Alles Essig mit Ratiopharm?

Das fragt der Tagesspiegel in seiner morgigen Ausgabe. Und er bezieht sich dabei auf eine noch nicht veröffentlichte Studie des Verhaltensökonomen Dan Ariely:
US-Forscher fanden nämlich heraus, dass – bitte hinsetzen – teure Medikamente besser wirken als billige, wenn der Patient nur weiß, dass seine Pillen, Drops, Dragees die teureren sind. Und das – bitte hinlegen – selbst dann, wenn weder in dem teuren, noch in dem billigen Präparat ein Wirkstoff enthalten ist. Kurz: Je Preis desto Wirkung kraft Einbildung.

Bei Cornelia Yzer dürften bereits die Champagnerkorken knallen. Zu früh gefreut. Der Tagesspiegel sieht noch eine Alternative zu Originalpräparaten:
Medikamente mit Tarnpreisen auszeichnen, die den eigentlichen bei weitem übersteigen, und die ergaunerte Marge irgendwohin überweisen. An die Kassen, die Hersteller, das Ministerium, weg damit nach Liechtenstein.
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Update 5.3.:

Heute ist die Studie erschienen: JAMA Vol. 299 No. 9, March 5, 2008.
 
[Wissenschaft]
Autor: hockeystick   2008-03-04   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  



 

Tamiflu®: Roche warnt vor neuropsychiatrischen Nebenwirkungen

Roche hat auf Druck der FDA vor psychiatrischen Nebenwirkungen bei der Therapie mit Tamiflu® (Wirkstoff Oseltamivir) gewarnt. In einem pdf-DateiDear Healthcare Professional Letter klärt Roche über die geänderten Fachinformationen auf. Besonders bei Kindern und Jugendlichen wurden in Japan neuropsychiatrische Vorfälle und Verhaltensauffälligkeiten beobachtet. Diese äusserten sich in Halluzinationen, Delirium und in einigen Fällen - was Roche mit "fatal outcomes" umschreibt - Selbsttötungen.

Erste Indizien gab es schon vor 2,5 Jahren. Zuletzt hatte die Aufsichtsbehörde in Japan die Verschreibung an unter 19-Jährige untersagt. Roche hat einen Zusammenhang mit der Tamiflu-Einnahme immer bestritten und vor einem Jahr in Europa die Zulassung von Kapseln mit geringerer Dosierung, die speziell für die Behandlung von Kindern gedacht sind, beantragt.
 
[Arzneimittel]
Autor: strappato   2008-03-04   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Kennzeichnungspflicht bei Kassenärzten

Die Ärzte Zeitung weist auf die Änderung des Bundesmantelvertrags (BMV) hin (nur für Facgkreise online). Der BMV regelt die Rechte und Pflichten der Vertragsärzte. Nach der Änderung ist ab dem 1. Juli 2008 die Kennzeichnung der abgerechneten Leistung nach Arztnummer sowie aufgeschlüsselt nach Betriebsstätten und Nebenbetriebsstätten anzugeben. Hört sich harmlos an, kann aber für Ärzte Konsequenzen haben, die als Vertragsarzt in einer Gemeinschaftspraxis arbeiten oder ausgelagerte Behandlungsräume haben.

Bisher hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) bei fachgleichen Praxen nicht gemerkt, wenn ein Partner weniger als die vorgeschriebenen 20 Stunden/Woche tätig war, etwa wenn sich der Seniorpartner sich dem Golf zuwandte. Durch die Angabe der Artznummer wird das nun transparent.

Praxen, die ausgelagerte Untersuchungs- und Behandlungsräumen dürfen dort kein Erstkontakt abrechnen. Beispielsweise müssen Radiologen, bei denen bestimmte Geräte nicht in den Praxisräumen stehen, nun den Patienten erst einmal in die Praxis bitten, um den Konsiliarkomplex abrechnen zu können.

