Unterschiedliche Länder - gleiche Argumente

In den USA geht es Big Pharma an den Kragen. Beide Präsidentschaftskandidaten, John McCain als auch Barak Obama, haben die zu hohen Arzneimittelpreise als relevanten Faktor für die Finanzierung der beabsichtigten Reformen entdeckt.

Trotz der Untersuchungen des US-Senats zu irreführender Pharmawerbung, verdeckten Zahlungen an Ärzte oder dem Betrug von staatlichen Gesundheitsprogrammen - vom rapiden Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit mal ganz zu schweigen - scheinen viele Manager der US-Pharmakonzerne den Ernst der Lage zu ignorieren.
Your house is on fire, and you’re still smoking in bed.
So drastisch verdeutlicht Billy Tauzin, Präsident des US-Pharmaverbandes PhRMA, seinen Mitgliedern die Situation.

Jeff Kindler, CEO von Pfizer, sieht die Gefahr und pdf-Dateiwiederholt vor dem Finanzausschuss des US-Senats die Argumentation der Pharmaindustrie, die da lautet: "Ohne hohe Preise, keine Innovation".
In Europe, a generation ago, vibrant, competitive pharmaceutical industries flourished in France, Germany, Switzerland, and a host of other nations. But these systems, forced to cut short-term costs, ended up offering insufficient rewards for innovation. In 2004, the U.S. Commerce Department completed a study demonstrating that price controls and other restrictive practices in Europe and elsewhere stifled innovation.
Bei der Anhörung zu Schutzrechten fordert Kindler dementsprechend längere Patentlaufzeiten und die internationale Durchsetzung der Abkommen zum Schutz des geistigen Eigentums.

Andere Länder, gleiches Mantra: Hierzulande sieht Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA), den Pharmastandort Deutschland in Gefahr.
Positive Aspekte des Standorts Deutschland, wie die freie Preisbildung und der ungehinderte Marktzugang für Innovationen, würden durch Überregulierung und sich teils widersprechende oder die Wirkung verschärfende Markteingriffe der Politik konterkariert.
Dabei verweist sie auf ein Feld, auf dem in Zukunft die Debatte über Rationierung, Preise, Nutzen und Ethik - und damit Umsätze der Pharmaindustrie - entschieden wird: Krebstherapien oder die Behandlung von Patienten mit seltenen Krankheiten. Der einzige Bereich im Arzneimittelmarkt, in denen die Umsätze überdurchschnittlich wachsen.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2008-07-17   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pfizer-Vorständin zahlt 300.000 Dollar Pendlerpauschale

Deutsche Pendler können die finanziellen Bürden der Fahrt zum Arbeitsplatz immerhin noch zum Teil steuerlich geltend machen. In den USA gilt dagegen für normale Angestellte das Werkstorprinzip.

Nicht so für Pfizer-Vorstände. Das wöchentliche Pendeln zwischen ihrem Wohnort in Maryland und den Pfizer-Büros an der East 42nd Street in Manhattan erledigte Pfizer-Personalvorständin Mary McLeod bislang auf Firmenkosten, und zwar bequem mit dem Hubschrauber.

Im Zuge allgemeiner Kostenkürzungen bei Pfizer stand die Firma nun einem Bericht von Pharmalot zufolge vor der Wahl, die Kosten dieses Prozederes offenzulegen oder Frau McLeod persönlich zur Kasse zu bitten.
In the end, several execs were handed bills. McLeod, for instance, was asked to reimburse Pfizer nearly $300,000 for her helicopter commutes, our sources say. A Pfizer spokesman declined to discuss specifics, but did send us this statement: “Across Pfizer, every expense is being reviewed. From the manufacturing floor to the executive suite, we are committed to leveraging every dollar.”

 
[Pharmaindustrie]
Autor: hockeystick   2008-07-17   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Traumberuf Medizinjournalist (III)

Recherche steht in dem Ruf, eine ebenso lästige wie zeitfressende Randerscheinung des Journalistenberufes zu sein. Doch Recherche muss nicht beschwerlich sein. Denn hilfreiche Dienstleister haben nicht nur vorproduzierte Artikel und Beiträge im Angebot, sondern helfen den ehrgeizigeren Kollegen auch bei der Recherche:
Die Deutschen Journalisten Dienste GmbH (djd) starten am 3. Mai im Hamburg einen „Recherchetag Gesundheit“. Ein neues PR-Konzept: An nur einem Tag werden zehn verbrauchernahe Themen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung unter Beteiligung einer ansehnlichen Zahl von Gesundheitsexperten interessierten Journalisten präsentiert.

In lockerer Runde werden Gesundheitsthemen produktunabhängig diskutiert. Anschließend bleibt die Zeit für knallhartes Nachfragen bei ausgewiesenen Experten.

Eine runde Sache. Das findet auch der Veranstalter:
Wir sind zwar nicht unabhängig, aber trotzdem stolz darauf, seit über 15 Jahren gute Tipps, Texte und Themen für die Medien zu liefern.

(Teil 1, Teil 2)
 
[Journalismus]
Autor: hockeystick   2008-07-17   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

MSD contra Intelligenz (mit Bild)

Aktuelle Pressemeldung einer PR-Agentur "djd deutsche journalisten dienste" mit der gemütlich-provinziell anmutenden Anschrift "Frank Schillinger, Bahnhofstr. 44, D-97234 Reichenberg".

Sie trägt den Titel "Intelligenz contra Diabetes (mit Bild)". Ein Auftraggeber wird nicht genannt, dennoch gibt es Sensationelles zu vermelden:
Ein neuer Medikamentenwirkstoff mit der Bezeichnung Sitagliptin kann diesen gefährlichen Kreislauf unterbinden. Die intelligente Strategie des verschreibungspflichtigen Medikaments: Es hemmt das "Stoppsignal" für die Freisetzung des wichtigen Dünndarmhormons - das Enzym DDP-4. [...] Der Wirkstoff [...] hat weder ein gefährliches Absacken des Blutzuckerspiegels zur Folge noch eine lästige Gewichtszunahme.

