Fast suicides

Die Raucherentwöhnungs-Pille Champix® (in den USA Chantix®) ist vom US-Branchenblatt Pharmaceutical Executive zum "Brand of the Year" gekürt worden. Im Artikel wird über Zigaretten geschrieben:
They are casually dismissed as "slow suicides," their health problems shrugged off as their just desserts.

Könnte man glatt über Champix® sagen, mit dem Unterschied dass die Tabletten für einige Patienten "fast suicides" bedeuteten.

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Übrigens: "Brand of the Year 2007 " war der HPV-Impfstoff Gardasil®.
 
[Champix]
Autor: strappato   2008-02-18   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pharmakugelschreiber: Hardware-Spam


Pharmamarketing-Blogger John Mack hat sich Gedanken über den Nutzen der Pharmakugelschreiber gemacht. Gemeinhin würde man die bunten Teile mit dem Schriftzug eines Medikaments in der PC-Ära als überkommene Tradition belächeln.

Zweifel kamen John Mack bei einer ganzseitigen Anzeige eines Anbieters von Werbekugelschreibern in der Fachzeitschrift Pharmaceutical Executive. Mack rechnete nach und kam zum Schluss, dass lediglich ein als Kunde für den beworbenen Kugelschreiber gewonnener Pharmakonzern die Kosten für die teure Anzeige wieder einspielt.

Dass ein Pharmaunternehmen zugreift, ist nicht unwahrscheinlich. Nach der Kalkulation von John Mack könnten 98% der beschenkten Ärzte den Stift in die Tonne treten. Bei den verbliebenen 2% muss der Kugelschreiber nur einen zusätzlichen Wert von 2 Dollar bei den Verschreibungen für das beworbene Präparat generieren, damit sich die Kampagne mit dem Pharmakugelschreiber für das Unternehmen auszahlt. Put your brand in their hands.

Ob die Rechnung so stimmt, bleibt offen. Nicht nur, weil der beworbene Kugelschreiber im Internet mit stolzen 1,25 Dollar in der Preisliste steht. Weniger aufwändige Modelle sind jedoch für die Hälfte zu haben, Rabatte gehören zum Werbegeschäft und es muss ja nicht gleich ein Markenhersteller wie "Senator" sein. Das Prinzip wird aber klar: Keine Distributionskosten, weil der Aussendienst sowieso den Arzt aufsucht, grosse Diskrepanz von Einsatz zu potentiellen Ertrag und die grosse Anzahl der Ärzte. Ist wie bei E-Mail Spam. Und so werden uns trotz Computers, elektronischer Patientenakte und papierloser Praxis die Pharmakugelschreiber noch lange begleiten. Wie Spam eben. ... und manchmal steht ja sogar Viagra drauf.
 
[Pharmakugelschreiber]
Autor: strappato   2008-02-18   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Emotionale Labilität

In einer kürzlich veröffentlichten pdf-DateiMetaanalyse zum Nutzen des umstrittenen Antidepressivums Paroxetin (Seroxat®, in den USA Paxil®), Hersteller GlaxoSmithKline, finden die Autoren keine Überlegenheit gegenüber Placebo.
Among adults with moderate to severe major depression in the clinical trials we reviewed, paroxetine was not superior to placebo in terms of overall treatment effectiveness and acceptability.

Noch bemerkenswerter die Terminologie, mit der GlaxoSmithKline offenbar gravierende Nebenwirkungen des Präparats zu verschleiern sucht und gleichzeitig eine objektive Bewertung des Nebenwirkungsprofils unmöglich macht. Hinter dem harmlos erscheinenden Begriff "emotional liability" (etwa: "emotionale Labilität") können sich nämlich auch vollendete Suizide verbergen.
In addition, we found disclosure of suicidal tendencies in the GlaxoSmithKline Clinical Trial Registry somewhat problematic. In some cases, for example, patients were reported to have “emotional liability,” with a note explaining that this term was used to indicate “completed or attempted suicide, suicidal tendencies or mood fluctuations.”

