Links am Samstag

Bill to bar doctors from taking pharma gifts - in Indien sollen Ärzte staatlicher Krankenhäuser keine Geschenke von Pharmaunternehmen annehmen dürfen.

No Free Lunch for Doctors, Brought to You By Jersey’s AG - in New Jersey empfiehlt der attorney general als oberste Rechtsberater der Regierung weitreichende Massnahmen gegen zu enge Beziehungen zwischen Ärzten und Pharmaunternehmen.

Die PR-Branche und ihre Tricks - Beitrag des NDR-Medienmagazins ZAPP.

Sind Computer im Krankenhaus überflüssig? Harvard-Studie kann praktisch keinen Nutzen der PCs finden.

Schwarz geputzt? Zoll-Razzia im Krankenhaus.

Mehr Transparenz in der Pharmaindustrie ist überfällig! Whistleblower-Netzwerk unterstützt die Forderung des IQWiG nach einer effektiven EU-weiten Verpflichtung zur Veröffentlichung der Ergebnisse aller klinischen Studien.

Janssen-Cilag in Neuss streicht 235 Stellen.

Kritik an Rösler. Krankenkassen drohen mit höheren Beiträgen.

Internet Use and Self-Rated Health Among Older People: A National Survey - Internetnutzer fühlen sich nicht gesünder, jedenfalls in Spanien.

Should Vending Machines Post Calorie Counts? mit dem Gesundheitsreform-Gesetz sollen in den USA Waren-Automaten mit Snacks und Getränken die Kalorien angeben.

Impfexperte der Ärzte Zeitung wird WHO-Berater.

Chirurgische Fachgesellschaft warnt vor 'Doping im OP'.

Verein „Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie e.V.“ wählt neuen Vorstand - und verschärft Kodex-Regelungen zu Anwendungsbeobachtungen und Fortbildungsveranstaltungen.

WHO weist Verdacht der Parteilichkeit mit Pharmaindustrie zurück.
 
[Links]
Autor: strappato   2009-12-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Hilfe für Medizinjournalisten

Das Journal of the National Cancer Institute (JNCI) macht sich Gedanken, wie Medizinjournalisten geholfen werden kann, qualitativ bessere Arbeit abzuliefern. In einem Editorial analysieren Steven Woloshin, Lisa M. Schwartz und Barnett S. Kramer die Berichterstattung von einigen wissenschaftlichen Artikeln und Erkenntnissen und kommen zu dem Schluss:
When it comes to exaggeration of health hazards and medical breakthroughs, there is plenty of blame to go around.

Es soll jedoch nicht bei der Kritik bleiben. Zum einen können nach Ansicht der Autoren die Zeitschriften die aggregierten Resultate wie absoluten Risiken oder Einschränkungen besser kommunizieren. Einige Journals präsentieren schon Zusammenfassungen wie "Limitations", "Contexts and Caveats" oder "Bias, confounding, and other reasons for caution", die die Bewertung für Journalisten, aber auch für andere Interessierte erleichtern soll.

Das JNCI hat sich entschlossen mehr zu tun. Die Zeitschrift hat eine Website gestartet, die Journalisten helfen soll, es richtig zu machen ("get it right"). Den Anfang machen auf der Internetseite eine Reihe von Tipps, die die Autoren für ein Buch entwickelt und für Journalisten angepasst haben.

Die erste Handreichung enthält zwei Glossare mit Definitionen und Beispielen für typische statistische Masse, die in medizinischen Veröffentlichungen verwendet werden. Ein weiteres Dokument soll Journalisten bei der Intepretation helfen, was die gefunden Resultate aussagen, welche Bedeutung sie haben und ob sie missverständlich sein können. Wenn es darauf keine Antwort gibt, legen die drei Wissenschaftler den Journalisten nahe, die Story zu vergessen. Ausserdem gibt es noch Vorschläge für angemessene Formulierungen, was für deutsche Medizin-Journalisten nur begrenzt von Nutzen ist.

