der über dpa verbreitete Text ist reinste PR für den Hersteller Pfizer. Als Quellen werden genannt:
  • Pfizer
  • Prof. Hans-Ulrich Klör - Einschlägig für seine guten Beziehungen zu Pfizer und der Pharmaindustrie bekannt.
  • Prof. Anil Batra - Uni Tübingen und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Aktionskreis Tabakentwöhnung (WAT). Die Frühjahrstagung des Aktionskreis wird von Pfizer, GlaxoSmithKline und AstraZeneca pdf-Dateigesponsert. Ausserdem hat Pfizer Prof. Batras Forschung mit Drittmitteln gefördert.
  • Martina Pötschke-Langer - Die Leiterin des WHO-Kollaborationszentrums fuer Tabakkontrolle im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Das DKFZ vegibt einen For-
    schungspreis "Rauchfrei Leben", der von Pfizer gestiftet wird.
Pfizer sitzt auch als einziges Unternehmen im Steuerungsgremium des Aktionsbündnis Nichtrauchen.

Und wie bestellt liefert das DKFZ heute eine Pressemitteilung, in der die Erstattung von Nikotinentwöhungspräparaten durch die Krankenkassen gefordert wird.

Hut ab. Das ist erstklassiges Timing und gute PR-Arbeit. In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 3.9.2002 wird Martina Pötschke-Langer zitiert:
Wie Tabakkonzerne hier zu Lande Einfluss auf abtrünnige Raucher, Anti-Rauch-Kampagnen und Firmen nehmen, ist indes kaum zu eruieren.
Da könnte man auch "Tabakkonzerne" durch "Pharmakonzerne" ersetzen.

Am Rande: Auf der oben erwähnten Frühjahrstagung des WAT treffen wir auch auf Prof. Michael Kunze, unermüdlich im Einsatz.

Die Bewertung von Champix® überlasse ich hockeystick im Kommentar.
 
[Champix]
Autor: strappato   2007-02-22   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Right drug, right person, right disease, right dose

David Kessler, ein früherer FDA-Präsident, sieht in dem Drang der Pharmakonzerne, Blockbuster auf den Markt zu bringen, den Grund für das schwindende Vertrauen in die Arzneimittelsicherheit.

Das FDA [und alle anderen nationalen und internationalen Zulassungsbehörden - Ergänzung von mir] achte auf die statistische Evidenz aus klinischen Studien mit einer relativ kleinen Patientengruppe, um Sicherheit und Wirksamkeit von Medikamenten zu bewerten und Risiko und Nutzen abzuwägen. Jedoch sei das Ziel der Pharmakonzerne einen Massenmarkt zu schaffen und soviel Medikamente wie möglich zu verkaufen.

Für David Kessler war es unvermeidlich, dass es zu einer Zunahme von ernsten Nebenwirkungen bei vielen aggresiv vermarkteten Medikamenten gekommen ist, because the question of whether it is "the right drug, the right person, the right disease and the right dose" often hasn't been asked.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2007-02-22   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Virtueller Besuch beim Pharmakonzern

Virtueller Arztbesuch. Die FTD über Medizin im Netz. Kein Wort darüber, dass viele Internetangebote als Marketinginstrument der Pharmakonzerne dienen.
 
[Internet]
Autor: strappato   2007-02-22   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Allzeit bereit

Morgen ist der 150. Geburtstag von Sir Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, 1. Baron Baden-Powell of Gilwell - oder kurz Baden Powell, dem Begründer der Pfadfinderbewegung. Diese Gründung jährt sich 2007 zum 100. Mal und daher ist der "Thinking Day", der Geburtstag von Baden Powell, Auftakt für das Jubiläumsjahr.

Wieso ich das schreibe? Ich war Pfadfinder, was mich im Nachhinein doch sehr geprägt hat.
Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt.

 
[heile Welt]
Autor: strappato   2007-02-21   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Denn ich will leben

Zufällig gefunden, eine bissig veränderte Werbung für Zyprexa®:

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Werbung verändert(jpg)
 
[Zyprexa]
Autor: strappato   2007-02-21   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Patientensicherheit als Spielball für Lobbyisten

In Deutschland sind offenbar größere Mengen gefälschter Arzneimittel im Umlauf.
Es gibt Schätzungen, dass acht bis zehn Prozent der gekauften Medikamente gefälscht sind.

