EMEA fordert Warnhinweise für Champix®

Nach den Arzneimittelbehörden der USA und Australiens sowie der Schweizerischen Medikamenten-Informationsstelle SMI fordert nun auch die Europäische Arzneimittelagentur EMEA verschärfte Warnhinweise für die Raucherentwöhnungspille Champix® (in den USA: Chantix®).
At its December 2007 meeting, the CHMP [Committee for Medicinal Products for Human Use] concluded that there is a need to update the product information for Champix to warn doctors and patients that depression has been reported in patients who are trying to stop smoking using Champix. The symptoms of this depression may include suicidal ideation and suicide attempt.
Diese pdf-DateiFormulierung fällt im Lichte der bereits bekannt gewordenen Fallberichte mit tödlichem Ausgang bemerkenswert mild aus. Die Behörde behält sich allerdings weitere Schritte vor:
The EMEA will continue to keep this issue under close scrutiny and take appropriate actions if further concerns arise.
Pfizer hat bis zum 19. Dezember Zeit, entsprechend geänderte Formulierungen für die Packungsbeilagen vorzulegen.

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Auch der pdf-DateiEMEA-Bericht aus dem Jahr 2006, auf dessen Grundlage die europäische Zulassung erfolgte, erwähnt bereits den von Pfizer wahrheitswidrig in Abrede gestellten Suizidfall in einer der Studien. Als zusätzliche Information gegenüber der publizierten Studie ist dem EMEA-Bericht noch das Alter des Patienten - 61 Jahre - zu entnehmen.
 
[Champix]
Autor: hockeystick   2007-12-16   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Vertrauen zählt

Der Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) macht sich Sorgen um seinen Ruf. Lange Zeit war J&J besonders um ethisch einwandfreie Geschäftspraktiken bemüht. Das brachte das Unternehmen in den Vertrauens-Rankings als einziges Pharmaunternehmen regelmässig auf die oberen Plätze.

Der hat dieses Jahr gelitten. Anfang des Jahres musste das Unternehmen einräumen, dass es im Zusammenhang mit dem Verkauf von Medizinprodukten zu unerlaubten Methoden in Auslandmärkten gekommen war. Neue ethisch fragwürdige Wege beschritt der Konzern mit einem Werbe-Dokumentarfilm. Im Juni wurde bekannt, dass J&J Produkte in den USA mit zweifelhaften, karitativ verbrämten, Direktmarketing-Methoden an dem Konsumenten bringen will. J&J sicherte sich ausserdem hunderte Negativ-Domains, um Kampagnen gegen den Süssstoff Splenda zu erschweren. Schlechte Presse erzeugte in den USA der von J&J angezettelte Rechtsstreit mit dem Roten Kreuz, der zu Gunsten der Hilfsorganisation ausging. 2007 haben sich die Indizien verdichtet, dass J&J die Risiken des Verhütungspflasters Ortho Evra verschwiegen hat. Einer Tochterfirma kostete die Bestechung von Orthopäden $84,7 Millionen Strafe. 2007 war auch das Jahr, in dem die Medikamenten beschichteten Koronar-Stents und die Werbeaussagen der Hersteller das Vertrauen eingebüsst haben. Eine Werbekampagne von J&J erscheint da eher als der hilflose Versuch, das angeschlagene Image der teuren Herzimplante aufzupolieren.

Intern läuft ebenfalls nicht alles rund. Ein Kostensenkungsprogramm und massive Umstrukturierungen sollen 2008 $1,6 Milliarden Einsparungen bringen. 4800 Mitarbeiter werden freigesetzt, was in Belgien bei der Tocherfirma Janssen Pharmaceutica zu Streiks führte.

Genug Gründe, um in "Reputation Management" zu investieren. J&J hat die Unternehmensberatung ReputationInc engagiert, um Strategien zu entwickeln, wie die Reputation von J&J verbessert werden kann. In diesem Rahmen werden auch in Deutschland Befragungen durchgeführt:
Von: "xxx [JACDE] xxx@jacde.jnj.com>
Datum: xx. November 2007
An: xyz
Betreff: Befragung zum Thema Vertrauenswürdigkeit

Sehr geehrter Herr xyz,

erklärtes Ziel von Janssen-Cilag ist es, ein vertrauensvoller Partner für alle Beteiligten im Gesundheitswesen zu sein. Nur wenn wir deren Bedürfnisse und Erwartungen genau kennen, können wir ihnen genügen. Wir bemühen uns um Erkenntnisse, die uns helfen, unsere Aktivitäten, unser Verhalten und die Zusammenarbeit mit unseren Partnern ständig zu verbessern.

