Welt-Aids-Tag 2009



Malawi, das am meisten betroffene afrikanische Land. Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 80 pro 1.000 Geburten, die Müttersterblichkeit bei 1.100 pro 100.000 Geburten, nur 54 % der Geburten können medizinisch betreut werden. Die hohe AIDS-Rate von 11,9 % stellt das Gesundheitssystem vor gravierende Probleme.


 
[Public Health]
Autor: strappato   2009-12-01   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Unerlaubte Preisabsprachen bei Potenzmitteln in der Schweiz

In der Schweiz hat die Wettbewerbskommission (Weko) gegen Pfizer, Bayer und Lilly wegen Preisabsprachen bei Potenzmitteln eine Busse von 5,7 Millionen Franken verhängt. Die Firmen hätten die Wiederverkaufspreise für ihre Medikamente wie Viagra, Cialis und Levitra in Form von Publikumspreisempfehlungen festgelegt. Dem ist eine dreijährige Untersuchung der Weko vorausgegangen.

Die Weko hat sich wahrscheinlich nicht nur die Verkaufspreise angesehen, um den Verstoss festzumachen, jedoch lohnt sich mal ein Blick auf die Preise. Als Vergleich soll hier die jeweils kleinste Packung mit der empfohlenen Anfangsdosis dienen.

In der Schweiz sind Medikamente mit 2,4% Umsatzsteuer belegt. Die unverbindliche Preisempfehlung gemäss Herstellerangaben sind in der Schweiz:

Präparat Grösse/Dosis Preis inkl. Preis exkl.
Viagra 4 x 50 mg 90,55 CHF 88,42 CHF
Levitra 4 x 10 mg 93,40 CHF 91,21 CHF
Cialis 4 x 10 mg 107,70 CHF 105,17 CHF

Besonders Pfizers Viagra® und Levitra® von Bayer sind mit Nettopreisen von umgerechnet 58,67 Euro (Viagra®) und 60,52 Euro (Levitra®) sehr nahe beieinander. Cialis® ist mit 69,78 Euro ein wenig teurer.

Jedoch zählt nicht alleine der ähnliche Preis. In der Schweiz halten die Hersteller die Preise hoch. In Deutschland, auch kein Niedrigpreisland, wenn es um patentgeschützte Medikamente geht, liegen die Apothekenverkaufspreise trotz 19% Umsatzsteuer erheblich unter denen in der Schweiz:

Präparat Grösse/Dosis Preis inkl. Preis exkl.
Viagra 4 x 50 mg 46,16 Euro 38,78 Euro
Levitra 4 x 10 mg 51,29 Euro 43,10 Euro
Cialis 4 x 10 mg 62,49 Euro 52,51 Euro

In Deutschland fallen Potenzmittel in eine Lücke der Arzneimittelpreisverordnung. Für nichtrezeptpflichtige Medikamente (OTC - "over the counter) gilt keine Preisbindung und die Apotheken können sich dem Preiswettbewerb stellen. Zwar werden die Kosten für Viagra & Co. wie die meisten nicht-rezeptpflichtigen Medikamente nicht von den Krankenkassen bezahlt und der Kunde könnte selber sich den preiswertesten Anbieter suchen. Jedoch unterliegen die Mittel gegen erektile Dysfunktion der Rezeptpflicht und somit sind die Margen des Grosshandels und der Apotheke festgelegt.

In der Schweiz wird wegen der fehlenden Erstattung von den Krankenkassen der Preis nicht staatlich festgelegt, sondern von den Verkäufern bestimmt. Der Markt untersteht bei den Eidgenossen den allgemeinen Regeln des Kartellrechts.

Die Freigabe der Preise für alle Medikamante, die in Deutschland von der Versorgung ausgeschlossen sind, insbesondere "Arzneimittel zur Erhöhung der Lebensqualität" gemäss § 34 Abs. 1 Satz 7 SGB V, wäre zu überlegen. Dann könnte auch in Deutschland das Kartellamt, wie schon bei den Geldbussen gegen Hersteller von OTC-Medikamenten, im Falle von Preisabsprachen einschreiten.
 
