No free lunch


Bestechung, Bestechlichkeit, Korruption. Davon ist auch das Gesundheitswesen immer wieder öffentlichkeitswirksam betroffen. Die Komplexität der Geldflüsse und Abrechnungsmodalitäten lädt geradezu ein, sich mit unlauteren und verbotenen Methoden Marktanteile zu sichern. Zur Zeit gibt es vier Fälle, in denen die Staatsanwaltschaften gegen Unternehmen im Gesundheitssektor ermitteln: Im letzten Fall gibt es Neuigkeiten: Nun ist auch der Pharmaaussendienst von Ratiopharm ins Visier der Ermittler geraten. Schlechte Presse, während Ratiopharm mit einer PR-Offensive versucht, sich als quasi-gemeinnütziges Unternehmen zu präsentieren. Wer was von Ratiopharm kauft, schmiert keine Ärzte, sondern rettet die Welt.

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Prof. Michael Kochen, der seine eigenen Erfahrungen mit dem Einfluss der Pharmaindustrie gemacht hat, plädiert in einem Artikel in Süddeutschen Zeitung für ein grundsätzliches Umdenken:
Der Fehler liegt im System. Praxen, die keine Pharmareferenten empfangen, sollten belohnt werden.

Interessant ist der letzte Absatz in dem Artikel: Im Januar wird in Frankfurt die Initiative "No free lunch - mein Essen zahle ich selbst" gegründet. Ärzte wollen zeigen, dass sie sich dem Einfluss der Industrie entziehen und Tagungsreisen selbst bezahlen. Die deutsche Version einer amerikanischen Initiative.

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Update
Hier ist die deutsche Initiative zu finden: Mein Essen zahl' ich selbst.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-12-20   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Patientenverbände und Pharmaindustrie

DIE ZEIT berichtet mal wieder über die Zusammenarbeit von Patientenverbänden und Pharmaindustrie.

Der Bericht zeigt nichts Neues und bleibt an der Oberfläche. Damit entspricht er dem Niveau auf dem auch die Beteiligten auf der Patientenseite diese Förderung durch die Pharmaindustrie bewerten:
Nicht immer, wenn Geld fliesst, ist eine Abhängigkeit gegeben.
Klaus Heß, Referent für Selbsthilfe beim Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband. Das hat das Zeug für einen Baron der Woche bei boocompany.com.

Hier die im Artikel angesprochene Internetseite, auf der Roche die Unternehmensleitlinien für die Kooperation mit Patientenorganisationen und die aktuelle Liste mit der jeweiligen finanziellen Unterstützung veröffentlicht.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-12-16   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Interessenskonflikte in der Krebsforschung

Eine Branche, die über Jahre durch finanzielle Zuwendungen Wissenschaftler korrumpiert und Ergebnisse in ihrem Sinne erkauft hat, ist die Tabakindustrie. Besonders der Fall Ragnar Rylander hat vor zwei Jahren für Aufsehen in der scientific community gesorgt. Rylander hatte im Auftrag von Philip Morris die gesundheitlichen Folgen des Rauchens bestritten.

Enttarnt wurde Rylander, weil 1998 ein US-Gericht verfügt hatte, dass die Tabakindustrie rund 40 Millionen geheime Dokumente öffentlich zugänglich machen muss. Dadurch kam heraus, dass auch deutsche Gesundheitswissenschaftler im Dienst der Tabakindustrie standen. Kein Einzelfall: Wie in Deutschland die Tabakindustrie systematisch Wissenschaftler und Politik beeinflusst und die Gesundheitspolitik von den Interessen der Tabakindustrie dominiert wird, zeigt dieser Bericht von März 2006.

Den Fall Rylander nahmen fünf Autoren zum Anlass, um nach anderen Fällen in der Krebsforschung für die gängige Praxis zu suchen, dass Wissenschaftler Interessenskonflikte nicht offenlegen und die Industrie Einfluss auf Publikationsentscheidungen nimmt.

