Medien haben Ezetrol® auf dem Gewissen

Vor zwei Wochen mussten die Pharmakonzerne Merck & Co. und Schering-Plough eingestehen, dass der Wirkstoff Ezetimb in Zetia® and Vytorin® (in Deutschland Ezetrol® bzw. Inegy® von MSD) ausser dem Risiko für Leberschäden keine Wirkung hat. Der Vorstellung der ENHANCE-Studie war eine monatelange Diskussion in den Medien vorausgegangen, die sich mit der verzögerten Veröffentlichung der Ergebnisse und der Änderung des primären klinischen Endpunkts nach Abschluss der Studie beschäftigten.

Schuld am Desaster sind die Medien.
We really feel that the Enhance data that has been put out into the public sphere has been mischaracterized.
Kenneth Frazier, Vice president of Global Human Health Division bei Merck & Co. auf einem Investorentreffen von Merrill Lynch.

Blogs haben dabei in den USA eine bedeutende Rolle gespielt. Kritische Fragen zu den Expertengremien, zu möglichen Insider-Aktiengeschäften oder zu dem massiven, irreführenden Marketing haben ihren Weg aus englischsprachigen Pharmablogs in die "offiziellen" Medien und zu den Aufsichtsbehörden gefunden.

Daher trifft dieser Vorwurf auch die Blogs. Wieder einmal muss ein Pharmamanager auf die harte Tour lernen, dass die Zeiten, in denen die Pharmaindustrie die Kontrolle über Veröffentlichungen hatte, vorbei sind. Was Ken Frazier sicher schwer fällt. Als Anwalt hat er im Vioxx-Skandal Merck & Co. verteidigt. Trotz der Milliardenzahlungen an Geschädigte so erfolgreich, dass er im November 2007 zum Vice-Präsident bei Merck ernannt worden ist. Die Vioxx-Story würde heute, in der in den letzten 3-4 Jahren rasant veränderten Medienlandschaft, anders ablaufen.
... the flap over Vytorin and Zetia "is an unfortunate situation that faces the industry as a whole because on the one hand, there is tremendous and intense public pressure to get data out as quickly as it is received and then on the other hand, there seems to be an inability or an unwillingness on the part of the media and certain people in the medical profession to allow that data to go through the scientific channels of deliberation and debate to put the most valid interpretation on the data"
Erinnerungen an frühere Zeiten, in denen das Vertrauen in die von der Pharmaindustrie bezahlten "scientific channles" noch nicht zerstört war und niemand nach Transparenz gefragt hat.

Good lawyers are problem solvers," says Melvin C. Breaux, an attorney who was a partner at Drinker Biddle & Reath and mentored Frazier when, and has known him since, he was a summer associate at that law firm. "Given all of Kerfs superb qualities, I know that he will be successful in this new job.
Quelle Man könnte fast meinen, dass Merck & Co. bei der Beförderung Fraziers das drohende ENHANCE-Problem gekannt hat.
 
[Ezetrol]
Autor: strappato   2008-02-06   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Acomplia und Kosmetikstudios

Kein politisches TV-Magazin ohne einen Beitrag zum Gesundheitswesen. Frontal21 kritisierte am Fall der Diätpille Acomplia® die Zulassungspraxis der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA. Bei Acomplia® kann es zu Depressionen und psychischen Störungen kommen, was in den USA bisher die Zulassung verhinderte. Es fällt auf, dass gegenüber der FDA in den USA die EMEA bei Zulassungen grosszügiger und mit Warnungen sparsamer ist.
Ich bin überzeugt, dass dieses Medikament vom Markt genommen wird. Die Frage ist nur, wann und wie viel Schaden es bis dahin in Europa angerichtet hat.
Sidney Wolfe, Verbraucherschützer "Public Citizen".

Der EMEA wird im Fernsehbeitrag Intransparenz und Abhängigkeit von der Pharmaindustrie vorgeworfen.

Das Magazin akte08 berichtete über den Tod einer 30-jährigen Frau in einem Kosmetikstudio, nachdem sie eine Spritze zur Betäubung bekommen hatte. Die Frage, wie die Kosmetikerin an das Betäubungsmittel "Lidocain" gekommen ist, war kein Thema, wie mir berichtet wurde - ich habe den Beitrag nicht gesehen. Dazu noch ein Video aus der Mediathek des WDR.

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Update: Nicht zu vergessen der Beitrag in [plusminus über Abrechnungsbetrug im deutschen Gesundheitswesen.
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2008-02-06   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Motivational Deficiency Disorder

Neuer Werbespot für das Medikament "Strivor" gegen MDD (Motivational Deficieny Disorder). Die weit verbreitete und unterdiagnostizierte Krankheit wurde in einem am 1. April 2006 im British Medical Journal (BMJ) erschienenen Artikel erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.



(Hintergrund)
 
[Pharmamarketing]
Autor: hockeystick   2008-02-05   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

Pushing pills

Akhil Bansal, ein indischer MBA-Student (Healthcare Management) an der Temple University in Philadelphia, handelte mit illegal eingeführten Medikamenten im Internet. Im grossen Stil, was im im Dezember 2007 eine Verurteilung zu 30 Jahren Haft einbrachte.

Der Philadelphia Inquirer hat 2006 den Weg der Medikamentenfälschungen und die Aufdeckung des Falles dokumentiert: Pushing Pills.
 
[Counterfeit drugs]
Autor: strappato   2008-02-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Prof. Kunze von Pharmaunternehmen missbraucht

Kürzlich erhielten Medien eine Aussendung eines Pharma-Unternehmens, in dem Sie zitiert wurden.
KUNZE: Das war großer Käse. Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Was ich gesagt habe - nämlich, dass ich es für wichtig halte, sich gegen Influenza impfen zu lassen - dieses Zitat stimmt vollkommen. Aber das in einer Aussendung eines Unternehmens zu bringen, war falsch. Ich habe mich darüber intern auch beschwert.
Der Wiener Sozialmediziner Prof. Michael Kunze weist in einem Interview den Eindruck zurück, er sei Sprecher eines Pharmakonzerns.
 
[Quotes]
Autor: hockeystick   2008-02-04   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 



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