Urteil im Bremer Klinikskandal

Der Bremer Klinikskandal hat ein vorläufiges Ende gefunden.

Der Ex-Geschäftsführer des Klinikums Ost ist wegen Untreue und Bestechung zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt worden.

Eind dürre Meldung in wenigen Zeitungen für einen Fall, der nie die notwendige Aufmerksamkeit in den Medien bekommen hat. Das online-Tagebuch von Theo Schlüter aus dem Untersuchungsausschuss der Bremer Bürgerschaft ist ein Highlight im politischen Journalismus. Es deckt schonungslos die Findigkeit von Beratern und Geschäftemachern im Gesundheitswesen auf, aber auch die Überforderung der politisch Verantwortlichen angesichts der Komplexität des Medizinbetriebs.

Die Gesundheitssenatorin Karin Röpke konnte sich elegant durch einen Rücktritt wegen des Todes eines von der Sozialbehörde betreuten Kindes aus der Affäre ziehen, bevor die Enthüllungen aus dem Untersuchungsausschuss und damit ihr unmittelbares Fehlverhalten im Klinikskandal medial die volle Wirkung zeigen konnten.
 
[Bremer Klinikskandal]
Autor: strappato   2007-11-24   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Deutsche Pharmablogscharts (DPC) 11/2007

Rankings sind Mist.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2007-11-23   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  



 

Depressive Fadenwürmer leben länger

Anti-Aging-Medizin ist ein Sektor, der nicht über Budgetrestriktionen und Kostendämpfung klagt. Die gut verdienenden Baby-Boomer geben gerne ihr Geld für alles aus, was längeres Leben, Wellness und Fitness verspricht. Das Zentralorgan der Bewegung ist das Magazin Focus, immer bereit, die Entdeckungen der Medizin zukunftsfroh unter die Leute zu bringen.

Als neueste Hoffnung wird das Antidepressivum Mianserin vorgestellt. Bisher haben Studien eine Lebensverlängerung durch Einschränkungen in der Kalorienzufuhr festgestellt. Hungern ist jedoch mit Wellness inkompatibel. Da kommt die Entdeckung, dass Mianserin das Leben von Fadenwürmern verlängert, nicht ungelegen. Dass das Medikament wegen der schwerwiegenden Nebenwirkungen nicht erste Wahl bei der Behandlung von Depressionen und der Jungbrunnen des Fadenwurms womöglich ein anderer als der des "Best-Agers" ist, wird für den Focus unbedeutend angesichts der Relevanz des Problems: "In the long run we are all dead".
 
[Medien]
Autor: strappato   2007-11-23   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Das zweite Leben des Thalidomids


Thalidomid, das als Contergan® traurige Geschichte geschrieben hat, lebt weiter. In Deutschland ist der Wirkstoff alleine zur Behandlung von Lepra zugelassen. Die Abgabe wird streng kontroliert. Bei anderen Indikationen wird es als off-label-use im Rahmen von Therapieversuchen eingesetzt. Grünenthal hat die Bereitstellung von dem kommerziellen Geschäft getrennt. Es besteht ein Unternehmensbeschluss, Thalidomid nicht kommerziell zu nutzen. Auf begründete Nachfrage wird es kostenlos zur Verfügung gestellt.

Ansonsten ist Thalidomid ein Generikum. Das Unternehmen Pharmion hat bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA eine Zulassung zur Behandlung des Multiplen Myeloms als Orphan Drug beantragt. Mit dem Status "Orphan Drug" zur Behandlung von seltenen Krankheiten, sind exklusive Vermarktungsrechte für das ausgewiesene therapeutische Anwendungsgebiet über einen Zeitraum von maximal zehn Jahren verbunden. Ausserdem wird das Unternehmen von Gebühren der EMEA, z.B. für die Beratung bei der Entwicklung und für die Bearbeitung von Zulassungs- und Änderungsanträgen, befreit.

Die EMEA prüft den Antrag zur Zeit. In Australien ist Thalidomid zugelassen. Für den Off-label-use kann es von Apotheken über Pharmion bezogen werden. Die Apotheken müssen sich an ein Risiko-Minimierungs-Programm beteiligen (besonderes Rezept mit Authorisations-Nummer - ähnlich wie bei Software, Abgabe max. für 28 Tage, usw). Das hat Pharmion auch für die europäische Zulassung vorgesehen.

Nun ist der Einsatz von Thalidomid in Europa ein Stück realistischer geworden. Der Pharmakonzern Celgene hat das Unternehmen Pharmion für $2,9 Milliarden übernommen, dem Celgene die Vermarktungsrechte in Europa überlassen hatte. Celgene vermarktet bereits Lenalidomid (Revlimid®), ein dem Thalidomid verwandten Wirkstoff, als Orphan Drug zur Behandlung des Multiplen Myeloms. Darüber hinaus hat Celgene mit Actimid™ ein weiteres Thalidomid-Analogpräparat in der Pipeline.