Auch informatives Bildmaterial in Form eines Fotos wird uns von Herrn Schillinger dankenswerterweise über den Pressedienst "ddp direkt" bereitgestellt ("Die Bilder dürfen nur in Zusammenhang mit den entsprechenden Textmeldungen sowie Fotonachweisen abgedruckt werden!"):


Als Bildunterschrift schlägt Herr Schillinger vor: "Der Arzt stellt fest, welche Diabetes-Typ-2-Patienten von dem neuen Wirkstoff profitieren können."

Bevor ich es vergesse, hier noch der geforderte Fotonachweis: "Foto: djd/MSD".

Das arznei-telegramm konnte vor gut einem Jahr die Begeisterung von Herrn Schillinger über den neuen Wirkstoff nicht teilen:
Die zusätzliche Verordnung von täglich 100 mg Sitagliptin (JANUVIA, 66 €/Monat) verteuert die Therapiekosten gegenüber Metformin allein (METFORMIN AL u.a.; 7 €/Monat, bei täglich 1.700 mg) um das Neunfache.
[...]
Risikosignale ergeben sich aufgrund der potenziellen Steigerung der kardiovaskulären Toxizität von Pioglitazon und erhöhter Mortalität bei Nierenfunktionseinschränkung.
[...]
Ein therapeutischer Stellenwert des wirkschwachen Antidiabetikums ist nicht erkennbar.

 
[Pharmamarketing]
Autor: hockeystick   2008-07-17   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  



 

Zwangsausschluss von Roche in UK

Die durch Geldzahlungen unterstützte Belieferung von Diätkliniken mit der Abnehmpille Xenical® hat für den Pharmakonzern Roche in Grossbritannien ernste Konsequenzen. Der Pharmaindustrieverband ABPI hat die Mitgliedschaft des Unternehmens für wenigestens 6 Monate suspendiert, da Roche den Verhaltenskodex des Verbandes missachtet hat.

Eine Massnahme, über die auch in Deutschland nachgedacht werden könnte. Der Imageschaden könnte höher sein, als bei Strafzahlungen, die aus der Portokassen beglichen werden können - wie die Höchststrafe der "Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie" von 50.000 Euro.
 
[Orlistat]
Autor: strappato   2008-07-16   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Botox-PR

In den USA hat Botox®-Hersteller Allergan pünktlich zu den Olympischen Spielen zwei Olympia-Helden angeheuert, die dort als legendäre Sportler aus einer besseren, weil dopingfreien, Zeit verehrt werden: Nadia Comăneci und Mark Spitz. Beide sollen für die Faltenglättung mit Botox® werben und Zielgruppen ansprechen, die statt Medikamente eher Sport als Lösung für einen gesunden Körper und Fitness im Alter bevorzugen.

Hierzulande braucht Allergan nicht zu teuren Promis zu greifen. Mal abgesehen davon, dass die Werbung für Botox® als rezeptpflichtiges Medikament nur Fachkreise erreichen darf. RTL, Frau im Spiegel, Berliner Kurier, Spiegel und natürlich Bild - um nur einige zu nennen - berichten gerne über die problemlose Spritze gegen das Älterwerden. Ungeachtet aller Warnungen und Bedenken.

In den USA laufen gegen Allergan Klagen auf Schadensersatz, weil das Pharmaunternehmen nicht ausreichend vor den Gefahren gewarnt haben soll.
 
[Botox]
Autor: strappato   2008-07-15   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Drei Jahre Haft für Medizinjournalisten

Urteil im Galavit-Prozess:
* Falko D., der 64-jährige Hauptangeklagte und Drahtzieher des Galavit-Imports, bekam sieben Jahre und drei Monate.
* Der Arzt Dr. Eike R. (67), der in der Bad Karlshafener Privatklinik "Carolinum" die Spritzen setzte, wurde zu fünf Jahren und acht Monaten verurteilt. Er wurde wegen Fluchtgefahr noch im Gerichtssaal in Untersuchungshaft genommen.
* Theodor von K.(59), Journalist und Reklamemann für das Russen-Pulver, hat drei [Jahre] abzusitzen.

Der Medizinjournalist hatte augenscheinlich in der Vergangenheit für den Stern und das ARD-Magazin Panorama kritisch über "dubiose Mediziner berichtet, die mit Krebskranken und ihrer Angst ein Millionengeschäft" machten und wurde dann offenbar selber Teil des Systems.
 
[Journalismus]
Autor: hockeystick   2008-07-15   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Pfizer als Beziehungsklempner

Das tiefgründige Marketing von Pfizer Austria für die hauseigene Potenzpille, war schon mehrmals ein Thema. Haben es Österreichs Männer besonders nötig? Oder entspringt dies der subjektiv gefärbten Einschätzung der Verantwortlichen bei Pfizer Austria?

In der aktuellen Kampagne Steht zum Mann will Pfizer das Übel an der Wurzel packen und erst einmal den Männern Rat in Beziehungsfragen geben, bevor dann möglicherweise das Produkt in der Rautenform zum Einsatz kommt.

Ein Pharmaunternehmen spielt Dr. Sommer für Erwachsene. Und wenn alles nicht hilft, hat Pfizer mit Zoloft® ein Antidepressivum im Angebot, das auch bei sozialen Phobien wirken soll. Nebenwirkung: sexuelle Funktionsstörungen - das nennt man dann wohl Kombinationstherapie.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2008-07-15   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  



 



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