Risk-Sharing auf Kosten des Patienten

Vom "risk sharing" ist leider der Patient ausgenommen, der das Risiko für Nebenwirkungen, insbesondere therapieresistentes Vorhofflimmern alleine zu tragen hat.
Das blog antinovartisinnovation zum Risk-Sharing-Vertrag der DAK mit Novartis über die Therapie mit Aclasta® (Zoledronsäure).
 
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Autor: strappato   2008-01-09   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Merck & Co: Rückschlag im Rennen um die Wunderpille

Bei der Suche nach den Blockbustern, neue Medikamente mit Potential für Milliardenumsätze, steht das Thema Übergewicht ganz oben auf der Wunschliste. Eine Pille gegen Adipositas würde dem Hersteller auf Jahre Gewinne versprechen. Oder viel Ärger, wie es Sanofi-Aventis mit Acomplia® erlebt. In den USA ist die Zulassung wegen Nebenwirkungen in weite Ferne gerückt und in Europa musste Sanofi-Aventis Warnhinweise und Indikationseinschränkungen hinnehmen. Seit Mitte letzten Jahres darf Patienten mit Major-Depression das Abmagerungsmittel (Wirkstoff: Rimonabant) nicht mehr verschrieben werden. Diese Kontraindikation gilt generell auch für Patienten, die mit Antidepressiva behandelt werden. Bei der Entwicklung einer Depression muss das Medikament sofort abgesetzt werden. In den USA hatten vor allem die erhöhte Gefahr von Suizidgedanken die Zulassung verhindert. In Europa kein Thema.

Diese Erfahrungen halten andere Pharmakonzerne nicht davon ab, ähnliche Präparate zu entwickeln. Zu verlockend ist die Aussicht auf einen Milliardenmarkt. Merck & Co. testet zur Zeit den Wirkstoff Taranabant in klinischen Studien, der ähnlich wie Rimonabant von Sanofi-Aventis Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn blockiert. Nicht überraschend, dass Taranabant nun in einer frühen Studie vergleichbare Nebenwirkungen wie Acomplia® zeigte.

Das Rennen um die Abnehm-Wunderpille geht weiter. Mindestens 30 Unternehmen haben den Markt im Visier.
 
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Autor: strappato   2008-01-09   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Schwul durch Parkinson-Medikament?

Didier Jambart, Vater zweier Kinder, klagt vor einem französischen Gericht wegen der Nebenwirkungen eines nicht näher bezeichneten Dopaminagonisten. Das Gericht ist ihm in der Ansicht gefolgt, dass das Medikament ihn nicht nur in seinen sexuellen Vorlieben beeinflusst hat, sondern darüberhinaus auch für Diebstähle und Spielschulden in Höhe von €130.000 verantwortlich ist. Bis zu 15 Prozent der Patienten sollen von ähnlichen Nebenwirkungen betroffen sein.

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Der kurios anmutende Fall stößt im Internet besonders in schwulen Blogs und Foren auf einiges Interesse. Generell überwiegt die Auffassung, dass das Medikament wohl eher eine latent vorhandene Neigung zu Tage gefördert haben könnte. Andere können die Wirkung aus eigener Erfahrung nicht bestätigen (aus den Kommentaren):
I took that stuff briefly, and it was nasty. However, it did not make me turn gay. I already was.

In einem Paper vom März 2007 mit dem Titel "Drug Insight: Impulse Control Disorders and Dopamine Therapies in Parkinson's Disease" beschreiben die Autoren sogenannte Impulse Control Disorders (ICDs) als häufige Nebenwirkung dieser Therapie:
ICDs typically involve pleasurable or hedonic behaviors (e.g. gambling, shopping or sex) that are performed repetitively, excessively or compulsively, to an extent that interferes in major areas of life functioning.
und
Among patients with PD [Parkinson's Disease] who were taking a dopamine agonist, as many as 13.7% were observed to have an ICD.

 
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Autor: hockeystick   2007-12-11   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Das zweite Leben des Thalidomids


Thalidomid, das als Contergan® traurige Geschichte geschrieben hat, lebt weiter. In Deutschland ist der Wirkstoff alleine zur Behandlung von Lepra zugelassen. Die Abgabe wird streng kontroliert. Bei anderen Indikationen wird es als off-label-use im Rahmen von Therapieversuchen eingesetzt. Grünenthal hat die Bereitstellung von dem kommerziellen Geschäft getrennt. Es besteht ein Unternehmensbeschluss, Thalidomid nicht kommerziell zu nutzen. Auf begründete Nachfrage wird es kostenlos zur Verfügung gestellt.

Ansonsten ist Thalidomid ein Generikum. Das Unternehmen Pharmion hat bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA eine Zulassung zur Behandlung des Multiplen Myeloms als Orphan Drug beantragt. Mit dem Status "Orphan Drug" zur Behandlung von seltenen Krankheiten, sind exklusive Vermarktungsrechte für das ausgewiesene therapeutische Anwendungsgebiet über einen Zeitraum von maximal zehn Jahren verbunden. Ausserdem wird das Unternehmen von Gebühren der EMEA, z.B. für die Beratung bei der Entwicklung und für die Bearbeitung von Zulassungs- und Änderungsanträgen, befreit.

