Mr. Schleichwerbung? (Update)

Im Auftrag der Boocompany habe ich mir den Gesundheitsexperten der ARD - für die Stammleser dieses Blogs kein Unbekannter - ein wenig näher angesehen:

Video hier.


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Update (strappato)
In den Medien ist zu lesen, dass der WDR den Vorwurf der Schleichwerbung zurückweist. Es sei nicht erwiesen, aber dem WDR reiche Anschein, hat der Sender, der sich von Bankhofer getrennt hat, mitgeteilt und will den Sachverhalt im einzelnen noch aufklären. Bankhofer hatte einen Vertrag mit "Klosterfrau" eingeräumt, der lediglich Beratung in Gesundheitsthemen, Naturstoffe, Vitalstoffe, prophylaktische Maßnahmen und Studien umfassen, und PR und Werbung ausschliessen würde. Der Vertrag war dem WDR nicht bekannt. Bankhofer erklärte, die "Klostermelisse" im Jahr 2005 erwähnt zu haben - wie im Video dokumentiert. Der Vertrag mit Klosterfrau Melissengeist sei aber 2006 zustande gekommen. Das Video zeigt auch andere TV-Auftritte, etwa in der Sendung "Die gesunde halbe Stunde" auf dem österreichischen Spartensender TW1. TW1 ist Teil des öffentlich-rechtlichen ORF, hat als kommerzieller Spartenkanal aber eine besondere Regelung, die Sponsoring erlaubt, wenn die Geldgeber im Abspann offengelegt werden.
 
[ARD-Schleichwerbung]
Autor: hockeystick   2008-07-21   Link   (19 KommentareIhr Kommentar  



 

Traumberuf Medizinjournalist (IV)

Der Stammzellpionier Professor Hans Schöler aus Münster hat vertrauliche Foren für Forscher vorgeschlagen, um den fachlichen Austausch zu fördern. Wer als Journalist an solchen Konferenzen teilnehmen wolle, sollte sich ebenso zur Vertraulichkeit verpflichten wie alle anwesenden Forscher. Die TAZ nennt das Maulkorb für Journalisten.

Bei der Stammzellforschung geht es um viel Geld und Ruhm. Fachzeitschriften lehnen Veröffentlichungen ab, wenn die Ergebnisse vorher schon in anderen Medien zirkulieren. Vor der Verschwiegendheitserklärung von Journalisten müsste eigentlich die Quelle trocken gelegt werden. Plappern gehört auch in der Wissenschaft zum Handwerk.

In einem Interview begründet Hans Schöler seine Forderung mit dem Sensationsjournalismus, der sachliche und vor allem fachlich korrekte Berichterstattung vermissen lässt. Bevor nun die Medizinjournalisten sich über den "Maulkorb" aufregen, wäre eine Reflektion der eigenen Tätigkeit angebracht.

Medizinjournalisten sollte es nicht schwerfallen, derartigen Ansprüchen für eine gesteuerte Berichterstattung gerecht zu werden. Unkritische Wissenschaftsgläubigkeit und grenzenlose Industriefreundlichkeit sind Paradedisziplinen der Branche.
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2008-07-21   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Marketing, Marketing, Marketing

If you have to understand what drug companies are about, you need to know three things: marketing, marketing, marketing.

David Rothman, Professor an der Columbia University in einem Beitrag von "14 News" über Pharmamarketing. Darin wird erwähnt, dass in den USA die Pharmakonzerne alleine 4 Millionen Dollar täglich für "Free Lunch" an Ärzte ausgeben.
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2008-07-21   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 


 

Unterschiedliche Länder - gleiche Argumente

In den USA geht es Big Pharma an den Kragen. Beide Präsidentschaftskandidaten, John McCain als auch Barak Obama, haben die zu hohen Arzneimittelpreise als relevanten Faktor für die Finanzierung der beabsichtigten Reformen entdeckt.

Trotz der Untersuchungen des US-Senats zu irreführender Pharmawerbung, verdeckten Zahlungen an Ärzte oder dem Betrug von staatlichen Gesundheitsprogrammen - vom rapiden Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit mal ganz zu schweigen - scheinen viele Manager der US-Pharmakonzerne den Ernst der Lage zu ignorieren.
Your house is on fire, and you’re still smoking in bed.
So drastisch verdeutlicht Billy Tauzin, Präsident des US-Pharmaverbandes PhRMA, seinen Mitgliedern die Situation.

Jeff Kindler, CEO von Pfizer, sieht die Gefahr und pdf-Dateiwiederholt vor dem Finanzausschuss des US-Senats die Argumentation der Pharmaindustrie, die da lautet: "Ohne hohe Preise, keine Innovation".
In Europe, a generation ago, vibrant, competitive pharmaceutical industries flourished in France, Germany, Switzerland, and a host of other nations. But these systems, forced to cut short-term costs, ended up offering insufficient rewards for innovation. In 2004, the U.S. Commerce Department completed a study demonstrating that price controls and other restrictive practices in Europe and elsewhere stifled innovation.
Bei der Anhörung zu Schutzrechten fordert Kindler dementsprechend längere Patentlaufzeiten und die internationale Durchsetzung der Abkommen zum Schutz des geistigen Eigentums.

