Ausgebankhofert (II) Was wir nach den jüngsten Enthüllungen der Süddeutschen Zeitung bereits befürchten mussten, scheint sich nun zu konkretisieren. Auch Hademar Bankhofers letzte Fernsehsendung "Spektrum Gesundheit" steht im Zusammenhang mit Schleichwerbe- und Korruptionsvorwürfen ganz offenbar vor dem Aus. Wie die BLM [Bayerische Landeszentrale für neue Medien, d. Red.] mitteilt, hat der Medienrat den Antrag auf Fortsetzung der Anbietertätigkeit der C.A.M.P. TV Fernsehgesellschaft mbH, die derzeit 80 Prozent der Sendezeitanteile am Bayern Journal hält, abgelehnt. [...] Zu einer neuen Lösung unter Beteiligung auch der alten Gesellschafter ohne Neuausschreibung konnte sich der Medienrat nicht entschließen. Maßgeblich dafür war, dass der Geschäftsführer der C.A.M.P. TV Fernsehgesellschaft mbH, Herr Ralph Piller, Darlehensverträge zwischen der TV Finanz GmbH und Frau Adelt, der damaligen Lebensgefährtin des ehemaligen Medienratsvorsitzenden Klaus Kopka, unterzeichnet hatte und andererseits ein konkreter Anfangsverdachts für mehrere Verstöße gegen das Verbot der Schleichwerbung. [Medien]
alli® doch keine Wunderpille alli®, das erste nicht rezeptpflichtige Medikament zur Gewichtsreduktion ist seit einigen Wochen auf den Markt und wird vom Hersteller GlaxoSmithKline (GSK) intensiv beworben. Die Claims sind überraschend zurückhaltend. Statt Wunder zu versprechen, wird die Message kommuniziert, dass alli® lediglich als Unterstützung einer Ernährungsumstellung eingesetzt werden solle, und dann helfe, bis zu 50% mehr abzunehmen als mit einer Diät allein. Anders, als vor Monaten noch zu vermuten war und das Medikament ein "Meilenstein im Kampf gegen das Übergewicht" sein sollte. Ganz ohne Strapazierung des Heilmittelwerbegesetzes (HWG) geht es dann doch nicht. Auf der Internetseite werden Erfahrungsberichte präsentiert. Nicht ganz dem HWG entsprechend, das verbietet, "mit der Wiedergabe von Krankengeschichten sowie mit Hinweisen darauf" bzw. "mit Äusserungen Dritter, insbesondere mit Dank-, Anerkennungs- oder Empfehlungsschreiben, oder mit Hinweisen auf solche Äusserungen" zu werben. Selbst Boulevard-Zeitungen mahnen zur Vorsicht. Auch das niedrig dosierte Orlisat sollte nur in Verbindung mit einer kalorien- und fettarmen Kost eingenommen werden und nur von stark Übergewichtigen mit Body-Mass-Index (BMI) über 28“, warnt Prof. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommssion der Deutschen Apotheker, vor Verharmlosung. Diese ist auch angebracht. Wenn der Fettgehalt der Ernährung nicht reduziert wird, kommt es zu ernährungsbedingten Begleiterscheinungen, wie die Internetseite die Nebenwirkungen umschreibt. Die Fachinformationen sind da direkter und nennen ölige Flecken, Flatulenz mit Stuhlabgang, Stuhldrang, fettiger öliger Stuhl, Abgang öligen Sekrets, Fatulenz, weicher Stuhl, Unterbauchschmerzen, Stuhlinkontinenz, Flüssige Stühle, Vermehrter Stuhlgang. In den USA ist dies immer ein Thema für bissige Kommentare, wie die Internetseite yourbuddi.com Ein Tipp, wäre einfach locker bleiben: [Orlistat]
