Ideenreichtum beim Pharmamarketing

Österreich ist ein kleines Land, aber nicht so klein, als dass nicht Platz für weitere Pharma-PR Agenturen wäre. Auf ein Schlachtschiff der Pharmakommunikation in unserem Nachbarland habe ich schon hingewiesen. Ein anderer Player mit einer ansehnlichen Kundenliste ist PBK Ideenreich.

Der Name ist Programm. Stolz verweist man beispielsweise auf ms-moveon.at ein Internetangebot für Patienten mit Multiple Sklerose (MS), für das laut Impressum die Agentur verantwortlich ist. Nicht von ungefähr tauchen Fragen wie "Was sind monoklonale Antikörper?", "Wie wirkt Natalizumab?" oder "Wie wirksam ist Natalizumab?" an prominenter Stelle auf. Der Kunde, der nicht genannt wird, ist Biogen Idec und das Produkt der monoklonale Antikörper Tysabri®, seit Mitte letzten Jahres für die Behandlung von MS auf dem Markt. In Deutschland nennt ms-life.de, ein Internetangebot der BertelsmannSpringer "Business Solutions Medicine Online GmbH (BSMO)", immerhin auf einer ähnlichen Internetplattform den Sponsor Biogen Idec grau in kleiner Schrift am Fuss der Internetseite und im Impressum. In Österreich wohl nicht nötig. Zumindest bei einer Agentur, die unter dem Stichwort "ethisch" auf ihrer Internetseite die Handelsnamen der Kundenprodukte präsentiert.

Bytheway: Der auf der Seite genannte Experte, Prof. Deecke, durfte schon am 18.10.2006 im Österreich-Fenster von SAT 1 in der Sendung "Welt der Medizin" die Therapie umfassend vorstellen.

Der beworbene monoklonale Antikörper ist Natalizumab nur für Patienten zur Therapie besonders aggressiver Formen der schubförmigen Multiplen Sklerose zugelassen. Als eine Art "last choice". Lediglich in den USA kann Natalizumab auch für die Behandlung normal verlaufender schubförmiger MS als Ersttherapie verordnet werden.

Klingt eher altbacken als ideenreich. Es gibt noch eine Fortsetzung. Stay tuned.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-03-07   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Kollateralschäden im Transfett-Kampf

Transfettsäuren sind in Verruf gekommen. Sie stehen im Verdacht, sich negativ auf die Entwicklung von Ungeborenen und Kleinkindern auszuwirken, und spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Übergewicht. Die wichtigste Quelle für Transfettsäuren sind industriell gehärtete Pflanzenöle, wie vor allem in Fastfood-Produkten und vielen Backwaren vorkommen. Insbesondere enthalten Fertigprodukte, wie Pommes frites, Kekse, Kartoffelchips und verschiedene Back- und Bratfette hohe Dosen an Transfettsäuren.

In den USA tobt die Transfett-Hysterie. New York will alle Transfettsäuren durch Verordnung aus den Restaurants verbannen. Transfettsäuren tierischen Ursprungs kommen aber auch in der Milch und in der Butter vor. Diese Transfettsäuren können vom menschlichen Körper jedoch leicht umgewandelt werden.

Da sind Kollateralschäden nicht zu vermeiden. Die NY Times berichtet von Bäckern, die in ihren Backwaren Butter durch Palmöl ersetzen müssen, weil Starbucks den Kunden "100% trans fat free" anbieten will und und "100% artificial trans fat free" schon eine Stufe zu komplex ist.

Mit Palmöl schmeckt das Croissant natürlich nicht. Wohl ein Fall für künstliche naturidentische Geschmacksstoffe. Das transfettsäurefreie Croissant kann der US-Amerikaner dann mit gesunder, mit Vitaminen und Mineralien angereicherter Cola runterspülen, die PepsiCo und Coca-Cola auf den Markt bringen.
 
[Public Health]
Autor: strappato   2007-03-07   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Allianzen schmieden

Der Deutsche Diabetiker Bund (DDB) fürchtet, dass die Sicht der Patienten auch künftig bei der Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln zu kurz kommen wird.

Der Bundesvorsitzende der Patientenorganisation Manfred Wölfert:
Wir werden neue Strategien entwickeln und neue Allianzen eingehen.

Noch näher an die Pharmaindustrie? Wir erinnern uns: Am 16.11.2006 haben Vertreter des Diabetiker Bundes gemeinsam mit den Industrievertretern und dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) eine Anhörung des IQWiG verlassen und damit einen Eklat provoziert.
 
[Politik]
Autor: strappato   2007-03-07   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Marburger Bund löst Oberärzte-Schwund aus

Oberärzte-Schwund in kommunalen Kliniken, meldet das Ärzteblatt und beruft sich auf die Frankfurter Rundschau. Da hätten sich die Ärzte nicht auf die Tarifverhandlungs-Anfänger vom Marburger Bund verlassen sollen. Statt 13% mehr Gehalt erhalten Oberärzte die Degradierung und fast 20% weniger. Wenn es weniger Oberärzte gibt, sind diese Stellen auch für Fachärzte schwerer zu ergattern.