Die EMEA prüft den Antrag zur Zeit. In Australien ist Thalidomid zugelassen. Für den Off-label-use kann es von Apotheken über Pharmion bezogen werden. Die Apotheken müssen sich an ein Risiko-Minimierungs-Programm beteiligen (besonderes Rezept mit Authorisations-Nummer - ähnlich wie bei Software, Abgabe max. für 28 Tage, usw). Das hat Pharmion auch für die europäische Zulassung vorgesehen.

Nun ist der Einsatz von Thalidomid in Europa ein Stück realistischer geworden. Der Pharmakonzern Celgene hat das Unternehmen Pharmion für $2,9 Milliarden übernommen, dem Celgene die Vermarktungsrechte in Europa überlassen hatte. Celgene vermarktet bereits Lenalidomid (Revlimid®), ein dem Thalidomid verwandten Wirkstoff, als Orphan Drug zur Behandlung des Multiplen Myeloms. Darüber hinaus hat Celgene mit Actimid™ ein weiteres Thalidomid-Analogpräparat in der Pipeline.

Im Oktober war eine Studie publiziert worden, in der der Nutzen von Thalidomid gegenüber der Standardtherapie eindrucksvoll gezeigt werden konnte. Die Zulassung durch die EMEA erscheint sicher. Bei bisher unbehandelten Patienten konnte eine Überlebenszeit im Median von 52 Monaten beobachtet werden, ein Zuwachs von fast 20 Monaten. Eine diese Woche veröffentlichte Studie zur Therapie mit Lenalidomid bei Patienten, bei denen eine frühere Chemotherapie gescheitert war, brachte einen Antieg der Gesamtüberlebenszeit von 20,2 auf 29,6 Monate.

Rechtzeitig vor Ablauf der 5-jährigen Überprüfungsfrist für Lenalidomid hat sich Celgene durch die Übernahme von Pharmion einen neuen Umsatzbringer gesichert. Bei Orphan drugs ist am Ende des fünften Jahres eine Überprüfung der Fördervoraussetzungen vorgesehen. Das Exklusivrecht erlischt, wenn ein anderer Anbieter innerhalb der 10-Jahres-Frist nachweisen kann, dass sein Präparat "sicherer, wirksamer oder unter anderen Aspekten klinisch überlegen ist".

Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass Orphan Drugs üblicherweise besonders teuer sind. Der Apothekenverkaufspreis für Revlimid® liegt bei 6856,40 Euro für 21 Tabletten mit 10 mg Wirkstoff. Die Geschäfte mit Thalidomid gehen also 50 Jahre nach der ersten Markteinführung weiter. Allein das Portal des Wissenschaftverlags Elsevier weist im letzten halben Jahr 36 Artikel zum Stichwort "Thalidomide" aus. Darunter Studien zum kleinzelligen Lungenkarzinom, zur juvenilen rheumatoiden Arthritis oder zum Prostatakarzinom.
 
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Autor: strappato   2007-11-23   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  



 

Europäer schlucken (fast) alles

In Europa sind einige Medikamente auf dem Markt, die in den USA und in anderen Ländern wegen Sicherheitsbedenken nicht zugelassen worden sind. Nun hat es den Cox-2-Inhibitor Prexige® von Novartis erwischt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat ebenso wie die Arzneibehörden in Grossbritannien und Österreich das Ruhen der Zulassung für das Schmerzmittel (übrigens die gleiche Wirkstoffklasse wie Vioxx) angeordnet.

Bei der Diätpille Acomplia® von Sanofi-Aventis, einem weiteren Präparat, dass in den USA nicht zugelassen ist, gibt es neue Erkenntnisse zu Nebenwirkungen. Eine Meta-Analyse fand ein mehr als 2-fach erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen und bestätigte die Entscheidung der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA.
Taken together with the recent US Food and Drug Administration finding of increased risk of suicide during treatment with rimonabant, we recommend increased alertness by physicians to these potentially severe psychiatric adverse reactions.

 
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Autor: strappato   2007-11-22   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Drug song


 
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Autor: strappato   2007-11-02   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Europäer schlucken alles

In Kanada hat die Zulassungsbehörder das Schmerzmittel Prexige® von Novartis vom Markt genommen. Grund war ein erhöhtes Risiko für Leberschädigungen und Hepatitis. In Australien ist Prexige®, das vorher als kommender Blockbuster gehandelt worden ist, schon seit August vom Markt. Die amerikanische FDA hat es gar nicht erst zugelassen.

Nur in Europa schläft Arzneimittel-Aufsicht. Damit zeigt sich das europäische Kontrollsystem wieder einmal unfähig, auf neue Daten angemessen zu reagieren. Zwar wird immer wieder die Bedeutung von Informationen nach der Marktzulassung für die Arzneimittelsicherheit betont, aber das erfordert auch auch, die Konsequenzen daraus zu ziehen.