Für Nachhilfe in Sachen Interpretation von medizinsichen Studien brauchen deutsche Journalisten gar nicht so weit zu surfen. Das Ärzteblatt hat eine mittlerweile 9-teilige Serie zur Bewertung wissenschaftlicher Publikationen veröffentlicht. Gleich 24 Teile hat die Statistik-Serie der Deutschen Medizinischen Wochenschrift aus dem Jahr 2007. Zu finden auf mit der Suche nach dem Stichwort "Statistik-Serie", die aber eher was für Hardcore-Einsteiger und Wiedereinsteiger ist.
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2009-12-04   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Interessenskonflikte und Transparenz in der klinischen Forschung

Nicht deklarierte Interessenskonflikte, Ghostwriting und anderes Fehlverhalten beim der Veröffentlichung wissenschaftlicher Artikel haben in den letzten Monaten Schlagzeilen über die Fachöffentlichkeit hinaus gemacht. Als Reaktion darauf initierte die International Society for Medical Publication Professionals die Überarbeitung der Publikationsleitlinien und veröffentlichte die neue Fassung der Good publication practice for communicating company sponsored medical research (GPP2) im British Medical Journal.

Darin sind Empfehlungen enthalten z.B. für die Rolle von Autoren, Sponsoren und anderen, die zu einer wissenschaftlichen Veröffentlichung ihren Teil beisteuern. Neu ist eine Checkliste, mit der das Paper oder die Präsentation anhand von Kriterien überprüft werden kann.

Bei den Beziehungen zu den Sponsoren empfehlen die GPP2 schriftliche Vereinbarungen, in denen die Verantwortlichkeiten des Pharmaunternehmens festgelegt werden. Dazu gehört der vollständige Zugang zu den Studiendaten, die Publikationsfreiheit, aber auch die Verpflichtung der Autoren, mögliche Interessenskonflikte und die Finanzierung der Studie offenzulegen.

Die GPP2 orientieren sich an der Praxis klinischer Studien, in der Pharmaunternehmen klinische Studien für ihre Produkte bezahlen und Einrichtungen und Kliniken damit beauftragen. In der gleichen Ausgabe des BMJ wird in zwei Beiträgen die grundsätzliche Frage erörtert, ob nicht generell unakzeptable Interessenskonflikte entstehen, wenn Pharmaunternehmen für eigene Medikamente Studien durchführen.

Yes - meint Ben Goldacre, Journalist und Arzt, in Grossbritannien durch seine Kolumne Bad Science im Guardian bekannt. Für ihn gibt es eine wachsende Evidenz, dass Interessenkonflikte der Pharmaunternehmen zu "Bad Sciense" führen und medizinische Entscheidungen verfälschen und den Patienten schaden.
This is dangerous and absurd. Doctors who are making treatment decisions need access to good quality trial data, presented transparently, and all of it, not just the positive findings that drug companies choose to share.

Dies weist Vincent Lawton, ehemaliger Manager bei Merck & Co. und Direktor bei der Arzneimittelaufsichtsbehörde MHRA mit einem No zurück. Für ihn ist es unrealistisch, dass die Pharmaunternehmen ihr intellektuelles Eigentum aufgeben, nachdem sie "Milliarden von Pfund" in die Arzneimittelentwicklung investiert haben. Eine Verlagerung der Forschung von der Pharmaindustrie zu unabhängigen Institutionen würde zu Verzögerungen, Ineffizienz und einem Mangel an Innovation führen.
Companies should continue to work closely with academia and regulators to identify weaknesses or shortcomings and find ways to address them. Appropriate safeguards of transparency, scientific integrity, and regulation should ensure that different interests do not become unacceptably conflicted.

 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2009-12-04   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Pharmawerbung wird von den Versicherten bezahlt

In den Vereinigten Staaten dürfen verschreibungspflichtige Medikamente gegenüber dem Verbraucher beworben werden. Diese DTC-Werbung (direct-to-consumer) steht von vielen Seiten unter Kritik, selbst in der Pharmaindustrie wird DTC-Werbung als ein Grund für das schwindende Vertrauen der Öffentlichkeit in die Branche angesehen. Eine im letzten Jahr verkündete Werbepause von sechs Monaten für neue Produkte war ein verzweifelter Versuch gegenzusteuern, Bristol-Myers Squibb setzte sich sogar ein Moratorium von einem Jahr.

Eine Studie, die in der der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Archives of Internal Medicine" veröffentlicht worden ist, gibt den Gegnern der DTC-Werbung für Arzneimittel weiter Auftrieb. Danach zeigen Werbekampagnen keine Wirkung auf die Verkaufszahlen, verteuern aber das Medikament und damit die Kosten für die Krankenkassen und Gesundheitssysteme.