Zur Zeit führen wir daher eine Studie zum Thema Vertrauenswürdigkeit durch. Sind wir ein verlässlicher Partner, der seine Verpflichtungen und seine Versprechen erfüllt? Was macht uns zu einem glaubwürdigen Unternehmen und wo liegen Schwachstellen?

Da uns Ihre persönliche Meinung sehr wichtig ist, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie uns hierbei unterstützen und uns Ihre Sicht zur Vertrauenswürdigkeit von Janssen-Cilag mitteilen würden. Zu diesem Zweck haben wir das Meinungsforschungsinstitut "ReputationInc" beauftragt, das sich Anfang nächster Woche telefonisch mit Ihnen in Verbindung setzen und um die Beantwortung einiger Fragen zu diesem Thema bitten wird.

Die Erhebung ist für uns eine Pilotstudie bei einem sehr ausgewählten Kreis von wichtigen Akteuren im Gesundheitswesen.

Selbstverständlich bleiben Ihre Antworten und Kommentare absolut anonym und werden ausschließlich durch das Meinungsforschungsinstitut verwendet.
...
Mit freundlichen Grüßen

xxx

Janssen-Cilag GmbH
Geschäftsführer

Die einfachste Lösung wäre ja transparente und ethisch verantwortungsvolle Kommunikation und Unternehmensführung. Das Blog ist da ein kleiner aber feiner Anfang.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-12-16   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Verdacht auf Vetternwirtschaft im IQWiG

Vetternwirtschaft und Intransparenz beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), das eigentlich Durchblick im Gesundheitssystem bringen sollte. Der Leiter des IQWiG, Peter Sawicki soll unter Umgehung gültiger Richtlinien Aufträge an ein Unternehmen vergeben haben, an dem Sawickis Frau beteiligt ist. Ein externer Gutachter soll alle Vergabeverfahren seit April 2006 überprüfen.

Sawicki hat die Vorwürfe zurückgewiesen und erwartet vom externen Gutachten eine Bestätigung der regelgerechten Tätigkeit und Vergabe von Aufträgen.

Erstmals aufgetaucht sind die Informationen in einem Newsletter zur Gesundheitspolitik vor 4 Wochen. Man wundert sich, dass die Presse so langsam reagiert. Darin werden detailliert die Beziehungen des IQWiG-Leiters und die Geschäftspraxis des im Fokus stehenden von Sawicki geründeten "DIeM – Deutsches Institut für Evidenz-basierte Medizin GmbH" dargelegt. Was in dem Presseartikel nicht stand: Sawickis Netzwerk soll auch innerhalb des IQWiG und im Kuratorium des Instituts aktiv sein.

Die Vorwürfe wiegen so schwer, dass der Vorstand im November nicht nur die Einschaltung eines externen Gutachters beschlossen hat, sondern dass künftige Vergabeverfahren notariell begleitet werden und der Notar in regelmässigen Abständen unmittelbar dem Vorstand berichtet. Ausserdem: Wenn das IQWiG künftig externe Gutachter und Auftragnehmer beschäftigt, dürfen diese nur mit IQWiG-Genehmigung eine "Unterauftragsvergabe" erteilen. Unteraufträge, die externe Gutachter und Auftragnehmer an das DIeM-Institut vergeben möchten, bedürfen der Zustimmung des Vorstandes.
 
[IQWiG]
Autor: strappato   2007-12-15   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Kopf voll


Kein Platz für den Patienten im Kopf. So stellt sich das Internet-Portal für Ärzte des Pharmakonzerns MSD die User vor. Wir denken an Sie - oder "für Sie"?
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-12-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Lauterbach beklagt Ungerechtigkeit bei Organvergabe

Die Statisiken der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), die Transplantationen in Deutschland organisiert, haben mit Verspätung auch Karl Lauterbach auf die Idee gebracht, dass Privatpatienten bevorzugt werden.

Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wodarg hatte vor zwei Wochen auf die vermeintliche Bevorzung von Privatversicherten bei der Vergabe von Spenderorganen hingwiesen. Das gipfelte in der Forderung, Kassenpatienten die Möglichkeit zu geben, zu verfügen, dass im Falle einer Transplantation von ihren Organen keine privatversicherten Patienten profitieren.

Soweit geht Lauterbach nicht. Denn der SPD-Gesundheitsexperte ist nicht als Politiker unterwegs. Er hat sich dafür den Talar des Leiters des Institut für Gesundheitsökonomie der Universität Köln angezogen - pdf-DateiStruktur der Transplantationen in Deutschland in den Jahren 2004 und 2005. Wo der umtriebige Bundestagsabgeordnete Lauterbach übrigens zum Bedauern seiner Mitarbeiter und der Universitätsleitung sonst zu selten gesehen wird.

Selbst akademische Weihen machen die Zahlen, die ohne Prüfung von den Kliniken übernommen werden, qualitativ nicht besser. Zwar ist die Organisation der Transplantationen in Deutschland ein typisches Beispiel für Intransparenz und mangelnde Verantwortung. Doch muss sich Lauterbach angesichts der dürftigen Datenlage fragen lassen, ob er das Institut, dessen Renommee gerne betont wird, nicht vor seinen politischen Karren spannt.
 
[Politik]
Autor: strappato   2007-12-15   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Tschi:p tschi:p

Das Arzneitelegramm beklagt in einem aktuellen "blitz-a-t" nach Ablauf des Patentschutzes eine Flut von Generika für das "atypische" Neuroleptikum Risperidon (Risperdal®), die mit einer Welle entsprechener Anzeigen in den einschlägigen Printmedien einher geht.

Neben einer Preisreduktion um 60 Prozent gegenüber dem Originalpräparat erkennen die Autoren einen weiteren positiven Aspekt:
Die unsäglich plumpe Werbung von Janssen-Cilag für RISPERDAL: "Er ist Schizophreniepatient und hat wieder Freude am [tschi:p tschi:p] der Vögel" wird durch die bezugnehmende Werbung von Orion Pharma für RISPECARE ["cheap cheap"] für weitere Werbeaktionen unmöglich gemacht.

 
[Pharmamarketing]
Autor: hockeystick   2007-12-15   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Is Europe a country?


Kellie Pickler, eine US-amerikanische Country-Sängerin.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2007-12-13   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pharma-Astroturfing

Was sächsische Keltereien können, kann die Pharmaindustrie schon lange. Besonders wenn es darum geht, das Werbeverbot für rezeptpflichtige Medikamente aufzuweichen. Das ist nämlich das Anliegen einer zweifelhaften "Koalition Pro Patienteninformation", die sich Markus Grill genauer angesehen hat:
Denn zu Einzelpersonen, die seine "Koalition" unterstützen, will Burdinski keine Angaben machen. Auf Anfrage von stern.de versichert er nur, dass die Kampagne niemand anderes finanziert als er selbst. "Das ist eine private politische Initiative", sagte er. "Ich finde Gesundheitspolitik spannend." Auf die Frage, ob Pharmaunternehmen zu den Kunden seiner Agentur gehören, antwortet Burdinski nur: "Das ist eine interessante Frage." Auch auf Nachfragen will er nichts über mögliche Pharmakunden verraten: "Nur wenn ein Kunde so was wünscht, gebe ich darüber Auskunft."

 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2007-12-13   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Champix®: Schweizer weisen auf Risiken hin

Die Schweizerische Medikamenten-Informationsstelle (SMI) hat auf die Selbstmordgedanken und suizidales Verhalten sowie depressive Verstimmung, Aggressivität und andere Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit Champix® hingwiesen. Gleichzeitig ermuntert die u.a. von Krankenkassen und Patientenverbänden getragene gemeinnützige Organisation Patienten dazu, Erfahrungsberichte der SMI zu schicken.
 
[Champix]
Autor: strappato   2007-12-13   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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