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![]() Report Mainz deckt auf - ein Jahr zu spät Gestern hat das Magazin "Report Mainz" über gekaufte Radiobeiträge zur Werbung für die Gesundheitsreform berichtet. Als redaktionelle Beiträge getarnt sind von privaten Hörfunksendern vorproduzierte Sendeminuten des Gesundheitsministeriums über die angeblichen Vorzüge der Reform ausgestrahlt worden. Report kritisiert, dass die Bundesregierung im Zusammenhang mit der Kampagne die Öffentlichkeit getäuscht habe. Auf eine Anfrage der Linkspartei, ob für die Kampagne komplett sendefähige Hörfunkberichte erstellt wurden, erklärte die Bundesregierung, dies sei nicht der Fall gewesen. Damit nimmt das ARD-Magazin einen Fall vom August 2007 auf. Damals hatte Report herausgefunden, dass Familienministerin Ursula von der Leyen Steuergelder in die Hand genommen hatte, um Hörfunkbeiträge produzieren zu lassen. Nun das Gesundheitsministerium. Für die Recherche brauchte Report fast ein Jahr. Alexander Svensson hatte in seinem Blog "Wortfeld" schon kurz nach Ausstrahlung der Sendung im August 2007 die vier von ihm gefundenen Clips präsentiert, in denen die Wohltaten der Gesundheitsreform journalistisch verbrämt die Radiohörer begeistern sollten. Nach der gestrigen Report-Sendung hat nun die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen Ermittlungen aufgenommen. Dabei rechnet niemand mit Konsequenzen, da die Radiostationen nur drei Monate lang ihre Sendungen speichern müssen. Die Beweissicherung wäre im August 2007 noch einfacher gewesen, wenn denn Landesmedienanstalt oder Report Mainz recherchiert oder ![]() [Medien]
BAG Selbsthilfe verzichtet auf Teilnahme bei BVMed-Kampagne Die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG Selbsthilfe) hat nun auch gemerkt, dass das ![]() Vor wenigen Wochen wurden nun die Selbsthilfeorganisationen in Deutschland von der Agentur „Werber Shandwick“ angeschrieben, ob sie sich nicht an der Kampagne „Bündnis meine Wahl“ mitwirken möchten. Obgleich auch aus Sicht der BAG SELBSTHILFE großer Bedarf besteht, die Öffentlichkeit auf die anstehenden Veränderungen im Hilfsmittelbereich hinzuweisen, wird sich die BAG SELBSTHILFE als Dachverband nicht an dieser Kampagne beteiligen. Grund hierfür ist der Umstand, dass hinter der Kampagne primär Hilfsmittelhersteller stehen. Spät, aber nicht zu spät, nachdem in der Presse der Referatsleiter Gesundheitspolitik der BAG im Zusammenhang mit der PR-Aktion zitiert worden war. Übrigens sind auf der Internetseite immer nur noch die 26 Unterstützer aufgeführt, die zu Beginn dabei waren. Nicht gerade ein Selbstläufer. [Selbsthilfe]
Nachaufregung über ARD-Schleichwerbung Stefan Niggemeier kommentiert die Reaktion der ARD auf die ![]() ![]() Anstelle von Raff antwortete dem DRPR der MDR-Fernsehdirektor Wolfgang Vietze. Laut epd-Medien vom 21. Juni erklärte er, die schon erfolgte Bearbeitung sei intensiv gewesen: „Das ging von der Retusche bis hin zu Neusynchronisierung — ein arbeitsintensiver, teurer und aufwendiger Vorgang.” Das halte ich an sich schon für einen Skandal: Dass die ARD Rundfunkgebühren dafür ausgibt, in einem „teuren” Verfahren eine Billigserie oberflächlich von den Schleichwerbespuren zu beseitigen, anstatt den Müll einfach wegzuwerfen. Aber die Argumentation ist vor allem entlarvend: Das war teuer, was wir gemacht haben, also muss es auch gut gewesen sein und jetzt gefälligst reichen. [...] Die ARD beharrt auf ihrem Recht, teuer und schlecht überarbeitete, acht Jahre alte Folgen einer Serie auszustrahlen, deren Drehbücher die Pharmaindustrie bezahlt oder geschrieben hat und wundert sich, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland Legitimationsprobleme hat. [ARD-Schleichwerbung]
Statine von der Wiege bis zur Bahre Die American Academy of Pediatrics (AAP) hat neue Leitlinien herausgegeben, in denen der Einsatz von Cholesterinsenkern bei Kindern ab dem Alter von 8 Jahren empfohlen wird. Bei "familiärer Belastung" soll der Cholesterinspiegel bereits ab dem Alter von 2 Jahren kontrolliert werden. Damit verbunden sei die Hoffnung, Herzproblemen im Erwachsenenalter vorzubeugen. Das Ärzteblatt fasst die neuen Kriterien für eine medikamentöse Cholesterinsenkung im Kindesalter zusammen: Diese könne generell erwogen werden bei Cholesterinwerten von 190 mg/dl oder darüber. Dieser Grenzwert sinkt auf 160 mg/dl, wenn die Familienanamnese positiv oder zwei oder mehr Risikofaktoren vorliegen. Bei