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Augen auf bei Pharmaanzeigen ![]() Das ist keine Anzeige für das Novartis-Produkt Lucentis®, sondern soll bei den Ärzten den Umsatz des neuen Grippeimpfstoffs Optaflu® von Novartis steigern. In der Art Director-Schule würde man sagen: "Thema verfehlt, 6, setzen". In der Pharmawerbung schafft sowas die Ehrung zur Die beste Pharmaanzeige des Monats August 2007. [Pharmamarketing]
AstraZeneca will Fabriken outsourcen Pharmakonzerne gehen selber an die Effizienzreserven, bevor es Die Pharmakonzerne waren ja in den letzten Jahren nicht sonderlich erfolgreich bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe. Vieles wurde von Biotech-Firmen zugekauft, wenn die Phase II-Studien erfolgversprechend waren. Anscheinend können andere nicht nur die Herstellung besser. Was bliebe wären reine Marketing- und Vertriebsunternehmen. Wobei man schon heute den Eindruck hat, Marketing wäre die Kernaktivität der Pharmaindustrie. [Pharmaindustrie]
Betrug mit Krebsmedikamenten Mit nicht zugelassenen und gefälschten Krebsmedikamenten sollen zwei Pharmahändler und rund 100 Apotheker Krankenkassen um mehrere Millionen Euro betrogen haben. Die in Deutschland nicht zugelassenen Zytostatika sollen importiert und mit den Krankenkassen die Kosten für teurere zugelassene Präparate abgerechnet worden sein. Möglich ist dies, weil die Apotheken die Infusionen für die Krebspatienten nach individuellen Anforderungen auf Rezept des Arztes hergestellen und der Infusion nicht mehr anzusehen ist, von welchem Hersteller der Wirkstoff stammt. [GKV & PKV]
Pfeifen im Walde von Novartis-Chef Die Diskussionen um den Preis von Lucentis® haben Analysten und Anleger nervös gemacht. Das Medikament kann für Novartis zum Megablockbuster oder auch zum Rohrkrepierer werden. Novartis-Vorstandvorsitzende Thomas Ebeling erwartet die Ergebnisse von Vergleichsstudien zwischen Avastin® und Lucentis® nicht vor 2009. Die möglichen Folgen für den Umsatz in Europa seien vollkommen unklar. Ebeling sieht das Problem des Off-Label-Use vornehmlich in den USA. Ärzte in den Vereinigten Staaten würden eher als ihre Kollegen in Europa ein nicht zugelassenes Medikament verschreiben, da europäische Krankenversicherungen und Regierungen nicht bereit wären, eine Behandlung mit nicht zugelassenen Medikamenten zu bezahlen. Auswirkungen der öffentlich geförderten direkten klinischen Vergleichsstudien in den USA und Grossbritannien auf den erwarteten Umsatz mit Lucentis® fürchtet er nicht. In the European Union we will continue to see Lucentis growing. Zu den Preisen in Europa wollte er nichts sagen: For Europe, the price hasn't been disclosed and varies from country to country. Kein Wort davon, dass Novartis in Deutschland, dem weltweit drittgrössten Arzneimittelmarkt, den Krankenkassen angeboten hat, alle Ausgaben, die 315 Millionen Euro im Jahr übersteigen, zu übernehmen. Auch die negative Empfehlung des NICE, das in Grossbritannien die Kosten-Nutzen-Bewertung durchführt, wird natürlich nicht erwähnt. [Avastin - Lucentis]
Qualität von pharmaindustrie-finanzierter Forschung ...it remains doubtful whether such a third-party study has the same quality as one conducted by the originator (of the drug).
Novartis-Chef Thomas Ebeling auf die Frage ob unabhängige klinische Vergleichsstudien gegen Avastin® den Erfolg von Lucentis® gefährden könnten.[Quotes]
Pricing und Umsatzmaximierung Ein Nachtrag zur Avastin-Lucentis Es gibt zwei verwandte Wirkstoffe, die unter den Namen Lucentis® und Avastin® auf dem Markt sind. Beide gehören zur Gruppe der VEGF-Antagonisten, sind rekombinante monoklonale Antikörper und werden von dem Unternehmen Genentech hergestellt. Ranibizumab (Lucentis®) unterscheidet sich von Bevacizumab (Avastin®) lediglich durch sechs Aminosäuren, fünf an der "Heavy Chain" des Moleküls, eines an der "Light chain". Lucentis® ist von Genentech und Novartis gemeinsam entwickelt worden, Avastin® von Genentech und wird von Roche ausserhalb der USA vermarktet. Während 100 mg des einen Wirkstoffes in Deutschland 444,16 Euro (Apothekenverkaufspreis) kosten, muss für 3 mg des anderen 1523,26 Euro auf den Tresen des Apothekers gelegt werden. Man kann davon ausgehen, dass die Entwicklungskosten nicht den Preisunterschied rechtfertigen. Wieso kostet das eine Medikament das Mehrfache des anderen? Also: Wie wird der Preis gemacht? Diese "Wissenschaft" nennt man Pricing und ist genauso essentiell, wie die Zulassung eines Wirkstoffes. Ziel ist immer der "premium price". Um diesen zu