Ob das deutsche Gesundheitswesen damit einen grossen Sprung zu mehr Effizienz gelungen ist, bleibt fraglich. In jedem Fall ein weiterer Bürokratie-Stein, der den Kassenarzt langsam begräbt.
 
[Ambulante Versorgung]
Autor: strappato   2008-03-04   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Rx geht weiter (Update)


Eine weitere Folge von Rx, dem TV-Drama über das Pharmaberaterleben von Camille, Landon, Zach, Rob und Jennifer.

Update:

Das eingebundene Video war Teil 6. Ist jetzt von den Produzenten berichtigt worden.
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Part 1
Part 2
Part 3
Part 4
Part 5
Part 6
 
[Rx]
Autor: strappato   2008-03-04   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Möglicher Abrechnungsbetrug bei Methadonprogramm

Rund 1.000 Ärzte in ganz Deutschland verdächtigt die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) des möglichen Betruges „oder der Schlamperei“ bei der Abrechnung der Heroinsubstitution mit Methadon. Das äusserte die Kasse gegenüber dem Bielefelder "Westfalen-Blatt" vom 1. März. Allerdings beruht die Größenordnung des Verdachtes offenbar auf einer Schätzung. Die Kasse bezieht sich auf Unregelmässigkeiten, die die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Niedersachsen entdeckt habe, meldet das Ärzteblatt.

In einer Pressemitteilung der AOK-Niedersachsen erläutert ein Vorstandsmitglied des IKK-Landesverbandes die Fälle.
Nach einem konkreten Fall im Nordwesten sowie Auffälligkeiten auch in anderen Regionen Niedersachsens haben wir herausgefunden, dass eine Reihe niedergelassener Ärztinnen und Ärzte Rezepte für unerklärlich große Mengen der Ersatzdroge Methadon ausgestellt haben, häufig das Zwei- bis Dreifache der normalen Höchstdosis. Die Patientinnen und Patienten erhielten aber in Wirklichkeit deutlich geringere Tagesdosen. Mit dieser Masche brachten sich die beteiligten Mediziner in den Besitz beträchtlicher Mengen der Substanz, die sie dann, völlig unkontrolliert, an andere Süchtige abgaben, zum Teil sogar gegen Bezahlung und ausserhalb des Methadon-Programms.

 
[Ambulante Versorgung]
Autor: strappato   2008-03-03   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Brachial-Werbung



Ist schon ein Jahr alt: Die Westküstenkliniken Brunsbüttel und Heide versuchen im Stil von schlechten Privatfernsehen-Comedy dem Ärztemangel abzuhelfen. Ob das der richtige Weg ist, junge Ärzte zu werben? In jedem Fall der ethisch falsche. Als Patient würde ich mir meine Gedanken machen.

Presseecho:
Hamburger Abendblatt
Ärzteblatt

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Soll ich das unter "Pharmakugelschreiber" abheften?
 
[Pharmakugelschreiber]
Autor: strappato   2008-03-03   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Politikerträume

Die Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan will Deutschland wieder zur "Apotheke der Welt" machen. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung beklagte sie fehlende übergreifende Kooperationen zwischen Forschungsinstituten, Pharmakonzernen sowie kleinen und mittelständischen Firmen, die gemeinsam Medikamente entwickeln.
SZ: Die Ergebnisse in der Biotechnologie sind aber tatsächlich bescheiden: Von den zukunftsträchtigen gentechnischen Arzneien stammt nur gut eine Handvoll aus Deutschland.

Schavan: Deswegen brauchen wir ja die millionenschweren öffentlichen Investitionen als Mutmacher. Und wir brauchen einen langen Atem. Die Wirkung der Förderungen wird sich nicht in Tagen oder Wochen entwickeln.

Wer den Pharmamarkt kennt, weiss, dass dies illusorisch ist. Aber für ein paar Fördermillionen bestärkt jedes Unternehmen die Politik im Glauben, es wäre was zu reissen.
 