einem Diabetes sollte der Cholesterinwert bereits ab 130 mg/dl behandelt werden. Im Alter von 13 bis 14 Jahren liegt der durchschnittliche Gesamtcholesterinwert in Deutschland, ähnlich wie in anderen westlichen Ländern, bei rund 185 mg/dl. Bei Vierjährigen liegt der Wert etwas darunter, bei älteren Kindern darüber. Rund die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen kämen bei Anwendung dieser Richtlinien somit als lebenslange Kunden der Hersteller von Cholesterinsenkern in Frage. Selbstverständlich fehlt jegliche Evidenz für den Einsatz von Cholesterinsenkern bei Kindern. Schon im Erwachsenenalter konnte ein geringfügiger lebensverlängernder Nutzen von Cholesterinsenkern bislang nur für die Medikamentenklasse der Statine bei Patienten mit bestehender Vorerkrankung des Herzens gezeigt werden. Vermutlich hat die AAP den Widerstand in der Fachöffentlichkeit gegen diesen neuen lukrativen Vorstoß unterschätzt. Die New York Times zitiert heute einen Mediziner und AAP-Funktionär, der sich für seine Fachorganisation schämt: To be frank, I’m embarrassed for the A.A.P. today. Treatment with medications in the absence of any clear data? I hope they’re ready for the public backlash. In Peter Rosts Blog kommt die Gründerin und Präsidentin der Verbraucherschutzorganisation AHRP, Vera Hassner Sharav, zu dem Thema zu Wort. Sie stellt die finanziellen Verbindungen zwischen der AAP und verschiedenen Pharmakonzernen heraus und verweist auch auf die Interessenkonflikte der beteiligten Funktionäre sowie auf bekannte Nebenwirkungen: Given the potential risks of harm from statins-including cognitive impairment, liver damage, and muscle pain, weakness, rigidity, shouldn't we seek alternative ways to reduce the risk of heart disease? Life-style changes, healthy eating, no smoking, and exercise are PROVEN EFFECTIVE against cardiovascular disease-and they pose NO risk of any sort.
Auch die wichtige Rolle von Cholesterin bei der Entwicklung von Gehirn und Nervensystem scheint den AAP-Funktionären nicht zu denken zu geben.In Deutschland haben ähnliche Bestrebungen der als überaus industriefreundlich bekannten "Lipid-Liga" bislang für wenig Aufsehen gesorgt. Bereits im Jahr 2003 ließ sie sich von der Firma Hexal die Erarbeitung ähnlich gestalteter Kinder-Richtlinen für Cholesterinsenker finanzieren. Hexal brachte noch im gleichen Jahr das erste Simvastatin-Generikum Simvahexal® auf den Markt. -- Pharmamarketing-Blogger John Mack hat auch schon einen Vorschlag für Pfizer parat, wie man Kindern die regelmäßige Einnahme des Statins Lipitor® (in Deutschland Sortis®) schmackhaft machen könnte. [Pharmamarketing]
"Vermeintliche Taten" Im ![]() Das sind vermeintliche Taten, die in der Pharmaindustrie an der Tagesordnung sind. Betrachtet man das Kosten-Nutzen-Verhältnis moderner Krebs-Medikamente wie ![]() Eine ähnliche Linie würde sich auch für die Verteidigung des angeklagten Journalisten anbieten, der am werblichen Erfolg seiner redaktionellen Beiträge über das Medikament finanziell partizipiert haben soll. [Arzneimittel]
Fotoproblem bei Gesundheitskarte ![]() "Wir haben es ja lediglich mit einer abgespeckten Version zu tun, an der nur das Lichtbild des Versicherten neu ist".
So wird Daniel Bahr, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, zur elektronischen Gesundheitskarte (eGK) im Stern zitiert.Mit der Ausgabe der eGK soll Ende des Jahres begonnen werden. Bahr kritisiert, dass die Karte am Anfang keine zusätzlichen Funktionen gegenüber der jetzigen Versichertenkarte haben soll. Doch selbst die Innovation in Form des Fotos des Versicherten auf der Karte ist ungewiss. Nach einem Bericht des Focus haben die Krankenkassen wenig Möglichkeiten, ihre Mitglieder zur Herausgabe eines Fotos zu motivieren, oder dies gar zu erzwingen. Kreative Lösungen wären eine Wahl zur Miss bzw. zum Mister "GKV-Versicherung", bei der man mit seinem Foto teilnimmt. Erster Preis: Eine Behandlung beim Augenarzt ohne Wartezeit. Aber soweit wird es nicht kommen. Bei heise online begleitet Detlef Borchers die eCard seit Jahren journalistisch kritisch-kompetent. Laut seinen Informationen ist angedacht, dass beispielsweise Gutscheine die Bereitschaft zur Lichtbildabgabe fördern sollen, mit denen die Patientengebühr beim Arztbesuch erstattet wird. Aber auch dies halte ich rechtlich für schwierig. -- Update: Erste Kassen bitten um Fotos für E-Card [eGK]
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