erreichen, werden erstmal die verfügbaren Therapien unter die Lupe genommen. Welchen Mehrwert muss das neue Präparat bringen, um einen höheren Preis zu erzielen? Dies ist Gegenstand von Marktuntersuchungen bei KOL (key opinion leader) aus Klinik, Krankenversicherungenen und allen, die in den jeweiligen Ländern mit der Bezahlung befasst sind. Es geht einzig darum, die Schmerzgrenze auszuloten. Dabei gilt es Preis und Akzeptanz so in Einklang zu bringen, dass das Maximum beim Umsatz herausgeholt wird. Für Avastin® ist "Comparator" bei der Darmkrebsbehandlung in Kombination mit einer Chemotherapie das Konkurrenzpräparat Cetuximab (Erbitux®). Während in Studien die Überlebenszeit durch Avastin® um 5 Monate gesteigert werden konnte, war bei Erbitux® der Lebenszeitgewinn geringer, lediglich bei der Zeit des progressionsfreien Überlebens um 2,5 Monate höher. Wie es aussieht haben die Preisstudien ergeben, dass dies einen Zuschlag von 50% gegenüber Erbitux® rechtfertigt und die Kosten der Therapie um mehr als 20.000 Euro erhöht. Für Lucentis® gibt es keine Alternative, es ist das erste zugelassene Präparat, das eine Verbesserung der Sehschärfe bei Patienten mit alterabhängiger Makuladegeneration (AMD) bringt. Bei 6 Behandlungen im Jahr würden rund 10.000 Euro, insgesamt über 2 Jahre 20.000 Euro anfallen. Was die mutmassliche Schmerzgrenze bei den befragten Experten war. Danach folgt die Launch-Strategie. In fast allen Gesundheitssystemen ausser den USA, Deutschland und UK gibt es Preiskontrollen bei Medikamenten. Teils direkt, teils über Erstattungsanteile. Die Preise und die Erstattung müssen mit der Regierungsbehörden oder Krankenversicherungen ausgehandelt werden. Meist werden dabei andere Länder als Referenz herangezogen. Die Reihenfolge der Verhandlungen entscheidet über den zu erwartenden Gesamtumsatz. Dabei darf es wiederum auch keinen zu grossen Preisunterschiede geben, da dann das Medikament für Parallelimporte interessant wird. Ausserdem muss der Hersteller immer die pharmakoökonomische Kosten-Nutzen-Bewertung im Auge haben, die z.B. in Grossbritannien bisher die Bezahlung von Avatistin® durch den staatlichen NHS bei der Darmkrebsbehandlung verhindert hat und in anderen Gesundheitssystemen, wenn nicht für die Erstattung, dann zumindest als Argument bei den Preisverhandlungen von Bedeutung ist. Die Unternehmen verzichten lieber auf die Erstattung in kleineren Märkten, wenn dies negative Folgen für den Preis auf relevanteren Märkten hat. Die Preisgestaltung hängt in einem international so komplexen Feld wie dem Gesundheitswesen von vielen Faktoren ab. Ziel ist die Umsatzmaximierung - die Entwicklungskosten spielen eine eher untergeordnete Rolle. Nach den Berichten hat Novartis den gesetzlichen Krankenkassen angeboten, alle Kosten über 315 Millionen Euro im Jahr zu übernehmen. Was einen Rabatt von mindestens 50%-70% bedeuten, je nach Anzahl der Verschreibungen, jedoch den nominalen Preis aufrechterhalten - und den Einstieg für die Verhandlungen in anderen Ländern nicht verschlechtern würde. ![]() -- Um noch einmal die Dimensionen zu zeigen: Alleine in Deutschland rechnen die Pessimisten unter den Experten mit Kosten von bis zu 7 Milliarden Euro jährlich für die Behandlung mit Lucentis®. Das würde den Krankenkassenbeitrag um 0,7 Prozentpunkte erhöhen. Wenn Novartis mit dem Preis Erfolg hat, wird Lucentis zum Megablockbuster, der selbst das zur Zeit weltweit umsatzstärkste Medikament Lipitor®/Sortis® von Pfizer (12,9 Milliarden Euro Jahresumsatz) in den Schatten stellt. [Avastin - Lucentis]
Big Pharmabücher ![]() Noch'n Buch: Big Pharma. Die deutsche Übersetzung eines vor 1,5 Jahren erschienen Werkes der Wissenschaftsjournalistin Jacky Law. Nach der Rezension der FAZ soll das Buch keine reisserische Zusammenstellung der bekannten Skandale sein, sondern eine umfassende Analyse, warum die Pharmaindustrie in der Lebensspanne eines einzelnen Menschen so ungeheure Macht gewonnen hat. Deutschlandradio Kultur hat das Buch im Juli vorgestellt und überschwänglich gelobt. Ein Artikel im Guardian bietet Details. Ich habe eine Weile überlegt, ob ich meine knappe Zeit dem Buch widme. Ergebnis: Werde es kaufen, Besprechung folgt. Mir ist aber auch die Macht der Rezensionsexemplare bewusst geworden. Wenn ich es hier als blogger frei Haus auf den Tisch bekommen hätte, wäre es schwer gewesen, das Ding ungelesen als unbestellte Werbung wieder zurückzuschicken. Unabhängigkeit muss man jeden Tag mit sich selbst erkämpfen. [Buch]
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