Marburger-Bund-Chef Frank Ulrich Montgomery ist „unglücklich“ über die problematische Passage im Tarifvertrag. „Das haben wir mit verbockt“, sagte er.

Wir haben früher immer gesagt: Marburger Bund - Verband der Chefärzte Deutschlands.
 
[Klinik]
Autor: strappato   2007-03-07   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Anklage gegen Krebs-Heiler

Vor dem Landgericht Kassel hat am Montag der Prozess gegen fünf Männer begonnen, die zahlreiche Krebskranke mit dem angeblichen Wunderheilmittel Galavit um ihr Geld gebracht haben sollen. Angeklagt sind ein 63-jähriger Kaufmann, ein 65 Jahre alter Arzt und ein 57-jähriger Journalist aus Luxemburg.

Nicht auf der Anklagebank: Die Medien, die jetzt mit Abscheu über den Fall berichten und die damals das Wundermittel gepusht haben.
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2007-03-06   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Alli® Marketing

Interessant für die DTC-Marketeers unter den Lesern: Brandweek beschreibt den Hintergrund der Kampagne von GlaxoSmithKline (GSK) für die OTC-Diätpille Alli® (Wirkstoff Orlistat). Besondere Bedeutung soll das Design der Verpackung haben.

In dem Brandweek-Artikel betont der verantwortliche GSK Vize-Präsident für die Diätpille, Steve Burton, wieder einmal, dass er 27 kg (60 Pounds) mit Orlistat abgenommen hat.

Er verschweigt gerne, dass er auch seine Erfahrungen mit den Nebenwirkungen gemacht hat.
'll never forget having a fish sandwich and loading it up with tartar sauce and having French fries," Burton recalled. "I actually discharged some oil." Luckily for Burton, what he refers to as his "classic oops" episode happened on a Saturday when he was doing errands, not during an important meeting. So he went home to change clothes.

Ob das Alli® da ein durchschlagender Erfolg wird?
 
[Orlistat]
Autor: strappato   2007-03-06   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Champix®-NEWS

Das wird hier noch zum Österreich-Pharma-Watch-Blog. Aber was dort so möglich ist, erstaunt immer wieder.

Die "NEWS" ist das grösste Nachrichtenmagazin des Landes mit einer Auflage von 250.000. Gehört übrigens zu Gruner+Jahr.

Am 22. Februar gab es in dem Magazin einen redaktionellen Artikel mit 6 Seiten zu Champix® und die Nikotinentwöhnpille von Pfizer schaffte es auch auf das Titelblatt.

Damit nicht genug: Redakteure und andere "NEWS-Tester"
berichten über ihre Erfahrungen und führen ein weblog.

Dazu gibt es eine Kampagne des gemeinnützigen Vereins nosmoking.at - gesponsert von Pfizer und News. Präsident ist der immer noch in Österreich bekannte ehemalige Leichtathlet Andreas Berger, der seine Karriere wegen Doping beenden musste. Vizepräsident Univ.-Doz. Dr. Ernest Groman tritt neben dem immer emsigen Prof. Michael Kunze bei Pfizer-PR-Aktionen auf und erwähnt Champix® gerne in redaktionellen Artikeln: pdf-DateiKurier v. 21.2.2007, pdf-DateiApotheker Krone 2/2007.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-03-05   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Pharmagrosshandel unter Druck

Nochmal zu Pfizers Deal mit Unichem in Grossbritannien.

Die Grosshändler geraten unter Druck. Laut Pharmafocus hätte Pfizer auch einen normales Logistik-Unternehmen beauftragt, Pfizers Produkte exklusiv zu vertreiben.
Commenting on its court victory, UniChem said the pharmaceutical marketplace was changing faster than ever, and indicated that if it had not taken up Pfizer's offer, a logistics provider from outside the sector would have stepped in instead.

Was für die Vermutung spricht, dass es Pfizer weniger um die Arzneimittelsicherheit, als mehr um die Preiskontrolle geht. Bestellen demnächst Apotheken die Medikamente bei DHL?
 
[Apotheken]
Autor: strappato   2007-03-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Falsche Ärzte liquidieren privat

Neues vom Fall Werksarztzentrum Recklinghausen.

Der Beschuldigte Prof. Roland Sch. ist am Freitag nach über 3 Wochen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Nach einer schriftlichen Einlassung von Schermer, die die Staatsanwaltschaft als Teilgeständnis wertet, wurde der Haftbefehl unter Auflagen und gegen eine Kaution ausser Vollzug gesetzt.

Nun werden neue Vorwürfe öffentlich. So sollen die "falschen Ärze" auch privat liquidiert haben: Nach Informationen der Recklinghäuser Zeitung sind zwei von ihnen Mitglied in einem Tauchverein. Die Staatsanwaltschaft prüft Hinweise, wonach zumindest einer der "falschen Ärzte" auf "privater Basis" Tauch-Tauglichkeitsbescheinigungen ausgestellt haben soll. Zudem habe es auch in Taucherkreisen Impfungen durch Nicht-Mediziner gegeben.
 
[FH Gelsenkirchen]
Autor: strappato   2007-03-05   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 



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