[Apotheken]
Autor: strappato   2009-12-01   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin verlässt BVMed-PR-Kampagne

Die Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin hat den den Unterstützerkreis des Aktionsbündnis 'meine Wahl' verlassen. Im Juni 2008 hatte ein "Aktionsbündnis meine Wahl" auf sich aufmerksam gemacht. Der "Zusammenschluss von Menschen mit Behinderungen, Selbsthilfevereinigungen, Hilfsmittelherstellern und Versorgungspartnern wie Sanitätshäusern und Homecare-Unternehmen" stellte sich als eine Astrosurfing-Kampagne der PR-Agentur Weber Shandwick im Auftrag des Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) heraus.

Die Landesvereinigung Selbsthilfe war eine der letzten renomierten Verbände, die sich für den BVMed einspannen liessen. Auf der Mitgliederverammlung am 22. Oktober hat sich eine überwältigende Mehrheit für den Abschied aus der Kampagne ausgesprochen, obwohl der Vorstand sich für dieses PR-Bündnis und seine Ziele sowie den Verbleib der Landesvereinigung Berlin eingesetzt hatte.

Damit unterstützen als grosse Selbsthilfeverbände nur noch die Deutsche Parkinson Vereinigung und der Deutsche Schwerhörigenbund die BVMed-Aktion.
 
[Selbsthilfe]
Autor: strappato   2009-11-30   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Wie der SPIEGEL eine Ente schuf, die um die Welt flog (Update)

Der belgische Neurologe Steven Laureys zeigt sich zerknirscht über die weltweite Medienberichterstattung im Fall Rom Houben. Gegenüber der belgischen Zeitung "De Standaard" erzählt er, wie er zunächst zusammen mit dem SPIEGEL den Medienhype entfachte, und wie er dann von den Folgen der vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Berichterstattung überrollt wurde.

Ausgangspunkt für eine der aberwitzigsten Medienenten des Jahres war nach seinen Angaben die Anfrage eines SPIEGEL-Journalisten, der über mögliche Bewusstseinsreste bei Wachkomapatienten berichten wollte.

Laureys hatte im Juli einen außerhalb der Fachwelt kaum beachteten Fachartikel zum Thema veröffentlicht. In der Veröffentlichung selbst ist noch keine Rede von einem wundersam wiedergeborenen sprachlich eloquenten zukünftigen Buchautor. Vielmehr geht es darin um moderne Diagnosekriterien für Patienten mit schweren Bewusstseinsstörungen. Der Studie zufolge wird ein hoher Prozentsatz der Patienten, die nach neueren Beurteilungskriterien als MCS (Minimally Conscious State, etwa: Patient mit minimalen Bewusseinsresten) diagnostiziert werden müssten, fälschlich als VS (Vegetative State, etwa: Apallisches Syndrom bzw. Wachkoma) diagnostiziert. Von einem "Locked-In"-Patienten mit "vollständig intakten" Hirnfunktionen, in den sich Rom Houben in der Darstellung von Laureys im Laufe des später folgenden Medienhypes verwandeln würde, war in der Veröffentlichung noch keine Rede.

Dem SPIEGEL-Autor Manfred Dworschak war das wohl zu unspektakulär.
Een journalist van Der Spiegel pikte de onderzoeksresultaten op, maar kwam bij Laureys aankloppen voor een 'menselijke case' en dat werd Rom.
Er wollte einen "menschlichen Fall". Und da kam Laureys auf die ungute Idee, ihm seinen Patienten Rom Houben als Aufhänger zu präsentieren.

Rom Houben unterscheidet sich von anderen VS- oder MCS-Patienten nach allem, was bislang über ihn berichtet wurde, vor allem dadurch, dass seine Angehörigen über ein esoterisches Kommunikationsverfahren namens "Gestützte Kommunikation" meinen, mit ihm zu kommunizieren.

Dass es sich bei dem Verfahren um Humbug handelt, um Selbsttäuschung der Beteiligten - in einzelnen Fällen vielleicht sogar um schlichten Betrug durch den "Unterstützer" - ist seit Jahren bekannt, in zahlreichen Studien nachgewiesen und wäre in einer zweiminütigen Recherche auch von einem SPIEGEL-Journalisten herauszufinden gewesen.

Aber wer will sich schon von Fakten eine aufrüttelnde Geschichte mit dem Titel "Meine zweite Geburt" kaputtmachen lassen?