Im Oktober war eine Studie publiziert worden, in der der Nutzen von Thalidomid gegenüber der Standardtherapie eindrucksvoll gezeigt werden konnte. Die Zulassung durch die EMEA erscheint sicher. Bei bisher unbehandelten Patienten konnte eine Überlebenszeit im Median von 52 Monaten beobachtet werden, ein Zuwachs von fast 20 Monaten. Eine diese Woche veröffentlichte Studie zur Therapie mit Lenalidomid bei Patienten, bei denen eine frühere Chemotherapie gescheitert war, brachte einen Antieg der Gesamtüberlebenszeit von 20,2 auf 29,6 Monate.

Rechtzeitig vor Ablauf der 5-jährigen Überprüfungsfrist für Lenalidomid hat sich Celgene durch die Übernahme von Pharmion einen neuen Umsatzbringer gesichert. Bei Orphan drugs ist am Ende des fünften Jahres eine Überprüfung der Fördervoraussetzungen vorgesehen. Das Exklusivrecht erlischt, wenn ein anderer Anbieter innerhalb der 10-Jahres-Frist nachweisen kann, dass sein Präparat "sicherer, wirksamer oder unter anderen Aspekten klinisch überlegen ist".

Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass Orphan Drugs üblicherweise besonders teuer sind. Der Apothekenverkaufspreis für Revlimid® liegt bei 6856,40 Euro für 21 Tabletten mit 10 mg Wirkstoff. Die Geschäfte mit Thalidomid gehen also 50 Jahre nach der ersten Markteinführung weiter. Allein das Portal des Wissenschaftverlags Elsevier weist im letzten halben Jahr 36 Artikel zum Stichwort "Thalidomide" aus. Darunter Studien zum kleinzelligen Lungenkarzinom, zur juvenilen rheumatoiden Arthritis oder zum Prostatakarzinom.
 
[Arzneimittel]
Autor: strappato   2007-11-23   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  



 

J&J blog auf dem Seziertisch

Johnson & Johnson (J&J) ist ein Vorreiter für Pharmakonzerne, die bloggen. In JNJ BTW bloggt meist Marc Monseau, ein Mitarbeiter der Abteilung Unternehmenskommunikation. Cornelius Puschmann, ein Doktorand im Fach Linguistik an der Uni Düsseldorf, der über Corporate-Blogs forscht, hat sich das J&J blog angesehen.

Auffallend ist, dass die postings, Wörter, Sätze im Vergleich zu anderen Unternehmensblogs länger sind. 238 Wörter pro Artikel im Schnitt sind schon gewaltig.

Was steht drin? Dazu hat Puschmann eine Tagcloud und ein Wordtree erstellt. Das Wort "drugs" kommt nur 6x vor - der Pharmamarketing-Blogger "John Mack" bringt es auf 5 Erwähnungen. Zum Vergleich: Im Chrysler-Blog taucht 37x der Begriff "cars" auf. Im Wordtree kann man den Zusammenhang verfolgen. Bei "drugs" geht es nur um J&J Produkte, wenn sie in der Diskussion stehen - wie Stents, sonst grob gesagt um Erstattung und Politik.

Während in dem Wordtree bei Chrysler "Costumers" eng mit "are", "will", "who", "love" verknüpft ist, kommt auffallend oft im J&J Blog zu "patients" der Begriff "physicians" mit dazu.

Sehr interessant für PR-ler oder Marketingmanager mal damit zu spielen. Erheblich besserer Ansatz als das "Firmenblogs: Wie bewerten" beim Blog-Gott.
 
[Internet]
Autor: strappato   2007-11-22   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Europäer schlucken (fast) alles

In Europa sind einige Medikamente auf dem Markt, die in den USA und in anderen Ländern wegen Sicherheitsbedenken nicht zugelassen worden sind. Nun hat es den Cox-2-Inhibitor Prexige® von Novartis erwischt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat ebenso wie die Arzneibehörden in Grossbritannien und Österreich das Ruhen der Zulassung für das Schmerzmittel (übrigens die gleiche Wirkstoffklasse wie Vioxx) angeordnet.

Bei der Diätpille Acomplia® von Sanofi-Aventis, einem weiteren Präparat, dass in den USA nicht zugelassen ist, gibt es neue Erkenntnisse zu Nebenwirkungen. Eine Meta-Analyse fand ein mehr als 2-fach erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen und bestätigte die Entscheidung der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA.
Taken together with the recent US Food and Drug Administration finding of increased risk of suicide during treatment with rimonabant, we recommend increased alertness by physicians to these potentially severe psychiatric adverse reactions.

 
[Arzneimittel]
Autor: strappato   2007-11-22   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 



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