Risikowahrnehmung

Peter Rost hat bei brandweekNRX ein schockierendes Beispiel für selektive Risikowahrnehmung veröffentlicht.

Nebenbei hat der Whistleblower und Ex-Pfizer-Manager noch einen Schreibjob angenommen. Eine tägliche Kolumne bei realtid.se. Langsam könnte man ihn als "Publizist" vorstellen und nicht mehr als Ex-irgendwas.
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2007-10-07   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Zwischenfazit

605 Tage Stationäre Aufnahme

In der Regel zwischen 100 und 250 Leser besuchen das blog täglich. Darunter IP-Adressen von allerlei Pharmakonzernen. Bis zum 2-Jährigen Ende des Jahres werde ich Bilanz ziehen und meinen Einsatz mit den persönlichen Vorstellungen vergleichen. Was ich jetzt schon sagen kann: Ich bin etwas enttäuscht über die Entwicklung der deutschen blogs in diesen zwei Jahren. Gewünscht und erwartet hätte ich mehr Themenblogs, auch im Bereich Gesundheit, Medizin, Pharma. Stattdessen dominieren blogs, die Pressemitteilungen wiederkäuen und auf Einnahmen durch Werbelinks zielen.

Ich bin oft in der anglo-amerikanischen "Pharma-Blogosphere" unterwegs, die sehr lebendig ist, mit vielen blogs, Aktivität und kritischer Berichterstattung. Eine Konsequenz könnte sein, den Laden dichtzumachen und unter anderem Pseudonym auf englisch irgendwo neu zu beginnen. Was ich auch auf Tagungen immer wieder sehe: Das Interesse aus dem Ausland am deutschen Gesundheitswesen und Pharmamarkt ist gross. Deutschland ist der drittgrösste Markt der Welt für Medikamente und Medizinprodukte. Es gibt jedoch einen Mangel an Informationen in englisch. So ein blog könnte eine Bereicherung der englischsprachigen Pharma-Blogosphere sein.

Aber ich habe da noch 2-3 andere Ideen. Anregungen nehme ich gerne entgegen.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2007-10-07   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

Europäer schlucken alles

In Kanada hat die Zulassungsbehörder das Schmerzmittel Prexige® von Novartis vom Markt genommen. Grund war ein erhöhtes Risiko für Leberschädigungen und Hepatitis. In Australien ist Prexige®, das vorher als kommender Blockbuster gehandelt worden ist, schon seit August vom Markt. Die amerikanische FDA hat es gar nicht erst zugelassen.

Nur in Europa schläft Arzneimittel-Aufsicht. Damit zeigt sich das europäische Kontrollsystem wieder einmal unfähig, auf neue Daten angemessen zu reagieren. Zwar wird immer wieder die Bedeutung von Informationen nach der Marktzulassung für die Arzneimittelsicherheit betont, aber das erfordert auch auch, die Konsequenzen daraus zu ziehen.

Es reichte gerade noch für eine Warnung: Das BfArM rät den Ärzten bei der Verordnung und der Anwendung von Prexige® die geltenden Gegenanzeigen (Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung) und die in den Produktinformationen enthaltenen Warnhinweise unbedingt zu beachten. Patienten, bei denen Beschwerden, die mit einer Leberschädigung verbunden sein können (Gelbsucht, Übelkeit, Juckreiz, dunkler Urin), auftreten, sollten ihren Arzt um Rat wegen der weiteren Behandlung fragen, heißt es in einer Stellungnahme nach der Zurücknahme der Zulassung in Australien.

Wie diese Patientenaufklärung bei der durchschnittlichen pdf-DateiKonsultationsdauer von 7,6 Minuten vom Arzt zu schaffen ist, bleibt offen. Von der Verunsicherung des Patienten, würde er umfangreiche Information über Risiken erhalten, ganz abgesehen. Dann nimmt er es doch nicht. Angst vor Nebenwirkungen ist übrigens eine bedeutender Faktor für mangelnde Compliance. Am Ende muss der Patient die Symptome noch deuten können und seinen Arzt aufsuchen.

Die Risiken von Prexige® steigen nach den Studien mit höherer Dosierung. Gerade ein Schmerzmittel hat ein grosses Potential für Überdosierungen.

Von der FDA abgelehnt, aber in Europa auf dem Markt:
Yentreve®
Acomplia®

Einer Rücknahme der Zulassung durch die FDA nur knapp entgangen:
Avandia®
 
[Arzneimittel]
Autor: strappato   2007-10-07   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Microsoft verwaltet Behandlungsdaten


Microsoft hat die angekündigte Sammelstelle für persönliche Gesundheits- und Behandlungsdaten eröffnet. Das Angebot Microsoft Health Vault, übersetzt sowas wie "Gesundheits-Tresor", jedoch heisst "vault" auch Gruft, was im Zusammenhang mit Gesundheit eher makaber klingt.

Integriert ist die von Microsoft Anfang 2007 gekaufte Suchmachine Medstory, die Informationen zu Gesundheitsthemen aus dem Internet liefern soll.

Zu Beginn sind die American Heart Association, Johnson & Johnson LifeScan, der US-weit grösste Anbieter von Blutzucker-Messgeräten, das NewYork-Presbyterian Hospital, die Mayo Clinic und MedStar Health, ein Netzwerk von sieben Krankenhäusern als Partner mit dabei. Ziel ist weniger die individuelle Nutzung, sondern die Vernetzung mit anderen Unternehmen, Ärzten und Krankenhäusern. Der Patient soll seine Health Vault Daten für die Ärzte und Kliniken freigeben.