 
[Klinische Studien]
Autor: hockeystick   2008-02-18   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Medizin und Ästhetik

Medizin ist faszinierend und hat eine eigene Ästhetik. Das sollte nicht unter dem alles dominierenden Businessdenken der Pharmaindustrie und Gesundheitswirtschaft begraben werden. Ein feines blog dazu: Steet Anatomy, das blog der medizinischen Illustratorin Vanessa Ruiz.

Dort gefunden: WinkingSkull, eine interaktive Internet-Version eines Anatomie-Atlas aus dem Thieme-Verlag. Viele Funktionen kann man nur nach kostenloser Anmeldung nutzen.

Hat tip: Eine Leserin.
 
[Blogs]
Autor: strappato   2008-02-17   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Baxter bezieht Heparin aus unkontrollierter Fabrik

In den USA kam es zu mehreren Todesfällen nach der Behandlung mit Heparin des Pharmaunternehmens Baxter. Das Ausgangsprodukt stammte aus einer Fabrik in China, die von der US-Überwachungsbehörde FDA vor Ort nicht untersucht worden ist.

Es kommt noch schlimmer. Die chinesische Fabrik, deren Produkt als Quelle für die allergischen Reaktionen identifiziert worden ist, wurde auch von den chinesischen Aufsichtsbehörden nicht kontrolliert. Der für die internationalen Programme Verantwortliche bei der FDA sagte, dass die chinesische Aufsichtsbehörde nur Fabriken kontrolliert, die Medikamente für die eigenen Bürger herstellen. Die Provinzbehörden könnten Inpektionen bei Fabriken, die für den Export produzieren anordnen, aber dies sei nicht verpflichtend.

Halten wir fest: Baxter versorgt die Hälfte des US-Marktes mit Heparin, das in einer chinesischen Fabrik hergestellt wird, die weder von der FDA noch von lokalen Aufsichtsbehörden kontrolliert wird. Wie glaubwürdig wirken da die Warnungen der Pharmakonzerne vor gefälschten Medikamenten aus dubiosen Internetapotheken?
 
[Counterfeit drugs]
Autor: strappato   2008-02-16   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Erhöhte Rate von Pneumonien nach Rotavirus-Impfung

In den USA belasten unerwartete Fragen die Zulassung des Rotavirus-Impfstoffs Rotarix® von GlaxoSmithKline (GSK). Am nächsten Mittwoch wird ein Expertengremium der FDA seine Empfehlungen dazu geben.

Rotaviren können Erbrechen, hohes Fieber und Diarrhoe auslösen und sind weltweit verbreitet. Bis zum Ende des dritten Lebensjahres haben über 90% der Kinder bereits eine Rotavirusinfektion durchgemacht. In den Industriestaaten sind Todesfälle sehr selten. Weltweit sterben jährlich bis zu 1 Million Kinder an dieser Viruserkrankung, meist in den Entwicklungsländern.

Bei der Analyse der grössten von 11 klinischen Studien zur Sicherheit von Rotarix® war die Rotavirus-Impfung mit einer erhöhten Rate von Todesfällen durch Pneumonie assoziert. In der Studie habe es laut FDA zudem bei geimpften Kindern eine erhöhte Rate von Krämpfen gegeben. In einer anderen Studie sei nach Impfung mit Rotarix gehäuft Bronchitis aufgetreten.

Der Impfstoff scheint ausreichend sicher und nach Angaben der FDA nicht zu lebensbedrohenden Darminvaginationen, das Einstülpung eines Darmabschnittes in einen anderen, zu führen, wegen denen ein Rotavirus-Impfstoff von Wyeth 1999 vom Markt genommen werden musste. Jedoch hat GSK das Ziel einer laufenden Studie angepasst, als eine höhere Rate von Invaginationen (bzw. Intussuszeptionen) in der Placebogruppe beobachtet worden ist. Dies ist nach den Regularien der FDA nicht zulassig.