Die Autoren nennen in dem Artikel einige Beispiele. Selbst Wissenschaftler wie Sir Richard Doll, der für seine Entdeckung des kausalen Zusammenhangs zwischen Rauchen und Lungenkrebs zu recht vielfach geehrt wurde, hatte langjährige Verbindungen z.B. zu Monsanto nicht offengelegt und durch seine Arbeit die Kanzerogenität von Vinylchlorid verharmlost.

Am Ende steht einmal mehr die Forderung nach klaren Regeln und Transparenz.
Hardell L, Walker MJ, Walhjalt B, Friedman LS, Richter ED. Secret ties to industry and conflicting interests in cancer research. J Ind Med 2006; Published Online: 3 Nov 2006.

Den Volltext als pdf gibt es hier

<Dank an Don Dahlmann für den Hinweis>
 
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Autor: strappato   2006-12-14   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Betrugsermittlungen gegen Sanitätshäuser

Eine Meldung vom 20.11.2006, die mir entgangen ist. Focus hatte darüber berichtet und es ist im Ärzteblatt-Online unter "Vermischtes" erschienen:

Wegen Betrugsverdachts gegen Sanitätshäuser und Orthopäden ermitteln deutschlandweit Staatsanwaltschaften und Kriminalpolizei. Es geht um klassische Schmiergeldzahlungen an Ärzte, die Patienten mit Hilfsmittelrezepten immer zu denselben Sanitätshäusern geschickt haben, oder sich gleich die Ware in die Praxis liefern haben lassen.

Man könnte den Eindruck bekommen, dass sowas zum Alltag im deutschen Gesundheitssystem gehört und die Journalisten nicht mehr beeindruckt - und die Versicherten auch nicht.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-12-06   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Sponsoren und Gönner

In der aktuellen Ausgabe des Public Health Forum erinnert Prof. Georges Fülgraff, ehemaliger Präsident des Bundesgesundheitsamtes und danach Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, daran, dass Pharmaunternehmen als Sponsoren in der Medizin mit ihren finanziellen Einsatz auch eigene Ziele verbinden. Sein Artikel beginnt mit einer Begebenheit, die knapp 30 Jahre her ist. Georges Fülgraff berichtet von einem Brillantring, den er nach einem Händedruck in seiner Hand fand.

Der Artikel zeigt auch, auf welchem Stand die Diskussion um Ethik und Abhängigkeiten in der deutschen medical scientific community ist. Man setzt auf Eigenverantwortung. Sein Tipp: Ein gutes Kriterium sei, ob man mit einem möglichen Sponsor im eigenen fachlichen Umfeld zusammen gesehen werden und auftreten möchte.

Wenn es so einfach wäre.

Fülgraff G. Nicht jeder Sponsor ist ein Gönner. Public Health Forum 2006;Heft 53:16-17.
 
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Autor: strappato   2006-12-05   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Selbsthilfe und Pharmasponsoring

Der Einfluss der Pharmaindustrie auf die Selbsthilfe ist gross. Keine neue Erkenntnis, die Kirsten Schubert und Prof. Glaeske in der Studie für die Selbsthilfe-Fördergemeinschaft der Ersatzkassen herausgefunden haben.

Am Ende des Berichts werden Empfehlungen gegeben. Es sollten verbindliche Regeln erarbeitet werden, alles schön auf Unabhängigkeit bedacht. Das alles sollte von einer Monitoring-Stelle überwacht werden, bezahlt vom Steuer- oder Krankenkassenbeitragszahler.