Bayer und Jenapharm suchen den Q-Punkt Bayer startet die Vermarktung einer neuen Verhütungspille, die - so die Pressemitteilung - "den Ansprüchen gerecht wird, die Frauen an moderne Verhütungsmittel stellen". Qlaira - ausgesprochen Klära, soll eine Art Lifestyle-Pille für die junge, moderne, berufstätige Frau werden. Frauen, die gerne in den Biosupermarkt einkaufen gehen und der Naturheilkunde nicht abgeneigt sind, sollen nun mit Präparat, dass das gleiche "natürliche" Östrogen enthält, welches der weibliche Körper produziert, eine Verhütungs-Alternative haben, die ihrem Lebensstil entspricht. Die Auswahl von Kontrazeptiva unter dem Aspekt des Lebensstils, und nicht Verträglichkeit, Nebenwirkungen und Sicherheit, ging in den USA vor einigen Jahren ziemlich schief. Was die Pressemitteilung nicht verrät, da Laienwerbung für rezeptpflichtige Arzneimittel in Deutschland verboten ist: Es gibt natürlich eine Internetseite für die neue Pille - pille-mit-q.de. Da erklärt "Miss Q", eine den Vorabend Soap-Operas á la GZSZ entsprunge junge Frau alles über den "Q-Punkt". In einem Test soll der persönlichen Q-Punkt" gesucht und der "Q-Typ" betimmt werden. Wer sich in einen Newsletter einträgt, kann "tolle Preise" gewinnen. Zur Erinnerung: Das Heilmittelwerbegesetz verbietet Werbung mit Gewinnspielen - aber nur für frei verkäufliche Medikamente. Hier geht es um eine rezeptpflichtige Pille, für die keine Werbung gemacht werden darf. "Pille mit Q" ist eine recht unverhohlene Werbung für das neue Medikament, die sicher in den nächsten Wochen durch Anzeigen, Spots und gekaufte redaktionelle Artikel in Frauenzeitschriften ergänzt wird. Damit überschreiten Bayer und Jenapharm mal wieder (siehe Kommentar) die Grenzen im Marketing für rezeptpflichtige Medikamente. Meist bleibt es bei "Dieseas Awareness Kampagnen", in denen mehr oder weniger neutral über bestimmte Erkrankungen und deren Therapie informiert wird. Dabei kommt natürlich das jeweilige Präparat des Hersteller nie zu kurz, jedoch ohne Produktnennung, wie es hier mit der Betonung des "Q" als Aufhänger der Kampagne gemacht wird. -- Das ist eines der Testergebnisse bei dem "Q-Typ". Moderne Frauen machen häufig einen Spagat zwischen scheinbar unvereinbaren Gegensätzen. Tagsüber sind Durchsetzung im Beruf oder Ehrgeiz in der Ausbildung gefragt, abends geben sie das Superweib auf der Piste oder Zuhause. Sie haben eine perfekt gestylte, gemütliche Wohnung, und sind trotzdem spontan genug für einen aufregenden Wochenendtrip. Sie haben ihren eigenen Kopf, und sind gleichzeitig einfühlsame Gesprächspartnerinnen. ... Wirksame Verhütung, die in Einklang mit dem natürlichen Zyklus der Frau wirkt, sorgt dafür, dass alles im Gleichgewicht bleibt. Na dann ist ja gut. [Klaera]
Bewerbung Pfizer-Whistleblower Peter Rost bewirbt sich in der Pharmaindustrie. Sein Bewerbungsschreiben klingt überaus vielversprechend. Deutschkenntnisse sind vorhanden. [Edit: Das Schreiben ist schon älter und stammt von April 2007, er hat es nur noch einmal online gestellt. Es ist trotzdem schön]. Dear [First Name], [...] Let’s be straight here: I’ve clearly been blacklisted for more than a year after Pfizer fired me for blowing the whistle on illegal marketing, without a single job interview, in spite of the best performance within all of Pfizer. (See attached CV.) But now things are different. It turns out that I was right and Pharmacia was wrong. After all, otherwise Pfizer wouldn’t have paid a $35 million fine. And I thought that since all drug company CEO’s talk about how ethical they are, and how it is always prior management that was guilty of whatever fines they had to pay; perhaps someone in the current management would like to hire me? I mean, that would be like putting the hiring decision where there’s currently just PR-spin. So, I