[Politik]
Autor: strappato   2008-03-03   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Industrienahe Psychiater warnen vor Antidepressiva-Verzicht

In der Süddeutschen Zeitung und in der Ärzte Zeitung melden sich nun - wenig überraschend - Professoren zu Wort, die vor eine Überbewertung der jüngst veröffentlichten Antidepressiva-Studie warnen. Die Studie hatte erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) besonders bei leichten und mittelschweren Depressionen geweckt und vor allem in den britischen Medien für Aufsehen gesorgt.

Ebenso wenig überraschend, dass beide Professoren über finanzielle Verbindungen zu den Herstellern von Antidepressiva verfügen, und dass diese in den beiden Artikeln nicht thematisiert werden. Professor Ulrich Hegerl, der in der Süddeutschen Zeitung zu Wort kommt, äußert sich beispielsweise auf Pfizer-finanzierten Veranstaltungen wohlwollend über deren Produkte. Und auch Professor Hans-Jürgen Möller, der in der Ärztezeitung dazu rät, weiterzumachen wie bisher, taucht immer wieder mit verschreibungsfördernden Aussagen über die Produkte der jeweiligen Sponsoren auf pharmafinanzierten Symposien auf. Seien es Antidepressiva oder z.B. auch die umstrittene Diätpille Acomplia®.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-03-03   Link   (5 KommentareIhr Kommentar  



 

Simon Cowell erteilt Pfizer eine Abfuhr

"Der englische Dieter Bohlen", Simon Cowell, der in UK und den USA chronisch bei Talentshows in der Jury sitzt und wie unser Dieter von den Kandidaten gefürchtet wird, sollte Werbegesicht für Viagra® werden.
Last year my agent rang me and said ’You’ve been offered an incredibly big (£1 million) deal. It’s to be the face of Viagra'.

In einem Interview mit der britischen Zeitschrift "Glamour" gab er an, sich schwer beleidigt gefühlt zu haben. Wollte Pfizer die Zielgruppe für die Potenzpille altersmässig nach unten erweitern?
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2008-03-03   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Kostenexplosion im US-Gesundheitswesen

Eine Analyse in der NY Times, in der die Herausforderungen in der Gesundheitspolitik für den nächsten US-Präsidenten (oder die Präsidentin) beschrieben werden.
Public opinion polls show broad support for federal action to cover the uninsured. But Robert D. Reischauer, a health policy expert and president of the Urban Institute, said, “It will be difficult for Senator Clinton and Senator Obama to retain popular support for their plans once the details are specified.”

Danach wird klar, warum die Kandidaten bisher sich um Details drücken.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2008-03-03   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Insel der Anständigen

Österreich hat offiziell bekannt gegeben, dass es keinen Missbrauch im Gesundheitswesen gibt.

Martin Kreutner, Leiter der Antikorruptionsstelle im Bundesministerium für Inneres in Österreich, auf dem Fachkongress "Tatort Gesundheit" in Hamburg.
 
[Oesterreich]
Autor: hockeystick   2008-03-02   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Familiäres Pharmamarketing

Der informierte Beobachter konnte Ende Januar ein glänzendes Beispiel für Pharmamarketing "Made in Austria" erleben. Die Zeitschrift News Leben portraitierte auf einer Doppelseite dem Pharma-Marketing von Pfizer Austria, Robert Rumler. EIN TAG MIT Pharma-Marketing-Profi Dr. Robin Rumler, der für LEBEN vor den Vorhang tritt und Einblicke in Privat- und Berufsleben gewährt.

Auf Seite 80, hinter pdf-DateiThemen wie: Straff & sexy - So werden Hals und Dekolleté zur Augenweide, Wie Sie Ihren Po in Topform bringen. Die besten Übungen der Profis, oder Fettsucht. Macht uns ein Virus dick? Interview mit dem Virus-Entdecker.


Mit im Heft: Ein Special zum Thema Rauchstopp, und natürlich ein gesonderter Artikel über "die neue Raucherpille" Champix® von Pfizer.