Die formulierten Anforderungen sind hoch und mit Mehraufwand auf Seiten der Selbsthilfegruppen verbunden, wenn diese das personell überhaupt leisten können. Höherer Aufwand und weniger Geld durch Pharmasponsoren. Ich glaube nicht, dass man die Selbsthilfeverbände für diese Empfehlungen begeistern kann. Der Bericht bleibt vage und die Empfehlungen sind nicht sehr praxisnah. Fälle, Unternehmen oder Verbände werden, falls überhaupt, nur exemplarisch genannt - ohne Wertung und Details. Das ist angesichts der zweifelhaften Praktiken der Pharmaindustrie auch gegen eigene Ansprüche der Corporate Social Responsibility kaum verständlich. Die Anschuldigungen konnte dann auch der Sprecher des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) locker zurückweisen: Mit "pauschalen Vorwürfen" werde den Patientenorganisationen Unmündigkeit und Unprofessionalität unterstellt. Patientenorganisationen achteten stark darauf, nicht von einem Pharma-Unternehmen abhängig zu sein. Der Sprecher des BPI verteidigt die Selbsthilfeverbände!

Ohne Nennung von Sache und Schuldigen kommt man meines Erachtens nicht weiter, so wie es beispielsweise Consumers International gemacht hat. Nur erfordert das ein umfassendes Verständnis und Erfahrung im Gesundheistwesen, -politik, Pharmamarketing und der Arbeit der Pharmaindustrie. Im Bericht wird deutlich, dass die Autoren dieses Verständnis nicht immer im notwendigen Masse hatten:
Die Beschäftigung mit diesem Thema hat gezeigt, wie schwierig es ist, Transparenz in diesen Bereich von Finanzierung und Abhängigkeiten, Sponsoring und Unterstützung zu bringen.

 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-11-30   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pandemie-PR

Die Vogelgrippe ist wieder da. In Südkorea ist das Virus nachgewiesen worden. Passend dazu hat der Bundesrat beschlossen, dass die gesetzlichen Krankenkassen sich künftig an den erforderlichen Vorhaltekosten antiviraler Arzneimittel zur Bekämpfung einer Influenza-Pandemie beteiligen sollen. Was einen grossen Teil des 2,5 Milliarden Euro starken Zuschusses aufbraucht, den sie im nächsten Jahr aus dem Bundeshaushalt bekommen sollen.

Mit "antiviralen Arzneimitteln" ist eigentlich nur das Präparat Tamiflu® des Herstellers Roche gemeint. Das hatte Roche schon im letzten Jahr einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro beschert, da Regierungen und Unternehmen Vorratslager anlegen, um Bevölkerung und Mitarbeiter nach einem möglichen Ausbruch einer Grippepandemie durch einen mutierten Vogelgrippevirenstamm zu versorgen. Früher erzielte Roche nur kümmerliche Erlöse von etwa 18 Millionen Euro mit seinem Grippemittel.

Der Nutzen des Medikaments ist weiterhin unklar: Es gibt Wissenschaftler, die sogar durch eine zu optimistische Einschätzung der Wirksamkeit von Neuraminidasehemmern (Tamiflu®) ein erhoehtes Risikoverhalten befürchten, was somit sogar zu einer Förderung der Virusausbreitung führen könnte. Resistenzen sind beobachtet worden, genau wie neuropsychiatrische Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen. Das Medikament kann eine Infektion nicht verhindern, sondern nur die Folgen mindern. Alle bisherigen Studien zu Oseltamivir basieren auf den zirkulierenden Influenzavirenstämmen der vergangenen Jahre. Ob und in welchem Ausmaß Oseltamivir gegen ein bislang unbekanntes Pandemievirus wirksam ist, bleibt offen. Es gibt auch derzeit gibt es keine Daten aus randomisierten Studien zum Einfluss von Oseltamivir auf die Sterblichkeit. Ein Spiel mit vielen Unbekannten.

Roche spielt mit. Um die Nachfrage zu befriedigen mussten neue Produktionsanlagen aufgebaut und Lizenzen vergeben werden. Das Medikament hat je nach Darreichungsform eine Haltbarkeit von 2-5 Jahren. Die Ersatzbeschaffung alleine lastet die Anlagen nicht aus, wobei diese auch kein Selbstläufer ist. Also wird weiter die Pandemie-Trommel geschlagen. Genau wie es von der PR-Agentur Fleishman-Hillard empfohlen wurde:
Proactively communicate corporate pandemic planning activities immediately and continually to a wide swath of press.