figured, YOUR COMPANY might be jumping for joy to hire me. And you should probably respond ASAP, so you beat the others to the punch. After all, what better PR could you get for your organization than hiring a guy who did everything right and delivered the best financial results? As a PR professional, you probably realize this would dispel the myth that your company is one of the crooks. I guess the only risk is if you don’t hire me, everyone will wonder what you have to hide . . . but let’s face it, as someone working with public relations for your company, you are keenly aware that only 7% of Americans in the 2006 Harris poll think drug companies “are generally honest and trustworthy,” so there is only upside to you responding to this letter. Because, to be very frank, based on that poll your department has completely failed in its mission and here’s your chance to do something about that. [...] I’m looking forward to hearing back from you, very soon. And, please don’t be afraid to forward this e-mail. At a minimum your CEO will be entertained. Regards, Peter Rost Schering-Plough hat als erstes abgesagt. [Pharmaindustrie]
Some taxes can be good for your health Richard F. Daines, Arzt und der Leiter der Gesundheitsbehörde des Bundestaates New York, erklärt einfach und anschaulich, warum Milchtrinken und Steuern auf zuckerhaltige Erfrischungsgetränke die Gesundheit von Kindern fördern würden. Die "Soda-Tax" wird derzeit zur Finanzierung der Gesundheitsreform in den USA diskutiert. [Public Health]
Zecken-Impfkampagne unter der Gürtellinie Das Medienblog blogmedien berichtet, wie Antenne Thüringen und Schlenker PR die Thüringer im Auftrag der Impfstoffhersteller dazu bewegen wollen, sich gegen FSME impfen zu lassen. Die Agentur verspricht auf ihrer eigenen Website: “Durch gezielte Sonderwerbeformen und Below-the-line-Maßnahmen sorgen wir dafür, dass man von Ihnen hört.” Unter der Gürtellinie ist in der Tat die Darstellung im “Online-Ratgeber” von Antenne Thüringen, weil die Nutzer nicht offen über den kommerziellen Hintergrund der “Zeckenmelder”-Aktion informiert werden. Erst nach Anklicken der beiden Links “Zecken.de” und “Zeckeninfo.de” sowie dem Aufruf des jeweiligen Impressums wird deutlich, wer hinter der Aktion steckt: Die Pharmaunternehmen Baxter Deutschland GmbH und Novartis Vaccines and Diagnostics GmbH & Co. KG. Wie’s der Zufall will - beide Unternehmen sind Hersteller des Impfstoffs gegen FSME-Erkrankungen. Die Verantwortlichen bei Antenne Thüringen wären gut beraten, gelegentlich einen Blick ins Telemediengesetz zu werfen. In Paragraph 6 heißt es dort: “Kommerzielle Kommunikationen müssen klar als solche zu erkennen sein. Kurz nach dem Erscheinen des Artikels hat Antenne Thüringen auf seiner Web-Site ein wenig nachgebessert. Schlenker PR ist für solcherart "Sonderwerbeformen" bekannt. Hademar Bankhofers redaktionell erscheinende Auftritte für Klosterfrau-Produkte in Schlenker-PR-Hörfunkbeiträgen (Fall 4 im Video) dürften ihren Teil zu seinem schnellen Rausschmiss beim WDR beigetragen haben. blogmedien ist eine bekannt gute Adresse für die Aufdeckung von Schleichwerbung. Fast ein Jahr vor der "Aufdeckung des Skandals" durch die klassischen Medien berichtete das Blog bereits ausführlich über die Weight-Watchers-Schleichwerbung der ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel. [Pharmamarketing]
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