Rumler ist auch Präsident des Pharmamarketing Clubs Austria, der alljährlich den Branchenpreis Das goldene Skalpell verleiht. Die beste Anzeige in Publikumsmedien erhält das Blaue Skalpell, das zusammen mit News Leben vergeben wird.

Moderatorin der grossen Werber-Gala war 2007 Regina Preloznik, eine ehemalige "ORF-Frontfrau", die nun Geschäftsführerin einer Agentur ist, die Medientraining und -beratung anbietet. Unter den Kunden, die auf der Internetseite genannt werden, sind viele Pharmaunternehmen und medizinischen Einrichtungen, darunter auch Pfizer. Der aufmerksame Leser von News Leben wird sie kennen, Preloznik kommt in der News Leben Homestory vor - als Gattin des Pfizer-Marketing-Chefs.

Alles schön übersichtlich in unserem Nachbarland.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2008-03-02   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Provinz vs. Spitzenmedizin


Der Nobelpreisträger und ehemalige polnische Präsident Lech Wałęsa hat am Freitag einen Herzschrittmacher und Defibrillator implantiert bekommen. Am Vortag war Wałęsa ein Stent zur Erweiterung seiner verengten Herzkranzgefässe eingesetzt worden.

Bemerkenswert ist, dass die Behandlung im Methodist DeBakey Heart & Vascular Center in Houston stattfindet. Die Klinik liegt auf dem Gelände des Texas Medical Center (Foto oben), der weltweit grössten Dichte an Kliniken und Einrichtungen der Spitzenmedizin. Ich hatte vor ein paar Jahren die Gelegenheit, mir diesen beeindruckenden medizinisch-industriellen Komplex anzusehen.

Dagegen ist der Anspruch des gerade gegründeten Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen, im Ausland auf die Leistungsfähigkeit der deutschen Gesundheitswirtschaft aufmerksam zu machen, bestenfalls provinziell.


Foto: billjacobus1
 
[Gesundheitswirtschaft]
Autor: strappato   2008-03-02   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  



 

Biotech-Unternehmen bloggt

Die Pharmaindustrie bloggt - in den USA. Neuester Zugang in der Blogosphere ist das blog CNTO411 des Biotech-Unternehmens Centocor. Bekanntestes Produkt der Tochterfirma von Johnson & Johnson (J&J) ist der vom Unternehmen entwickelte monokloale Antikörper Infliximab (Remicade®). J&J war letztes Jahr Vorreiter bei den Unternehmensblogs von Pharmakonzernen. Scheinbar wurden die Erwartungen erfüllt, so dass nun die Tochter Centocor versucht durch ein blog die Unternehmenskommunikation zu verbessern.

Blogs und Pharma bleibt ein Drahtseilakt. Sowohl Gesetze zum Patientenschutz als auch Bestimmungen für Publikation aktienkursrelevanter Informationen setzen Grenzen für einen offenen Austausch der Unternehmen. Centocor hat eine klare Comment-Policy:
By submitting comments, you are agreeing to all terms governing this blog, including that you have attained majority of age (18 to 22 years old, depending on which state you live in) and that you have the right to post the submitted content (e.g., the content is not subject to someone else’s copyrights). All comments received will be reviewed in advance and only some will be posted. This blog does not allow anonymous comments so please include a name to be posted along with your comment and an email address when submitting comments. ... If you need to report an adverse event for Centocor products, please call the Centocor Medical Affairs Information Line at (800) 457-6399.

Since this blog is about Centocor, comments that don’t directly relate to the Company or to topics covered on this blog won’t be posted; please stay on topic of the blog entries. We reserve the right to reject comments that contain profanity, are inflammatory, defamatory, slanderous, or are otherwise inappropriate.

We generally won’t post comments about products that are sold by Centocor. A list of the products sold by Centocor is available on the Centocor website. For product-related questions, you may call our Medical Affairs Information Line at (800) 457-6399.

Was da noch an Kommentaren übrig bleibt? One-Way Kommunikation mit fragwürdigen Dokumentarfilmen ist einfacher.
 
[Blogs]
Autor: strappato   2008-03-02   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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