Google hat ja ähnliches vor, aber typisch für google gibt es wenig Informationen und keinen veröffentlichten Zeitplan.

--
Update zu google
Ich habe mich an ein Newsletter vor ein paar Wochen erinnert, in dem über ein Treffen von Medizinjournalisten bei google in New York berichtet wird.
With 75% of all U.S. adults online and 50% of those adults online for health-care information, the pharmaceutical industry must move away from the traditional models of pharmaceutical advertising and their emphasis on DTC ads on television, Ms. Patel says. [Neha Patel, industry marketing manager, was at Pfizer for five years]
...
Google wants to be the link between the advertisers, the users, and the content.
Es geht nur um Werbung. Ethische Dimensionen in der Medizin und Behandlung sind google fremd.
 
[Internet]
Autor: strappato   2007-10-06   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Sauerstofftherapie

Hüftkopfnekrose: Nutzen der hyperbaren Sauerstofftherapie nicht belegt.

Nicht nur Airnergy hat Probleme mit der Sauerstofftherapie.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-10-06   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Wie hoch ist der Preis

Die Süddeutsche Zeitung hat das Thema HPV-Impfung aufgegriffen und einige interessante Details offen gelegt.
Vor diesem Hintergrund ging die Empfehlung der Stiko nach Ansicht zahlreicher Experten viel zu schnell, unter ihnen auch Ulrich Bonk von der Bremer Krebsgesellschaft. Impfkritiker werfen der Stiko häufig vor, sie sei von Pharmafirmen unterwandert. In diesem Fall hat ihr Vorsitzender diesen Eindruck nicht gerade entschärft.

Vier Monate vor der Markteinführung von Gardasil ließ sich Heinz-Josef Schmitt einen mit 10000 Euro dotierten Preis verleihen - "für sein besonderes Engagement zur Förderung des Impfgedankens".

Der Preis wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin verliehen, aber vom Gardasil-Hersteller finanziert. "Von einem Vorsitzenden einer öffentlich eingesetzten Kommission wäre zu erwarten gewesen, dass er den Preis entschieden ablehnt", sagt Becker-Brüser. Solchen Konflikten ist Ex-Stiko-Chef Schmitt inzwischen nicht mehr ausgesetzt. Er arbeitet mittlerweile in der Impfstoffsparte des Pharmakonzerns Novartis.

Was die umfassenden Einflussnahme des Herstellers Sanofi Pasteur MSD (SPMSD) bestätigt.

--
Und es entspricht meinen Erfahrungen, dass in diesem Bereich Experten und Verantwortliche aus Wissenschaft und Gesundheitspolitik, und die Fachverbände besonders eng mit den Pharmakonzernen zusammenarbeiten.
 
[HPV]
Autor: strappato   2007-10-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Neue Warnhinweise für Zyprexa® in den USA

Eli Lilly hat in den USA die Informationen zu Zyprexa® verändert. Die neuen Warnungen gehen stärker auf die Gewichtszunahme und Hyperlipidämie ein, sowie die Warnung vor Hyperglykämie, die Erhöhung des Blutzuckers. Es wird auf das höhere Risiko der Blutzuckererhöhung bei Zyprexa® im Vergleich zu anderen atypischen Antipsychotika hingewiesen. Eine Reaktion des Herstellers auf die andauernden Verhandlungen mit der Zulassungsbehörde FDA zur Sicherheit des Blockbusters von Eli Lilly. Ziel ist die Zulassung von Zyprexa® zur Behandlung von Jugendlichen. Was nur die gängige Praxis legalisieren und Eli Lilly das offene Marketing ermöglichen würde.

Ausserdem sieht sich Eli Lilly ja mit weiteren Klagen von mehreren US-Bundestaaten konfrontiert. Bisher kosteten dem Pharmakonzern die Prozesse über $ 1 Milliarde.

In Deutschland sehen die Warnhinweise in den Fachinformationen (Stand September 2007) so aus:
Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Eine Hyperglykämie und/oder Entwicklung oder Verschlechterung eines Diabetes wurden sehr selten berichtet, gelegentlich begleitet von Ketoacidose oder Koma, einschließlich einiger fataler Fälle. In einigen Fällen wurde eine vorherige Zunahme des Körpergewichts berichtet, was ein prädisponierender Faktor sein könnte. Eine geeignete ärztliche Überwachung ist besonders bei Patienten mit Diabetes und Risikofaktoren für die Entwicklung eines Diabetes ratsam.

In plazebokontrollierten klinischen Studien wurden bei mit Olanzapin behandelten Patienten unerwünschte Veränderungen der Lipidwerte beobachtet (siehe Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen). Lipidveränderungen sind zu behandeln, wie es klinisch erforderlich ist.

Klingt harmlos und fahrlässig, wenn man die Diskussionen in den USA verfolgt.
 
[Zyprexa]
Autor: strappato   2007-10-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

White Collar Crime

Tipp für alle, die nicht genug bekommen können, von unappetitlichen Geschichten aus der Wirtschaft: white-collar crime blog. Erster Patient ist MCM und die Vorgänge rund um die Insolvenz des Luxus-Taschenherstellers. Mit dabei zwei gute Bekannte aus der boocompany.
 
[Links]
Autor: strappato   2007-10-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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