Laureys selbst lässt inzwischen ebenfalls starke Zweifel daran durchblicken, dass die "Gestützte Kommunikation" wirklich funktioniert und rudert zurück:
Dat is een debat waarmee ik het veel moeilijker heb', zegt Laureys. 'Ik ben zelf een scepticus en dat soort gefaciliteerde communicatie heeft terecht nog een slechte reputatie. Ik sta daar ook buiten, ik heb Rom daar nooit toe aangezet. Dit moet verder onderzocht worden
Das sei eine Debatte, mit der er sich sehr schwer tue. Er sei selbst ein Skeptiker und diese Kommunikationsform habe zu Recht "noch einen schlechten Ruf". Er stünde da außen vor und habe Rom auch nicht auf dieses Verfahren angesetzt. Das müsse weiter untersucht werden.
--

Update, 4.12.: Die "Welt" legt in ihrer Online-Ausgabe noch einmal zweimal nach.

Sollte noch jemand Restzweifel daran gehabt haben, dass die Interviews mit Rom Houben ausschließlich der Fantasie seiner "Stützerin" entspringen, dann sei auf folgende interessante Beobachtungen hingewiesen: Die "Stützerin" zeigt sich in einem auf Niederländisch/Flämisch geführten Interview, das weitgehend ungeschnitten vorliegt, schon über "seine" Pointen amüsiert, als sie mit dem Eintippen der ersten Buchstaben der jeweiligen Scherze beginnt.

Die "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften" (GWUP) veröffentlicht dazu eine ausführliche Abhandlung über den Stand der Erkenntnisse bei der "Gestützten Kommunikation".

Auf meine E-Mail an Manfred Dworschak vom Mittwoch, in der ich ihn u.a. gefragt habe, ob er selber noch an seine Geschichte glaubt, und wie der SPIEGEL nun mit dieser Ente umgehen würde, habe ich bislang noch keine Antwort erhalten.

Das fundamentalchristliche US-Magazin "World", in dem als Titelgeschichte "Intelligent Design" als Alternative zur Evolutionstheorie präsentiert wird, zeigt sich unterdessen von den vom SPIEGEL veröffentlichten Houben-Zitaten überaus angetan. (www.worldmag.com/articles/16184)
 
[Journalismus]
Autor: hockeystick   2009-11-30   Link   (8 KommentareIhr Kommentar  



 

Gesundheitspolitik im SWR-Nachtcafé

Diskussionsrunden im Fersehen über Gesundheitspolitik bleiben meist auf einer phrasenhaften Ebene. Eine positive Ausnahme war am 20. November das Nachtcafé im SWR. Im YouTube-Channel der ARD ist die Sendung nun zu sehen.

Unter den Diskutanten sind Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) und der vielfach ausgezeichnete investigative Journalist Markus Grill, der u.a. die Ärzte-Bestechung bei Ratiopharm, Aspirin-Preisabsprachen bei Bayer und die Verstösse von Novartis gegen den Kodex der "Freiwilligen Selbstkontrolle Arzneimittelindustrie" aufgedeckt hat.
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2009-11-28   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Links am Samstag

Depressed woman loses benefits over Facebook photos - ein kanadischer Krankenversicherer bewertet Gesundheit mit Hilfe von Facebook.

Abwärts für die Schwächsten - Folgen der Budgetierung von Heil- und Arzneimitteln.

Ethikrat spricht sich gegen Babyklappen aus.

Ministerium prüft 'vertrauliche Geburt'.

Philipp Rösler - Wasserballett im Haifischbecken.
'Wir sind nicht zum Spaß hier'.

Soziale Gesundheitswirtschaft. Ordnungsrahmen für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem - Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlicht Thesenpapier zur Zukunft des Gesundheitswesens.

pdf-DateiPerspektiven für Reformen - die Positionen des GKV-Spitzenverbandes für die Zukunft des Gesundheitssystems.

pdf-DateiFür eine starke Gesundheitswirtschaft in Deutschland - Positionspapier des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zur Zukunft des Gesundheitswesens.

Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt durchsuchen Arztpraxis für Neurochirurgie - Verdacht der Körperverletzung und des gewerbsmässigen Abrechnungsbetruges.
Staatsanwalt ermittelt auch wegen Tötung.

Korruptionsverdacht: Transplantations-Experte vor Gericht.

Zetia's Miraculous Popularity - How did Merck persuade patients to spend $21 billion on a cholesterol fighter that may not prevent heart attacks?

Some doctors say no more free lunches.

Koalition will unbequemen Pharma-Kontrolleur ablösen - IQWiG-Chef Sawicki vor Ablösung?
 
[Links]
Autor: strappato   2009-11-28   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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