Der Autor der Studie, Michael R Law, hatte schon 2008 die Wirkungslosigkeit der TV-Spots auf die Verkaufszahlen gezeigt. Eine weitere Studie wies 2006 darauf hin, dass die massive Kampagne für Vioxx in den USA zwar die Arztebesuche beeinflusste aber die Anzahl der Verschreibungen in weitaus geringerem Masse. In der aktuellen Untersuchung wurden zum ersten Mal die finanziellen Folgen analysiert.

Die Wissenschaftler trugen die Verschreibungsdaten für den Blutverdünner Plavix® (Wirkstoff Clopidogrel) der Hersteller Bristol-Myers Squibb (BMS) und Sanofi-Aventis von 27 staatlichen Medicaid-Programmen von 1999 bis 2005 zusammen. Die Verschreibungszahlen stiegen nach dem Start der DTC-Kampagne im Jahr 2001 nicht gegenüber dem Trend an, jedoch erhöhte sich der Preis plötzlich und dauerhaft. Die Autoren führen das darauf zurück, dass Sanofi-Aventis and Bristol-Myers Squibb ihre Ausgaben für die Werbung auf das Produkt aufgeschlagen haben. Das führte zu zusätzlichen Verschreibungskosten von 207 Millionen Dollar. Die beiden Hersteller gaben nach den Angaben im Artikel 350 Millionen Dollar zwischen 2001 und 2005 für die DTC- Werbung aus.

Angesichts der Resultate klingt das Statement der BMS-Sprecherin gegenüber Bloomberg hilflos:
The Bristol-Myers Squibb/Sanofi partnership supports direct-to-consumer advertising as a way to encourage consumers to play a more active role in their health care.

Klar geht es um Umsatz beim Marketing. Die Verschreibungszahlen legen nahe, dass die aktive Rolle der Patienten ziemlich überschätzt wird und damit auch der erwartete Nutzen für die Pharmaindustrie. Es bleiben einzig die negativen Konsequenzen für die Krankenkassen und Versicherten: Neben den direkten zusätzlichen Ausgaben durch die Verteuerung des Produktes, kommen noch Kosten für die Folgen der zum Teil irreführenden Werbung hinzu, beispielsweise unnötige Arztbesuche oder die Behandlung von Nebenwirkungen bei nicht-indizierter Einnahme.

Bleibt die Frage, wie das uns in Europa betrifft. Es gibt in der EU Bestrebungen, das Werbeverbot zu lockern und den Pharmaunternehmen in Print und Internet zumindest die Information des Verbrauchers zu erlauben. Von Abgrenzungsproblemen zwischen Werbung und Information mal abgesehen, die derzeit diskutiert werden - wenn man die Ergebnisse der Untersuchung überträgt, werden die Pharmaindustrie-Informationen die Krankenkassen, Gesundheitssysteme und Patienten zahlen. Niemand bestreitet, dass es Informationsbedarf gibt und die Patienten zunehmend sich im Internet selber schlau machen wollen. Die Verbraucher geben am Ende das Geld aus, dann können sie auch beste objektive Informationen verlangen. Ob diese gerade von den Arzneimittelherstellern kommen werden?
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2009-12-04   Link   (10 KommentareIhr Kommentar  



 

Skeptischer Medizinjournalismus leicht gemacht

Nicht nur in Deutschland ist die Qualität des Medizinjournalismus überwiegend unterirdisch.

Ein Editorial im "Journal of the National Cancer Institute" zeigt anhand konkreter Fallbeispiele aus den USA auf, was schief läuft. Aber es bleibt nicht bei Kritik: Mit einer Reihe von sehr konkreten Tipps werden Medizinjournalisten von den Autoren an die Hand genommen, um ihnen zu zeigen, wie man es besser machen könnte.

EIn drastisches Beispiel aus dem Artikel ist ein Krebsmedikament, das im US-Fernsehen als der "wichtigste Durchbruch des Jahrzehnts" in der Krebsmedizin gefeiert worden war. Grundlage für die Euphorie war eine an den Regividerm-Skandal gemahnende Phase-I-Studie mit 60 Patienten ohne Kontrollgruppe, in der sich in einer Subgruppe von 19 Patienten eine Wirkung anzudeuten schien.