"Die Presse" meldet: Es vergeht fast keine Woche mehr, in der es nicht irgend wo in Österreich eine Veranstaltung zur Influenza oder Vogelgrippe gibt.

So auch bei einer Veranstaltung des östereichischen Pharmaverbandes für ihre Mitglieder, bei der die Unternehmen ermuntert wurden, mit gutem Beispiel voranzugehen und unternehmensinterne Pandemiepläne zu erarbeiten - was die Bevorratung mit Tamiflu® einschliesst. Mit dabei Roches "Business Managerin Pandemic". Eine Marketing-Dame, die z.B. für die Abnehm-Pille Xenical® und für Tamiflu® als Produktmanagerin tätig ist. Folgerichtig wird in der Präsentation immer wieder die positive Wirkung auf das Unternehmensimage betont.

Als weiterer Referent: Prof. Michael Kunze. Für Roche auch schon bei Xenical im Einsatz und zur Zeit als Vortragsreisender in Sachen "Vogelgrippe - Pandemie, Mysterie oder Gefahr" für Roche unterwegs. Der Sozialmediziner Univ.-Prof. Dr. Michael Kunze empfiehlt, Tamiflu für alle Familienmitglieder in der Hausapotheke bereitzuhalten, so eine Pharmig-Pressemitteilung. Wen überrascht dies?
 
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Autor: strappato   2006-11-29   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Ihre Informationsquelle

Eine Form des Pharmamarketings habe ich hier vorgestellt. Pharmakonzerne holen sich Fachgesellschaften oder Patientenverbände ins Boot und nutzen den Vertrauensbonus der Partner.

Es geht auch ohne diese Partner. Das zeigt beispielsweise die Internetseite Leben mit MS, die mit der Unterzeile "Ihre Informationsquelle" betitelt wird. Wer da informieren will wird nur ganz unten auf der Internetseite und im Impressum klar:



Das Pharmaunternehmen Serono, Hersteller eines Interferonpräparats zur Anwendung bei schubförmiger Multipler Sklerose. Auf den Internetseiten wird konsequent auf das Logo des Unternehmens verzichtet, was den Eindruck der Unabhängigkeit der Informationen verstärkt.
 
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Autor: strappato   2006-11-22   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Eng im Postfach

Der Fall der Initiative Trockene Nacht - Guter Tag ist examplarisch für intransparentes Pharmamarketing.

Im Impressum der Internetseite zeichnet sie die PR-Agentur Medical Consulting Group (MCG) dafür verantwortlich. Wenn man bei denic nachschaut, wie es Jörg Auf dem Hövel in seinem telepolis-Artikel gemacht hat, erhält man als Domaininhaber die Ferring Arzneimittel GmbH in Kiel.

Dann wird klar, dass nicht die als Partner benannte Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung, die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung, die Initiative Sternschnuppe oder die Deutsche Kontinenz Gesellschaft, die Arbeit von MCG finanziert, sondern Ferring Arzneimittel die Initiative als Plattform zum Marketing ihres desmopressinhaltigen Medikaments Minirin benutzt. Wobei die Partnerliste eine wilde Zusammenstellung ist, in der Müttergenesung, Patientenverband, Kontinenz-Gesellschaft , ein Versandhaus für Kindersachen und ein kommerzieller Kinderhallenspielplatzbetreiber vereint werden. Während diese "Partner" (Partner von was? Von MCG?) kurz ihre Ziele auf der Internetseite nennen, langt Ferring der Platz am Ende der Liste, ohne Erklärung für ihr Engagement.