Rotarix® ist wie das Konkurrenzprodukt Rotateq® von Sanofi-Pasteur MSD in Europa zugelassen. Die beiden Vakzine haben einen unterschiedlichen Ansatz. Rotarix® ist eine monovalente attenuierte Lebendvakzine, der eine hohe Replikationsrate im Darm aufweist. Rotateq® ist ein gentechnisch modifizierter boviner Rotavirenstamm, der mit fünf Antigenen der häufigsten beim Menschen auftretenden Rotavirus-Serotypen versehen wurde.
 
[Arzneimittel]
Autor: strappato   2008-02-16   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Links am Samstag

Prüfen, so lange, bis es passt - Wie gut getestet sind neue Medikamente, wenn sie auf den Markt kommen? Eine STANDARD-Diskussion mit Sanofi-Aventis Austria-Chef Hubert Dreßler und Aufsichtsbehördenleiter Marcus Müllner.

Rewe erwägt Einstieg in deutschen Apothekenmarkt und Schlecker muss Einstieg in Medikamentenhandel verschieben.

Drug Biz Woes Hurt Ad Agency

Can a Drug That Helps Hearts Be Harmful to the Brain? - some doctors are voicing concerns that in a small portion of patients, statins like Lipitor may be helping hearts but hurting minds.

Gates Foundation’s Research Influence Criticized
 
[Links]
Autor: strappato   2008-02-16   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Nobel Biocare unterstützt Charité

Der Zahnimplantatehersteller Nobel Biocare hat die Berliner Charité als dritte europäische Universität in sein "University Partner Program" aufgenommen.
Das Programm ermöglicht den Universitäten Zugang zu den aktuellsten wissenschaftlich fundierten Behandlungsverfahren, auf klinische Kompetenz, High-Tech Lehrmittel und Unterstützung bei Implantat-basierten Restaurationen und CAD/CAM-Konzepten.

Dies ist Teil einer Image-Offensive, die den angekratzten Ruf des Unternehmens wieder herstellen soll. Die schwedische Aufsichtsbehörde hatte bei den Produkten NobelDirect und NobelPerfect ein erhöhtes Riskio für Knochenschwund gefunden.

In der "Zahnarztwoche" betont Domenico Scala, CEO des Konzerns. "Wir haben gelernt". Forschung und Entwicklung sei bei Nobel Biocare nun auf Vorstandsebene vertreten und die Wissenschaft habe Sitz und Stimme im Vorstand. Ganz schön revolutionär für ein Unternehmen, dass seinen Umsatz mit zahnmedizinischen Produkten macht, die im Halbjahres-Rhythmus neu auf den Markt geworfen worden sind. Nicht gut angekommen sei in der jüngsten Vergangenheit, so Scala, dass von Nobel Biocare "im Markt sehr viele absolute Aussagen gemacht worden seien". So, so.

Eine Art Canossagang gegenüber den Investoren, die vom Geschäftsergebnis 2007 alles andere als erfreut waren.

Zurück zur Partnerschaft. Als Ziel gibt Nobel an, Marktführer in Deutschland zu werden. Das lässt sich das Unternehmen was kosten. Zum finanziellen Umfang der Partnerschaft wurden keine Angaben gemacht, auch hier regiert die neue Bescheidenheit. Bei der Aufnahme der Universität Freiburg im Jahr 2006 hatte man noch stolz verkündet, 5 Millionen Euro auf fünf Jahre zur Verfügung zu stellen.

Dafür gibt man sich nun angesichts des Investorengrummelns beim erwarteten "Return of Investment" offener: So sollen 50% der Zahnmedizinstudent bis zum Studienende wenigstens ein Implantat am Patienten gesetzt und versorgt haben. Das Thema Implantologie ist in das gesamte Zahnmedizin-Curriculum eingebettet, von der post-implantologischen Versorgung bis hin zu Implantationen an Modellen und Schweinekiefern. Bevorzugt wohl mit Produkten von Nobel Biocare.

Ein schönes Beispiel, dass Forschungsinvestitionen bei Pharma- und Medizintechnikunternehmen oft zu den Marketingausgaben gehören.
 
[Zahnaerzte]
Autor: strappato   2008-02-16   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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