Andere Länder, gleiches Mantra: Hierzulande sieht Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA), den Pharmastandort Deutschland in Gefahr.
Positive Aspekte des Standorts Deutschland, wie die freie Preisbildung und der ungehinderte Marktzugang für Innovationen, würden durch Überregulierung und sich teils widersprechende oder die Wirkung verschärfende Markteingriffe der Politik konterkariert.
Dabei verweist sie auf ein Feld, auf dem in Zukunft die Debatte über Rationierung, Preise, Nutzen und Ethik - und damit Umsätze der Pharmaindustrie - entschieden wird: Krebstherapien oder die Behandlung von Patienten mit seltenen Krankheiten. Der einzige Bereich im Arzneimittelmarkt, in denen die Umsätze überdurchschnittlich wachsen.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2008-07-17   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pfizer-Vorständin zahlt 300.000 Dollar Pendlerpauschale

Deutsche Pendler können die finanziellen Bürden der Fahrt zum Arbeitsplatz immerhin noch zum Teil steuerlich geltend machen. In den USA gilt dagegen für normale Angestellte das Werkstorprinzip.

Nicht so für Pfizer-Vorstände. Das wöchentliche Pendeln zwischen ihrem Wohnort in Maryland und den Pfizer-Büros an der East 42nd Street in Manhattan erledigte Pfizer-Personalvorständin Mary McLeod bislang auf Firmenkosten, und zwar bequem mit dem Hubschrauber.

Im Zuge allgemeiner Kostenkürzungen bei Pfizer stand die Firma nun einem Bericht von Pharmalot zufolge vor der Wahl, die Kosten dieses Prozederes offenzulegen oder Frau McLeod persönlich zur Kasse zu bitten.
In the end, several execs were handed bills. McLeod, for instance, was asked to reimburse Pfizer nearly $300,000 for her helicopter commutes, our sources say. A Pfizer spokesman declined to discuss specifics, but did send us this statement: “Across Pfizer, every expense is being reviewed. From the manufacturing floor to the executive suite, we are committed to leveraging every dollar.”

 
[Pharmaindustrie]
Autor: hockeystick   2008-07-17   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Traumberuf Medizinjournalist (III)

Recherche steht in dem Ruf, eine ebenso lästige wie zeitfressende Randerscheinung des Journalistenberufes zu sein. Doch Recherche muss nicht beschwerlich sein. Denn hilfreiche Dienstleister haben nicht nur vorproduzierte Artikel und Beiträge im Angebot, sondern helfen den ehrgeizigeren Kollegen auch bei der Recherche:
Die Deutschen Journalisten Dienste GmbH (djd) starten am 3. Mai im Hamburg einen „Recherchetag Gesundheit“. Ein neues PR-Konzept: An nur einem Tag werden zehn verbrauchernahe Themen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung unter Beteiligung einer ansehnlichen Zahl von Gesundheitsexperten interessierten Journalisten präsentiert.

In lockerer Runde werden Gesundheitsthemen produktunabhängig diskutiert. Anschließend bleibt die Zeit für knallhartes Nachfragen bei ausgewiesenen Experten.

Eine runde Sache. Das findet auch der Veranstalter:
Wir sind zwar nicht unabhängig, aber trotzdem stolz darauf, seit über 15 Jahren gute Tipps, Texte und Themen für die Medien zu liefern.

(Teil 1, Teil 2)
 
[Journalismus]
Autor: hockeystick   2008-07-17   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

MSD contra Intelligenz (mit Bild)

Aktuelle Pressemeldung einer PR-Agentur "djd deutsche journalisten dienste" mit der gemütlich-provinziell anmutenden Anschrift "Frank Schillinger, Bahnhofstr. 44, D-97234 Reichenberg".

Sie trägt den Titel "Intelligenz contra Diabetes (mit Bild)". Ein Auftraggeber wird nicht genannt, dennoch gibt es Sensationelles zu vermelden:
Ein neuer Medikamentenwirkstoff mit der Bezeichnung Sitagliptin kann diesen gefährlichen Kreislauf unterbinden. Die intelligente Strategie des verschreibungspflichtigen Medikaments: Es hemmt das "Stoppsignal" für die Freisetzung des wichtigen Dünndarmhormons - das Enzym DDP-4. [...] Der Wirkstoff [...] hat weder ein gefährliches Absacken des Blutzuckerspiegels zur Folge noch eine lästige Gewichtszunahme.

Auch informatives Bildmaterial in Form eines Fotos wird uns von Herrn Schillinger dankenswerterweise über den Pressedienst "ddp direkt" bereitgestellt ("Die Bilder dürfen nur in Zusammenhang mit den entsprechenden Textmeldungen sowie Fotonachweisen abgedruckt werden!"):


Als Bildunterschrift schlägt Herr Schillinger vor: "Der Arzt stellt fest, welche Diabetes-Typ-2-Patienten von dem neuen Wirkstoff profitieren können."

Bevor ich es vergesse, hier noch der geforderte Fotonachweis: "Foto: djd/MSD".

Das arznei-telegramm konnte vor gut einem Jahr die Begeisterung von Herrn Schillinger über den neuen Wirkstoff nicht teilen:
Die zusätzliche Verordnung von täglich 100 mg Sitagliptin (JANUVIA, 66 €/Monat) verteuert die Therapiekosten gegenüber Metformin allein (METFORMIN AL u.a.; 7 €/Monat, bei täglich 1.700 mg) um das Neunfache.
[...]
Risikosignale ergeben sich aufgrund der potenziellen Steigerung der kardiovaskulären Toxizität von Pioglitazon und erhöhter Mortalität bei Nierenfunktionseinschränkung.
[...]
Ein therapeutischer Stellenwert des wirkschwachen Antidiabetikums ist nicht erkennbar.

 
[Pharmamarketing]
Autor: hockeystick   2008-07-17   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  



 



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