Wenn man die angegebene Hotline anruft landet man in einem Callcenter. Ausser einer Info-Broschüre und einer Ärzteliste hat die Hotline nichts anzubieten. Es kann Zufall sein, dass die Initiative unter der gleichen Adresse - aber ohne Ansprechperson - in der Düsseldorfer Heltodorfer Str. 12 residiert, wie der Callcenter-Betreiber xtend, der "support für besonders erklärungsbedürftige Produkte und Leistungen im Customer Care" anbietet.

In einer Pressemitteilung von Ferring aus dem Jahr 2002 wird als Adresse der Initiative noch das Postfach 130 120 in 50495 Köln angegeben.

Solche "Initiativen" sind ein gängiges Marketinginstrument der Pharmakonzerne. Wenn man sich das Postfach per google aus der Ferne ansieht, hat man den Eindruck, dass es dort eng zugeht. Das Postfach gehört der PR-Agentur Publicis Vital PR, die für die konzeptionelle und oft redaktionelle Betreuung der Initiativen und Aktionsbündnisse verantwortlich ist. Das Postfach wird aktuell genutzt:
  • Von der Initiative Bauchumfang ist Herzensache. Eine PR Initiative von Deutscher Adipositas Gesellschaft, der Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen (Lipid-Liga) und dem Unternehmen sanofi-aventis. Domaininhaber ist die PR-Agentur.
  • Der Initiative Schutz der Weiblichkeit. Hier sind Kooperationspartner die Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe, der in die Kritik geratene Selbsthilfeverband mamazone, die Deutsche Kinderkrebsstiftung und die Deutsche Leukämie-Forschungshilfe Aktion für krebskranke Kinder. Sponsor der Veranstaltung: Das Pharmaunternehmen AstraZeneca. Die Domain hat eine v3-agentur fuer medizinisches marketing GmbH registriert.
  • Dem Initiativenbüro Brustkrebs bewegt. Auch eine Aktion von AstraZeneca für die das Unternehmen sich mit der Deutschen Sporthochschule Köln zusammen getan hat. Das Grusswort schreibt die Moderatorin Andrea Kiewel. Die Domain ist unter der Postadresse der PR-Agentur angemeldet.
  • Dem MS College. Partner: Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten, Deutscher Verband für Physiotherapie Zentralverband der Physiotherapeuten-/Krankengymnasten (ZVK), Frieling-Verlag Berlin, Feldenkrais-Gilde, Berufsverband für Kunst-, Musik- und Tanztherapie, Europäisches Shiatsu Institut Berlin, Centered Learning, Bildungszentrum Klinikum Kassel. Sponsoren sind AstraZeneca und Teva Pharmaceutical, die die Domain registriert hat. Schirmherr ist übrigens Thomas M. Stein, bekannt aus der Deutschland sucht den Superstar-Jury.
  • Dem Aktionsbündnis Hoffnung bei Darmkrebs. Hier sind die Kooperationspartner die Stiftung Lebensblicke, die Barmer Ersatzkasse, die Sektion Gastroenterologie im BDI und als Sponsor das Pharmaunternehmen sanofi-aventis. Koch Eckart Witzigmann darf ein Grusswort spenden. Der verantwortliche Redakteur ist Inhaber der Domain, die unter der Postadresse der PR-Agentur eingetragen ist.
Ausgezogen sind mittlerweile:
  • Die Beratungswoche Aktionsbüro Zeit zu zweit. Eine Marketing-Aktion von Lilly für das Potenzmittel Cialis®.
  • Schilddrüsen-Initiative Papillon, eine Aktion der Deutsche Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin, dem Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker, der Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie der Bundesapothekerkammer und als Pharmaunternehmen sanofi-aventis. Aber nur für kurze Zeit, im April 2007 ist eine Papillon-Schilddrüsen-Gesundheitswoche angekündigt, die im Postfach stattfinden wird. Da trifft es sich, das die PR-Agentur die Eigentümerin der Domain ist.
  • Das Infobüro Aktiv gegen Diabetes, eine Initaitive der Berlin-Chemie/Menarini-Group.
  • Die Initiative Zündstoff Antibiotika-Resistenz. Hier haben sich die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie, Deutsche Gesellschaft für Infektiologie und Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie zusammengeschlossen. Der Sponsor bleibt ungenannt. Betreut wird die Initiative nun von einem Unternehmen das konsequent sich dafür lobt, die Tätigkeiten eines Auftragsforschungsinstitutes mit denen einer Kommunikationsagentur zu verbinden.
  • Die Servicestelle Probiotika des Herstellers von Nahrungsergänzungsmitteln Orthomol.
  • Die Initiative Blasenschwäsche. Eine Initiative des "Selbsthilfeverbands Inkontinenz" und der Hartmann Gruppe (Inkontinenzwindeln) als Sponsor. Das Unternehmen ist auch Eigentümer der Domain. (Dank an hockeystick)