Es reichte gerade noch für eine Warnung: Das BfArM rät den Ärzten bei der Verordnung und der Anwendung von Prexige® die geltenden Gegenanzeigen (Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung) und die in den Produktinformationen enthaltenen Warnhinweise unbedingt zu beachten. Patienten, bei denen Beschwerden, die mit einer Leberschädigung verbunden sein können (Gelbsucht, Übelkeit, Juckreiz, dunkler Urin), auftreten, sollten ihren Arzt um Rat wegen der weiteren Behandlung fragen, heißt es in einer Stellungnahme nach der Zurücknahme der Zulassung in Australien.

Wie diese Patientenaufklärung bei der durchschnittlichen pdf-DateiKonsultationsdauer von 7,6 Minuten vom Arzt zu schaffen ist, bleibt offen. Von der Verunsicherung des Patienten, würde er umfangreiche Information über Risiken erhalten, ganz abgesehen. Dann nimmt er es doch nicht. Angst vor Nebenwirkungen ist übrigens eine bedeutender Faktor für mangelnde Compliance. Am Ende muss der Patient die Symptome noch deuten können und seinen Arzt aufsuchen.

Die Risiken von Prexige® steigen nach den Studien mit höherer Dosierung. Gerade ein Schmerzmittel hat ein grosses Potential für Überdosierungen.

Von der FDA abgelehnt, aber in Europa auf dem Markt:
Yentreve®
Acomplia®

Einer Rücknahme der Zulassung durch die FDA nur knapp entgangen:
Avandia®
 
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Autor: strappato   2007-10-07   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Ausgehustet

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat Produkte mit dem Wirkstoff Clobutinol gegen Reizhusten mit sofortiger Wirkung verboten.

Der Arznei-Verordnungsreport 2006 schreibt:
Pentoxyverin und Clobutinol sind synthetische Antitussiva, deren Wirksamkeit in klinischen Studien nicht sicher belegt ist. Die Mechanismen der Wirkung sind nicht bekannt, auch eine jüngere Medline-Recherche ergab keine aussagekräftigebn Hinweise auf entsprechendm positive Studien trotz einer positiven Bewertung in Aufbereitungsmonographien. Kürzlich wurden jedoch unter Clobutinol QT-Veränderungen mit der Gefahr des Auftretens von "Torsades de Pointes" beschrieben (Bellocq et al. 2004). Der Zuwachs der nun vier Clobitinol enthaltenden Präparate hatte eine grosse Bandbreite, die wohl auf Werbestrategien zurückzuführen ist.

Schon 2004 gab es erste Indizien, dass Clobutinol Herzrhythmusstörungen auslösen kann. Erst 3 Jahre später ist es vom Markt genommen worden, weil der Zulassungsinhaber des Originalpräparats, Boehringer Ingelheim, neue Informationen und Daten vorgelegt hat.

Ganz schön lange, wenn man zum Vergleich Rückruf-Aktionen der Industrie sieht.
 
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Autor: strappato   2007-08-31   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

High und ruhig durch Hustensaft

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat vor dem Missbrauch rezeptfreier Arzneimittel gegen Husten, Einschlafstörungen oder Allergien gewarnt. Der Hustenblocker Dextromethorphan und das Antiallergikum Diphenhydramin wirken in höherer Dosierung halluzinogen.

Die Warnung des ABDA wendet sich an Jugendliche, die es damit knallen lassen. In den USA wird vor einem ganz anderen Missbrauch der beiden Wirkstoffe gewarnt. Eltern sedieren damit ihr quengelndes Kleinkind, beispielsweise auf Flugreisen.

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Update
Es gibt seit gestern auch eine offizielle Warnung der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA vor der nicht durch einen Arzt verordneten Gabe von Hustenmedikamenten an unter 2-jährige Kinder.
 
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Autor: strappato   2007-08-15   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

Statins 4 All

Iregendwann werden Statine - Medikamente zur Senkung des Cholersterins - wohl im Supermarkt bei den Quengelartikeln im Kassenbreich zu finden sein.

In Grossbritannien hat Peter Boyle, National Director for Heart Disease and Stroke, empfohlen, dass alle Männer über 50 Statine bekommen sollten. Leider sei die Öffentlichkeit noch nicht zu einer Massenverabreichung bereit, bedauert der Herz-Papst.

Übrigens ein Konzept, dass schon vor über vier Jahren als "Polypill" vorgeschlagen wurde. Man nehme ein Statin, einen Beta-Blocker und ASS (in der Erstversion noch zusätzlich Folsäure und 2 andere Blutdrucksenker), verpacke es in einer Pille und streue es unter die Bevölkerung über 55. Das soll koronare Herzkrankheiten um 80% verringern.

Nicht nur ältere Leute sollen von Statinen profitieren. Niederländische Wissenschaftler haben nun vorgeschlagen Kinder ab 8 Jahren mit Statinen zu behandeln, jedoch nur bei familiärer Hypercholesterolämie - einer genetischen Disposition.
 
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Autor: strappato   2007-08-12   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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