Was der Pharmaexperte Prof. Harald Schweim von der Universität Bonn der Zeitschrift "Für Sie" nicht erzählt: Diese 10% sind die Schätzungen für den weltweiten Vertrieb. In Deutschland verzeichnete das Bundeskriminalamt in den vergangenen zehn Jahren nur 27 Fälle. Seit 2001 waren es europaweit gerade einmal 170 Fälle. Die Vertriebswege für Arzneimittel in Deutschland sind weitgehend sicher.

Warum also die Panik? Beim Thema gefälschte Arzneimittel ("counterfeit drugs"), taucht oft der Name "Pfizer" auf. Pfizer warnt vor Fälschungen. Pfizer gibt Umfragen bei Patientenverbänden in Auftrag. Pfizer schaltet den Grosshandel aus. Zwar ist Pfizer mit seinem Potenzmittel Viagra besonders betroffen, aber dies wird geschickt genutzt um Angst zu schüren und den Wettbewerb im Handel zu lähmen.

Wenn es um das Ausmass von Arzneimittelfälschungen geht, dann werden immer "Expertenschätzungen" genannt. Eigentlich müsste es die Pharmaindustrie besser wissen. Sie unterhält mit dem Pharmaceutical Security Institute (PSI) die einzige ständig aktualisierte und zentrale Datenbank mit Informationen über gefälschte Medikamente. Die Informationen sind jedoch nur den Unternehmen zugänglich, nicht aber der Öffentlichkeit, der WHO oder den Behörden.

Heutige Meldung: Arzneipackungen - bald so sicher wie eine Banknote?. Obwohl im Artikel festgestellt wird, dass Arzneimittelfälschungen in Industrieländern mit einem effizienten System zur Kontrolle des Arzneimittelverkehrs selten sind, will der europäische Pharmaverband EFPIA die EU-Länder zur Einführung zu einem System mit Seriennummer für jede Packung bewegen, in den USA wird schon über RFID nachgedacht.

Auf welche Organisation treffen wir, wenn wir bei der EFPIA nach "counterfeit drugs" suchen? Wieder einmal auf das Centre for the New Europe (CNE). Ein von Pfizer gesponserter neoliberaler Think Tank, den die regelmässigen Lesern dieses blogs kennen.

Im EFPIA-Newsletter wird auf eine Veranstaltung hingewiesen, zu der das CNE in der letzten Woche eingeladen hatte. Die Referenten waren allesamt Autoren einer von Pfizer in Auftrag gegebenen und beim neoliberalen Stockholm Network erschienen Studie zum Thema Arzneimittelfälschungen.

Statt Daten und Fakten auf den Tisch zu legen, instrumentalisiert die Pharmaindustrie das Thema für ihre Zwecke. Damit werden die Verbraucher verunsichert und gefährdet. Den Behörden bleibt nur übrig, wie etwa die FDA in der vergangenden Woche, vor Medikamentenfälschungen im Internet zu warnen, deren Fragwürdigkeit schon anhand der Verpackung offensichtlich sein sollte.

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Update
Den letzten Satz relativiere ich etwas. Ich habe gerade gesehen, dass hier 7 google-Referrer mit dem Stichwort "Brasilianische Wunderpille" aufgeschlagen sind. Eine kurze Suche führt unter anderem zu diesem Diskussionsthread.
vor 5 monate habe ich von einer kollegin diätpillen aus brasilien bekommen. habe die auch ausprobiert und in 3 monate 32kg abgenohmen. (homöopathisch) diese pille ist anscheinend in europa nicht erhaltbar. meine kollegin war dort nur in den ferien somit weiss ich jetzt nicht wo ich diese pille auftreiben kann. leider weiss ich auch nicht wie die heissen, da diese nicht beschriftet waren, nur die komposition der pille war auf dem behälter abgedruckt.
Und das von Leuten, die wahrscheinlich nicht mal einen gut gekühlten Joghurt einen Tag über dem Mindesthaltbarkeits-Datum anrühren würden.
 
[Counterfeit drugs]
Autor: strappato   2007-02-21   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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