 
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Autor: strappato   2006-11-20   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Gabapentin case-study

In der Regel kommen Informationen über die unerlaubten Marketing-Aktivitäten von Pharmakonzernen nur zufällig und unsystematisch an die Öffentlichkeit. Ein Gerichtsverfahren in den USA wegen unerlaubten off-label Marketings beim Medikament Gabapentin ermöglicht nun einen tiefen Einblick in die Methoden des Pharmamarketing. Betroffen ist das Unternehmen Parke-Davis, damals eine Abteilung von Warner-Lambert (Werner-Lambert wurde im Jahr 2000 von Pfizer übernommen).

In einem Artikel beschreiben vier Wissenschaftler, die dafür 8.000 Seiten unternehmensinterne Dokumente gesichtet haben, wie das Pharmamarketing alle Bereiche eines Pharmakonzerns beeinflusst. Die Autoren legen dar, dass nicht nur die direkten Aktivitäten, wie Anzeigen, sondern auch Weiterbildungsveranstaltungen für Ärzte und Patienten, bis hin zur Forschung, wissenschaftliche Veröffentlichungen und Vergabe von Stipendien im Dienst der Vermarktung eines Medikaments stehen.
Steinman MA, Bero LA, Chren MM, Landefeld CS. Narrative review: the promotion of gabapentin: an analysis of internal industry documents. Ann Intern Med 2006;145:305-307.

Ihrem Fazit kann man ohne weiters zustimmen:
There is widespread agreement that commercial interests should not influence the clinical decisions that physicians make on behalf of their patients. As a result, a complex system has evolved to help manage these conflicts, focused primarily on disclosure and self-regulation by physicians, professional organizations, and the pharmaceutical industry. These efforts have been largely ineffective, and the techniques used to promote gabapentin illustrate how commercial interests can intrude into the practice of medicine in both visible and hidden ways. Incremental efforts to strengthen the existing patchwork of guidelines are unlikely to be sufficient in an environment where marketing is so deeply embedded and where the borders between research, education, and promotion are more porous than is commonly recognized. New strategies are needed, including rigorous regulatory oversight, strict sequestration of commercial and scientific activities, and a fundamental internal reevaluation of the interactions between individual physicians, professional organizations, and industry.

In einem Beitrag in der San Francisco Business Times bringt der Journalist Daniel S. Levine es auf den Punkt:
To borrow from Moyers, it may be that research and medical education is what pharmaceutical companies don't want you to know. Everything else is marketing.

Er bezieht sich dabei auf eine Rede seines Kollegen Bill Moyers über das Versagen der Journalisten, die der Regierung die Meinungsbildung überlassen, weil sie nur Pressemitteilungen wiederholen und bei der Information der Leser über Hintergrund und Kontext versagen. Moyers sagte: "I came to see that news is what people want to keep hidden and everything else is publicity". - und Levine zeigt damit für mich auch die Mitschuld der Wissenschafts- und Medizinjournalisten an diesem Zustand.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-11-15   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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