Die Autoren des Editorials sehen die Schuld an der Misere zum Teil schon bei den Fachzeitschriften. Zum einen ist es so, dass schon in den Fachartikeln die Effekte medizinscher Behandlungen übertrieben dargestellt werden. Noch stärker ausgeprägt ist dieser Effekt in Presseerklärungen der Fachzeitschriften. Aus diesen aufgehübschten PR-Darstellungen bereits geschönter Fachpublikationen werden dann für ein Laienpublikum noch weit übertriebenere Berichte destilliert.

Die Autoren des Artikels geben den Medizinjournalisten eine Reihe von konkreten Tipps an die Hand. Die Hinweise zielen keineswegs nur auf die Berichterstattung über Krebserkrankungen.

pdf-DateiQuestions to Guide Reporting

pdf-DateiStatistics Glossary

pdf-DateiNumbers Glossary

pdf-DateiHow to Highlight Study Cautions
 
[Journalismus]
Autor: hockeystick   2009-12-02   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

Die Suche der Pharmaindustrie nach Liebe

Das Ansehen der Pharmaindustrie in der Bevölkerung ist suboptimal, um es mal vorsichtig zu formulieren. Daher machen sich Branchen-Veranstaltungen, die sich damit beschäftigen, wie das Image verbessert werden kann, immer gut. Am 16. November hatte der Pharma Marketing Club Austria (PMCA) zum "14. Österreichischen Pharma Marketing Tag" pdf-Dateieingeladen, bei dem der Frage nachgegangen werden sollte, "wie erfolgreiche Imagearbeit in der Pharmaindustrie aussehen kann".

Da ging es um die Relevanz der Wirkung, um strategische Übrlegungen für eine erfolgreiche Imagearbeit, um Ergebnisse von Marktforschung zum Thema Selbstbild vs. Fremdbild. Am Ende wurden dann in einer Podiumsdiskussion die Wunden geleckt: "Warum immer wir?". Laut dem Branchennewsdienst pharmainside lautete das Fazit: "Insuffiziente Kommunikationsstrategien" und "zu wenig Transparenz".

Die eigentliche Frage blieb unerwähnt: Was hat die österreichische Pharmaindustrie in den letzten fünf Jahren versäumt? Fünf Jahre, weil der 9. Österreichische Pharma Marketing Tag das Thema "Pharma als Marke" pdf-Dateihatte. Ein Déjà-vu. Auch damals wurde über Markenführung und das Image der Pharmaindustrie im Fremdbild vs. Wunschbild gesprochen. Ein echter Dauerbrenner.

Lösung sollte eine Imagekampagne bringen, die 2005 gelaufen ist. Wie es aussieht ohne nachhaltigen Erfolg, sonst hätte sich der PMCA heuer einem erfreulicheren Thema widmen können.

Oder der PCMA hätte sich die Veranstaltung schenken können, und gleich zum Kontakteknüpfen in der "Pharmig-Lounge" übergehen können - bis 23:00 Uhr im Programm, 2004 brauchte man noch kein offizielles "Socialising". Denn in einem Kommentar der österreichischen Ärztezeitung vom August hat der Medizinethiker Enrique Prat dargelegt, dass der Wunsch der Pharmaindustrie nach einem guten Ruf fast aussichtslos und auch nicht notwendig ist.

Patienten:
Ein normaler Patient nimmt ein Arzneimittel in der Regel nur, weil er krank ist und gesund werden will, aber auch Angst hat, mehr zu leiden, wenn er die Medikamente nicht schluckt. Das Präparat wird er niemals als positiv besetztes Konsumgut lieben, und die Pharmafirma spielt im Prozess der Genesung für den Patienten kaum eine glückliche Rolle.

Ärzte:
Der Arzt lässt sich oft durch die "Angebote" der Arzneimittelproduzenten locken. Umgekehrt nutzt er mitunter auch seine starke Position aus und verlangt "Gegenleistungen": Macht eine Firma nicht mit, kann sich der Arzt an die Konkurrenz wenden; macht sie mit, dann bestätigt sie ihren schlechten Ruf.

Die Medien mit ihrem wünschenswerten Hang zur Aufdeckung von negativen Verhalten tun ihr übriges.

Die Antwort liegt weder in Imagekampagnen, noch in Kodizes oder Selbstverpflichtungen, sondern im Bemühen um Vertrauen, Transparenz und Verantwortung. Geliebt wird die Pharmaindustrie nie werden, aber dass sie respektiert wird, sollte genug Ansporn zum ethischen Handeln sein.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2009-12-02   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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